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heben Über-Heben
Hêben, hob (hub), höbe (hübe); gehoben; Hebe-, tr.:
Etwas in die Höhe bringend fortbewegen, wobei bald derBegriffdes Empor-, bald der des Fortschaffens der hervortretende ist, u. demgemäß refl.: empor-, in die Höhe steigen, oder: aufhören dazusein, verschwinden: 1) emporbewegen: Den Stuhl mit steifem Arm in die Höhe h.; Den Anker h. [lichten]; Das Kind auf den Tisch, aufs Pferd h.; Einen aufs Schild (s. d.) h.; Einen in den Himmel (s. d.) h., auch übertr., wie vergöttern; Der Fürst hebt den Günstling zu den höchsten Ehrenstellen; Die Hand zum Schwur, die Augen, den Blick gen Himmel h.; Der Wind hebt den Staub, die Luft den Ballon; Der Ballon hebt sich in die Luft; Seufzer h. die schwellende Brust; Der Busen hebt sich und senkt sich; Er fasset diesen Stumpf, den jetz’ger Menschen sieben | durch starker Hebel Kraft kaum von der Erde hüben. Alxinger D. 65; Er hub die Hand bedrohlich fast. Chamisso 3, 236; Mich höb’ er schon, mich trüg’ er schon. Freiligrath 2, 137; Hebt er sich aufwärts | und berührt | mit dem Scheitel die Stirn. G. 2, 66; Uns hebt die Welle. ebd.; Das Leichte hebt er [der Teppich] leicht und mit Grazie. 6, 336; Seine Reiter huben ihn aufs Pferd. 9, 77; Den, der falschen Werth zu eitel hebt [ihm zu hohen Werth beilegt]. 13, 8; Das Gefühl, Etwas für den Freund gethan zu haben, hatte ihr ganzes Wesen über sich selbst gehoben. 15, 103; In Betreff des H–s und Drängens. 40, 299; Wenn die Welle sich mehr hübe. H. 4, 127; Da hob der Engel seine rechte Hand zum Himmel und schwur. R. 7, 272; Der Sonne entgegen, die nach dem Mittag hin ihren Lauf hub. Kinkel E. 13; Mit seufzer- gehobner Brust. Kosegarten Po. 1, 20; Da hob sich hoch des Kleides Saum. Rückert Morg. 1, 49; Eine Keule schwer; kein Andrer höbe sie. Rost. 77b; Noch mit Liedern ihren Busen | hoben [,,huben“ 1, 40] nicht die weichen Musen. Sch. 10a; Von ihrem Gott ergriffen, | hob [„hub“ 1, 232] sich jetzt die Seherin. 54a; Hub ich ihn gen Himmel. 104b [2, 16]; Es hob von schnellern Herzensschlägen | mancher Busen sich. Schlegel Gd. 1. 30; Von der Quelle gefrischt, hob sich der bläuliche Kranz. V. 3, 39; Ob auch der Geist sich endlos hübe. 214; Eos, im Safrangewand Okeanos’ Fluthen entsteigend, | hub sich. Il. 19, 1; 249; Gleich hob sich jeder Fuß zum Tanz. W. 12, 71 etc. Zuw. auch: Er hebt 2 Centner = er kann sie h.; Die Wage hebt 1000 Pfd., sie lassen sich drauf wiegen etc. Zu beachten ist hierbei:
a) der Fortfall des „sich“ beim substant. Infin. und zuw. im Partic.: Das H. des Busens; Die lieblichen Augen, den h–den Busen. Tieck 16, 293 etc.
b) das Part. Gehoben zuw. als Ew.: über dem Gewöhnlichen seiend, z. B.: In der gehobenen Sprache des Redners und Dichters, im Ggstz. zur Sprache des gewöhnlichen Lebens; Wie ich auf einmal so leicht, so gehoben mich fühle! Sch. 205a etc. Dazu: Von jener momentanen feierlichen Gehobenheit. Auerbach Tag. 165; Die Beiden fühlten, daß die Gehobenheit in den Himmel nun wohl zu Ende sei. Barf. 132 etc., und ähnlich von den Zsstzg. von h.
c) Ein Kind aus der Taufe h., als Pathe oder Gevatter, wie denn dabei ursprüngl. die Kinder ins Wasser getaucht und dann herausgehoben wurden, z. B. Hebel 3, 129; dann so auch ohne Zusatz: Ein Kind h. Sch. G. 2, 142; Wagner Kind. 20; Weidner 35 etc., versch.: das Kind durch der Gebärerin geleisteten Beistand zur Welt fördern, s. Hebamme.
d) Ein Haus h., richten (s. d.).
e) Einen Schatz h., ihn aus der Tiefe emporfördern, so daß man in dessen Besitz gelangt, vgl.: Nun du deinen Mann in dem Hamen hast, musst du’s auch fein schlau angreifen, daß du ihn hebst. Sch. 118b.
f) bibl.: Ein Opfer h., es als Hebe (s. d. I.
1) darbringen; Die Webebrust und die Hebeschulter, die gewebet und gehebet sind. 2. Mos. 29, 27; Alles Goldes Hebe, das sie dem Herrn huben. 4, 31, 52 etc. g) (s. e und f): Gelder, Zinsen, Abgaben h., gewöhnl. er-h., die „aufgebrachten“ Summen in Empfang nehmen: Daß das Geld, was sie höben, bloß zur Unterhaltung der Wege angewandt würde. Möser Ph. 2, 289; Weil nie mehr als der Bedarf gehoben wurde. JvMüller 24, 383; Von wem ich diesen neuen Zoll, | von welchen Waaren ich ihn h. | .. soll. Nicolai 1, 57; Doch an Mannen noch an Weiben | hebt er weder Zins noch Zoll. Rückert Morg. 1, 72 etc. S. Hebung, Hebestelle etc. Daher (veralt.): Mit Einem h. und legen, das einzulegende wie das zu erhebende Geld, allgm.: Vortheile und Lasten mit ihm theilen, s. Schm. und Adelung. h) etwas Vorhandnes mehr, schärfer hervortreten lassen: Der dunkle Hintergrund hebt die Farben, und refl.: Durch den dunkeln Hintergrund h. sich die Farben; Wie vom bunten Gestein schimmernd das Estrich sich hebt [sich davon absondernd]. Sch. 83a, s. Ab-, Er- (4), Heraus-, Hervor-h. i) (vgl. h) etwas noch nicht Vorhandnes hervor-, ins Dasein treten lassen, beginnen: Und die Zofen und Eunuchen | hoben wieder ihre Lache. Heine Rom. 4, meist an-, er-h.; öfter refl. (gewöhnl.: sich er-h.): Hes. 23, 42; Jon. 1, 4; Weil sich hie der Zank hub. Luther 8, 3a; So huben sich in ihrer Beider Herzen | die süßen Freuden und die süßen Schmerzen. Schlegel Gd. 1, 106; Da hub sich von den Leuten ein gewalt’ger Drang. Simrock N. 34; Da hob sich große Freude über Gunthers ganzes Land. 274; Zu Speier im Saale da hebt sich ein Klingen. Uhland 377; Es hub sich | nie ein anderer Wind. V. Od. 12, 325 etc. k) weidm.: Junge Fasanen h., wenn sie Weizen- und andre Körner fressen. Laube Brev. 260.
2) hebend (s. 1) fortbewegen u. mit mehr oder minder zurücktretendem Begriff der Bewegung nach oben fortschaffen (allgem.), beseitigen:
a) Ein Kind vom Stuhl h.; Eine Dame aus dem Wagen h.; Einen beim Turnier aus dem Sattel h. W. 11, 117 u. o., ihn mit der Lanze vom Pferde stoßen, zu Fall bringen, und so übertr.: Er saß in schönen Umständen .., aber die verdammte Redensart hob ihn glatt aus dem Sattel. Engel 1, 95; Stilling zu stürzen, aus dem Sattel zu h. etc. Stilling 4, 167, s. Ausstechen; weidm.: Der Fuchs, Wolf etc. hebt die Lockspeise, nimmt, frisst sie; Den Schlamm aus einem Graben, und metonym.: Den Graben h., ihn ausschlämmen; bergm.: Einen Stollen h., auf-h., den verschütteten aufräumen etc.; Einen Einwurf, Irrthum, eine Krankheit, Schwierigkeit, einen Streit, Zweifel h.; Hebet euch [weicht] aus dieser Gemeinde! 4. Mos. 16, 45; Hebe dich an deinen Ort. 24, 11; Wer ohne deinen Zauber hübe | die ewig feste Höllenthür? Arndt 87; Hub ruhig weiter Fuß und Stab. B. 32a; Da sich die Nacht von Berg und Thälern hebt. G. 8, 74; Die Freude, | dich hier zu finden, hat mir das Gefühl | von Schmerz und Tod aus meiner Brust gehoben. 109; Und hübe deine Rede jeden Zweifel. 13, 86; Wenn nicht . . auf immer dieser Zwist gehoben wäre. 119; Dann soll .. | in einem Augenblick gehoben sein, | was Mühe kaum in Jahren lösen könnte. 176; „Die höchste Noth.“ | Jst sie zu h. möglich, sei mir’s Pflicht. 332; Kein Sterblicher .. | rückt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe. Sch. 71a; Das Band der Länder ist gehoben. 101b; Manches Böse gehoben, vermindert oder verhütet. W. 18, 178 etc., vgl. Auf-, Fort-, Weg-h.
b) (s. a) Rechenk.: Eine unbekannte Größe aus einer Gleichung h., fortschaffen, eliminieren; Den gemeinsamen Faktor im Zähler und Nenner eines Bruchs h., fortschaffen, und meton.: Einen Bruch h., auf-h., ihn durch Division des Zählers und des Nenners mit einer Zahl in kleinern Zahlen darstellen, ihn kleinern, kürzen: ¹⁴, lässt sich mit 7 h. = ² etc., und refl.: Die gleichen Faktoren im Zähler und Nenner, gleiche Größen mit demselben Vorzeichen auf beiden Seiten der Gleichung h. sich gegen einander, fallen fort, verschwinden, und so allgemein: Du hast einen Thaler für mich ausgelegt und ich einen für dich, Das hebt sich, gleicht sich aus etc.
3) meist mundartl. h. = haben: Die Mutter wollte den Draguner gehebt haben. Gotthelf G. 173; Den besten reisigen Zeug zu Hilf gehebt. Stumpf 144b; 313b; Wir haben zween große Karolos gehebt. Zwingli 2, 26; 5; 25 etc. Ferner: haften: Bis ihm kein Hemde mehr am Leibe hebt [bleibt]. Sch. 118b etc. Ferner: halten: Gut, daß der Hausfreund bei mir ist, daß ich mich an ihm h. kann. Hebel 3, 220; Der mir immer noch ein wenig den Kopf gehebt [mich unterstützt] hat. Kurz Sonn. 218; Hast du das Glück in der Faust, so hebe sie fest zu. Zinkgräf 1, 299 etc. S. Gehäbe etc.
Anm. Goth. hafjan, ahd. hefjan, mhd. heven, he– ben, mit schwacher neben der starken Konjug., wie noch mundartl., veralt. im Nhd., s. nam. 3 (wie schon mhd. heben mit haben verwechselt wird) und 1g, ferner z. B.: Als er .. einen Sohn aus der Tauf hebte. Zinkgräf 1, 120 etc. Das Impf. hub etc. (veralt. auch Impf. von hauen s. d. —) ist, wie die Belege zeigen, bei guten Schriftstellern noch ebenso häufig wie „hob“ etc., welche letztre Form z. B. bei Sch. meist auf Rechnung eines „verbessernden“ (?) Korrektors zu setzen ist, vgl. Herrig 24, 209. Oft beide Formen ziemlich nahe bei einander: Er hub den Schleier auf. G. 17, 362; Hoben den.. Deckel auf den Sarg. 364; Erhuben. 369; Die kleinen Knochen hub sie auf. 378; Sie hob das Tuch auf. 380 etc. Dagegen ist das Partic.: Gehaben veralt., obgleich es sich z. B. von Auf-h. (s. d.) noch lange erhalten hat und in Erhaben (s. d.) zum selbständigen Ew., versch. von Erhoben, geworden ist. Das „e“ im Bestimmungsw. Hebebleibt vor Vokalen fort, s. Heb-Amme, Heb(e)-Opfer. Von der Wurzel ha s. Hoch u. vgl. Hub, Huf, Hüfte etc., ferner Hebel, Heber, Hebung.
Zsstzg. z. B.: Ab-:
1) tr. [2], hebend ab-, weg-, herunternehmen: Karten a.; Wie ich den Rahmen abgehoben habe, finde ich die Schlippermilch. G. 10, 137; Als sie die Bütte abhob [vom Kopf]. Kinkel E. 392; Die erste Tracht Speisen ward abgehoben. Thümmel 1, 9 etc.; Den Deckel losgemacht und abgehebt. Keller gH. 1, 169 etc. 2)refl. [1h], Mal. etc.: kontrastierend, abstehend hervortreten: Einem Hintergrund .., aus welchem diese Rosse .. sich mit der lebendigsten Wirkung abhoben. Gutzkow R. 5, 371; Humboldt K. 1, 111; Die Tochter, die sich so blühend wie in dem Meisterwerk eines großen Malers von dem alten klugen und edlen Gesicht des Staatsmannes abhob. Tieck A. 1, 216 etc. und so tr.: Wenn ich das weiße sonnige Marmorgebälk eines dorischen Tempels vom blauen Himmel a. mußte. Keller gH. 3, 34. An- [1i]: anfangen (s. d.), beginnen (s. d.): 1) tr.: Da hub er an seinen Spruch. 4. Mos. 23, 7; Er hub seine Erzählung nicht wieder an. Chamisso 4, 311; Scheint er dir nicht sein kurzes Leben | so recht von hinten anzuheben? Pfeffel Po. 3, 1; Als hold ihr Geseufz anhob die Turtel. Rückert Mak.; Dieser rauscht in die Saiten und hub den schönen Gesang an. V. Od. 1, 156 etc.
2) mit Infin. und ,,zu“: vgl.: Ein Lied a.; Er hebt an, zu singen, zu tanzen, zu schrein etc.; Dieser Mensch hub an zu bauen und kann es nicht hinausführen. Luk. 14, 30; Die Vögel zogen heim, der Quell hob [,,hub“ Ramler L. 32] an zu stocken. Lichtwer 49 u. 0. Veralt. mit Infin. ohne „zu“ Zwingli 2, 25. Nicht selten folgt auch namentl. in der Volkssprache ein Satz mit „und“ (s. 3), wobei das A. pleonastisch steht, doch lebendig den Fortgang des Thuns etc. zeigt: So heb nun an und segene. 2. Sam. 7, 29; Mark. 1, 45; Matth. 26, 22; Grimm M. 146 etc. Namentl. oft steht a. = a. zu sprechen (vgl. anfangen, beginnen und 3): Still war’s und jedes Ohr hing an Äneens Munde, | der also anhob [,anhub“ 1, 129]. Sch. 28b; So will ich für Hektor zeugen, | hob [„,hub“ 1, 231] der Sohn des Tydeus an. 53b; „Da wir unter einander so glücklich sind,“ hub endlich der Greis an etc. 729b etc.
3) intr.: Er hub am [beim, vom] Größesten an. 1. Mos. 44, 12; Wo hub die Stänkerei an? Alexis H. 2, 3, 2; Der Landwind hebet schon an. Chamisso 3, 272; Nie hebt die Tafel an. Gellert 2, 5; Hier fließet der Main und allmählich hebet [steigt] der Berg an. G. 9, 38; Wo meine Schwermuth anhub. Hölderlin H. 2, 111; Hub er an von ihrem Staat [zu sprechen]. W. 11, 134 etc. 5) refl.: Da wird sich allerst die Noth a. Matth. 24, 8; Drauf hebt sich ein Gespräch .. an. Hagedorn 2, 21; Es sei ein Märchen von acht Tagen, | am neunten hebt gewiß sich schon ein neues an. 253 etc. Veralt.: Sich auf ein G a. Logau 4247, mit diesem Buchstaben anfangen.
Anm. Veralt. Partic.: Angehaben. Hiob 6, 28; Zinkgräf 1, 48 etc. Āūf-:
1) Etwas von der Stelle, wo es sich befindet, wo es liegt etc., weg und in die Höhe heben, vgl. Empor- und Er-h.: Etwas vom Boden, eine auf der Erde liegende Sache oder Person, den Fehdehandschuh (s. d.), einen Gefallnen, einen Knienden a.; Eine Last a.; Den Anker a., lichten; Ein über Etwas gedecktes Tuch, einen Etwas verhüllenden Teppich, einen Schleier a. etc.; Die Augen, die Blicke, das Antlitz, das Haupt a. [emporrichten]; übertr.: Den Kopf a. [ihn hoch tragen, stolz sein]. G. 29, 220; Den Finger a., drohend; Die Hand a., zum Schwur, zum Schlag; Die Hand, den Stab a. und schlagen; Die Füße a. und gehn; Das Schwert, den Spieß gegen Einen a. etc.; Sie hub die grünseidene Decke auf, die den Leichnam verbarg. G. 15, 275; Das Kind lag .. zerschmettert. Man hob es auf. 307; Daß er die Blätterschirme wechselsweise niedersenkte und aufhübe. 22, 278; So höbe ich ihn [den Schuh] auf. Rückert Mak. 1, 80; Wenn doch empor mich raffend, ein Sturmwind | fern hinweg mich entführt’ .., | so wie Pandareos’ Töchter vordem aufhuben die Stürme. V. Od. 20, 66 etc. Minder gewöhnl. statt Er-h. (s. d.): Etwas erst ins Dasein, hervortreten lassen: Die Stimme a. und weinen, reden (bibl.), ferner (veralt.): Geld, Zinsen, Gefälle (Zinkgräf 1, 121) a., s. Grimm; ferner wo nicht sowohl die Ortsverändrung als das Höherwerden überhaupt bezeichnet werden soll: Hoch, zu Bergen aufgehoben, | schwillt das Meer. Sch. 60b; Der Fall seines Nachbars war seiner Hoheit Schemel, Thränen der Waisen hoben [„,huben“ 2, 86] ihn auf. 122b etc., und so refl., z. B. eigentl.: Die Fledermäuse können sich nur mit Mühe vom Boden a.; Nachdem sich die Wolke aufhub von der Hütten. 4. Mos. 9, 17 etc., ferner uneigentl., indem es sich nicht von einem gänzlichen Verlassen des Orts auch mit dem untern Theil handelt: Wurde sich das Meer dermaßen a. und geschwollen. Frank Weltb. 218b; Jetzo hoben sich alle vereinzelten Gruppen auf [standen auf]. Steffens Malk. 2, 284 etc.
2) (s. 1) zuw. mit fortgelaßnem Obj., z. B. (veralt.): Heb darfür auf [den Becher], trink dir genug. Schaidenreißer 59b; Nhland V. 336; 578 etc., nam. aber (Landwirthsch.) = das gedroschne Getreide von der Tenne heben, messen und auf den Boden bringen, „aufmessen“. Auch im substant. Infin.: Viel oder ein Aufheben(s) von (zuw.: aus. Immermann M. 2, 255; mit. Keller gH. 1, 73) Etwas machen, zunächst vom A. der Waffen (vgl. Aufgehebe), dann = mit Etwas prahlen, großthun: Man trägt ihnen zwei Fechtschwerter entgegen, Bechting nimmt eins, macht ein Aufhebens. Ayrer 201d; Dieser grober Bockskopf giebt für, mit dem Schwert zu fechten und, da er’s nur genennet hat, spricht er: Nu wollen wir das Schwert niederlegen und den Spieß a. Luther 1, 372b; Nach so langem ärgerlichen A., welches nur bei der schlechtesten Art von Klopffechtern im Gebrauch ist, zur Klinge kommen. L. 10, 239; Von den Stanzen des Ariost ein außer- ordentliches A. machen. 6, 494; 8, 87; 11, 33; Davon machen die Leute so ein A–s. Rabener 3, 41; So viel A–s und Prahlens davon machen. W. 9, 65; Daß ein so gebildetes Volk .. ein so großes A. von Geschicklichkeiten macht, die verhältnismäßig von sehr geringem Nutzen sind. 22, 16; Das große A., das die Neuern von ihm als den größten aller Musageten machen. HB. 1, 4 etc., auch: Mit Aufhebens [mit übertriebnem Ausdruck]. Benedir 12, 108 etc.
3) (s. 1) Etwas a., in bestimmter Absicht, die meist aus dem Zusammenhang erhellt, z. B.: Ihr warft die, Armbrust dem Feind an (den) Kopf und einer der Fußknechte hob [„hub“ 35, 11] sie auf. G. 9, 10, nahm sie Euch weg für sich etc. So veralt.: Spott, Dank a., ernten (s. Er-h. 3). So nam. Etwas zur Aufbewahrung fortschaffen, in Sicherheit bringen etc., wobei der Begriff des Hebens oft ganz zurücktritt, = aufbewahren: Die Brocken, die Brosamen vom Tisch a. für sich, für einen Andern, damit der Vorrath da seietc.; Einem, für Einen Etwas a., damit er es bekomme; Etwas vor Einem a., damit es vor ihm geschützt sei, er es nicht bekomme; Es sind eher Bücher, die ich nicht wegwerfe als die ich aufhebe. G. 17, 29 etc.; Etwas, Jemand ist wo gut aufgehoben; Sie könnte im Schoß der Seligkeit nicht aufgehobner sein. L. 2, 56 etc.; Was für entsetzlicher Pein bin ich aufgehoben! EvKleist 2, 112; Die Vermählung bleibt gelegneren Tagen aufgehoben. Sch. 215b; Ein Abenteuer .., welches zu bestehen mir aufgehoben ward. W. 12, 188 etc. Zuw. refl.: Stein, | drin er sich aufgehoben | als hundertjährigen Wein. Schwab 296.
4) (s. 3) Jemand, die Verschworenen, die Verschwörung, eine Bande, ein Nest a., überrumpelnd gefangen nehmen und in Verwahrsam bringen. Chamisso 3, 107; Klinger F. 186; 333; Sch. 108a; Zinkgräf 1, 111 etc., s. Aus-h. 1.
5) Truppen a. (gewöhnl. aus-h., s. d.). Tieck Cymb. 3, 7.
6) (veralt.) Einem Etwas a., oder ver-h., es ihm auf- oder vorrücken (s. d.). Luther 1, 389b; Zinkgräf 2, 71 etc.
7) [2]Et- was in seinem Fortgang aufhören machen, es nicht weiter fortbestehn lassen: Die Tafel, Mahlzeit, Sitzung, Versammlung, Belagerung, ein Gesetz, Testament, Bündnis, einen Vertrag, Kontrakt, eine Einrichtung, Maßregel, Verhaftung, eine Universität, ein Verhältnis a.; Eins hebt das Andre, Etwas hebt sich gegen (unter) einander, hebt sich ein- ander auf; Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Sprchw.; So wird das Wunderbare nicht aufgehoben, sondern nur insoweit gemildert. Bodmer Lessing. Fabeln (1767) 260; Körperliche Gebrechen durch geistige . . Mittel a., lindern. G. 18, 195; Ein fortdauerndes Setzen und A. .., so daß zugleich Alles und Nichts wahr ist. 39, 246 etc. Vgl.: Da ich die Welt und mich in Gott weiß aufgehoben, | nicht aufgehoben, wie sich Ja und Nein aufhebt, | emporgehoben, wie zur Sonn’ ein Adler schwebt. Rückert W. 3, 119, und nam. Hegel Log. 1, 95 ff. Zuw. auch: Sich a., wirklich refl. (nicht = einander a.): Hebt es [das Gleichgewicht] sich auf, so siehst du sie bald im schrecklichen Kampfe. Knebel 1, 26; Alle Strafe hebet sich auf [ist aufgehoben, fällt weg]. G. 5, 294 etc. Auch intr., mit fortgelaßnem Obj.: Mit Einem a. [das Verhältnis, den Verkehr]: Diese Sache .. abzuthun und dann sogleich mit dem Wuchrer aufzuheben. Sch. 744a; Als ich auf immer | mit der Krone aufgehoben. 277a etc.; ferner: Sie haben auf meine Unkosten gelacht, ich lache jetzt auf die Ihrigen und so heben wir gegen einander auf [die Rechnung, sind quitt]. 654b etc. Hierzu auch: Rechenk.: Einen Bruch a. oder heben (s. d. 2b); bergm.: Einem den Lohn a., wegen eines Vergehns verkürzen; Einen Stollen a., s. Heben 2b.
Anm. Das alte Partic. Aufgeh aben noch z. B.: Mit aufgehabnem Arm etc. Göckingk 1, 221; Heinse A. 2, 208 etc.; Unter dem aufgehabenen Vorderfuße. L. 8, 236; Mit aufgehabenen Händen etc. Moritz R. 1, 122; Musäus 2, 35; Nicolai 1, 93; 2, 59; Ramler 285; Stolberg Jl. 18, 74; 19, 254 etc.; Den aufgehabnen Geist stützt ein gesetzter Sinn. Haller 109; In der aufgehabnen [7] Belagerung. L. 6, 34; Drauf ward der todte Herzog aufgehaben. Schlegel Gd. 1, 125 [alterthümelnd]. W. 28, 80 etc. Früher auch oft: Aufgeheb(e)t. Fischart B. 50b; Luther 6, 2b; Schaidenreißer 38a; 61b etc. Die Bed. wird in manchen Fällen erst aus dem Zusammenhang klar. So kann z. B. „Ein aufgehobner Eid“ zu 7 gehören, dagegen bez. es Zwingli 2, 11 einen feierlich mit aufgehobnen Fingern geschwornen etc. Āūs-: aus Etwas heraus heben, oder indem der Begriff des Hebens verschwindet, aus Etwas herausnehmen, wählen etc.:
1) eigentl.: Bäume, Wurzeln, Steine a., aus der Erde; Thüren, Fenster a., aus den Angeln; Eier, junge Vögel a., aus dem Nest, und daher meton.: Das Nest a., so auch übertr. auf Personen, vgl. Auf-h. 4: In drei Häusern kamen diese Bösewichter zusammen . . . Das erste Nest ist schon ausgehoben. G. 20, 255; Er ließ diese sogleich aus ihren Betten a. und war selbst bei diesen Gefangennehmungen. Sch. 1092b etc. Veralt.: Einen a., aus dem Sattel heben (s. d. 2), eigentl. und übertr. Ferner: Bier, Wein a., mittels des Hebers (s. d.) aus dem Faß, übertr.: Hat mir Thränen der Wonne ausgehoben. Zelter 4, 89, vgl. auspressen etc. Ferner: Sich die Schulter a., durch Heben aus dem Gelenk bringen, sich ver-h. Ferner: (weidm.) A., die Sau vor dem Fanggeben mit den Hinterläufen aufheben, damit sie keinen Schaden thun kann. Laube Brev. 240. Ein Adlersjüngling hob die Flügel | nach Raub aus. G. 2, 60, wo ,,die Flügel heben“ = fliegen, also: „sie a.“ = ausfliegen ist u. ä. m.
2) (s. 1) techn. zuw. ohne Nennung des Obj., z. B.
a) (Buchdr.) Der Setzer hebt aus, die Zeilen aus dem Winkelhaken aufs Schiff; Der Drucker hebt aus, die Form aus der Presse.
b) (Uhrmach.) Die Schlaguhr hebt aus, einen Zahn des Rechens oder Stellers in der Anrichtung mittels des Schöpfrades, das auch Schöpfer oder Ausheber heißt, vor dem jedesmaligen Schlagen: Die alte Wanduhr hatte zum Schlage bereits ausgehoben. Freytag Soll 1, 49; Das A. des Werkes einige Sekunden vorher, ehe die Glocke anschlug. Hackländer Stillfr. 1, 104; Steub DTr. 1, 23. Ebenso: Die Uhr rückt, sagt an.
3) aus Etwas wählend herausnehmen: Eine Stelle aus einer Schrift a.; Von den vielen merkwürdigen Stellen wenigstens eine a. Thümmel 2, 175; Die Meisterwittwe hat den Hub oder Aushub, d. h. das Recht aus den Gesellen der Mitmeister einen Brettgesellen auszuheben etc.; Nam. aber: Soldaten, Truppen, Mannschaft a.; Die Ausgehobnen, Rekruten.
4) (s. 3) refl.: sich auszeichnend hervor-h.: Die Wenigen, die sich aus dem . .. Haufen durch Talente, —7 4 —y Wissenschaft und Charakter aushoben. W. 18, 194 etc.
5) intr. (vgl. 2) = an-h., beginnen: Mit dem Dreiläufer | mit dem purrenden Huhn | hebt aus das grüne, fröhliche Thun. Laube Brev. 114. Be-: (veralt.) behalten, haften, s. Schm., Grimm etc. und vgl. Be-, Gehebe. Eīn-: vgl. Aus-h.: Thüren, Fenster e., in die Angel etc.; Buchdr.: Eine Form e., in ihr Lager, um sie unter die Presse zu bringen etc. Empōr-: in die Höhe heben, auf-h. (s. d. 1) in allen dort angegebnen Anwendungen und auch da, wo auf-h. der Zweideutigkeit halber vermieden wird, z. B.: Das Haupt e. Ps. 110, 7; Hüb’ ich ihn [den Fehdehandschuh] doch empor. B. 41a; Sein perlend Glas emporhob Einer. Freiligrath Garb. 129; Unsterbliche heben verlorene Kinder | mit feurigen Armen zum Himmel empor. G. 1, 198; Pinienkerne huben sich wie in einem Ei eingeschlossen empor. 36, 88; Wie in der neuern Zeit die platonischen Überzeugungen wieder emporgehoben werden. 39, 68; Hebt den Finger drohend empor. Grün Ritt. 172; Ein leichter Äther hebt von der Erd’ empor und von dannen. Heinse A. 2, 50; Dessen Augen sich .. zu den Wolken emporhoben. Kinkel E. 299; Als der Morgen die Decke der Nacht emporhub. 40; Wie er dich aus diesem unedlen Staube ans Licht e. wollte. Sch. 1131; Dies macht mir Muth, Dies hebt mich so empor. W. 20, 110. Ent-: fort-, weg-h.:
1) refl.: Enthebe dich, unreine Menschheit- Schande! WHumboldt 4, 347, hebe dich fort, pack dich. Mit Dat.: Das Lied enthob mit Stöhnen, | tief erathmend, sich der Brust. Schlegel 1, 168, drang hervor, hob sich aus der Brust, entrang sich ihr etc.
2) tr.:
a) Einem Ggstd. Etwas e., es davon wegnehmen; Die Schüssel dem Tisch zu e. V. H. 2, 36; Er enthob zween Pfeile dem .. Köcher. Ov. 1, 37 etc., auch mit „von“ statt Dat.: Enthob sie vom Nagel den Bogen. Od. 21, 53 oder ohne Nennung des Ggstds woher: Deren [der Gewande] enthub itzt Helena eins. 15, 105, dem Kasten; Schnell die stattlichen Waffen e–d [forttragend]. 24, 165 etc.
b) (s. a) Einer Person Etwas e., ihr dies abnehmen; Drinnen enthüb uns fröhlich Gepäck und Stäbe der Gastfreund. V. 3, 34 etc.
c) (s. a) Eine Person e., sie frei machen. Das, wovon sie frei wird, steht im Dat., zuw. mit „von“, am häufigsten im Genit. (vgl. Überh. I, 1): Einen seines Dienstes, seiner Verpflichtungen, des Eides e.; Der Kriegsunkosten enthebt sei. SClara (Wackernagel 3, 1, 896); Wo ich der Bücherplackereien enthoben bin. Platen 7, 207; Würden sie demselben [dem Kirchendienst] nun enthoben. Raumer Päd. 3, 2, 154; Kann er der Räth wohl enthaben sein [entbehren]. Weidner 57; 75 etc. Einem Etwas e., es ihm hebend entgegenbringen, nähern etc.: Solch neuem Lenz e. | als ein scharlachenes Panier | mag er die Flügel. Freiligrath 1, 266; Der Abendsonne Schein ... die Brust e. G. 2, 61; Nun erst kann mein Gemüth dem Größeren .. sich e. 23, 210; So dachte ich, das Entschwundene dem deutschen Leser wieder entgegen zu heben. 29, 373; 39, 441 etc. Er-:
Entgêgen-:
1) in der Höhe befindlich sein lassen, in die Höhe bringen, vgl. Empor-, auf-h. 1 und s. 10: Das Auf- oder Emporgehobne ist immer ganz von seiner Stelle weg, an eine höhere hin gebracht; das Erhobne ist höher als es früher war, gleichviel ob es mit seinem untern Theil die ursprüngliche Stelle verlassen hat oder nicht. So kann denn statt Auf-h. in den dort unter 1 gegebnen Beisp. überall mit einer Nüance e. stehn, außer wo auf-h. den Ggstz. des Liegenbleibens bez.: Die Augen, das Haupt, die Hand, das Schwert auf-h. oder e. etc., dagegen gw. nur: Den hingeworfnen Handschuh auf-h., ihn nicht liegen lassen; Die verhüllende Decke, den Schleier von Etwas aufh., wegziehn, ihn nicht darauf liegen lassen etc. Dagegen: Einen Gefallnen auf-h., ihn nicht am Boden liegen lassen; Ihn e., ihn nach oben, ihn empor bringen; Ein Gebeugter hebt das Haupt wieder auf (empor) oder erhebt es; dagegen: Der Berg erhebt sein Haupt bis in die Wolken, lässt es hineinragen, weil hier von keiner Ortsveränderung die Rede ist; Hier hat man ihm erhoben | ein prächtig Monument. Freiligrath 1, 190, ein ragendes auf dem Grunde feststehendes errichtet, wo es also nicht heißen konnte: auf- oder emporgehoben (s. Erhöhen); Du schwärmst entzückt; der Leidenschaften Wirbelwind | hebt deine Seele jetzt empor zu tiefem Sturz, | denn dauernd nur erhebt die Seele ruhiges Thun [die emporgehobne befindet sich in einer höhern Sphäre, die erhobne kann in der ursprünglichen geblieben sein, indem sie selbst höher geworden ist]; Immer schien er [der Rhein] mir groß und erhob mir Sinn und Gemüthe. G. 5, 11; 13, 301; Nun sitz ich hier zugleich erhoben und gedrückt. 2, 32; Wenn erhabene Gegenstände uns nicht erhüben. 23, 101; Ein e–der Gedanke, Trost; Herz-e–den Gesangs. G. 10, 270; Begeisternde Wahrheiten und eine seelen-e–de Philosophie. Sch. 761b etc. Oft mit Präpos., z. B.: Das Schwert gegen, wider Einen e.; Den Blick gen Himmel, zum Himmel e.; Einen in den Adelstand, Einen aus dem Staube zu den höchsten Würden e.; Jene Erfindungen durch Versuche zu höhern Beobachtungen e. G. 39, 229; Ich muß die verjüngte Figur in meiner Einbildungskraft erst wieder zu ihrer wahren Größe e. L. 11, 158; Wenn deine Göttermacht, o Liebe, | aus der Verbannung Nebelthal | zur Sternenwelt uns nicht erhübe. Matthisson 33 etc.; Eine Zahl ins oder aufs Quadrat, in (auf) die dritte Potenz e. etc.; Einen in den Himmel e., ihn vergöttern, rühmen, preisen etc., so auch ohne Zusatz: Ich will ihn preisen; er ist meines Vaters Gott, ich will ihn e. 2. Mos. 15, 2 u. v., vgl. Lobeserhebung u. 8; Einen über alle Andern e., zu höhern Würden oder ihn lobend höher stellen; Stieg auf den Tritt, der mich über das Theater erhub. G. 16, 18; Ein Mittel giebt es . .. Heil’ge Kräfte | e. ’s über alle Willkür. 13, 316, stellen es so hoch, daß keine Willkür es antasten kann; Ihre Schönheit ist so weit über Alles, was man zu sehen gewohnt ist, erhoben. W. 23, 296, vgl. Erhaben etc. Beim Partic. zuw. Präpos. mit Dat. statt Accus., die dann aber eigentl. nur neben dem Partic. stehn, nicht davon abhängig sind: Als er am Marterholz erhoben war. Chamisso 4, 150 (vgl.: Da er an sein lichten Hausgalgen erhaben ward. Matthesius Luth. 27b = gehängt, hinaufgezogen); Da sah ich den Richter .. erhoben auf einem großen Richterstuhle. G. 28, 348 und nam.: Will man auch seine körperliche Erhebung über den Boden ... in Zweifel ziehen, so war er doch dem Geiste nach hoch über dieser Welt erhoben. 24, 11 etc.
2) (s. 1 u. 10) zuw. nur verstärkend statt des gewöhnlichern ,,Heben“, z.B.: Dessen Deckel jedoch nicht zu e., kaum zu lüften war. G. 18, 46, vgl.: Welcher einen Stein nicht allein e. mag, Der soll ihn auch selbander liegen lassen. Zinkgräf 1, 251; Da meint er, den Schatz zu e. Sch. 330b; Ein verhaltnes Ach erhebt die Rosenbrust. W. 12, 309; Die Flügel, Fittige e.; übertr.: Als aber Stolz und Neid den frechen Schwung erhub. Hagedorn 1, 72 etc.
3) [1g] Gelder, Zinsen, Steuern, eine Besoldung e. etc.; Durch das Voraus-E. der Gelder die Kasse verstärkt. G. 15, 115; Ich erhebe Summen auf meinen Vater. Sch. 198a etc. Seltner: Ich hätte bessern Lohn erhoben [erhalten]. Chamiso 4, 82, vgl. Auf-h. 3. Ferner (selten): Von Projekten, wogegen die Erfahrung von zehn Menschenaltern Nichts e. [gelten] soll. Möser Ph. 1, 220, s. erheblich. 4) [1b] durch einen Kontrast schärfer hervortreten machen: Das blendende Licht des Angesichts und des Busens, wie es von den finstern Haaren erhoben ward. G. 9, 42; Eine Art von Schatten .., der die unverhüllte Schönheit der Göttin desto mehr erhob. W. 16, 134; 20, 314 etc. 5) [1i] Etwas hervortreten lassen, es beginnen, in Bezug auf das Zunehmen und Wachsen desselben, vgl. an-h. und 9: Ein Geschrei (G. 29, 273), einen Zank (V. Sh. 1, 96), Streit, Zwist, Tumult, Lärm, eine Klage e. Ahnlich: Wann .. der baltische Meerschoß | purpurne Wogen erhub seinem [Apollo’s] melodischen Hall. V. 3, 31, sie anschwellen ließ; Die Stimme e., sowohl sie anschwellen, an Stärke, oder sie an Höhe zunehmen lassen, als auch überh. (nam. bibl.) zu sprechen anfangen: Luk. 11, 27; Trällert vor sich hin ganz leise, | bis er endlich lautauf jubelnd | seine Stimm’ erhebt und singet. Heine Rom. 208; Schalt und rief mit erhobener Stimme. V. Od. 21, 84; Sein Gebet e. [zu Gott empor]. Jes. 37, 4 etc. 6) (veralt.) Sein Handwerk e., das Recht dazu erneuern, es verrechten. 7) An das Vorstehende (s. nam. 1) schließt sich entspr. das Refl.: Sich e., aufstehn; Sich vom Stuhl, aus dem Bett e.; Als gegenüber zwei andere Sänger sich ungestüm erhuben. G. 19, 12; Erhebt euch von der Erde, | ihr Schläfer, aus der Ruh. Schenkendorf; V. Od. 16, 12 etc. So auch als Beginn des Gehens mit Präpos., die eine Bewegung nach einem Ziel anzeigen: Die Nation erhob sich nach einem andern Ziele. Vogt Köhl. 10; Es soll am nächsten Fest | ... was Ahnen hat, nach Hofe sich e. W. 12, 15; Erhoben wir uns in ein anderes Zimmer. Zelter 4, 389 etc. Ferner: Sich gegen (wider) Einen oder Etwas e., dagegen aufstehen, als Feind, bekämpfend etc.; Kain erhub sich wider seinen Bruder. 1. Mos. 4, 8; Alle erhuben sich gegen die Neuerung. G. 20, 88; Erhub sich in Fehde wider den letzten Grafen. Kinkel E. 6. Allgm.: sich aufwärts, sich empor bewegen, aufsteigen etc.: Der Vogel, der Papierdrache erhebt sich in die Luft; Die Sonne erhebt sich aus dem Meere; Das wilde Gespann des Helios brausend erhub sich’s. G. 5, 97; Bald erhob sich sein Gemüth und sank dann | wieder muthlos nieder. Platen 4, 290; Sich von Stufe zu Stufe e.; Bei Vielen hatte sich die Sprache kaum von thierischen Tönen zu verständlichen Zeichen erhoben. Sch. 1004a; Das Recht, das .. sich aus dem Grab erhub. Uhland 115; Die .. blutig aus der Willkür Fessel sich erhub. V. 3, 83; Sie .. erhub sich .. zum Himmelempor. (10) Jl. 1, 497 etc. Dann auch: größer werden, wachsen: Die Kraft erhebt sich im Drang. Sch. 108a etc.; Sich über Etwas e., höher als Dasselbe sein oder steigen; Sich übers Niveau, über die Mittelmäßigkeit e.; Der auch in verschiedenen praktischen Künsten sich über die gewöhnliche Weise der Könige erhob. G. 39, 223; Eine Vertiefung, welche sich nur 12“ über den alten Boden erhub. 40, 116 u. ä. m. 8) Sich einer Sache e., sich wegen derselben einen hohen Werth beilegen, darauf stolz sein, meist: Sich der Sache über-h., was das Übermaß des Werths, den man sich beilegt, noch hervorhebt: Sir. 11, 4; Sie möchten sich’s [es = dessen] e. Ps. 140, 9, so auch Mendelssohn; Ihr Mann wird schon genannt | mit den Edeln im Gericht | Sie erhebt sich Dessen nicht. H. Rel. 7, 118; Er erhub sich des großen Vermögens und schätzte | seines Gleichen von nun an nicht mehr. G. 5, 177 etc. Vgl.: Den Thebanern, die sich erhebten, daß sie die Lacedämonier beherrschen. Zinkgräf 1, 311. 9) (s. 5) hervortreten, entstehn, z. B. bibl.: Es erhebt sich ein Aufruhr, eine Bewegung, eine Frage, ein Geschrei, ein Jammergeschrei, ein Getümmel, ein Krieg, ein Murmeln, ein Streit, ein Sturm, Trübsal und Verfolgung, ein Ungestüm, ein Windwirbel, ein Zank etc.; Erhob sich ein Gerücht. G. 29, 271; Daselbst erhub sich große Noth. Uhland 379; Bis drüben sich erhoben | der Schild’ und Schwerter Schall | und Kampfgeschrei und Toben | und dumpfer Widerhall. 240; Daß schnell ein Gerücht sich erhübe. V. Od. 22, 133; Da tauchte die Sonn’ und Dunkel erhub sich. 3, 329 (vgl. 7, wozu überh. diese Bed. gehört). 10) Zsstzg. vgl. die von Heben, z.B.: Auf-e.: Leicht schwebend erhoben sie sich .. vom Boden zu Amorn auf. W. 3, 113 etc. Empor-e.: Nicht gierigen Herzen | erheb’ er die Wünsche | zum Himmel empor. Chamisso 4, 194; Aus dem Nebelmeere erhoben sich .. Wolken zum reinen Himmel empor. WHumboldt 3, 198; Jacobs Verm. 2, 1, 187; Nun erhub sich die dunkelste Nacht, die über ihn herhing | wolkicht empor und als sie sich hub etc. Kl. M. 6, 37; 156; Mahlmann 178; Erhebt .. die Augen hoch empor. Rachel 6, 168 etc. Entgegen-: Sie faßte sich und erhob sich [ging] ihm entgegen. Kinkel E. 363. Fort- e.: In schwarzen schweren Wellen | erhebt die Nacht sich fort. H. 15, 175. Hin-e.: Kaum erhebt | sich schweifend noch mein Blick nach Westen hin. Chamisso 4, 56 u. ä. m.
Anm. Veralt. Partic. Erhaben (s. d.) noch als Ew., ferner: erhebt. Berlichingen 197; Luther 1, 97a; Opitz 1, 244. Fórt-: hebend fortschaffen, weg-h.: Den Sisyphos sah ich ... | eines Marmors Schwere mit großer Gewalt f. V. Od. 11, 594. Ge- [3]: s. Gehaben. Hêr-, Hín- etc.: Ottilie liegt noch an der Erde, aber an der Freundin Knie herangehoben. G. 15, 273. Wo die Straße sich sachte an den Hügel hinanhebt. Eckermann G. 1, 385. So hob ich mich vor Kurzem aus der Nacht | des Todes an des Tages Licht herauf. G. 13, 308. Zu einem neuen Apercü Augen und Geist entschieden froh hinaufheben. 39, 379; 6, 336 etc. Das Herausheben von Stellen. G. 3, 160 (vgl. Aus-h. 3); Das Glück ... hob aus der Menschen Reihen mich heraus | mit Liebe. Sch. 400b; Sie sollen aus einer Gemeinschaft, die ihrer so unwürdig ist, herausgehoben und .. an Plätze gestellt werden, wo etc. W. 8, 193; Dein Geschenk hat meine Weisheit aus dem Gleichgewicht herausgehoben. 23, 314; Wie wurde sie durch die verdunkelten Vorzüge ihrer unglücklichen Nebenbuhlerin her- ausgehoben [1h]. 5, 143. Die ihre Geburt sogleich über die untern Stufen der Menschheit hinaushebt. G. 16, 180. Zurückgreifende Motive, durch die Dasjenige, was vor der Epoche des Gedichtes geschehen ist, hereingehoben wird. 32, 210. Wie er sich aus seiner Verzweiflung nur hervorheben [freimachen etc.] und einigermaßen besinnen konnte. 15, 305; Ältere längst verklungene Bilder aus dem letheīschen Strome wieder hervorgehoben. 31, 175; 302; Wenn ich das Gute .. drall hervorhübe [1h]. Heine Verm. 1, 8; Eine Figur im Gemälde durch stärkre Lichter und Schatten, ein Wort durch den Ton, einen Umstand besonders hervorheben; Aus Brandes Flammen, düster leuchtend, hebt sie sich | .. hervor. Sch. 464a etc. Wo das Schicksal gesprochen hat, sind die Menschen über Worte hinweggehoben. Immermann M. 1, 115; Daß der Reichthum ihn über jede Noth hinweggehoben. Tieck A. 1, 99; Hebe dich hinweg von mir! u. ä. m. Lōs-: durch Heben los machen: Das Schiff losgehoben und wiederum flott gemacht. Forster R. 1, 198. Nāch-: hebend nachhelfen, nach sich ziehn etc. Nīēder-: herunter-h. I.
Über-: hinüber-h.:
Das Kind über den Zaun ü. etc. II. Über-: 1) tr., refl.: Einen (sich) über Etwas hinwegheben, so daß er (man) davon frei ist etc. (s. Ent-h.). Das, worüber man Einen hinweghebt etc., steht meist im Genit.: Überhebe mich dieses Kelches! Matth. 14, 36; Napoleons Eile überhob einer solchen gewagten Unternehmung. Ense Blücher 132; Eine Bequemlichkeit, die sich gern des Urtheils ü. möchte. G. 3, 158; Wenn ich es [= dessen] ganz und gar überhoben sein könnte. L. 1, 243; Hoffen darf ich, überhoben meiner selbst, | daß ein fremder Schritt mich lenke. Platen 2, 22; Sch. 948a; W. 12, 60; 20,72; 31, 433 etc. Statt Dessen auch ein Jnfin. mit zu“: Daß Dioklea sich nicht länger ü. [umhin] konnte, Kenntnis davon zu nehmen. 16, 107 etc. Seltner mit Dat.: Allen den widerwärtigen Eindrücken überhoben. König Kl. 3, 271 etc. 2) refl.: sich hebend überarbeiten oder übernehmen, sich dadurch einen Schaden zufügen. Kom- pert Böhm. 137, auch: Sich ver-h. 3) refl. mit Genit. = sich erheben (s. d. 8): Deß überhebet sich dein Herz. 2. Kön. 14, 10; Überhebe dich deiner Gewalt nicht. Macc. 7, 34; 2. Kor. 12, 7; Als hätt’ ich sein mich überhoben. G. 15, 154 etc., vgl.: Antiochus überhub sich sehr. 2. Macc. 5, 17; Der sich überhebet über Alles. 2. Thess. 2, 4 und im Partic. ohne „sich“: Seines ü–den Wesens halber. Kapper Chr. 2, 184 etc. und vgl.: Das überhobenste Bestreben der rein geistigen Natur des Menschen und das tiefste Versinken seiner thierischen. Gervinus Lit. 5, 109.
4) Bauk.: Überhobener [gebürsteter, überhöheter] Bogen, dessen Höhe größer als die halbe Spannung.
Anm. Veralt. Partic. Über-haben, -hebt, bei Luther etc. Ver-:
1) Sich (Dat.) den Arm, die Schulter v., durch Heben verletzen, verrenken; Sich v., sich über-h. II 2.
2) falsch heben oder ab-h.: Die Karten v., beim Kartenspiel; Ein Buch v., in den Druckereien, die Lagen falsch abheben.
3) mundartl.: Einem Etwas v., werfen, s. Auf-h. 6: Er .. verhebt ihr ihr Heidenthum. Matthesius (Wackernagel 3, 1, 436 Z. 5); Scherffer Grob. 124 etc. Das Weinen v., verhalten, s. [3]; Einem die Augen, den Mund v., zuhalten. Ahnlich noch: Niemand hat’s ihm verhoben [verwehrt, gehindert]. Rückert 6, 350 etc. Vōr-: nach vorne hin heben: Sie, gewandt im Gehn, | darzeigte, vorgehoben, nochmals mir das Kind. G. 10, 301. Auch = hervor-h. Wég-: fort-, hinweg-h.: Hebe dich weg von mir, Satan! Matth. 4, 10; Sie hat sich nicht von mir weg, sie hat sich über mich weggehoben. G. 15, 297; Über die Entwicklungskrankheiten auf einmal weggehoben. 3, 231; Den Schleier eilig wegzuheben. 6, 343; 19, 350; Wodurch das Mechanische der Arbeit sehr erleichtert, ja gewissermaßen weggehoben wird. 26, 13 etc. Zū- [3]. Zurück-: an den ursprünglichen Platz hinh. u. ä. m.