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gut
I. Gūt, a.: beſſer (ſ. d.), beſt (ſ. d.): die wün-
ſchenswerthen Eigenſchaften im vollkommnen Maß ha-
bend, wobei natürlich das Wünſchenswerthe nach
Weſen und Beſtimmung des Gegenſtands und Anſicht
des Sprechenden ſich verſch. modificiert, auch mancherlei
Nebenbegriffe ſich einmiſchen: 1) vollkommen (abſolut):
Niemand iſt g. denn der einige Gott. Matth. 19, 17. 2)
tüchtig, gehörig; ſo wie es dem Ggſt., ſeiner Beſtim-
mung, den daran zu ſtellenden Anſprüchen gemäß ſein
muß, vgl. das einen höhern Grad bezeichnende Vor-
trefflich ꝛc.: Cicero war ein g–er Redner, aber kein g–er (ein
ſchlechter) Dichter; G–e Reden, Gedichte, Verſe, Reime,
Bücher, Aufſätze ꝛc.; G–e Jäger, Schützen, Köche, Handwer-
ker, Schüler, Tänzer, Sänger, Violinſpieler ꝛc.; G. ſchießen,
kochen, arbeiten, tanzen, ſingen, geigen ꝛc.; Ein g–er Spür-
hund; Eine g–e Naſe, g–e Augen haben; Trotz ſeines Alters
ſieht und hört er noch g.; Er kann nicht g. riechen; Einen
g–en Geſchmack (ſ. d. und 6) haben; G–en Appetit haben;
Wenn du g. ſchläfſt und g. iſſt (ſ. 6), ſo biſt du auch nicht
krank; Das Schiff ſegelt g., iſt ein g–er Segler; Das Feuer
im Ofen brennt g., der Ofen zieht g., hat einen g–en Zug;
Das Zeug iſt ſehr g., aber der Schnitt des Kleids iſt nicht g.
[taugt nicht]; G–e Waaren; G–er Wein, Taback; Ein
g–es Glas (ſ. 5 und Glas 2f) Wein und in ähnlicher
Weiſe und Stellung: Eine g–e Pfeife Taback ꝛc.; auch
ellipt.: Der Lindenwirth hat G–en [Wein, ſ. d.]. Hebel 3,
319 ꝛc.; Er ſpricht g. [fertig] Latein, ein g–es [muſter-
haftes, reines] Latein; Dieſer Ausdruck iſt nicht g. deutſch,
kein g–es Deutſch; G–es [echtes] Gold; In g–er [richtiger]
klingender Münze; G. [echt, ganz] preußiſch geſinnt; Auf g.
altteſtamentliche Weiſe einen Altar errichten. G. 20, 47; So
ehrlich, g. knabenartig. Mörike N. 64 ꝛc. 3) (ſ. 2) tüch-
tig, gehörig in Bezug auf Maß und Intenſität: Einen
g–en Zug, Schluck aus der Flaſche thun; Einen g–en Stiefel
trinken; Eine g–e Tracht Prügel bekommen; Münchhauſen
log g., aber du verſtehſt es noch beſſer; Er iſt ein g–er Lüg-
ner, ein g–er Taugenichts ꝛc.; Der Kaufmann wiegt g.
(reichlich, Ggſtz.: knapp, vgl.: Schlecht gerechnet
dreißig Thaler); G–es Geld, im Ggſtz. des geringern,
leichten (ſchlechten); Ein g–er Groſchen Thaler) im
Ggſtz. zum Silbergroſchen (¹₈₀ Thaler). Ferner
ohne Steigrung neben Maßbeſt., um das Reichliche
zu bez., ſo daß man eher mehr als weniger annehmen
darf: Ich muste g. eine Stunde oder eine g–e Stunde war-
ten; Das ſind g. zwei oder zwei g–e Meilen; G. die Hälfte;
Des Morgens g. um Achte. G. 28, 168; Nach einer g–en
Stunde. Muſäus M. 1, 28 ꝛc.; Um ein G–es [Bedeuten-
des] näher gehen. G. 18, 49; Ein g. Stück, Theil ꝛc.; Du
kannſt g. und gern zwei Thaler geben ꝛc. 4) taugend,
nütz, fördernd, heilſam: Es iſt nicht g., daß der Menſch
allein ſei; Dies Mittel iſt g. gegen (minder korrekt: für)
Zahnſchmerzen; G–e Lehren geben; G–er Rath iſt theuer;
Du haſt mir nicht g. gerathen; Den Armen G–es [Wohl-
thaten] thun; Die Tropfen werden dem Kranken g. thun
(ſ. 2); Ich weiß beſſer, was dir g. iſt, als du ſelbſt; Muß
ich denn wieder dieſen Schmerz als g. | und heilſam preiſen?
G. 13, 162 ꝛc.; Es gut mit Einem meinen, Deſſen Wohl
und Intereſſe im Auge haben; Gegen Jemand g. geſinnt
ſein; G. geſinnte Bürger, patriotiſche nach Jemandes An-
ſicht, nam. nach der der Machthaber ꝛc. Eine g–e
[günſtige, vortheilhafte] Meinung von Etwas haben; G.
auf Einen zu ſprechen ſein ꝛc.; G. zu Etwas, g. für Einen
ſein, paſſend, brauchbar, genügend; Das Papier iſt g. zu
Fidibus, zum Einpacken; Die Äpfel ſind g. zum Kochen, aber
nicht als (zum) Nachtiſch; Der Fraß iſt g. für Schweine, nicht
für Menſchen; Pervonte, ſei einmal zu Etwas g.! | lauf in
den Wald ꝛc. W. 12, 8 ꝛc. 5) ſo wie man’s ſich
wünſcht oder wünſchen kann, angenehm, erfreulich;
Vergnügen, Wohlgefallen erregend ꝛc.: Es iſt hier g.
wohnen, g. ſein ꝛc. (ſ. 10); Etwas ſchmeckt, riecht g., ſieht
g. aus, hat einen g–en Geſchmack (ſ. 2), Geruch, ein g–es
Ausſehn ꝛc.; „Wie geht’s dir?“ G.; Die Saat ſteht g.; Du
ſtehſt dich g.; G–e Geſchäfte machen; In g–en Verhältniſſen
leben; Es g. haben. Pſ. 128, 2; So ein Reiter hat es g., |
weiß nicht, wie das Schleppen thut. Chamiſſo 3, 261 ꝛc.
(ſ. 10); In g–er Stimmung, bei g–er Laune, g–er Dinge,
g–en (oder oft nach ältrer Deklin.: g–es) Muths ſein;
G–er Hoffnung (ſ. o.); Ein g–es Gewiſſen (ſ. 11); In
g–er Ruh; In g–em [glücklichem] Alter ſterben. Richter 8,
32; G–e Nachricht, Botſchaft; Die g–e Gelegenheit be-
nutzen; Das g–e Glück haben; Zur g–en [heil-, glück-
bringenden] Stunde ſei’s geſagt; Er iſt gekommen, recht zur
g–en Stunde. G. 13, 115 ꝛc.; G–e Reiſe, Geſchäfte, Ver-
richtung wünſchen ꝛc. Daher als Grußformel (ſ. die
Hw.): G–e Nacht; G–en Abend, Morgen, Tag; G–en Tag
und g–en Weg (ſ. d.) ꝛc. G–e [wohlſchmeckende]
Biſſen; Ein g–es Glas Wein (ſ. 2); G. eſſen und trinken;
Einen g–en Tiſch führen; G. leben, in Genuß und Fülle;
Sich g–e Tage machen ꝛc. Zuw. auch nur wie „glück-
lich“ in Bezug auf Vermeidung von etwas Schlim-
mem: So g. aus einem ſo ſchlimmen Handel gekommen.
Klinger F. 101. 6) (ſ. 5) G. zur Bez. Deſſen, wo-
mit man zufrieden iſt (vgl. Topp ꝛc.), daher auch des
Abgemachten, worüber überhaupt oder wenigſtens fürs
Erſte Nichts weiter zu bemerken iſt, was man auf ſich
beruhen läſſt ꝛc. So ſagt man z. B. zu einem Diener,
der Etwas beſtellt hat und auf Beſcheid wartet: Es iſt
g., um ihm zu ſagen, daß er keinen weitern Beſcheid
bedarf; Etwas g. ſein laſſen, ſich zufrieden geben ꝛc. G.
16, 143; 18, 169 ꝛc.; Sch. 449a; 626b ꝛc. So beim
Erzählen, nam. in Märchen ꝛc., um von etwas damit
Abgeſchloßnem zu etwas Andrem überzugehen: Nun, es
war mir g. Stilling 1, 133; Freiligrath Garb. 104; 106;
Das war nun g., aber wie die alten Muhmen im Märchen-
ton zu erzählen pflegen auch nicht allzugut. Kant Buchm.
9; Alſo g. Immermann M. 4, 49; Nun g. Prutz Muſ. 3,
69; Kurz (ſ. d.) und g. = ohne Weitres: „So fiel mir
ein, | euch kurz und g. das Meſſer an die Kehle | zu ſetzen“.
Kurz und g.? und g.? Wo ſteckt | das G–e? L. Nath. 5, 5.
Ferner: Und damit g. [abgemacht]. Immermann M. 1,
317; Spindler St. 1, 39 ꝛc. Ferner = immerhin, es
mag ſein, zugegeben ꝛc., mit nachfolgendem aber, doch
ꝛc. (ſ. 10): Du willſt mir den Gefallen nicht thun? es iſt
g., aber ich werde Dirs gedenken; Recht g., verſetzte Char-
lotte, recht wohl! Nur daß wir nichts Hinderndes, Fremdes
hereinbringen. G. 15, 9; Schon g.! nur dauert es nicht
lange. 11, 16; Schon g.! nur muß man ſich nicht allzuängſt-
lich quälen. 80; Alles wohl und g., aber Sie können hier
noch ebenſo g. verloren ſein wie dort. Laube DW. 5, 163;
G., doch welches ſind dieſe einzelnen Theile? L. 6, 420 ꝛc.
7) (ſ. 5) anſtändig, fein, tadellos (vgl. Gentlemän-
niſch): Das iſt gegen den g–en Ton, die g–e Lebensart,
Sitte, gegen die Sitte der g–en Geſellſchaft; Mit g–er Art,
Manier; Von g–er Familie, von g–em Herkommen ſein;
Er ſtammt zwar nicht aus vornehmem, aber doch aus g–em
Hauſe; „Er iſt g–er Leute (ſ. verſch. 18) Kind“. | Wir
auch nicht auf der Straße gefunden ſind. Sch. 323b ꝛc.
8) (ſ. 5) Sicherheit gewährend: Ich weiß es aus g–er
Quelle; Ich hab’ es von g–er Hand. Sch. 627a; Es liegt in
g–er Hand. Gewiſſenhaft | wird es zu ſeiner Zeit zurück-
gegeben. 405b ꝛc., nam. kaufm.: Dies Handlungshaus iſt
g. (zahlungsfähig, vgl. fein ꝛc.), iſt g. für dieſe Summe;
G–e Schulden; Dies Papier iſt g. für 2000 Thaler, hat
den Werth; Für einen Andern, für eine Summe g. ſein, g.
ſagen (mundartl.: g. ſprechen. vHorn Schmj. 11; g. ſtehen.
Hebel 3, 144), bürgen; Das hat g–e Wege, deßhalb kann
man ohne Sorge ſein, Das hat Nichts zu ſagen ꝛc.;
vgl.: Damit hat es g–e Weile, man braucht ſich damit
nicht zu übereilen ꝛc.; Glauben Sie nur nicht, ich wollte
Sie mahnen, Das hat Zeit, Sie ſind mir g. Heine Reiſ. 3,
294; Ich ſage ihrer Jugend für alle Verführung g. Sch.
204a; Ich bin Euch g. | für Euren Zaum [verbürge Euch
die Wiedererlangung]. W. 11, 61; 15, 93 ꝛc. 9) So
g. wie oder alsbez. zunächſt Werthgleichheit: 24 Groſchen
ſind ſo g. wie ein Thaler ꝛc. und danach auch das Fehlen
eines weſentlichen Unterſchiedes, eines zwiſchen dem
Für und Wider entſcheidenden Grundes ꝛc.: Er kann es
eben ſo g. thun wie laſſen; Er iſt heute gekommen, er hätte
ebenſo g. geſtern kommen können; Das kann er ſo g. von dir,
wie du von ihm erwarten ꝛc., nam. aber bez. es, daß Et-
was freilich nicht iſt, aber doch ſo gelten darf, denſelben
Werth hat, daß ſein Eintreten mit Sicherheit zu er-
warten iſt (ſ. 8) ꝛc.: Drei Thaler, Das iſt ſo g. wie [faſt]
gar Nichts; Der Proceß iſt ſo g. wie gewonnen, er iſt’s noch
nicht förmlich, aber er wird es ſicher werden; Er hat
mir’s ſo g. wie verſprochen, nicht förmlich; aber ſeine
Worte haben den Werth eines Verſprechens; Somit iſt
es ſo g. [ſo ſicher], als ob ich’s ſchon hätte; So g. als [faſt
ganz] getrocknet. G. 19, 184 ꝛc. Mundartl. auch: So
viel als. Gotthelf U. 2, 252; Hebel 3, 177; 175 ꝛc. Zuw.
auch: Ich will ihn wiederholen; | es iſt, ihr habt ihn ſchon.
W. 11, 65 ꝛc. 10) (ſ. 5) leicht, mühelos, bequem,
in Verbindung mit ſein und haben: Aus fremdem Leder
iſt g. Riemen ſchneiden; Wer gern tanzt, Dem iſt g. geigen;
Gelehrten iſt g. predigen; Hinterdrein iſt g. reden, hat man
g. reden; Der Glückliche, der Behagliche hat g. reden. G. 15,
144; Sie haben g. ſchenken! 16, 278; Wir haben g. und
leicht vernünftig ſein. Tieck GſN. 1, 36 u. v.; aus-
nahmsweiſe mit „zu“: Der Prieſter hat zu reden g. Cha-
miſſo 4, 136. Davon verſch. (nach dem franz. avoir
beau parler ꝛc.) zur Bez. der Vergeblichkeit: Aber man
hat g. reden, g. ſich und Anderen rathen [man mag immer-
hin reden ꝛc., es iſt umſonſt]; älter werden heißt ſelbſt:
ein neues Geſchäft antreten. G. 3, 204; Höfer V. 6; OMüller
Med. 1, 325; Sch. 487a; Darum hat dein Sohn auch g. nach-
ſchlagen können und ihn nirgend gefunden. Tieck N. 5, 423; Die
Jungfer hat g. [mag immerhin] winken: | ihr werdet doch
kein ſolcher Waghals ſein? W. 20, 61 und wiederum
verſch. mit ,,zu“ beim Infin.: Auch Dies iſt ſehr glück-
lich. Dein Titan hatte g., Alles zu ſein, was du willſt. 8,
147 = er hatte es g., es traf ſich für ihn g., daß er
Alles war (ſ. 5) ꝛc. Vgl.: An ſolche Geheimniſſe ſei
nicht g. rühren. G. 19, 182 = Das taugt, frommt
Nichts (ſ. 4); Ihr ſeid g. nach dem Tod ſchicken (Grimm M.
200) oder: zu ſchicken. 11) (ſ. 2) recht, nam. auch:
den Fordrungen des Sittengeſetzes, der Religion ge-
mäß, fromm, gottgefällig ꝛc., von Sachen und von
Perſ., die das Rechte zu thun ſtreben: Ein g–es Werk
thun; Einen g–en Wandel führen; G–e Sitten; G–e Tha-
ten; Ein g–er Ruf, Namen [der Ruf eines g–en Mannes
ꝛc.]; Ein g–es Gewiſſen (ſ. 5); Daß du thueſt, was g. und
recht iſt vor den Augen des Herrn. 5. Moſ. 6, 18; Die Böſes
g. und G–es böſe heißen. Jeſ. 5, 20; Eine falſche Wage iſt
nicht g. Spr. 20, 23; Den g–en und frommen Herzen. Pſ.
125, 4; Sie haben | einen g–en Mann begraben. Claudius;
Das Kind will recht und g. ſein, keinesweges will es, ſowie
ein junges Thier, bloß wohl ſein. Fichte 7, 419; G–es thu
rein aus des G–en Liebe. G. 4, 65; Ein g–er Menſch in
ſeinem dunkeln Drange | iſt ſich des rechten Weges wohl be-
wuſſt. 11, 16 ꝛc. 12) (ſ. 11) beſtrebt und geneigt,
das WohlAndrer thätig zu fördern: Edel ſei der Menſch, |
hilfreich und g. G. 2, 65; G. [wohlthätig] gegen die Armen
ſein. 13) (ſ. 12) freundlich und wohlwollend, milde,
ſanft ꝛc.: Für Geld und g–e Worte; Ein g–es Wort findet
eine g–e Stelle; Einem g–e Worte geben, ihn freundlich
bitten; Er lächelte mich an, | ſo g. ein Bär nur immer
lächeln kann. W. 12, 234; G–e Miene zum ſchlimmen Spiel
machen; Etwas mit einem g–en Auge anſehen. Tieck A. 2,
81: Seine Diener loben ihn als einen g–en Herrn; G. gegen
ſeine Diener ſein; Sie iſt freundlich und g. mit mir geblieben.
Gutzkow R. 2, 71; Die Menſchen ſind wirklich ſehr g. mit
mir. FSchlegel Luc. 238 ꝛc. Auch zuw.: G. zu Einem ſein.
Auerbach Barf. 117; Lewald W. 2, 403; Stahr Par. 2, 360
ꝛc. (ſ 14). Zuw. auch nur die Beziehungen nicht
geſtörten Friedens zu einander bezeichnend: In g–em
Einverſtändnis, Vernehmen mit einander leben; „Biſt du
[ſtehſt du dich] g. mit ihr?“ Wir ſind einander freundlich
und dienſtlich. G. 9, 193; G–e Nachbarſchaft halten; „Wer
da?“ G. Freund ꝛc. Andrerſeits auch = gefällig:
Sei ſo gut und nimm ihm Das mit ꝛc. 14) Einem g.
ſein, wohlwollend gewogen, liebevoll, zugethan; Wieder
g. werden, aufhören, böſe (ſ. d. = erzürnt) zu ſein;
Er kann lange bitten, ehe ich wieder g. werde. Benedir 5, 141;
Möcht’ ich Euch doch wieder g. mit einander ſehen. Merck’s
B. 2, 85. 15) G. wie lieb ꝛc.: Mein Schatz iſt lieb
und g. G. 1, 163, nam. in der Anrede von Perſonen
oder perſon. Ggſt.: Guter Mond, du gehſt ſo ſtille ꝛc.;
G–er Freund ꝛc., als abgeſchliffne Anrede oder Anruf =
heda ꝛc., oft auch mit iron. Nebenſinn: Wiſſt ihr auch,
g–er Mann, daß ꝛc. [zornig drohend]. Hebel 3, 437; 451;
G–er Wirth, wir ſind ſo kahl nicht! L. 1, 522; 500; Der
g–e Mann irrt, wenn er glaubt, ich werde Das ſo von ihm
hinnehmen ꝛc. 16) arglos, gutmüthig, gutherzig,
auch hier (ſ. 15) oft mit dem iron. Nbnſinn des Ein-
fältigen, der ſich leicht täuſchen, des Schwachen, der
ſich Alles gefallen läſſt ꝛc.: In g–em Glauben; Eine g–e
treue Seele; Eine g–e alte Haut; Ein g–er Narr, ein g–es
Schaf, eine g–e Schlafmütze; Schlicht und blind-g. IP. 23,
203 ꝛc. 17) pleonaſtiſch, wie ſchön (ſ. d.), neben
Zeitbeſtimmungen für etwas überraſchend Eintretendes:
Eines g–en Tages verreiſte er und vergaß leider das Wieder-
kommen. Prutz Muſ. 2, 65; Sich eine g–e Nacht .. einzu-
ſchleichen. Arndt E. 23; Genug, einen g–en Nachmittag ging
ich ꝛc. 66. 18) Einzelne Verbindungen mit Hauptw.:
Ihr g–er [voller] Ernſt. L. 12, 342; Der g–e Freitag,
Montag; Etwas für die g–e Hand [ein Trinkgeld] geben.
Heine Reiſ. 3, 132; Zu guter Letzt [zum Schluß]. Tieck
N. 7, 13; Der Hof zu den g–en Leuten [Spital, nach Friſch
81*
zunächſt für die gewöhnlichen Kranken im Ggſtz. zu
denen mit den böſen Blattern]. G. 20, 25, ſ. Gutleut-
haus; Der g–e Ort [der jüdiſche Begräbnisplatz]. Kom-
pert Pfl. 2, 278; Es iſt ſein g–er [freier] Wille ſo. G. 9,
19, vgl. Gutwillig; Ei, für die gute Zahl! [beim Nöthi-
gen zum dritten Glas, nach dem Sprchw.: Aller g–en
Dinge ſind drei]. HvKlei Kr. 111 u. ä. m., ſ. die Hw.
19) ſubſtant.: Der, die G–e (ſ. 11—16): Die Sonne
ſcheint über G–e und Böſe ꝛc. Dazu die Verkl. Güt-
chen, namentl. zur Bezeichnung kleiner den Menſchen
freundlich geſinnter Geiſter: Die Gnomen .., den from-
men Gütchen nah verwandt. G. 12, 51. Das G–e: Willſt
du immer weiter ſchweifen? | Sieh, das G–e liegt ſo nah.
G.; Erzählte ſo viel Liebes und G–es von ihm. 9, 19; Des
G–en kann man nicht zu Viel thun, ſagte jene Frau und er-
ſäufte ſich im Weihwaſſer (Sprchw.); Einem alles G–e
wünſchen; Nichts G–es im Sinn haben; Was bringſt du
G–es? [in Vorausſetzung einer guten, frohen Bot-
ſchaft]; Das arme Vieh hat ſich am Widerriß gedruckt wie
nichts G–es [über alle Maßen, mit dem Gedanken an
Hererei ꝛc.]. Schlegel Sh. 6, 41; Ergeben Sie nur in G–em
[friedlich, ohne Streit, ſ. 13]. Sch. 335b; Ich rath dir’s
im G–en [freundſchaftlich] ꝛc., ſ. Güte 5. 20) ein-
zelne Verbindungen mit Zeitw. z. B.: Etwas g. heißen,
billigen. Das wieder g. zu machen, was er verdorben
hat. Forſter B. 1, 249; Sein Vergehen wieder g. zu machen.
HvKleiſt E. 1, 302 u. o. = ausgleichen durch Erſatz ꝛc.;
auch = vergüten. L. 11, 178; Alle die Sätze g. zu ma-
chen [erweiſen] ſuchen, deren Unerwiéſenheit man ſo höhniſch
für Unerweislichkeit ausgiebt. 541; Mein Wort mit meinem
Leben g. zu machen [zu bewähren]. W. 20, 127; Das
koſtet mich zu Viel, ich kann’s nicht g. machen [die Koſten
decken] ꝛc. G. thun (ſ. 4), gedeihen, taugen, er-
wünſchte Wirkung thun, ſich nachgiebig, fügſam zei-
gen ꝛc.: Das geht nicht, Das thut auf die Länge nicht g.
Engel 12, 341; Das Kupfer thut [gewöhnl.: macht ſich]
im Ganzen ſehr g. G. 26, 70; Willſt du jetzt mit, welſche
Hexe, und g. thun? Hebel 3, 161; 18; Die Fragmente ha-
ben g. gethan, ſie wurmen Manchen. L. 13, 634; Erſchlaff-
ten Magen thut | auch grobe Koſt mitunter g. W. 18, 16;
Die Freiheit und die Herrſchaft thun nimmermehr g. beiſam-
men. Zinkgräf 1, 284 ꝛc. Dazu: Der Thunicht(s)gut,
Taugenichts; Sie ſind Schlemmer und Thunichtsgute. Alexis
H. 1, 1, 273 u. ä. m., ſ. die mit g. verbundnen
Zeitwörter, ſ. auch 21. 21) Verbindungen mit
Präpoſ. z. B.: Das ſollſt du mir für g. [vgl. fürwahr]
bezahlen ꝛc., in der ältern Sprache auch: Vergut, vorgut
haben, annehmen = für lieb. Mattheſius Prof. 54; Schai-
denreißer 61b; 64b; Weidner 8 ꝛc. Namentl. aber: Zu
Gute = zum Vortheil, zu Gunſten, ſo daß man Nutzen
davon hat ꝛc.: Ein Herr, dir zu G. geboren, gemartert, ge-
kreuzigt, geſtorben und auferſtanden. Luther 6, 71a; Etwas
kommt Einem zu G–e (veralt.: zu G–em. Garzoni 572b);
Es Einem zu G–e kommen laſſen ꝛc.; ſeltner: Dem ich
Viel zu G–e gethan [viel Wohlthaten erzeigt] hab,
das er mir heut vergalt. Klinger Th. 2, 213; Bei Einem
Etwas zu G–e haben, behalten, als Etwas, das man
als Einem zukommend noch zu fordern hat, auch
ohne „zu“: Ich will’s g. behalten für ein ander Mal.
Auerbach D. 4, 55; Zwei Exemplare haben Sie von dieſem
Stücke noch g. Sch. G. 1, 265, und ſo: Das Guthaben,
die von Einem noch zu fordernde Schuldſumme ꝛc.:
Einem Etwas g. oder zu G–e ſchreiben, als Guthaben in
den Rechnungsbüchern verzeichnen: Herz und Geiſt des
Leſers wird ihm Dies zu G–e ſchreiben. G. 4, 254 ꝛc.; Ich
will es ſeiner Dummheit zu G–e halten, es auf Rechnung
ſeiner Dummheit ſchreiben und es ihm darum nach-
ſehn; Haltet mir mein Gewäſch zu G. [verzeiht es mir].
Luther 5, 529a; Sch. 634 ꝛc.; Einem Etwas g. oder zu
G–e thun, ihm Erſatz, Entſchädigung dafür geben: Ihre
Thränen | thuſt ihr nicht g. G. 8, 123 ꝛc.; Einem, ſich Et-
was zu G–e thun, gütlich thun, traktieren, ihm (ſich)
ein gutes Leben (ſ. 5), etwas Angenehmes bereiten:
Ich hatte ungefähr ſo viel Geld bei mir, um mir ſelbſt und
einem Freunde Etwas zu G–e zu thun, aber eine Geſellſchaft
.. zu gaſtieren, war ich keineswegs eingerichtet. G. 20, 205;
Raupach Jſ. 136 ꝛc. Sich auf (ſeltner: üb r. G. 9, 29)
eine Sache Etwas zu G–e thun, ſich darauf Etwas ein-
bilden, ſtolz ſein, eine gute (hohe) Meinung von ſich
haben: Mit Allem, worauf man ſich Etwas zu G. | und
womit man ſich gütlich that. Rückert Mak. 1, 90; Du ſam-
melſt Gut und weißt nicht, ob es dir iſt zu G. | und thuſt
dir Etwas darauf zu G., | daß es Niemand kommt zu G.
166 ꝛc. Ferner: Einem zu G. [zu Gunſten] handeln.
Carolina § 115; Einem im Billardſpiel 10 Points zu G.
[voraus] geben ꝛc. Ferner: Etwas zu G–e machen,
bringen, das Nutzbare darin, darausgewinnen, namentl.
bergm. G. 40, 214 u. o.
Anm. Goth. gods, ahd., mhd. guod, vgl, Gatten,
Gattlich. Mundartl. Anwendungen ſ. Schm. ꝛc. Der
regelmäßige Superlativ findet ſich mundartl.: Guteſter
Herr Leutenant! [berliniſch]. Holtei Nobl. 1, 185, und danach
zuweilen auch in der Schriftſpr. in ſpöttelndem Ton, in der
Anrede: Seien Sie ſtille, mein guteſter Biedermann; Scherr
Gr. 2, 143 ꝛc. Ganz ungewöhnl. aber iſt der Kompar.:
Güter. Rahel 1, 467. Für Bonbon (ſ. d.) hat man
ſchwzr. ꝛc. die Verkl.: Das Guteli, und danach bei Puriſten
z. B.: Eine Gutchen-Büchſe (Bonbonniere). Börne 3, 117.
Zſſtzg. namentl. einen hohen Grad der Güte zu be-
zeichnen, z. B.: O mein Gott, all-g. und allgütig. Weckher-
lin 115; Von Herzen ſo engel-g. Heine Reiſ. 2, 145; Eine
erz-g–e Hausmutter. Heinſe A. 1, 145; Grund-g–es Weſen.
Immermann M. 4, 265; Ein herz-g–er Mann. Pfeffel Po. 1,
123, gw. herzens-g.; Kern-g–e [auserleſene] Waare; Ein
ſeelen-g–er Mann. Sch. 633b; Engel 12, 54; Ein ſeelens-g–er
Herr. Gutzkow Otfr. 12; Voll-g. Claudius 5, 97; Wun-
der-g. ꝛc. Auch mit Ew., um die Verbindung zweier
Eigenſchaften zu bezeichnen: Groß-g–er Regent. Muſäus
M. 2, 97; Der zarte Sinn für das Geziemende und Schön-
G–e. W. 23, 66, nach dem gr. xaλoxἄνcóoς, wofür V.
Gut-Schön hat ꝛc. Ferner: Un-: am häufigſten in
der Wendung: Etwas für ungut [übel]nehmen (mundartl.
haben. Gotthelf U. 1, 324); Nichts für ungut! [Nimm’s
nicht übel]. Gutzkow R. 5, 65; Hebel 3, 329 ꝛc.
Anm. Im Oberd. iſt der Gebrauch weniger beſchränkt:
In U–em [feindlich] Etwas mit Einem zu thun haben. Ber-
lichingen 114; 115; Es ſollte mir mehr zu Gutem dann zu
U–em [Nachtheil] kommen. 248; Das iſt ungut [taugt Nichts].
Gotthelf U. 2, 20; 261; 365; Es war lange etwas U–es
[Unfriede] unter uns. G. 108; Mehr mit U. als mit Willen.
Schweinichen 1, 125 [mehr gezwungen als freiwillig]; In
U–en vermerken [übel nehmen]. Weidner 372 ꝛc., ſ. namentl.
Auerbach SchV. 143. Hochd. gilt ſtatt: Ein u–er Ge-
brauch ꝛc. gw.: Ein nicht guter Gebrauch ꝛc.