Graben
um-graben
um-graben
unter-graben
II. Grāben, grub, grübe; gegraben; gräbst, gräbt; Grabe- (Anm.): Um-, tr.:
mit etwas Spitzem, es der Längenrichtung nach bewegend, eine Vertiefung machen, verschieden: stechen und bohren (s. d.), die nur das Eindringen einer Spitze in die Tiefe, nicht dabei die Längs- Bewegung bez., vgl. auch: Kratzen, scharren, schneiden etc. 1) intr. (haben): Mit dem Finger, mit dem Grabscheit, Spaten in die Erde g.; Tief in die Erde g.; Mit dem Meißel, Grabstichel in Metall g.; Sollst du damit [mit der Schaufel] g. 5. 23, 13; Grabe durch die Wand! 8, 8 etc. —
a) mit nach zur Bez. des Ggst., nach dem man grabend sucht, den man dadurch zu erhalten strebt: Nach Erz, Gold, Silber, Schätzen g.; Nach Wasserg. 2. 7, 24; Die wir nach Füchsen und Dächsen gruben. St. 1, 26; Daß die Reichthümer .. nicht oben liegen, sondern daß man danach g. muß. 2, 7 etc. — Ähnl.: Man gräbt denn auf die Hunde, daß man gedenket, kurz davor zu kommen. 2, 139a. — Vgl. auch das Obj. [2c]: Wer nach Schätzen gräbt, sucht sie; wer Schätze gräbt, findet sie etc. — Bibl., übertr.: Nach Unglück g., Unheil zu stiften suchen. 16, 27. —
b) ohne Zusatz, gw. vom G. in der Erde: Der ein Haus bauete und grub tief. 6, 48, nam. von der Bearbeitung des Landes mit Grabscheit, Spaten etc.: G. mag ich nicht. 16, 3; Fang an, zu hacken und zu g. 11, 99; Er gräbt und schaufelt, solang’ er lebt | und gräbt, bis er endlich sein Grab sich gräbt [2a]. 330b. — Vgl. mit Obj.: Ungefurchtes Land g. 2, 9. — 2) tr. (s. 1). Das Obj. bez.:
a) die durch das G. gemachte Vertiefung: Löcher, Höhlen, Gruben (s. d.), Gräber, Minen, Kanäle, Brunnen, Cisternen, Keller, ein Fundament, einen Grund (in die Erde) g. etc.; Sich einen Weg durch den Schnee g. etc.; Mit dem Grabstichel Buchstaben, Zeichen etc. in einen Ring, auf einen Stein, in Erz, Marmor g. (ein-g.) etc., auch übertr.: 1. 7, 36; 2. 28, 9; 32, 16; Ihre Sünde ist auf die Tafel ihres Herzens gegraben. 17, 1; Auf der innern Seite .. standen Lettern gegraben. 5, 249; Gegraben steht das Wort. 4, 4; Wer ist’s der einen Tag von tausenden erlebt, | den nicht in seine [ältre Lesart: seiner] Brust die Reu mit Feuer gräbt. 141; [Der Dolch] schneidet schnell und gräbt glatte, rein ausblutende Wunden. M. 4, 92; Wiewohl die graue Zeit der Furchen viel | auf seine breite Stirn gegraben. 11, 118. —
b) seltner das Werkzeug, doch dann immer mit Angabe des Wohin: Einem den Dolch ins Herz, die Finger in die Augen g. [bohren, stoßen]. —
c) den durch Graben herausgeförderten Ggst., vgl. 1a: Steinkohlen, Lehm, Torf, Gold, Schätze, Wurzeln, Kräuter, einen Dachs g.; Bauer wird das Füchslein g. fel Tr. 192; Daß sie einen Gelehrten gern aus der Erde zehen Ellen tief mit den Fingern grüben. 5, 184a. —
d) zuw. den durch G. irgendwohin geförderten, bedeckten Ggst.: Der ins Loch den Bruder grub. Morg. 1, 8. Daher mundartl., nam. in Mecklenb., auch ohne Zusatz = be-g., vgl. Todtengräber. —
e) den durch G. bearbeiteten, in einen Zustand versetzten Ggst.: Das Land, den Acker g. (um-g.), s. 1b; Geschnitzte oder gegrabene Bildnis. 2, 25. — 3) refl. (s. 1 und 2): Ich hatte mich müde gegraben [1b]. 2, 145 etc.; Sich die Hände wund g. etc. — Die Kaninchen g. sich [2a und c] durch den Berg; Sich mit den Nägeln durch den Schutthaufen g. etc. — Ein Bild, das sich so in das Gedächtnis fest gräbt. N. 1, 253 [sich eingräbt, einprägt] etc.
Anm. Goth. graban etc. — S. Gravieren; ferner Grab, Grube, auch Grübeln. Über das veralt.: Er gräbet, s. Orth. 69; mundartl.: Er grabt. 609b, wie umgekehrt in der 2. Pers. Mz. und Jmperat. mit Umlaut: Gräbt. Sch. 140. — Als Bstw. meist: Grabe-, doch auch Grab- (das sonst zu dem Hw. Grab gehört), z. B. in Grab-Scheit, -Stichel etc., neben Grabescheit. Lied. 9 etc. — Grabung gw. nur von Zsstzg., doch: Decken Grabungen im Boden unter dem Ackergrunde Lagen lehmigen Erdreiches auf. EE. 71.
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr.:
1) grabend niedriger machen: Berge, Hügel a., abtragen. —
2) Einem Etwas a., entziehn, z. B. vom Acker, vgl. abpflügen und s. 3. —
3) durch Graben ableiten: Einen Teich a.; Den Belagerten das Wasser a. (s. 2); Einem Baum den Bach, der seine Wurzeln tränkt, a. D. 4, 290; Kann eine große Phantasie zwar in die Richtungen einzelner Kräfte, z. B. des Witzes .. abgegraben und abgeleitet werden. 41, 56; Gräbt Seen ab und pflüget. 691b; Diese Hilfsquelle ist nun einmal abgegraben. 19, 166 etc. — Auch meton.: Wie ich .. morastige Felder | abgrub. 2, 9, das Wasser davon ableiten; dann auch: mit Gräben einschließen, um-g. (s. d. II, 2), mundartl. be-g. —
4) aus-g., durch Graben leer machen: Das verderbliche A. des Baues der Murmelthiere. Sch. 3, 125. —
5) Einen Waldbrand a., ihn durch gezogne Graben auf ein Gebiet beschränken und so löschen. Od. 2, 81. — Án-, tr.: grabend anbrechen, vgl. anschneiden etc.: Schichten, die man jetzt angräbt [zu graben anfängt]. — Āūf-, tr.:
1) Etwas durch Graben öffnen; auch: es dadurch herauf-, zu Tage fördern: Das Dach a. [aufreißen]. 2, 4; Brunnen wieder a. 1. 26, 18; 13, 7; Die Seite des Hügels aufgegraben, eine große Masse weggefördert. 40, 185; Ich brauche Wahrheit. — Ihre stille Quelle | im dunkeln Schutt des Irrthums aufzugraben | ist nicht das Loos der Könige. 275a; Die Aufgrabungen in Pompeji etc., s. Aus-g. 1. —
2) auf Etwas gravieren, ein-g.: Figur, die Vulkan aufgräbt [aufs Schild]. 4, 217. —
3) durch Graben in den frühern oder in den richtigen Stand bringen: Den Acker a., umg.; Den abgenutzten Stempel neu a., auffrischen. — 4) grabend auf-, emporschütten: Erde um den Baum a. etc. — Aūs-, tr.:
1) heraus-g., durch Graben herausschaffen etc.: Steine, Erze, Wurzeln, Pflanzen, Warzen, Füchse a.; Jch grub’s mit allen den Würzlein aus. 1, 19; Gold und Silber wollt ich fördern ...; aber was ich ausgegraben. 2, 57; Von den letzten Ausgrabungen [ausgegrabnen Alterthümern]. 31, 374 etc. —
2) durch Graben vertiefen, aushöhlen: Einen Teich, ein Siegel a. etc. — Be-, tr.: ins Grab (s. d., eig. und übertr.) legen; Einen beerdigen; Etwas bedecken, verbergen, wohinein stecken, versenken, so daß es der Welt, dem Anblick etc. entzogen ist; Einen seinen Tod oder einen todähnlichen Zustand, Etwas sein Ende wo finden lassen etc.: Als die Kirchweih feierlich b. wurde. D. 1, 528; Hat Blümchen .. b. unter Schnee und Eis. 13a; Das Wiesenthal begrub ein See. 36a; Du hast im tiefverborgnen Schoß des Meers | b. die Unglückliche. Arr. 154; Wenn er in seinen Arbeiten b. ist. 8, 60; Stirbt Hafis, o nicht begrabt ihn | in die dunkle Gruft hin- ein! | Nein, begrabt ihn in den Keller, | werft ihn in ein Faß voll Wein. 1, 120; Im Kissen begrub sie zagend ihr Haupt. Pol. 2, 57; Bis auch er sich selbst in dem allgemeinen Falle begräbt [seinen Untergang findet]. Sh. 2, 105; In eine Wüstenei .. bin ich b. 10, 252; In jeden Quark begräbt er seine Nase. 11, 15; In ew’ge Nacht das Schrecknis zu b. 13, 260; Das Geschehene blieb in tiefer Stille b. 26, 202; Wo mich .. wie einen heilig Sterbenden in ihren Frieden die Natur begrub. H. 2, 120; Das Lutherthum unter das Papstthum zu b. F. 408; Wenn ich in lasser Ruhe mich b. wollte. 122a; Als wenn diese .. Vorurtheile mit unsern Vorfahren wären b. worden. 11, 2; Der lange in Vergessenheit b–e Dichter. Bibl. 6, XXIII; Daß mein Leichnam neben sie b. werde. M. 3, 125; In die heiligen Gewölbe | des Tempels her-b. L. 527; Mein weltbelastet Haupt | an deinem Busen zu b. 17a; In Wonnetrunkenheit b. 20b; Wenn Alles um mich b. lag in Schatten und Schlummer. 112a; Ich ... hätte in heil’gen Mauern mich b. 263a; In meiner treuen Brust | b. bleibt das raschgesprochne Wort. 371b; Schlürft, bis er begräbt | die Flasche halb in seinen Magen. 127); Jch begrub das Messer bis zum Hefte in seinem Halse. Leg. 1, 54; 193; Ihre Gebeine bleichen un-b. auf der Erde. 2, 35; Der wilde Schächen ... er hat den Steg b., | der ob der Stäube hing. 448; In Wein und Schlaf b. 21, 32; 4, 26 etc. — Sprchw.: Hier liegt der Hund (s. d.), ein Spielmann (s. d.), ein Schuster (s. d. und vgl. Pech) b. — [Die Schrift] mit Recht zu einer neuen Begrabung verdammt. 5, 109 etc. — S. auch Ab-g. 3. — I. Durch-, tr.:
1) grabend durchlöchern, durchbohren: 22, 17; Die Mäuse d. meinen Grund. 6, 55; Die Brust des Oheims .. durchgrub er mit frevelem Eisen. Ov. 2, 84 etc., s. II. — 2) grabend durchwühlen, durchsuchen: Als ich den Boden durchgrub, fand ich einen Schatz. 1, 298; [Der Mensch] durchgräbt der Erde Schoß. 169 etc. — II. Dúrch-, tr.: hindurch-g., durch Graben hindurchkommen machen: Die Kaninchen haben den Berg durchgraben [I], — Löcher, sich durchgegraben; Sich (Dat.) die Hände, — sich (Accus.) d., wund graben; Ein Pfeiler, durchgegraben, | führt zu .. Schätzen. 4, 152. — Eīn-, tr..
1) [2a]: So tief eingegrabene Zügeauslöschen. 15, 264; 4, 3; Grabe | dem Sinne des entsetzten Hörenden | mit Feuerzügen dieses Unglück ein. 13, 280; Ein Würfel, auf dessen vielfachen Seiten der Werth .. eingegraben war. 17, 272 etc. —
2) [2b]: Eine Qual, die ihre scharfen Nägel in die Gehirnfibern eingräbt. Dicht. 2, 120. —
3) [2d]: Etwas in die Erde e.; Auf jener Wiese hinter Ottensen allein lagen Elfhundertachtunddreißig eingegraben. Leb. 2, 42. —
4) refl.:
a) (zu 1): [Solche] Gespräche graben sich tief in mein Gedächtnis ein. Malk. 1, 21. —
b) (zu 3): Die Belagerten haben sich bis an den Hals eingegraben [verschanzt]. — Empōr-, tr.: durch Graben in die Höhe bringen. — Ent-, tr.: Gold wird der Erde Schoß e. [durch Graben entrissen]. — Er-, tr.: durch Graben erwerben: Schätze, die er selbst mit langer mühsamer Arbeit erst e. müßte. 8, 340; 159 etc. — Herāūf- etc.: Die ihn gern heraufgrüben aus verborgener Tiefe. 4, 371; Und gruben nun jahrein, jahraus | des Schatzes immer mehr heraus. 77a. — Unter den Trümmern .. hervorgegraben. 544a etc. — Der Rheinstrom .. hat sich . so tief in die Felsen hinabgegraben. A. 2, 124. — Der Dachs .. gräbt das Erdreich immer tiefer hinein. 2, 139b etc. u. ä. m. — Nāch-, intr. [1a]: „In unserm Weinberg liegt ein Schatz. | Grabt nur danach!“ ... grub man nach aus Leibeskraft. 77a; Dem Hamster n. und seine Scheuren ausleeren. 1, 131 etc. — I.
1) grabend umwühlen, so daß das Unterste zu oberst kommt: Den Acker u.; Gruben | den wilden Rasen muthig um und um. Garb. 104 etc. —
2) durchs oder beim Graben umfallen machen: Sie graben und hacken die Bäume .. um. A. 2, 111. — II.
Um-, tr.: 1) rings um Etwas graben: Dicke Säulen, aber das tückische Meer hat sie umg. [umspült], unterminiert. Nat. 4, 398b. —
2) rings mit Graben umgeben: Fleißig haben mir schon die rüstigen Myrmidonen | rings um-g. den Raum. 5, 96. Auch: Welcher ein Bäumchen umgrub. Od. 24, 227 [die Erde rings umher aufgrub und lockerte]. —
3) ugw. = I: Sie umgruben die rauhe Erde zur neuen Saat. 1, 144. — I. Unter-, tr.: durch Graben nach unten bringen: Den Dünger u. — II.
Unter-, tr.: 1) unterminieren, Etwas durch Graben unter der stützenden Fläche dem Sturz nahe bringen, eig. 51, 58; Die Säulen liegen alle nach einer Seite und es scheint man habe sie unter-g. 30, 116 und übertr.: Mit der Erinnerung | die Kraft des Herzens tief zu unter-g. 8, 95; Wenn er .. durch Launen, Worte, Thaten jede Lust | mit Schadenfreude sinnreich untergräbt. 13, 321; So untergrabt ihr Vaterland und Thron. 284; 105; Giebt sich alle Mühe mich zu unter-g. 1, 448; Sie werden unvermerkt die gute Meinung, | worauf du jetzo fußest, unter-g. 361b; Dieser Kummer wird euer Leben unter-g. 104b; Indeß Verderbnis, heimlich u–d, | von innen angreift. Haml. 3, 4; 29, 143 u.o. —
2) gravierend aushölen, vertiefen: Daß erhabene Arbeiten .. von Elfenbein gedrechselt worden, es können aber keine u–e Figuren herausgebracht werden. 12a. —
3) ugw.: Das .. Täubchen .. rupft . die Brust und untergräbet den Flügel [etwa: den Kopf untersteckend?]. 2, 17. — Ver-, tr.: 1) durch Gräben versperren: Das Land v. und wollten fie kurzum nicht wieder hineinlassen. 1, 295 etc. — 2) be-g. (s. d.):
a) eig., ohne Nebensinn veralt.: Laß mich nit un-v. liegen. 46a; Sich in seinem besten Kleid v. lassen. 372a etc., jetzt wie verscharren mit dem Nebensinn des Heimlichen (s. b) oder des Unehrenvollen: Sie werden klanglos bald und namenlos | am Fuße dieser Eiche mich v. 3, 157 etc. —
b) Etwas in der Tiefe, Abgeschiedenheit verbergen, be-g.: Geld, sein Talent (s. d.), Pfund (s. d.) v.; Manch alt-vergrabnen Schatz. 11, 114; Wenn sie sich gleich in die Hölle vergrüben. 9, 2; Haben .. mich fortgeführt, in diese Wüstenei mich zu v. 4, 40; Verblutet hab ich mich, im Heu v. 127; In dem Kloster .. vergrub Karl V. seine Größe. E. 28. —
c) refl.: sich in Etwas vertiefen und so auch: in Etwas v. sein: Sich in eine Arbeit v.; Daß ich mich .. unter den Altherthümern v. will. 12, 212; Immer unter Büchern v. sein. 318; In welchem [Brief] du mich ich weiß nicht in welcher Arbeit v. glaubst. 408; Mich unter meine Bücher v. 404 etc. — Vor-, tr.: z. B. grabend vorzeichnen: Wo vom kühnsten Wager die Bahn | dir nicht vorgegraben du siehst. 1, 54 etc. — Zū-, tr.: grabend zumachen: Einem zugegrabnen Brunnen. R. 2, 61 u. ä. m.
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