Faksimile 0620 | Seite 612
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Götze
Götze, m., –n; –n; –n-: 1) ein Bild, dem gött-
liche Ehre erwieſen wird: Daß wir einen G–n heißen ein
Bildnis eines Helfers oder Troſthufens oder dero Ehr wird
angethan, Bilder aber nennen wir Gleichniſſe eines jeden
Dings, das da ſichtbar iſt, aber zu keiner abführigen Hoff-
nung nit gemacht, auch nit verehret wird. Zwingli 2, 27;
Die uralten G–n der Abgötter. 28 ꝛc.; 3. Moſ. 26, 1; Jeſ.
46, 1 ꝛc. 2) Abgott, das fälſchlich göttlich Verehrte
ſelbſt, eig. und übertr.: Aller Heiden Götter ſind G–n.
1. Chr. 17, 26; Wenn ihr eurem falſchen G–n, der Ehre,
folgt. Benedix 1, 171; Hau deinen G–n muthig um, | er
ſei Geld, Wolluſt oder Ruhm. Claudius 7, 85; Der den
falſchen G–n fröhnt. Platen 4, 285; Er brachte der Menſch-
heit, ſeinem G–n, mich zum Opfer. Sch. 305b; Dem G–n
ihrer Eitelkeit gefröhnt. 422b; 456a ꝛc. 3) zuw. auch
(ſ. Pſ. 115, 5 ff. und nam. Ol-G.) Bez. eines dum-
men, trägen, gaffenden, unthätigen Menſchen, der
Nichts vermag: Weil ihr G–n da im Amt ſitzet und könnet
Nichts von Gottes Wort. Luther 8, 319a.
Anm. Das Wort fehlt ahd. und mhd., doch ſ. Gott,
Anm. Genit. zuw. Götzens (ſ. Haus-G.). Selten das
Femin.: Der vielleicht außer dem Haus vor einer Göttin
oder Götzin auf den Knien liegt. JP. 1, 20. Vgl.: Die
Schwelgerei, der G. reicher Zonen. Mendelsſohn 4, 1, 164 ꝛc.
S. Götzer.
Zſſtzg. vgl. die von Gott, z. B.: b-: Jdolum iſt,
das wir Deutſchen nennen ein Ketzer, ein A–n. Luther SW.
36, 227. Bāūch-: Ein Mammon oder B. Luther 4,
283a, vgl. Phil. 3, 19. Géld-, Góld-: Mam-
mon (ſ. d.). Hāīn-: Waldgott, in einem Hain
verehrter Gott. 2. Kön. 21, 7. Hāūs-: ein im
Haus waltender Götze (vgl. Hausgott): ſcherzh.: Daß
ſie ihr vieles Geld in einem Sack habe, den ſie an einem
ganz unbekannten Ort verborgen hätte. . . Mit der Ent-
deckung dieſes H–s. Stilling 3, 11. Lándes-: der in
einem Lande verehrt wird. Ramler F. 2, 456. Lēīb-:
der vor allen andern verehrte: Um ſeinen L–n und Fetiſch
Amor ein deſto größeres Kompliment zu machen. W. 13,
c.
248. Ol- [3]: Sitzt da wie ein O. Engel 1, 47;
Macht aus den Biſchofen nur Ziffern [Nullen] und Ö–n.
Luther 1, 298a; 289a; Verblüfft wie -die ſtummen Ö–n.
Muſäus M. 1, 112a; 2, 83a; Schottel 1131 ꝛc.
Anm. Auf die Abbildung der ſchlafenden Jünger auf
dem Ölberge (Luk. 22, 45 ff.) gedeutet; nach Weinhold 27a
Umdeutung aus Öl-Getze [in Ol gebackne Speiſe], vgl.: Zu
. Leuchtern, Ölgötzen, Tiegeln, Aulen, Scherben und
was dergleichen mehr ſein mag. Garzoni 543a, wo es eine
Form zu ſolcher Speiſe zu bed. ſcheint.
Vernúnft-: Den franzöſiſchen V–n auf den Thron
geſtellt. Gervinus Lit. 5, 329.