Faksimile 0645 | Seite 637
Gruß
Grūß, m., –es; Grüße; Grüßchen, lein, -: 1) der
Wunſch des Heils und Wohlergehns, den man durch
Wort oder Zeichen aus freundlicher Geneigtheit oder
ſchuldiger Ehrerbietung Einem zu erkennen giebt und
dieſe Worte und Zeichen ſelbſt, vgl. Grüßen 2: Der
G. beim Eintritt, beim Abſchied, zur guten Nacht; Einem ſei-
nen beſten G. bieten (G. 1, 181); Einem Grüße an Jemand
auftragen (90); Grüße beſtellen, bringen, ausrichten; Der
engliſche oder Engels-G. (ſ. Luk. 1, 28 und Angelus). G.
18, 11; Zum engliſchen G. läuten. Meißner St. 128 ꝛc.;
G. eines Schiffs, durch Kanonenſchüſſe, Streichen der
Flaggen ꝛc.; Friede und G.! [Briefanfang]. Eſra 4, 17;
Der König Alexander entbietet ſeinem Bruder Jonathas ſeinen
G. Macc. 10, 18 ꝛc. 2) der Willkomm, zuw. auch
in Bezug auf ſchlimmen, unfreundlichen Empfang und
auch in Bezug auf Nicht-Perſonen: Eia! da nick’ ich
Makbeth ein Grüßchen. B. 287b; Ich habe ſchlechten G., |
eitel Rabenbotſchaft iſt, was ich künden muß. Geibel Jun.
350; Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, | die
Sonne ſtand zum G–e (ſ. Anm.) der Planeten [ihnen ge-
genſtand]. G. 3, 341; „Dem Liebchen G. und Kuß!“ ..
Ich will von keinem G–e wiſſen, | als ihr die Fenſter einge-
ſchmiſſen. 11, 86; Herr, verzeiht den rohen G. 90; Noch
früh am ſelben Morgen man ihnen Grüße bot | mit lautem
Kriegesrufe: wohl ſchuf Das ihnen Noth [vgl. Waffen-G.].
Simrock N. 2065; Ihr kalter G. W. 12, 56 ꝛc.
Anm. Ahd. gruoz, wie gruozan (grüßen) von feindli-
chem wie freundlichem Entgegenkommen, Zuruf, ſ. Graff 4,
337 ff.; Benecke 1, 582: Friſch 1, 380, Diebs-, Waffen-G.
und 2, G. 3, 341. Dazu: Grußbar, a.: (veralt.) leut-
ſelig, freundlich; Sah den Mond ſo grußelich durch den
großen Kaſtanienbaum ſcheinen. Gutzkow R. 2, 74 ꝛc.
Zſſtzg. namentl. zu 1 z. B.: Ābend-. Lenau A. 16;
Pfeffel Po. 3, 47 u. ſ. w. nach der verſchiednen Zeit.
Ábſchieds-: G. 16, 242. Ántritts-: 18, 165.
Bérg(manns)-. Dīēbs-: 1) wie er unter
Dieben üblich. 2) die feierliche Diebsanklage. Mu-
ſäus 2, 34, ſ. Haltaus 224. Ehren-: Wie.Tell dem
Hut den E. verſagte. Sch. 536b. Engels-: ſ. An-
gelus. W. 11, 240. Flámmen- [2]: Da birſt mit
tauſend Schüſſen | ihr F. aus den metallnen Läufen. Freilig-
rath 2, 273. Frēīheits- [2]: Weiter, weiter muſſt
du dringen, | du mein deutſcher F.! Schenkendorf Früh-
lingsgruß an das Vaterland. Gêgen-: „Seid uns
gegrüßt ihr Herrn!“ Viel Dank zum G. G. 11, 89.
Hándwerks-: die Formel, womit wandernde Ge-
ſellen das Handwerk grüßen und ſich als Genoſſen aus-
weiſen, auch übertr., vgl. Loſung, Parole ꝛc.: „Gieb
her!“ Das iſt der H. G. 12, 259; Bei jenem H. des un-
gläubigen Knotenthums. Heine Verm. 1, 55. Kanō-
nen-: Salve. Zſchokke 8, 234. Krä́chze-: ge-
krächzter Gruß. G. 12, 111. Mórgen-: ſ. Abend-
G. G. 15, 131. Nácht-: Gutenacht-G.
Schēīde-: Abſchieds-G. Wáffen- [2]: das
Entgegentreten mit Waffen: Der Widerhall nur ward
vom W–e wach. Rückert Roſt. 37b. Wīder-: Gegen-
G., Grußerwidrung: Mit dem Gruße „Glückauf“ und
mit demſelben W–e von unſerer Seite ſtiegen ſie an uns vor-
über. Heine Reiſ. 1, 122 u. ä. m.