Faksimile 0600 | Seite 592
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gläubig Gläubigkeit
Glǟūbig, a. (~keit, f.; –en): glaubend (ſ. Zſſtzg.),
Glauben hegend, vertrauensvoll; vom Glauben
und zwar prägnant in religiöſer Beziehung, von dem
rechten, wahren Glauben, je nach dem Standpunkt des
Sprechenden erfüllt, darin begründet: Ein g–er
Chriſt; Beherrſcher | aller G–en [Muhamedaner], aller
Völker Sultan! Platen 4, 277; G–es Gebet; Stift’ er einen
ew’gen Bund | g. mit der frommen Erde. Sch. 55a; Doku-
mente, die den Zweifel ſelbſt glaubig [Anm.] machen ſollen.
114a; Der große und glaubige Haufe. W. 22, 30; Nichts
iſt .. dem glaubigen Vertrauen gleich. 18, 125 ꝛc.
Wie wir dieſe Form der G–keit unter dem Namen der Mucker
erlebten. Gutzkow R. 3, 238; Die G–keit der Einfältigen
und die Vortheilſucht der Klugen. Stahr Rep. 2, 113.
Anm. Ohne Umlaut (ſ. Glauben, Anm.) wie bei Luther,,
Fiſchart B. 28a; Zinkgräf 1, 87; 274 ꝛc. auch bei Sch., W.
(ſ. o.), Chamiſſo 3, 41; Hölderlin H. 1, 35; Immermann M.
1, 323; 393; 436; Schwab 114; 137; 470 ꝛc. und ſo
auch in Zſſtzg. Das fem.: Die Glaubigin. 1. Tim.
5, 6 ſtatt des gw.: Die Gläubige, vgl.: Bedientin, Bekann-
tin, Verwandtin ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von Glauben, wie z. B. Aber- und
Unglaube üblicher ſind als Aber-, Ungläubigkeit, vgl.
Leicht-g., z. B.: Āber-: Aberglauben hegend, darauf
begründet: A–e Leute munkelten, Das müſſe der Teufel
ſein. Auerbach Ab. 277; Der Geſchmack, der a–e Sinn. L.
3, 225; 12, 110; A–e Sterndeuterei. V. Ant. 1, 176;
Hagedorn 3, 142; Kant Rel. 9 ꝛc. A–keit. Jahn M. 28;
Jene A–keiten und Mißbräuche. König Kl. 3, 29, ſ. v.
Häufig: Abergläubiſch (ſ. d.). Áfter-. Schottel 1031.
Ált-: dem alten Glauben (religiös) anhängend,
Ggſtz. neu-g.: Meine A–keit herſtellend. Merck’sB. 1, 206.
Ánders-: nicht Dasſelbe glaubend, ſonſt-g.,
Ggſtz. ein-g. Báld-: (veralt.) leicht-g.
Blind-: blindglaubend. Dieſterweg Päd. 1, X.
Chríſt-: Ch. und kirchlich zu denken. Gutzkow Zaubr. 4,
137. Díck-: orthodor (tadelnd). Eīn-: ein
und denſelben Glauben hegend, Ggſtz.: Anders-, Ver-
ſchieden-g.: Die Kirche .., weil auch dieſe wie der Islam
auf E–keit losarbeiten muste. G. 4, 188. Fálſch-:
heterodor. Gótt-, Götter-: Schelling 2, 2, 130.
Irr-: falſch-g.: Der Glaube iſt der rechte, der, daß
er der rechte bleibe, nicht gezwungen iſt, einen andern i. zu
finden. Börne 2. 23; Forſter A. 2, 77. Klēīn-: klei-
nen, ſchwachen Glaubens: O du K–er, warum zweifelſt
du? Matth. 14, 31 ꝛc. Kírchen-: das von der
Kirche Vorgeſchriebne glaubend: Fröhnlingen gebiete-
riſcher K–keit. V. Ant. 2, 320. Kȫhler-: K–e Deīſten.
Mendelsſohn 4, 2, 198; Volger EE. 528. Lēīcht-:
leicht, ohne zu prüfen, glaubend: Kinder ſind l. aus Un-
wiſſenheit Deſſen, was möglich oder unmöglich iſt ꝛc. W. 29,
142; L. Allem [bei Allem, für Alles ꝛc.]. was ihr neu |
und unbegreiflich ſcheint. 3, 217; Welche theils die L–keit,
theils der Unglaube herbeigeführt. 18, 103; Gegen L–keit
und Aberglauben im Kampf. G. 39, 52; Warnung für
leichtglaubige Väter. Hebel 3, 408; 356 ꝛc. Míſs-:
irr-g. L. 10, 182; V. Ar. 2, 4. Nēū-: Ggſtz. alt-g.
Zuw. = Proſelyt, neubekehrt. Récht-: des rech-
ten Glaubens, orthodor, Ggſtz. irr-g.: Rechtglau-
bige Chriſten. Muſäus M. 2, 43; R–keit an geheiligte Ge-
wohnheiten. König Kl. 2, 72. Schnéll-: leicht-g.
Schwách-: klein-g. Sónſt-: anders-g.: Die
Verachtung der Mohamedaner gegen alle S–en. G. 31,
279. Stárk-: ſtarren Glaubens, leicht-g. Chamiſſo
4, 268. Stárr-: ſtarr an ſeinem Glauben hän-
gend, orthodor in tadelhaftem Sinn. Stréng-:
ſtreng am Glauben haltend, orthodor. Über-:
allzugläubig. Un-: Unglauben hegend, zweifel-
ſüchtig, an Etwas nicht glaubend, daran zweifelnd;
prägnant im religiöſen Sinn: keinen, d. h. nicht den
wahren Glauben habend, ſo heißen z. B. Chriſten und
Muhamedaner einander U–e: Solch ein u–er Thomas [ſ.
Joh. 20, 7]. HvKleiſt 1, 290; Deine U–keit .., mein edler
Thomas. Hackländer Stillfr. 3, 8 ꝛc.; Jhren Unglaubigen,
die alle unſichtbaren Kräfte wegleugnen. Forſter B. 1, 310
(mit Umlaut 287); Ebenſo ung., als ſein Heer abergläubig.
L. 12, 110; Den U–en in die Hände zu fallen. Muſäus M.
1, 97 (ohne Umlaut 96); An die Ewigkeit unglaubig.
JvMüller 1, 158; Unglaubig ſchüttelte .. ſein Haupt.
Rückert Roſt. 62b; Streicht | unglaubig ſeinen Knebelbart.
W. 11, 19 ꝛc. U–keit ſ. o. und Leicht-g. Ver-
ſchīēden-: Ggſtz. Ein-g. König Kl. 3, 285; Rückert
BE. 354. Vorāūs-: ſchon im Voraus, vor der
Prüfung an Etwas glaubend: V. an Indiens uralte Ein-
wirkung. V. Ant. 1, 246 ꝛc.