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hauchen um-hauchen um-hauchen 4
Hāūchen: 1) intr. (haben):
einen Hauch (s. d.) ausstoßen, z. B.: In die Hände, an den Spiegel h. etc.; übertr.: Wie etwa ein Wind hauchte [wehete]. Weish. 17, 19; Das H. der göttlichen Kraft. 7, 25; Der Morgen hauchte. Rückert Mak. 1, 44; Die Blumen hauchten [dufteten] wie damals. Sch. 132a; Wie ein h–d [duftend] Ol. W. 25, 130; Amor haucht [tönt] aus ihrer süßen Kehle. 12, 167; Jmmer noch haucht dein Odem und deine melodische Lippe. V. Mosch. 3, 54; Sein Geist haucht tragisch genug. Hor. 2, 323 etc.; Der Schmelz, der über dem Verhältnisse . . haucht [wie ein Hauch schwebt]. Immermann 12, 101 (s. 2g) etc., vgl. 2. 2) tr., s. 1, mit beigefügtem Obj., vgl. Athmen:
a) mit Angabe der Wirkung: Ich hauch die Fingerspitzen warm. G. 7, 184; Will ich dich zu Asche h. Klinger G. 617; Der bloße Hauch seines Mundes wird dich in jenen .. Schwindel h. Sch. 111a (s. b).
b) Etwas hauchend ausstoßen, ausströmen, ausgießen (in Etwas), s. Aus-, Ein-h.: Die . . Beharrlichkeit in seine Seele haucht. Alxinger D. 63; Wird Mitleid, Lieb’ (ihm in den Busen h. MBeer Arr. 13; Sie hauchte mit süßer leiser Stimme harmonische Laute zu ihrem Spiel. G. 14, 107; Er hauchet ihm dazu den Odem ins Gesicht. Lenau Alb. 85; Ein Laut, verstümmelt in die Luft gehaucht. Sch. 262a; Als es [das Unthier] .. von sich haucht den gift’gen Wind. 66b; Weht mich an, ihr Lüfte dieses Laubes, | haucht in meine Tugend ihren Muth! Tiedge 2, 18; Von Allem, was Leben haucht und sich reget. V. Od. 18, 131; Du hauchst labende Frischungen. Hor. 1, 193 etc. So namentl. oft im Part. mit dem Obj. verschmelzend: Anmuth-, Balsam-, Gift-, Pest-, Wohllaut-h–d; Sinnberaubend, | herzzerrüttend, wahnsinn-h–d, | schallt der Hymnos der Erinnyen. WHumboldt 3, 100.
c) (vgl. b): Da schienen unsere Thränen | wie durch göttliche Luft leise vom Auge gehaucht. G. 1, 245, s. Fort-, weg-h.
d) zuw. = einathmen etc.: Haucht des Grases Duft! V. 4, 35.
e) Sprachl.: mit einem Hauch (s. d. 2) aussprechen.
f) mit einem Hauch beseelen, beleben, durch einen Hauch schaffen: Sein [Zeus’] Odem hauchte junge Seelen. Pfeffel Po. 3, 102.
g) wie einen Hauch oder Duft über Etwas verbreiten: Das weiße Licht ist nur über den Äther gehaucht. Hölderlin H. 1, 84 etc., und so im Partic. als Ew. mit Steigerung = duftig: Neben den gehauchtesten Scenen eines sublimierten Seelenlebens. Gervinus Lit. 5, 219. 3) Der Haucher, z. B. auch = Hauchlaut etc. 4) s. Hocken, Anm.
Zsstzg., vgl. die von Wehen etc., z. B.: Án-: tr.: Den Spiegel a.; Die Wangen sind schwach angehaucht Ⅰ0 [2f], der Kragen . .. röthlich gefärbt. LBucher Nat. Z. 8, 297; Vom Rosenstock | süß angehauchet [angeduftet]. Göckingk 1, 83; Ich weiß nicht, was für ein böser Geist mich anhauchte. G. 19, 87; Der Dichter .. haucht bleichen Wangen Rosen an. Pfizer Gd. 11; Wie ein Todtenkeller haucht’s mich an. Sch. 393b etc. Unangehaucht von deiner Seelenstille. KGroth 85; Giftige Anhauchungen eines bösen Dä- FUC mons. W. 29, 36 etc.
Āūf-:
1) tr., hauchend öffnen: Wie Rosen buhlerisch vom Zephyr aufgehaucht, | that sich mein Busen auf. W. 12, 263; Aus des Munds halb aufgehauchter Blüthe. Salis 31 etc.
2) tr. und intr. (sein), empor-h.: Zur Glut den Funken aufzuhauchen. Sch. 38a; Kosegarten Po. 1, 31; Ist der Mensch ein so leicht in vernünftige Bewegung aufzuhauchendes Wesen. Schubert Nachts. 28; V. 3, 3; Der Duft des Weihrauchs hauche zum Himmel auf! etc. Aūs-:
1) tr. [2b]: Was der Blumen Meng’ aushauchet. Brockes 9, 97; Dem Wollust a–den Busen. Cronegk 2, 49; Steine .., welche die Feuchtigkeit des Lokals einsogen und verderblich wieder aushauchten. G. 31, 60; Das A. seiner Fülle. 14, 271; Kein rasend Gestirn haucht | den Flammenathen auf die dürren Herden aus. Ramler 262; Hier hauchte er | die Heldenseele aus. Sch. 624b (Göckingk Lieb. 280); Die Sonne hauchte dieses Luftbild aus [brachte es durch ihren Hauch hervor], | dein Fackelträger diese Nacht zu sein. Schlegel Sh. 1, 111; Die schwer aushauchten den Schlummer. V. Th. 24, 47 [schwer athmeten, schnarchten], auch ohne Obj. Die Aushauchungen feuerspeiender Berge. Kant 9, 54. refl.: sich im Hauchen äußern, kund geben: Doch brach die Inbrunst seines Herzens oft | in Seufzer aus ... „Gott“ (so hauchte sich | die heil’ge Seele aus), „nimm mich zu dir! W. 28, 7.
2) tr.: (selten) hauchend ausziehn, aussaugen: Der mit jedem Athemzuge, den er thut, die Kräfte des wahren Mittelstandes aushaucht, vergiftet etc. Pestalozzi 4, 357. Be-: tr.: Den Spiegel b.; Das Sentiment, das ihr ganzes Wesen eigenthümlich behaucht. Mundt Kaisersk. 2, 72; Der du die Locken mir behauchst mit Eise. Rückert 2, 126 etc. Dúrch-: tr., mit einem Hauch oder Hauchähnlichem durchdringen: Klang .., wie durchhaucht von tiefem Mitleid. Scheffel Tr. 177; Von Duft durchhaucht und Mondlicht durchspielt. Tieck N. 6, 81. Eīn-, tr.:
1) Ggstz. von Aus-h., einathmen: E. die Sumpfluft des Nestes. Alexis H. 2, 3, 70; Unser König hat wieder Lebensluft eingehaucht. Forster Sak. 135 etc.
2) (Einem) Etwas e., hauchend einflößen, z. B.: Liebe (W. 5, 186; 16, 109 etc.), Muth in die Seele (V. Od. 1, 89), Gift in die Wunde (Ov. 2, 159) etc.; Ihr Geister, die ihr Mordgedanken einhaucht. B. 292a; Der seinem Bilde kräftige Erschütterung, leidenschaftliche Bewegung einhaucht. G. 31, 55; Daß dies Buch von dem göttlichen Geist eingehaucht und gleichsam diktiert sei. 21, 72; Unmöglich der barbarischen Masse eine griechische Seele einzuhauchen. FSchlegel Gr.R. 203 etc. Empōr-: intr. (sein), hauchend emporsteigen, und tr. (refl.): so steigen machen, s. Auf-h. 2: Hauche sich mein Blüthengeist empor. Rückert 2, 448; Wüsten, deren .. Staub von dem Luftzuge der stillen Mittagsgluth zu Nebelwolken emporgehaucht und weit über die Länder verbreitet wird. Volger EE. 336; Ein matt umdüsternder Nebel | haucht vom Boden empor. V. Ov. 2, 232. Ent-: intr. (sein), hauchend entströmen, und tr.: so entströmen machen: Wo das Jagdlied aus den Büschen| Fülle rundes Tons enthauchte. G. 4, 11. Entgêgen-: intr. (sein) und tr.: Eine balsamische Luft haucht ihnen entgegen. Mörike N. 476 etc. Fórt- [2c]: Hauche doch die Sinnumdüstrung | mir vom Seelenspiegel fort. Rückert 1, 234. Hêr-, Hín- etc.: intr. (sein) und tr.: Olga hauchte die Erklärung hin, daß etc. Gutzkow R. 6, 445; Eine geheimnisvolle Trauer, die über das Benehmen der wackern Frau wie hingehaucht erschien. König Kl. 2, 56; Dies bischen Leben dürft’ ich es hinhauchen in ein leises schmeichelndes Lüftchen, sein Gesicht abzukühlen! Sch. 183b etc. Was täglich als Morgenthau nicht herab-h. darf, mag. wöchentlich immerhin als Platzregen niederschauern. Börne 3, 4; Woraus die Phantasie ihre eigenen neuen Zauberschöpfungen hervorhaucht. W. 33, 269; Von seinen bleichen Lippen den Gram hinwegzuhauchen. Eschenburg Sh. 568 etc. Nāch-: Der Seufzer, den du mir n. wirst etc. Über-: tr. [2f], hauchend überziehn: Alles nach Raum und Zeit Ferngerückte wird von einem Duft überhaucht. Auerbach SchV. 22; Der Wangen Lilien von Rosen überhaucht. Rückert Rost. 7a etc. I.
Um-: tr., mit einem Hauch oder hauchend umgeben:
Die Nacht, umhaucht von kühlern Winden. Alxinger D. 231; Morgenroth umhaucht sie, Freiheit und Bergesluft. Grün Ritt. 204; In der von deinen Rosen | umhauchten Abendruh. Tiedge 2, 216; 117; V. Il. 14, 174 etc. II.
Um-: tr., hauchend umfallen machen. B 4 4