Faksimile 0726 | Seite 718
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Heber
Hêber, m., –s; uv.: 1) hebende Perſon (fem.:
H–in): So bin auch ich damals getragen worden, ohne daß
ich mir das Verdienſt anſprechen könnte, ſo reiner H. und
Schweber, als mich trugen, würdig geweſen zu ſein. Arndt E.
185; Der Steuer-H. [Einnehmer]. vHorn Schmj. 37;
Schatz-H. ꝛc. 2) ein Werkzeug, das Etwas hebt (vgl.
Hebel), namentl. a) Anat.: Hebemuskeln, Eleva-
tores, z. B.: H. der Lippen, der Augenlieder, des Schulter-
blatts ꝛc. So: Arm-H., Gaum-H. ꝛc. b) Wund-
arzn.: das Hebeiſen, die Stücke einer zerbrochnen
Hirnſchale wieder in die gehörige Lage zu heben.
c) Gärtn.: ein Werkzeug Pflanzen auszuſtechen und
aus der Erde herauszuheben; meiſt Melonen-H., z. B.
IP. 9, 24. d) Weber.: die das Aufziehn der Litzen
bewirkenden an deren obern Enden angebundnen durch
das Harniſchbrett hindurchgehenden und da an die Kor-
den befeſtigten Bindfäden, auch Harniſch-H. e)
Baum- oder Holz-H., ſ. Baumhebe. f) im Pochwerke
die Hebarme oder Daumen an der Welle, auch ,,Heb-
ling“. So Vier-H. die vier über’s Kreuz ſtehnden
Zapfen an der Welle ꝛc. Ein ſolcbes Pochwerk heißt
ein „vierhebiges“ ꝛc. g) am häufigſten, ein Werkzeug,
eine Flüſſigkeit aus einem Gefäß zu heben: Der einfache
H., eine Röhre mit zwei ungleichen Schenkeln, deren
kürzrer in die Flüſſigkeit taucht und an deſſen längern
man ſaugt, worauf die Flüſſigkeit ausſtrömt, der Zieh-
H.; Der würtembergſche H., mit zwei gleichlangen Schen-
keln; Der Stech- oder Stich-H., eine hohle Röhre, deren
obre Offnung durch einen Finger zu verſchließen iſt, ſo
daß man mittels des ins Faß geſteckten Hebers von
der Flüſſigkeit, nam. Wein, Etwas herausheben und in
ein Glas ꝛc. übertragen kann (übertr. Muſäus Ph. 3,
104). Nach der Flüſſigkeit, wofür der Heber dient,
hat man: Bier-, Wein-H. ꝛc., nach dem Stoff, woraus
er gefertigt iſt: Glas-, Blech-, Platina-H. ꝛc.
Zſſtzg. ſ. o., und zu 1 die Zſſtzg. von Heben, fer-
ner: An- [1]: (veralt.) Ur-H.: Wilhelm Tell .., erſter
A. eidgenöſſiſcher Freiheit. Zwingli 2, 1. Āūf- [1]:
Einem A. eines alten Bundes und einem Abſchließer eines
neuen. Fichte 4, ... Bewínd-: ſ. Bewind-Haber.
Āūs-: ſ. Ausheben 2b. Ür- [1]: Der, der
Etwas bewirkt, ins Daſein gerufen hat, vgl. urhab-
lich: Nicht der bloße Überſetzer, ſondern der U. [Verfaſſer]
ſelbſt. Fichte 8, 42; Charlotte, die U–in dieſer Veränderung.
G. 15, 153; Als U. des großen Brandes. JvMüller 1, 463
ꝛc.; In der tranſcendentalen Theologie ſtellen wir uns Gott
vor als Welturſache, in der Naturtheologie als Welt-U., d. i.
als einen lebendigen Gott, als ein freies Weſen, das aus eige-
ner freier Willkür ohne irgend einen Zwang der Welt ihr Da-
ſein gegeben hat. Kant phil. Rel. 13 ꝛc.