Faksimile 0621 | Seite 613
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Graben
I. Grāben, m., –s; uv., Gräben; Gräbchen,
lein; -: 1) eine in die Erde gegrabne, ſich langhin-
ziehnde Vertiefung, zur Leitung, zum Sammeln von
Waſſer, im Feſtungsbau ꝛc.: Trockner (Ggſtz. Waſſer-)
G.; Einen G. machen, ziehn, aufwerfen. (ſchießen), um die
Stadt führen, leiten, räumen oder reinigen, ausfüllen oder
zu-, verſchütten; Die Stadt mit einem G. umgeben; Die G.
ſind breit, aber die Wälle nicht revetiert. Chamiſſo 5, 179;
Sogar größere Städte tragen jetzt ihre Wälle ab, die Gräben
ſelbſt fürſtlicher Schlöſſer werden ausgefüllt. G. 15, 223;
Sein [des Rheins] verbreitetes Bette ein allverhindernder G.
5, 11; Der die wenige aus einem Gräbchen aufgeworfene
Erde .. in einige Vertiefungen ebenderſelben Wieſe führte.
14, 183; Ein Gräbchen ward hinabgeritzt. 12, 275; Solche
Einſchnitte in den Bergabhängen, in denen wilde Gewäſſer
fließen und in denen zugleich auch die Steine und Lawinen
herabzukommen pflegen, nennen die Leute hier Gräben. Kohl
A. 1, 113, vgl. Rawine (it. rovina und Ruffi).
2) Bleiarb.: Löcher im Tiſch, worein das über-
flüſſige Blei fließt.
Anm. Ahd. grabo, mhd. grabe und ſo z. B. noch in
Büchner’s Konkordanz 954; Möſer Osn. 1, 121. Die Mz.
ohne Uml. z. B. 2. Kön. 3, 16; Neh. 4, 13; Fiſchart B.
50a; G. 25, 107; V. 3, 23; Weichmann 1, 36 und gw.
in Nordd., dagegen mit Uml. z. B. G. 26, 56; Gutzkow
11, 123; Immermann M. 4, 95; Matthiſſon 162; Platen
7, 64; Uhland 499 u. o. Über die Verkl. (ſ. o.): Dem
Waſſer ein Gräbchen ſchaufeln, daß es munter rinne.
Schefer L. 273; Gräblein. Berlichingen 78; Reichart Gart.
2, 158 ꝛc., ſ. Grab, Anm. Vgl. Gracht. Mundartl.
auch der durch einen G. aufgeworfne Damm, ſ. Deich.
Zſtzg. z.B.: Ábzugs-: zur Ableitung des Waſ-
ſers, auch übertr.: Durch wieviele Abzugsgräben hat ſie
den Quell ſeiner Poeſie geſchwächt. Alexis H. 1, 1, XIX.
Āūßen-: nam. Feſtungsb.: vor dem Glacis, Vor-G.
Bǟren-: Graben, worin Bären gehalten werden.
Gotthelf Sch. 22; Der Bauer im B. [Bern]. 37 ꝛc.; vgl.
Löwen-G. Dan. 6, 7. Bēī-: Neben-G. Búrg-:
zur Befeſtigung der Burg. Chauſſéē-: längs
der Chauſſée, für das ablaufende Waſſer. Dēīch-:
längs des Deichs. Féld-: Abzugs-G. auf dem
Feld. Féſtungs-: um die Feſtung. Flȫß-:
Kanal zum Flößen von Holz ꝛc. Gēēſt-: im Geeſt-
land, zum Waſſerſammeln. Grénz-: die Grenze
eines Gebiets bildend. Grúnd-: die zum Fun-
dament eines Gebäudes gegrabne Vertiefung.
Hāūpt-: im Ggſtz. der Bei- oder Neben-G., im
Feſtungsb. des Außen- oder Vor-G–s. Kínder-:
winziger Graben, wie ihn Kinder machen. Kúnſt-:
das Waſſer auf eine Waſſerkunſt leitend. Lánd-:
ſich durch ein Land oder nur durch ein größres Gebiet
ziehend, nam. Grenz-G. Lāūf-: 1) Feſtungsb.:
Graben mit Bruſtwehr, worin die Belagerer ſich dem
Feſtungs-G. nähern, Approſchen. 2) Schiff.: ein
Gang rund um die Kuhbrücke eines Kriegsſchiffs, als
Aufenthalt der Zimmerleute während eines Gefechts
zum Verſtopfen der Lecke, Wallgang. L. eines Bran-
ders: Röhre für das Lauffeuer. Lȫwen-: ſ.
Bären-G., Löwengrube. Márſch-: Abzugs-G.
im Marſchland. Mǖhl(en)-: das Waſſer zur
Mühle leitend. Nêben-: in den Haupt-G.
mündend. Pfāhl-: mit Palliſaden beſetzt, nam.
Grenz-G. Rīēſel-: Schlitz-G. Rótt-:
Weinb.: Graben für die Fächſer, Wende-G.
Schīēß-: trockner Graben, zum Schießen nach der
Scheibe benutzt. Schlítz-: ſchmaler Graben, zur
Bewäßrung, Berieſelung von Wieſen ꝛc., auch in der
Kriegsbauk. Schlóſs-: ſ. Burg-G. Stádt-:
ſ. Burg-G. Stéll-: die Stellſtäbe eines Vogel-
herds hineinzulegen. Tórf-: vgl. Marſch-G.
Vor-: ſ. Außen-G. Wáſſer-: Ggſtz. der trock-
nen Gräben. Wénde-: Rott-G. u. ä. m.