Faksimile 0636 | Seite 628
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grimmen
I. Grimmen: 1) tr.: heftig ſchneidende Schmerzen
erregen, namentl.: a) von derartigen Bauchſchmerzen,
Darmkolik (vgl. Grimmdarm): Das Büchlein wird ſie
noch manche Zeit im Bauche g. G. Zelt. 2, 348, vgl. Offenb.
10, 9 ff.; unperſönl.: Es grimmt mich im Bauch, und
der Infin. als ſächl. Hw.: Da ſtillen ſich die Wehen;
das G., Winden und Krümmen hört auf. Gotthelf U. 2, 183,
namentl. auch = Kolik; Leibſchneiden. 2. Macc. 9, 5;
31, 24; 37, 33 ꝛc.; Die G. kommen aus mancherlei Ur-
ſach. Seuter 85, ſo auch: Mit Bauch-G. Börne 3, 205;
Leiſewitz Jul. 18; Darm-G. ꝛc.; Mutter-G. (der Bär-
mutter zugeſchrieben) ꝛc. b) in Bezug auf nagenden
Arger, Verdruß: Das grimmt mich, wurmt mich (ſ. d.
und vgl. 2 und Er-g. 1): Grimmte mich’s und ich warf
meine Skizze in die Tiber. PHeyſe Nov. 159; Wie ihn Das
ärgern, grämen, g. muß! FMüller F. 51. Zuweilen mit
Dat. der Perſ. (vgl. wurmen): Es grimmt mir im Her-
zen. G. 12, 47. 2) intr. (veralt., ſ. Er-g.): in
Grimm, Wuth ſein oder gerathen: Denn es in großem
G., was ihm zuwider iſt, .. erdrittet [zertritt, zerſtampft].
Ryff Th. 8; Nachdem er den Pfahl aus dem Aug mit großem
G. geriſſen. Schaidenreißer 38b [,,tobend vor Unſinn“. V.
Od. 9, 398].
Anm. Für 1a ſchwankt bei Ältern der Anlaut zwiſchen
G und K, z. B.: Den heftigen unleidlichen Schmerzen des
G–s. Ryff Th. 16; Krimmen oder Leibweh. 59 ꝛc.; Weil
euch die Speis im Bauch nicht krümmet. Rollenhagen Fr.
76, vgl. Benecke 1, 881 und das dort Angeführte. Dies
Krimmen aber galt allgemein für kneipen ꝛc., ſchwzr.:
klimmen, klimſen. Die Klimmte [das Bauchgrim-
men]. Stalder, vgl.: Be- und verklommen, z. B. noch ſprich-
wörtl.: Sie gewannen auch endlich das Krimmen im Nacken
[die böſen Folgen blieben nicht aus, vgl. Nackenſchlag]. Mat-
theſius Luth. 61b ꝛc., ſ. Krammen, Krampf. Für 2 u. 1b
vgl. Gram II. Anm. Die beiden Stämme ſind aber zu-
ſammengefloſſen, vgl. auch: Grimme, Grimmige [ſchneidende]
Kälte, Schmerzen ꝛc. S. auch Grinſen und vgl. als Ton-
wort knurren ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Bāūch-: 1) [1a]. 2) an Kolik
leiden; knurren ꝛc.: Dem bekannten b–den Ennui des Herrn
Heine. Gutzkow B. XXIII. Be-: tr.: beknurren,
grimmig tadeln. G. 3, 141. Er-: 1) tr.: [1a] in
Grimm, Wuth bringen: Dieſe Rede ergrimmte mich.
Kerner 489, vgl. Ergrämen (veralt.), „Ergrempt“.
Stumpf 428b. 2) intr. (ſein): [2] in Grimm, Wuth
kommen, grimmig werden: Da ergrimmte Kaīn ſehr und
ſeine Gebärden verſtelleten ſich. 1. Moſ. 4, 5; Dein Zorn er-
grimme nicht über deinen Knecht. 44, 18; Nie ergrimmt er
mehr im Grimme. G. 6, 383; Deß wird Herr Jupiter er-
grimmt. 7, 110; Zürnend ergrimmt mir das Herz im Buſen.
Sch. 490b; Deſſen [darüber] ergrimmet ihr Vater. V.
Ov. 2, 97; Er ergrimmte vor Zorn dem [gegen den] Kro-
nion. Jl. 13, 16 ꝛc. Das Partic. Ergrimmt kann zu
1 oder 2 gehören. In- [2], intr.: Wälze die teufli-
ſchen Augen i–d [ingrimmig] im Kopf herum. G. 11, 195
(ſelten). Ver-: tr. u. intr. (ſein): ſehr ergrimmt,
namentl. im Part.: Vergrimmt, von Grimm verzehrt.