Faksimile 0594 | Seite 586
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Gimpel
Gimpel, m., –s; uv.; –chen, ein; -: 1) ein zu
den Kernbeißern gehöriger Singvogel: G. oder Blut-
finken, Pyrrhula vulgaris, auch Bollenbeißer, Braunmeiſen
und Gügger genannt. Tſchudi Th. 88. Ebenſo Roth-
G., vgl. Dompfaffe. 2) übertr.: ein einfältiger,
leicht ins Garn zu lockender, zu betrügender Menſch
(vgl. Vogel), Dummkopf: Das muß ein rechter G. ſein,
der ſich von ihren Policeipfiffen ins Garn locken läſſt. Börne
Frz. 37; Bis ſie den G. im Netze haben. Forſter B. 1, 495;
G. 16, 232; Wenn ich ein G. (1) wäre, | ſo flög’ ich gleich
an dein Herz; | du biſt ja hold den G–n | und heileſt G.-
Schmerz. Heine Lied. 157; So lieblich klang des Voglers
Pfeife, bis | der G. in dem Netze war. Ich Geck! L. Nath.
1, 3; Jmmer war ich ein G. und Einfaltspinſel. Tieck N.
6, 191; 1, 24; Dieſen gelblichen Stroh-G., dieſen un-
flüggen Krammetsvogel in euer Dohnengarn zu verſtricken.
A. 1, 165; 220.
Anm. Schwerlich von „dem ſchwarzen Fleck auf dem
Kopf, den er wie einen Schleier aufhat“. Friſch (ſ. Wimpel
und vgl. franz. guimpe, Bruſttuch engl. guimp, gimp,
unſer Gimpe) oder vrwdt. mit mhd. gempel, Einer, mit
dem man ſeinen Spott treibt. Benecke 1, 526, ſondern wohl
Tonw., ſ. Gimpeln und vgl. damit, daß nach Tſchudi
Th. 302 der Waſſerpieper (Anthus aquaticus) „in St.
Gallen Gi(e)pſer, in Bern Gi(e)per“ heißt.