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Halb Halben Halber
II. f Hálb, mit den Nebenf.: Hálben, Hálber:
eine nachſtehende Partikel und Präp.: 1) von Seite,
z. B.: Mutterhalb iſt Suhrab edel. Rückert Roſt 16b =
mütterlicher Seits; Des Geiſtes halben iſt er fromm, des
Fleiſches halben hat er Sünde. Luther 1, 405 = von Seite
des Fleiſches ꝛc., in Rückſicht, in Bezug darauf ꝛc.
So früher auch: Hie dieshalb [diesſeits] des Gott-
harts. Stumpf 508b; Hie dieshalb dem Alpengebirg. 600b;
ſ. Uhland V. 458 ꝛc. Hieran ſchließen ſich die noch
üblichen Präpoſ. ebenfalls mit Genit. und Dativ, der
allerdings von Grammatikern getadelt und ſeltner iſt:
Außer-, inner-, ober-, (über-), unter-halb, und ferner die
Adverb.: Allenthalben und das veralt.: Beidenthalben.
2) daraus entwickelt ſich die Bed. der einen Grund oder
Anlaß angebenden Präpoſ. = wegen, in Rückſicht oder
in Betreff, z. B.: Des Handels halb | that unſre Stadt
Dies meiſt. V. Sh. 2, 350; Wohl altershalb hab ich geſehn
genug Walſtätten. Rückert Roſt. 86; Altershalben zwar Nichts
weniger als flück. 16a; G. 4, 151; Seines Prieſters h–en
.. hat dieſes Weh Gott Smintheus uns geſandt. B. 143a;
Wo man ehrenthalben dieſe Stellung behauptete. G. 25,
63; Iſt Wahrheit und keine Dichtung der Zier h–en. H. R.
7, 23; Theurung h–en Noth leiden. Luther 8, 316b; Euerer
Trägheit h–en . . iſt Solches geſchehen. V. Od. 24, 455;
Unſerer Thorheit h–en. 10, 79; Die ſowohl Alters als Ver-
ſtandes h–en ſeiner Haushaltung .. hätte vorſtehen können.
W. 27, 167; Des Theaters h–en. 13, 187; Meiner Erb-
ſchaft h–en. 16, 47; Iſt ſeines Geiſtes oder der Richtigkeit
ſeiner Begriffe h–en verdächtig. Zimmermann Nat. 29 ꝛc.
Warfen wir Sicherheits halber das Senkblei aus. Forſter R.
1, 25; Nur des Spaßes halber. Hartmann Unſt. 2, 198;
Um ihrer Tüchtigkeit halber. Kohl E. 2, 355; Legte darauf
Wohlſtands h–er .. Trauer an. Muſäus M. 1, 9; Ob dir
Jugend h–er Etwas mangelte. Schaidenreißer 9b; Schande
h–er. Thümmel 3, 8; Wunders h–er. 24; Ich mußte mich
wohl denn ehrenhalber bequemen. G. 5, 290; Die ihm ehren-
halber ihr Kompliment darüber machten. W. 13, 193 ꝛc.,
ſelten pleonaſtiſch: Wegen Einmahnung ihrer Schulden
h–er. Schweinichen 3, 11; 15 ꝛc. Dahin gehören auch
die Verſchmelzungen mit den Fürw., zunächſt mit den
perſönl.: Meinet-, deinet-, ſeinet-, ihret-, unſert-, euret-
halb(en), vgl. die entſprechenden mit: wegen, willen;
Er hat es meinethalb gethan, aus Rückſicht für mich;
Eurenthalben thu ich’s gern. H. Cid 5; Meinethalb kannſt
du’s thun, in Betreff meiner ſteht es dir frei, von mei-
ner Seite ſteht Nichts entgegen; Nicht meinethalben
fürchte! Platen 4, 296 ꝛc. Ferner: Der Mann, das
Kind, um deſſenthalben, die Frau, die Perſonen, um
derenthalben wir beſorgt ſind; Endigen nimmer das Werk,
um deſſenthalb wir gekommen. V.; veralt., wie überh.
der Genit. von „welcher“: Das, welches halben wir
zum meiſten Feinde werden. Opitz 1, 34, und mit dem hin-
zeig. Fw.: Deß-, fragend und relat. Weß-halb, mit
mannigfachen Nebenf., und Dieſerhalb.
Anm. S. I. Als Präpoſ. kommt die Form halb außer
in Verſchmelzung mit den Fürw., in welchem Fall „hal-
ber“ unüblich iſt ſelten vor. Im Übrigen wechſeln Hal-
ben ūnd Halber, welche letztere Form erſt im Nhd. erſcheint.
Die Form halben vermeidet man gern da, wo das vorauf-
gehende Hw. (mit oder ohne Artikel) auf –en ausgeht: Er hat
(ſeiner vielen) Schulden halber fliehen müſſen. Hat das
voraufgehende Wort keinen Artikel, ſo verſchmilzt es oft mit
der Präpoſ., wobei auch die im Genit. ſonſt unveränderten
weibl. Hw. auf –heit, –keit, –ung wie bei Zſſtzg. oft ein s
annehmen: Reiſt er Geſundheits- oder Vergnügungs halber
ins Bad?; Reinlichkeits halben badet er oft. Ähnlich iſt das
euphon. t in: Meinet-halben ꝛc., vgl.: Ehrenthalben. G. 25,
63; JvMüller 24, 186 ꝛc. und ſchwzr.: Lybs thalbe [dem
Körper nach] gefiel ich dir alſo? Gotthelf G. 202; Allent-
halben, beidenthalben, und die Zſſtzg. des Zahlw.: Andert-
halb.
Zſſtzg. ſ. o. und vgl. veralt. bei Graff, Benecke, Schm.
ꝛc., ferner: Allenthálb [1]: Sendet a. Verderben.
Tieck 1, 401, gw.: Allenthálben: an allen Orten, aller-
wärts (vgl. überall), zuw. auch: in allen Beziehungen.
1. Moſ. 24, 1; Ich bin in großer Armuth a. Claudius 5,
71 ꝛc. Dazu die ſeltnern Fortbildungen: Das Unſicht-
bare und Allenthalbene. Arndt Ber. 40; Von der Ubiquität
d. i. der A–heit. Zinkgräf 2, 66 [Allgegenwart] u. ä. m.
Āūßerhalb [1]: in Bezug aufetwas Einſchließen-
des und Umgrenzendes, in dem Nicht-Eingeſchloßnen
liegend, wie der Ggſtz. „,innerhalb“ in dem Einge-
ſchloßnen liegend, zunächſt räumlich: Hat man einen
Kreis und einen Punkt innerhalb und einen andern a. und
verbindet beide durch eine Grade, ſo ſchneidet dieſe die Kreis-
linie; Nicht auf dem Berge Athos ſelbſt, ſondern noch a.
Fallmerayer Or. 2, 23. Das Einſchließende, Begren-
zende ſteht oft abhängig im Genit.: Liegt a. des Planes.
Fichte 7, 427; Befanden uns ganz a. Landes in offner See.
Forſter R. 1, 141; Die Mittel, welche eine erfinderiſche Na-
tur innerhalb ihrer eignen Kräfte zu entdecken, ſodann aber
auch, wenn dieſe nicht auslangen, a. ihres Bereichs freundlich
anzudeuten weiß. G. 18, 262; Gegenſtände rechtlicher Be-
handlung, welche a. des Geſetzes und des Herkommens lagen.
22, 144; Den Dank a. der Schranken ſuchen. 27, 372; 40,
418 ꝛc.; Jenem amphibiſchen Theile des Bundes der inn-
und a. der Kirche ſteht. Gutzkow R. 6, 15; Mehr auf ihren
Ruhm a. der Kouliſſen als hinter denſelben bedacht. Sch.
698b; Daß man ſich a. des angewieſenen Kreiſes befindet.
W. 7, 118; Alle Männer a. des Monds. 19, 98; Inn- und
a. der Mauern Ilions iſt Zwietracht. HB. 1, 62 ꝛc. Selt-
ner iſt der Dat.: Dieſe Steinart wird nie anders als
unterhalb dem Waſſer erzeugt ... Wo ſie a. dem Waſſer
angetroffen wird. Forſter R. 1, 341; Freitag Soll 3, 9;
Hippel Leb. 1, 5; Miller Siegw. 14; Tieck A. 1, 319, ganz
veralt.: Eins inner-, das ander a. dies Haus. Schaiden—
reißer 85a. Zuw. findet ſich a. mit Zeitw. der Be-
wegung verbunden, was durch eine Ellipſe zu erklären
iſt: Man hat die Kirchhöfe [in den Raum] a. des Dorfs
verlegt. Auerbach Gv. 279; Wenn nun ſchon alle jene Thätig-
keiten a. der Seele fallen. Vogt Köhl. 114 ꝛc. Veralt.
ſtatt außer (ſ. d. †): Das ganze Jahr über nicht a. in der
Faßnacht. Zinkgräf 1, 279; Luther SW. 61, 323 ꝛc., auch:
A. [außer durch = ohne] Angſt und Noth kommen wir
unſer Lebenlang nicht zur Geduld. Mattheſius Prof. 178 ꝛc.
Bēīdenthalben [1]: auf beiden Seiten, veralt.
Dazu: Der Beidenthalbner, der ſich mit beiden Parteien
verhält; Achſelträger, ſ. Haltaus; Beiderthalbe [neutral].
Wurſiſen Basl. Chr. 371. Déßhalb [2]: die heute
gewöhnlichſte Form der den Grund angebenden Par-
tikel = dieſes Umſtandes halber, deßwegen, darum,
dem das fragende und das bezügliche Weßhalb ent-
ſpricht: Ich weiß es ſchon durch ihn, weßhalb ſoll ich es von
dir noch einmal hören? Eben d., weil du’s durch ihn nicht
richtig weißt; Ohne d. einen Schritt aus meinem Zimmer zu
thun. G. 20. 258; Ein anſehnlicher Theil .. iſt noch unent-
deckt. Das Auffinden der Einheit in der Totalität bleibt da-
her ſchon d. unvollſtändig. Humboldt K. 81 ꝛc. An die
Spitze des Satzes geſtellt, bewirkt es wie alle adverb.
Beſtimmungen die Nachſtellung des Subj., wie im
Frageſatz: Es friert, wir wollen uns d. oder: d. wollen
wir uns warm anziehn; D. kam nun Odyſſeus. V. Od. 19,
413 ꝛc. Zuw. in Verbind. mit doch ꝛc. = trotzdem,
zur Bez. daß Etwas, was ſonſt wohl als Grund einer
Folgrung gelten könnte, in dieſem Fall keiner iſt: Er
leugnet es, es iſt aber d. (deßwegen, darum) doch wahr;
Es iſt d. nicht minder wahr. Zuw. mit ,,um“: Schon
um d. profitlicher. Immermann M. 1, 258; [Das Pferd]
läſſt um d. nur ſich nicht beſteigen, | weil ꝛc. Streckfuß Rol.
2, 38. Zuw., nam. noch oft bei G. relativ ſtatt
weßhalb, z. B.: Er bezieht ſich auf frühere und ſpätere
Vergangenheit, d. das eigentlich Geſchichtliche zuletzt mehr
hervortritt. G. 4, 193; 13, 16; 22, 230; 28, 66; 31, 51.
Anm. Nbnf., größtentheils veralt.: Deßhalben ſind
wir da, um .. beizutragen. Lichtwer 186; G. Zelt. 6, 383;
W. 17, 28 ꝛc.; Beſchilt euch die Geliebte deſſenthalb.
G. 2, 87; Derhalben oft in der Bibel ꝛc.; auch: Dero-
halben. Zinkgräf 1, 205; 299; 2, 3 ꝛc.; Derenthal-
ben. 1, 249; 2, 64; Derhalb u. ä. m. Neuere Fort-
bildung: Ehe er aber zu einem deßhalbigen [vgl. des-
falſigen] Beſuch kam. König Jer. 2, 112.
Dīēſerhalb: deßhalb, verſch.: dieshalb [1]:
Wir ruderten d. in möglichſter Eile den See-Arm hinunter.
Forſter R. 1, 138; Ich erlaubte mir d. die Bemerkung. Pz
1, 12 ꝛc. Innerhalb: ſ. Außerhalb, oft auch zeit-
lich = binnen und dann meiſt mit Dat.: I. den Gren-
zen. Engel 4, 32; Die Häuſer ſind i. dunkel. Forſter R. 1,
12; Wir ſuchten i. demſelben Schutz. 233; I. neun Tagen.
3; Den Gott, den ich im Äußern überall finde, innerlich, i.
meiner gleichermaßen gewahr zu werden. G. 3, 242; I. des
Kreiſes unſerer Vorräthe dürfen die Zöglinge nach beliebiger
Farbe greifen. 18, 200; J. des Hauſes. 20, 10; J. eines
gegebnen Kreiſes. 40, 93; Die Regeln erſt i. ihrer begründet.
Hegel Log. 1; J. welcher Grenzen ſie beſchränkt blieb. WHum-
boldt 2, 89; I. einem Tage. L. 6, 322; I. acht Tagen. IP.
2, 162; Inner- und außerhalb ſeines Reiches. W. 31, 410;
I. dem Kreiſe. 3, 203 ꝛc. Außerhalb der Thür. .. So
that auch i–en Volker. Simrock N. 1915. Öberhalb
(vgl. außerhalb): in Bezug auf eine Scheide, die Et-
was in zwei Theile (Halbe) theilt, in dem obern Halb
gelegen, Ggſtz. unterhalb: Da wir nun ober- und unter-
halb des Neubrunnens jenes Geſtein gefunden. G. 40, 219;
O. dem Laden. Tieck NKr. 4, 128.
Anm. Im Streben nach vermeintlicher Korrektheit:
Außerhalb und überhalb des .. Kreiſes noch Etwas zu er-
reichen. Schubarth Goethe 2, 329, vgl. umgekehrt das mehr
mundartl.: Der Schatten ober dem Munde. Schücking HdZ.
1, 30.
Únterhalb: ſ. Oberhalb: Der Rhein unterh. Kölns
ꝛc.; Verſchwand unterh. dem Geſichtskreiſe. Forſter R. 1, 33;
Den Garten, der eine ziemliche Strecke unterh. dem Dorf war.
Stiling 1, 145. Weßhálb(– –): ſ. Deßhalb u. vgl.:
Weſſenthalb | und weß bedürfend er bis hieher kam. V. Ar.
3, 300 ꝛc., als ſächl. Hw.: Zwiſchen all dieſen Wenn’s
und Warum’s und W–s regte ſich immer wieder ein Troſt.
Holtei Nobl. 1, 234.