Hauch
Hāūch, m., –(e)s; –e; -:
1) die Ausstoßung des Athems durch den geöffneten Mund, und der so ausgestoßne Athem, dann allgm.: der Athem (s. d.), auch übertr. z. B. auf das Wehn der Luft, des Windes, zumal das leise, sanfte, doch auch stärkres u. rauhes, — auf das von Etwas Ausströmende u. sich Verbreitende, z. B. den Duft von Blumen, so auch auf Geistiges etc.: Der H. trübt den Spiegel; Bis zum letzten H.; In allen Wipfeln | spürest du | kaum einen H. 1, 79; O laß den reinen H. der Liebe dir | die Gluth des Busens leise wehend kühlen. 13, 48; Dringt doch der H. solcher Umgebungen durch alle Mauern. 39, 73; Wo dich der Athem der Bäume wie ein H. Gottes anwehte. M. 3, 141; Dein eifriges Bestreben | war: spät im eitlen H. der letzten Welt [im Munde der späten Nachwelt, von ihr genannt] zu leben. 5, 55); Ein jeder H. von ihm ist Sturm. Rost. 80; Flieht seines Lebens leichter H. dahin. 24b; Mit des Windes H. Mycenen zugeflogen. 28b; Wie Zephyr’, deren H. das Veilchen küsst. Cymb. 4, 2; Wie der grimme H. des Nordens fchüttelt | er unsre Knospen ab. 1, 4; Zwanzig Blasebälge .. athmeten alle feuererweckende H–e. Jl. 18, 472; [Bis sie] mit H. plötzlich die Lampe löscht. 3, 4 etc. —
2) Sprachl.: der beim stärkern oder schwächern Hauchen hervorgebrachte Laut, namentl. der des h: Dann sollten sie [die Buchstaben im Hebr.] einmal wieder einen leisen H., dann einen mehr oder weniger harten Kehllaut andeuten. 20, 151 etc. —
3) Bez. des Leichtesten, Unbedeutenden, schnell Hinschwindenden, in dünner Schicht Etwas Bedeckenden (s. Farben-H. und vgl. Duft) etc.: Dagegen will | ich keinen H. und keinen Pulsschlag leugnen. 13, 149, nicht das Geringste; Das Leben ist ein Augenblick, | der Mensch ein H. 1, 235; Ein H. bist du, | abhängig aller Änderung der Luft. Sh. 2, 190 etc. —
4) s. Hauk.
Anm. Mhd. hüchen, kûchen, vgl. schwzr. chuchen, hauchen (in der Basler Bibel von 1523 noch als „ausländig“ erklärt durch „blasen, wehen“), Tonw., s. keuchen. — Goth. kukjan, küssen, wozu vielleicht das erst nhd. heucheln (s. d.) gehört, zunächst in der Bed.: liebkosend schmeicheln.
Zsstzg. unerschöpflich mit Bestimmungsw., z. B.: Bis die Sonne im Weichen den Nebel seinen Abend- H. über den See breiten ließ. G. 14, 188; Wenn der Alpen-H. [Gebirgswind] ihre Spitzen und Kronen rührte. Immermann M. 2, 137; Begeistrungs-H. Zw. Schwestern 1, 24; Es durchrieselt ihn kalt wie ein Eises-H. Bodenstedt 1, 21; Farben-H. [3], | wann er verklärt sinnigen Stoff [in Gemälden]. Platen 2, 178; Nun schwillt vom Frühlings-H–e Lebenskraft. G. 13, 275; Das umwehte sie mit Geister-H–en. Gutzkow R. 9, 163; Der Verleumdung Gift-H.; Den Lebens-H. ihrer Hoffnungen noch einen Augenblick verlängern. G. 22, 97; Aller erquickende Lebens- H. H. Rel. 7, 250; Im Lenz-H. webt der Geist des Herrn. Matthisson 15; Sei gesegnet, Lippen-H.! Platen 2, 346; Sie lassen sich vom Nacht-H. wecken. Schwab 441; Nasen- H., nam. auch [2] das Aussprechen der Gaumenlaute durch die Nase; Was für ein fremder Pest-H. goß | sich in dein Ohr? Tieck Cymb. 3, 2; Sie [die Melodie] umfloß mein Ohr wie Säusel-H. V. Sh. 2, 273; Mit der Kehl’ aufwirbelndem Ton-H. | widergehallt. Baggesen 2, 314; Wechsel-H. und Kuß! | Liebesüberfluß! G. 1, 192; Die Haare naß vom Wellen-H. Freiligrath Pol. 2, 41; Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert | vom Zauber- H., der euren Zug umwittert. G. 11, 3; Von deinem Drohen, Ewiger, | vom Oden deines Zorn-H–s. Mendelssohn Ps. 18, 16 etc., — ferner mit Vors., vgl. Zsstzg. von Hauchen, z. B.: Án-: der Einen anwehende, sich an Etwas anlegende Hauch: Von seinem Grabe her stärkt uns der A. seiner Kraft. G. 30, 49; Mit einem bläulichen A. [Anflug]. 27, 188; Ein A. von den allerkleinsten weißen Amethystkrystallen. 40, 242; [Der Spiegel zeigt] einen feuchten A. Platen 4, 325; Eine Leiche .., deren A. fliehn auch die Geringen. Rückert Mak. 2, 175; Sandt’ eine Gottheit uns der Begeisterung | heilvollen A.? V. 3, 4 etc. — So: Weil dieser Farben-A. so fein und leicht war. Stahr Nat. Zeit. 7, 371; In einem Feuer-A. zu Asche verkohlte. Alexis H. 2, 2, 211; Leise stieg ihr .. Rosen-A. | in der Wangen zart durchsichtige Blässe. Geibel Jun. 317 etc. —
Āūf-: aufsteigender Hauch: Heftiges Seufzen erstickte den wollust-athmenden A. Baggesen 1, 150; 2, 99 etc. —
Āūs-: ausströmender Hauch: Mit dem ersten A–e seiner wundersamen Begeisterung. Bouterweck Gsch. 1, 66; Den erquickenden aromatischen A. [der Nelke]. Engel 1, 339; Eines so subtilen materiellen Wesens, das gleichsam nur wie ein geistiger A. wirkt. G. 39, 184; EvKleist 2, 9; [Der Kolibri, der] auf Blumen schwebend, sich nur von ihrem A–e nährt. Thümmel 5, 202; 6, 53; 7, 21 etc. —
Eīn-: der eingeblasene, einströmende Hauch: Ob er sich diesen Ton auf einer Flöte denkt, wo er nach dem E. verschwindet. Engel 8, 340; Sie [die Eigenliebe] flüsterte ihm so leise, daß er ihren E. vielleicht für die Stimme seines guten Genius hielt, den Gedanken zu. W. 6, 8; Welt-End’ und Anfang ist sein Wechselauseinhauch. Rückert W. 2, 23. —
Míß-: schlimmer, widriger, schädlicher Hauch: Ausgerast hat endlich der Ost mit russischem M. V. 3, 59; Die schädlichen M–e [Winde]. Ant. 1, 261; Br. 2, 245; Myth. 1, 262 etc. —
Über-: überfliegender Anhauch: Deren gelber Schein dem weißen Teint . .. einen orientalischen Ü. gab. Gutzkow R. 6, 32 u. ä. m.
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