Faksimile 0632 | Seite 624
Faksimile 0632 | Seite 624
greinen
Grēīnen, intr. (haben): widerlich weinen, flen-
nen, von kleinen Kindern oder wie dieſe, in ſolch wei-
nerlichem Ton ſprechen: Es iſt nicht Lachen, iſt nicht Wei-
nen | .. es iſt ein Mittelding von Beiden und heißt G.
Baggeſen 4, 81; Ausgeſcholten wird er und er greinet bei-
nahe. Börne 1, 57; Chamiſſo 4, 297; Wo die junge Frei-
heit in der Wiege greinte. Heine B. 205; Viel von Liebe
und Glaube g. 226; Die alte [Ton-] Weiſe | die .. ſo
elegiſch greint. Rom. 223; 265; Seine Stimme .. ins
G–de überſchlagend. Verm. 1, 239; G. über die Siege des
Scipio, weil ſie ſie exponieren müſſen. Sch. 106b ꝛc.
Anm. Veralt., mundartl. auch Tonw., von Thierſtim-
men, z. B.: Wie die Säu g. Franck LaſtF. 2a = grunzen,
gnarren, knurren, ſelbſt: wiehern, ſ. Graff 4, 328; Benecke
1, 576a; Friſch 1, 370c; Schm. 2, 111; Weinhold 30a ꝛc.;
dann auch von Menſchen = brummen, murren, zanken ꝛc.:
Ein g–der Pedant. Zinkgräf 1, 61; Wann unſer Feind |
tobt, wüth und greint. Waldis Pſ. 124, 1 ꝛc. Ferner nam.
plattd. grinen: mit verzerrtem Geſicht widerlich lachen, ſ.
Grinſen. Vgl. Granne, Anm.; griech. γρύ,
lat. grunnio, zunächſt vom Grunzen (ſ. d.) der Schweine,
ferner engl. to grin, von Hund und Wolf (z. B. bei Shake-
ſpeare Ven. 77), wobei der Mund breitgezogen und verzerrt wird,
ſo daß die Zähne hervortreten, wie bei dem,„grienenden“ (ſ. o.)
Lachen. Veralt., mundartl. mit ſtarker Biegung: Geflennt
und gegrinnen. Rückert 2, 48; Jmpf.: Grinn.
Dazu: Das Gegreine. Freiligrath 1, 110; Scherr Gr. 2,
254 ꝛc.; Der Greiner: mürriſch-zänkiſche Perſon: Du
alter Greiner und Thor(e)! Schaidenreißer 7a; Logau 1622;
Könnt die Greiner nicht zum Lachen bringen. Spindler Stadt
1, 24; Eberhard der Greiner ꝛc. Der Greinling: ſ.
Grünling (4).
Zſſtzg. z. B.: Án-: tr.: Zuweilen ſchmeichelt ſie,
doch bald .. grient [Anm.] ſie dich an. Rachel 1, 108;
Sie grienten uns an .., kicherten. Niebuhr Nachgel. 255.
Be-: tr. Vōr-: Die alten roſtigen Wetterfahnen
greinen mir ’was vor. Bettina 1, 206 ꝛc.