Faksimile 0659 | Seite 651
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Haber Haberin
II. Hāber, m., –s; uv. (~in, f.; –nen): eine
habende Perſon, doch üblich nur in Zſſtzg., z. B.:
Befêhls-: der den Befehl über ein Heer, über ein
Schiff ꝛc. hat, Kommandeur; Kriegs-B. W. 33, 270.
Veralt. Formen: Befehlich(s)-H.; Befehlhaber ꝛc.; mund-
artl. Bed.: Bevollmächtigter, der einen Befehl, Auf-
trag von Einem hat. Bewínd-: holländ. bewind-
hebber, der Vorſteher einer Schiffsausrüſtung oder
ſonſtigen gemeinſchaftlichen Unternehmung im See-
handel, auch übertr.: An einen B. irgend eines Journals.
Muſäus Ph. 1, 139; Bewindheber. IP. 20, 109 (wie um-
gekehrt Urhaber ſt. Urheber, ſ. d.). Eīn-: gw.
In-h.: Der E. des Lehens. Lichtenberg 5, 225. Gêr-:
(veralt.) Vormund. Spate, ſ. Schm. 2, 61. Gewált-:
der die Gewalt in Händen hat, Macht-H.: Die geiſtlichen
und weltlichen G. Schlegel Mißd. 103 ꝛc.; mundartl.: Be-
vollmächtigter (ſ. Befehls-H.). Hánd-: Der H. des
Rechts; Mit den H–n des berüchtigten Hexenhammers. W.
31, 401 ꝛc. Jn(ne)-: der Etwas innehat, beſitzt:
Der Inhaber eines Wechſels, Gartens, Hauſes, Lehens, Re-
giments [der Oberſt] ꝛc. Mundartl. ſtatt Einwohner.
Līēb-: Perſon, die Einen oder Etwas lieb hat:
1) in Bezug auf geliebte Perſonen: a) veralt. allgm.:
Die Schläge des L–s [Freundes] .. ., aber das Küſſen des
Haſſers [Feindes]. Spr. 27, 6. So heißt Abraham
82*
„Gottes L.“ 2. Chron. 20, 7; So nicht Juno, des Jaſons
L–in, demſelben zu Hilf kummen. Schaidenreißer 51a [12, 72]
ꝛc. b) Heute gw. nur der aus Geſchlechtsneigung um
ein Frauenzimmer ſich Bemühende, verſch.: Geliebter:
dem die Neigung Desſelben zu Theil wird, z. B.: Ihr
Geliebter entfernte ſich, ein unbequemer L. drohte, zu kommen.
G. 16, 45; Nun war aus dem L. ein Bräutigam geworden.
17, 111; Daß ich ſchon wieder, faſt wie Circe, mir einen
neuen L. eingefangen. Tieck A. 1, 165; Sie hat viele L., aber
keinen Freier ꝛc. In dieſem Sinn iſt natürlich das
Femin. ſeltner, doch ſ. c und 2. c) Bühnenw.:
Bez. des Rollenfachs für die Darſtellung der Liebenden:
Erſte, zweite, jugendliche L., L–innen ꝛc.; übertr.: Er em-
pfand das Unangenehme eines Überganges vom erſten L. zum
zärtlichen Vater und doch wollte dieſe Rolle immer mehr und
mehr ſich ihm aufdringen. G. 18, 262 ꝛc. 2) Perſon,
die Neigung zu oder für Etwas (z. B. auch eine Klaſſe
von Perſonen) hat, es gern mag: Er iſt ein L. von gutem
Eſſen und Trinken, von Pferden, Gemälden, von Frauenzim-
mern ꝛc.; Sie iſt eine L–in der Jagd, eine L–in von Putz,
Klatſchgeſchichten, von ſchönen Männern; Bei den L–n der
alten Leier. Engel 1, 359; Der Amtmann, der von ſolchen
außerordentlichen Fällen kein ſonderlicher L. war. G. 16, 52;
Zu dieſer Waare finden ſich viele L. [Kaufluſtige]; Für den
L. mag’s den Werth haben, ich geb’s nicht dafür; „Das iſt
ſehr ſchön“. Für den L. [Es gehört eine eigne Neigung
dazu, es ſchön zu finden; Das ſind Geſchmacksſachen]
ꝛc. Nam. oft in Bezug auf Kunſt: Er war mehr Welt-
mann als Philoſoph, mehr L. als Kenner. W. HB. 1, 18;
Für einen L. gar nicht ununterrichtet. Zelter 2, 395 = Di-
lettant, nur darf man den Begriff des Fremdworts
nicht durch L. erſchöpft wähnen, denn Dilettant bedeutet
„einen L. der Künſte, der nicht allein betrachten und genießen,
ſondern auch an ihrer Ausübung Theil nehmen will“. G. 31,
422; Für den L., nämlich nicht für den kuriöſen L. oder den
Dilettante, der ein Spiel und einen Zeitvertreib aus den ſchönen
Künſten macht. Sulzer 1, XVI (ſ. G. 32, 4). 3) Zſſtzg.
nam. zu 2, z. B.: Bau-, Gemälde-, Jagd-, Kunſt-, Pferde-
L. ꝛc.; Wir andern Weisheits-L. [Philoſophen, in dem
urſpr. beſcheidnen pythagoräiſchen Sinn]. W. 23, 48.
Auch: Geſchichte der beiden Selbſt-L. [Narciſſus und
Narciſſa, die nur ſich ſelbſt lieben]. 19, 171; Deine
Laſthenia und ihr etwas zweideutiger Seelen-L. [1b; plato-
niſcher L.]. 23, 187. Mácht-: ſ. Gewalthaber:
Das Pulver haben die M. den Völkern abgeſchwatzt. Börne
Frz. 54 ꝛc. Seltner: Sich dem M. Lobes und Unlobes zu
empfehlen [der die Macht hat zu loben und zu tadeln].
V. Ant. 2, 31. Auch: Einer der Vollmacht von Einem
Andern hat. Récht-: ſ. Rechthaben und Haberecht
(Haben I, 20): Das iſt ein kleiner unnützer R. Dyk 8, 330.
Thēīl-: Perſon, die einen Theil (Aktie, Kux) an
Etwas hat u. ä. m.