Gnug
Genug
Genung
gnung.
Gnūg (am häufigsten: Genūg, oft: Genúng, selten Gnúng. H. 15, 120 etc.), a.:
soviel als nöthig ist; soviel daß darüber hinaus Nichts erfordert wird; hinlänglich, sattsam; die Mitte zwischen Zu-Viel und Zu- Wenig haltend: 1) adjektivisch neben Hw. oder substant., theils ohne Hw., theils mit abhängigem Hw. im Genit. Das Hauptwort kann nach- oder vorstehn, Letztres gewöhnlicher: Zuviel kann man wohl trinken, doch trinkt man nie genug, — nie Wein g., — nie g. Wein, — nie des Weins g., — nie g. des Weins; Brots genug. 20, 13; Stärke genug. 40, 29; Nun müssen Bach und Klee genung | verliebter Zähren saugen. 7a; Es stehen in unserm Garten | der blühenden Rosen genung. 3, 131; Genug und satt Menschen finden. 5, 72; Genug hab ich gekämpft und Thränen gnug vergossen. 2, 277; Kaum wirst du Blicke genug für alle Diener finden. 7, 23; Haben bereits genug Vortheile .. gefischt. Lut. 1, 202; Geben der guten Worte satt und gnug. Ph. 2, 90; Auch im Lager | giebt es der braven Männer gnug. 358a etc. — Hängt das Hw. von einer Präposition ab, so steht g. zuweilen vor dieser: Wie soll ich euch genug mit Freud’ und Segen empfangen? 13, 99; 34, 178. —
a) als Prädikat bei ausgedrücktem oder zu ergänzendem „sein“: Es ist Wein g. (g. Wein, g. des Weins, des Weins g.) für mich in der Flasche; Das ist mir grade g.; Das ist nicht Zeug g. zu einer Jacke; Das Auge selbst ist sich nicht genug [genügt sich nicht, vgl. b]. 26, 231; G. des Scherzes! Laß gnug sein an der Schmach. Rost. 23b; Laß, Vater, genug sein das grausame Spiel. 64a; Laß des Spiels g. sein; Es ist genug, daß jeglicher Tag seine eigene Plage habe. 6, 34; Es ist dem Jünger genug, daß er sei, wie sein Meister. 10, 25; Gnug, daß sie sich betrügen! 7, 20. — Daher: G.! = kurz und gut; wie Dem auch sei; Das Angegebne genügt für den Zweck etc.: 6, 59; 8, 13; Er mochte nun aber hierzu viel oder wenig Grund haben: genung, verschiedene Orthodoxen hatten ihn im Verdacht. 11, 601; 610; 30; 11, 78; 228; 12, 67 etc. —
b) als Obj., namentl.: An der Hälfte (vollkommen, hinreichend, mehr als) g. haben; G. haben [betrunken sein]; Bald hatte das arme Thier genung [es ging mit ihm zu Ende]. 11, 87; G. bekommen, kriegen etc.; Einem 6, 24), sich (12, 61), einer Sache (39, 288) genug thun, sie befriedigen, so daß sie Nichts mehr verlangen können. — 2) als Adv., neben prädikativen Ew. oder Adverbien, in der Regel nachstehnd: Wer hat, was er gebraucht, ist immer reich genug; Er ist für diese Stelle nicht gelehrt g.; Als Dilettant spielt er fertig g.; Der Gaul ist so mir gut genug, | ich will für Beßres danken. 3, 214; Ich bin belohnt genung. 1, 60; 144; 11, 164; Sie sind vollständig genug [s. 4], um zu befriedigen, fragmentarisch genug, um anzureizen, hinlänglich barbarisch, um aufzufordern etc. 18, 193 etc. — Bei attrib. Ew. vermeide man im Allgem. die Verbindung mit G.: Ein Ereignis, das bekannt g. ist; Ein hinlänglich [s. d.], zur Genüge bekanntes Ereignis; Den sattsam [s. d.] gefährlichen Zug. 1, 73 etc. — S. Genugsam. Doch findet sich auch hin und wieder g. vor dem (prädikat. oder attrib.) Ew. u. Adv., z. B.: Der Erdenkreis ist mir genug bekannt. 12, 284; Hat es genug lächerlich gemacht. A. 2, 52; Bei solchen Gefahren kann man nicht genug behutsam sein. 259; Die genug bekannten Antworten darauf hersagen. 5, 104; Das Wort heißt zu gedehnt und das nicht gnug geschleift. 1, 181; Seid ihr genug wachsam? Ant. 1, 385 etc., wo „bekannt sein“, „lächerlich machen“ etc. gleichsam als ein Begriff erscheinen (s. 1), vgl. namentl. zu der Stelle Lessing’s: Er schleift das Wort nicht g. etc. — Härter dagegen erscheint die Stellung z B.: Genug seltsamen Ausdruckes mag mein . . Brief ausgefallen sein. 5, 124; Lav. 167 [s. 4]; Von einem genug hohen Punkte müßte man .. das Banat übersehen können. Chr. 2, 152; O genug schön! Th. 15, 3, vgl.: Es gebrach der Zung’ an genug unwilligen Worten. Ov. 1, 355, — was nach dem Sprachgebrauch den Mangel an der genügenden Zahl unwilliger Worte bezeichnet, nicht aber an Worten, die noch nicht den Unwillen zur Genüge bekunden etc. —– 3) als attrib. Ew. ist G. unüblich, obgleich 406 wagt: Gott, der allgenuge [der Nichts weiter bedürfende], vgl. den verkürzten Relativsatz: Becher, allgenug für Götterzungen. 76a = der dafür allgenug ist, sie befriedigt. S. Genugsam etc., ferner zuw. als sächl. Hw.: Ein süßes Genug stillt jegliche Sehnsucht. 1, 174. — 4) für 1 und 2 beachte man nachfolgende Sätze mit „(um) zu“: Er ist reich g. (hat Geld g.), — (um) so auftreten zu können, sein Reichthum genügt zu diesem Auftreten, macht es ihm möglich: Ob er gleich zart genug gefinnt war, um zu fühlen, daß etc. 18, 67; Du wärest Teufel gnug, mein Glück mir nicht zu gönnen. 11, 143; Der zwar nicht Manns genung ist, seine Verdienste zu schätzen, aber doch ein genung zärtliches [2] Herz hat, sie zu verehren. Lav. 167; Bin ich denn nicht Frauenzimmers genug, um einer kurzen Unterhaltung werth zu sein? 1, 319; Hier sind ja Ritter gnug, die Marken zu vertheidigen. Rost. 58a; Sei unbesonnen gnug, ihm deines Vaters .. Geheimnis preiszugeben. 359b etc. — Mit pleonastischer Verneinung: Er hatte genug [zuviel] vernommen, um nicht tief ergriffen zu sein. Diak. 49. Vgl.: Wir fabeln so [ohnehin] genug, als daß wir diese gefährliche Eigenschaft .. noch steigern sollten. 18, 73, wo das „als“ ebenfalls einem bei dem g. gedachten Zu-Viel entspricht etc.
Anm. Goth. ganōhs, ahd. ginuoc, vgl. goth. ganah, es reicht hin, vgl. „nah“, insofern das Hinreichen als ein Nähern und Erreichen erscheint. Die ein silbige Form (vgl. Gnade etc.) ist in den zssgstz. Ableit.: Be-, Ver-gnügen durchgedrungen. — Die Steigrung ist unüblich.
Zsstzg.: Áll- [3]. —
über-: mehr als genug: Haben noch genug des weißen Brotes, | übergnug auch noch des rothen Weines. Talvj 2, 174.
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