Heide
I. Hēīde, f.; –n; -:
1) eine weithin sich flach dehnende, trockne, unangebaute Gegend, meist mit sandigem Boden, worauf namentl. Heidekraut und Ginster wuchern, mit magrer Weide, aber auch mit einzelnen Bäumen, Gesträuch und Gestrüpp, oder (namentl. in Nord-Deutschland) mit Nadelholz bewachsen (s. Heidenreiter), vgl.: In der That gehört das Laub, gehören die Blätter zum Walde . . . So kommt es denn wohl, daß man dem Nadelholze den Namen Wald nicht zuzugestehn pflegt, wie denn derselbe in den Heidegegenden des nördlichen, besonders des nordöstlichen Deutschlands halb und halb als ein Fremdwort anzusehen ist. Die dort heimischen Kiefern bilden keinen Wald, sondern sie sind eben die H., ein Ausdruck, der auch auf die Birke übertragen ist, denn auch Birk-H–n giebt es da genug und es ist allerdings eine alte im Forstwesen an- erkannte Erfahrung, daß die Birke allein keinen Wald macht, sie bleibt eben vereinzelt auf der H. stehen. 19, 302 etc.; 4, 19a; Im Wald und auf der H., | da such’ ich meine Freude, | ich bin ein Jägersmann. 379; Durch der Wälder Dickicht, | über Berg und über H. streifend. 4, 280 etc. — Doch namentl. bei auch öfter geradezu für Wald: Der Eichbaum von des Berges H. 43b; 32a; 449a; Wenn der Pflüger Schar| auf hoher Berges-H. | der Äxte mörderische Schneide l auf den bejahrten Stamm der wilden Esche zückt. 35b etc. — Oft wird die dürre, öde, wüste, unfruchtbare H. der frischen grünen Weide, der fruchtbaren Gegend entgegengesetzt (eigentl. und übertr.), so auch in der Reimverbindung: H. und Weide (niederd. auch übertr., s. und z. B.: „Ich fürchte, Madame“ — — Daß sie einander in dem Garten wieder H. und Weide aufsagen werden. Th. 8, 24 = sich feindselig behandeln, Allerlei vorrücken). — Andrerseits heißt es auch oft mit Bezug auf die Decke von Heidekraut, Ginster und vielen blühenden Pflanzen: Die blühende, die grüne H. etc.; übertr. bei den Handwerkern: Ein Gesell, „der auf grüner H. geht“, der noch nicht drei Jahre gewandert hat. 11, 2 etc. — z. B.: Die Lüneburger H.; Die H. in der Wüsten. 17, 6; Auf einer wüsten, verbrannten H. H. 1, 1, 142; [Das Schloß] thront auf einer schönen H. D. 101; Durch Korn und Dorn, durch Heid’ und Stoppel. 69b; Daß er uns nicht in Einem fort über dürre H–n, sondern durch blühende und fruchtbare Gegenden führe. 4, 163; Auf der H. breit, | im blutgefärbten Ginster. Jun. 340; Wie ein Thier auf dürrer H. | .. rings umher liegt schöne grüne Weide. 11, 74; In dieser Wüste von H. und Felsen stellt unser Besitzthum eine grüne Oase vor. 33, 175; Wie er, wo dürre H. war, | nun Freudenquell genießet. 2, 179; Röslein auf der H–n. 1, 12; Das machte meine Seele mir zur H., | zur Schmerzens- H., drin ein Tiger haust. Pet. 153; Urbarmachungskosten einer wilden Torf-H. Nachgel. 118; Zerstreuet euch ihr Lämmer auf der H–n. 452a; Deren Tritten Winter-H–n blühen. A. 8, 64). —
2) Name mehrerer auf der H. (1) wuchernder Pflanzen, Heidekraut, besonders Erica, z. B.; Die H., die bei uns zu Land | allwärts ihr Grün vergeudet, | die Berg und Schlucht und Felsenwand | mit starren Büscheln kleidet .. Durch ihr rothes Blüthenmeer. Pol. 1, 5 ff.; Heid’ und Ginster | wuchern um die Dünen her. Gd. 1, 21; A. 2, 246; Vrst. 1, 152; Ländl. 1, 181 etc. — Viele Arten, z. B. Beer-H., Empetrum; Besen- H., Erica scoparia; Hart-H., Ledum palustre; Hasen- H., Spartium scoparium; auch Briza media; Kelch-H., Erica calycina; Moor-H., Erica tetralix; Sand-H., E. vulgaris; Stein-H, Empetrum nigrum; Sumpf-, Dorf-, Winter-H., Moor-H.; Zeit-H., Hart-H. etc.; Ein lüneburgisches Bauernhaus | ist stets mit einem Strohdache versehen, dessen höchster Stand mit einer fußhohen Schicht H., der sog. Dach-H. bedeckt ist. Geogr. 3, 64 etc. —
3) nach der Ahnlichkeit mit 2, Art Hornkoralle; See-H., Gorgonia placomus.
Anm. Goth. haithi, ahd. heidi, Feld; mhd. heide, in Bed. 1 u. 2; ahd. für 2 heida, oft zum Unterschied von II. Haide. — Zu der Bed. Feld gehört II. (ahd. heidan, mhd. heiden), dem lat. paganus entsprechend, das eigentl. die Landbewohner, dann die von Konstantin d. Gr. aus den Städten verjagten Nichtchristen bez. — Mundartl. H. = Hede (s. d.), ferner plattd.: etwas Zusammengespartes u. heimlich Verwahrtes, vgl. Hegen.
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