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gießen Sturmwind über-gießen Um-Gießen
Gīēßen, tr., refl., intr. (haben), goß, göſſe; ge-
goſſen; gießeſt, (geußt), gieß(e)t, (geußt); gieß(e),
(geuß): 1) tr.: a) eig.: etwas Flüſſiges durch Neigen
ausfließen machen, vgl.: Schütten, das ſich auf trockne,
wie auf flüſſige Körper bezieht (doch: Da goß er die
Blumen in der Phyllis Schoß. Geßner 2, 54, und vom
Mühlknecht: Wenn er juſt aufgießet das Korn jetzt. Platen
4, 50, ſt. aufſchüttet; Daß ich Säuen Perlein fürgoß
[vorſchüttete]. Rollenhagen Fr. 54, vgl. Goſſe 2 und
Aufguß) und von Flüſſigkeiten ein heftigeres, plötzliches
Fortſtrömen bezeichnend: Der Gießende neigt das Gefäß
allmählich mehr und mehr, das der Schüttende plötzlich in
eine ſchiefe oder gradezu umgekehrte Lage bringt ꝛc.; Waſſer
aus der Kanne auf die Blumen, Wein ins Glas, Waſſer in
den Wein, Öl auf die Lampe, Öl [ſ. d.] ins Feuer, das ge-
ſchmolzne Blei in die Kugelform g. ꝛc.; Einem Etwas in die
Schuhe [ſ. d.] g. Arndt Erinn. 190; In deren ſtillen Schoß |
mein junges Herz die erſten Thränen goß. W. 12, 179;
Jakob goß Trankopfer darauf. 1. Moſ. 35, 14; Drüber
goſſen wir dann für alle Todten ein Opfer. V. Od. 11, 26 ꝛc.
Auch mit partitivem Genit. ſt. des Obj.: Dem Erzeu-
ger . .
. | gießt Neoptolem des Weins. Sch. 53b.
b) meton. mit einem Obj., das den Ggſtd. bez.,
worauf, worein gegoſſen wird: Wenn Fräulein Sophie
ihre Blumen gießt [begießt]. Müllner 5, 319; Ich goß ſeit
geſtern | ſtatt mit Waſſer ſie mit Wein. Scheffel Tr. 26;
Steub DTräum. 3, 68; Sie durften nicht mit Blut die Thro-
nenwege g. Gotter 1, 92 ꝛc. Ferner: Geuß ihm den
Becher, | Megära, voll! Platen 6, 38; Du haſt den Becher
mir zu voll gegoſſen. WMüller 1, 321. c) übertr. zu
a: Etwas ausſtrömen, in Fülle ſich wohin ausbreiten
laſſen, z. B.: Ich will meinen Geiſtauf deinen Samen g.
und meinen Segen auf deine Nachkommen. Jeſ. 44, 7; Geuß
deine Ungnade auf ſie! Pſ. 69, 25; Was gießt wieder Wohl-
laut in dieſe feindlichen Herzen, Öl über dieſe ſtürmiſchen
Fluthen? Gutzkow R. 8, 479; Geuß, lieber Mond, geuß
deine Silberflimmer | durch dieſes Buchengrün. Hölty 79;
Sein Haß gießt neuen Reiz um die Geliebte. Sch. 610a;
Das Alles goß tiefen Frieden in ſeine Seele. Stilling 4,
145 ꝛc. S. Aus- g. 1b. d) (vgl. a u. b) Etwas
durch Gießen in eine Form hervorbringen, ſo erzeu-
gen: Blei zu Kugeln, in eine Kugelform, Kugeln aus
Blei g.; Glocken, Kanonen, Mörſer, Lettern g.; Gegoßnes
[Guß-]Eiſen; Gips, Gipsfiguren g.; Spiegelglas g.;
Wachslichte g. ꝛc.; Gegoßne [im Ggſtz. der gehämmerten,
geſchmiedeten] Arbeit ꝛc. S. Gießer, -ei. So auch
übertr.: Indem es [das Gedicht] .. umgearbeitet und in
eine andre Form gegoſſen worden. G. 20, 3; Zum Lieben
iſt er nicht gegoſſen [gebildet, geſchaffen, iſt nicht ſchön
genug dazu]. Gutzkow R. 4, 320. Ferner von Kleidern:
Alles ſaß wie gegoſſen [aufs genaueſte anſchließend, wie
angegoſſen]. Höfer V. 85 ꝛc. Auch: Stehn wir nicht
gegen den Feind geſchloſſen, | recht wie zuſammen geleimt
und gegoſſen? Sch. 327b ꝛc. (ſ. auch e). e) übertr.
zu a: Sie lag .. im größten Negligé auf ſammtne Polſter
gegoſſen. W. 15, 91, in nachläſſiger Stellung, gw.:
Wie hingegoſſen liegen, vgl. 3b. 2) intr. oder eig.
ohne Beifügung eines Objekts, z. B.: Sie kredenzte, |
blickte gewendet nach mir, goß [Wein ins Glas] und ver-
fehlte das Glas. G. 1, 235; Demnach ich nun vor. in und
nach der Hochzeit ſehr auf die Steine hatte gegoſſen. Schwei-
nichen 3, 299, ſcherzh. = zechen vom unlöſchbaren Durſt
eines Trinkers, vgl.: Auf einen heißen Stein gießen ꝛc.;
Im Garten g. [be-g.] ꝛc. So auch (ſ. 1d): Jch war in
der Gießerei, aber man goß heute nicht ꝛc.; Cellini’s Geſchick-
lichkeit, in Erz zu g. G. 29, 53. So auch: Das G., und
in Zſſtzg. (mit Obj.): Das Glocken-G.; Meiſter im Erz-
G. 58 ꝛc. (ſ. Gießer und Guß). Nam. aber auch
unperſ.: Es gießt = regnet aufs heftigſte: Seit drei
Tagen regnet es nicht, es gießt. Forſter B. 2, 613; G. 16,
185; Fing es an zu regnen, als wenn es mit Krügen göſſe.
Heinſe Petr. 1, 39; Goß es in Strömen vom Himmel. Kohl
A. 1, 261; Dem Wetter, das .. goß wie mit Kannen.
Pückler Verſt. 1, 1; Wenn’s muldenweiſe gießt. Rückert
6, 339 ꝛc. Ahnlich: Bären .. ſchütteln brummend | die
g–den [triefenden] Zoten. EvKleiſt 1, 162 ꝛc. 3) refl.:
a) ſ. nam. 1c: Das Feuer, | das .. in den Stein des Phi-
dias ſich [er-]goß. Sch. 21b; Was für ein fremder Peſthauch
goß | ſich in dein Ohr. Tieck Cymb. 3, 2; Ihre wohl-
thätige Wärme gießt ſich durch alle Geſchöpfe. Zachariä Tag.
9 ꝛc. b) (ſ. 1e) Goß ſie ſich um ihn und jammerte laut.
Stolberg Jl. 19, 283; vgl.: Goß ſie um Jenen ſich hin. V.
ebd., warf ſich wie aufgelöſt hin. c) (ſ. Sich) Es
gießt ſich ſchlecht aus einem Topf ohne Tülle; Aus Blei läſſt
ſich Vieles g. [formen] ꝛc.
Anm. Goth. giutan, ahd. giozen, vgl. gr. Féα.
Dazu Gießer (ſ. u.), Gießung (zu 1d: L. 11, 162,
nam. von den Zſſtzg., vgl. Guß). Veralt. Impf. Konj.:
Güſſe. Zinkgräf 2, 33. S. Goſſe ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áb-, tr.: 1) Etwas gießend [1a]
von etwas Anderm trennen, fort-, weg-g.: Waſſer aus
dem Glas, vom Gemüſe a. ꝛc. 2) Etwas gießend [1d]
abformen: Etwas in Wachs, in Gips, in eine bildſame
Maſſe (G. 19, 26) a.; Etwas von einem Modell a. 29,
20; Einen Todten a. 15, 156, ſ. Todtenmaske. Án-,
tr.: 1) etwas Darangehöriges an Etwas gießen [1a],
hinzu-g., nam. Küchenw., übertr.: Das Kapitel .. eine
dünne Brühe, die an .. das Motto angegoſſen worden. Wal-
dau N. 1, 264 ꝛc. 2) Etwas gießend [1d] an Etwas
fügen, befeſtigen ꝛc.: Stecknadelknöpfe a.; Wachslichte wer-
den durch A. und Rollen hergeſtellt ꝛc. Übertr.: Was iſt
von deinen Empfindungen das Deine? Lieb’ und Noth .. haben
dir es angeformt und angegoſſen. H. 15, 69; nam. [1d]:
Ein Rock ꝛc. ſitzt (dem Leib) wie angegoſſen, z. B. Auerbach
Gv. 354; G. 19, 34; 5, 99 ꝛc. 3) Pflanzen a., die ge-
pflanzten ein wenig begießen. Mügge Ad. 26. 4) Eine
Flaſche, meton.: den Wein a., anbrechen, aus der vollen
Flaſche Etwas gießen. 5) (veralt.) Einen a., auf-g., an-
ſchwärzen, angeben; Haman, den unwahren Angießer. Mat-
theſius Prof. 33 ꝛc. Āūf-, tr.: 1) auf Etwas gießen
[1a]: Öl auf die Lampe, Waſſer auf den Thee, meton.: Thee
a.; Dem Todten Balſam a. G. 2, 174; Waſchwaſſer a. [auf
die Hände]. Wiedaſch Od. 1, 138 ꝛc. Der Aufgießer, im
Hammerwerk, der auf den glühenden Stab, Amboß und
Hammer Waſſer gießt. 2) gießend [1d] auf Etwas
befeſtigen, übertr.: Sitzt ſchon ihm [dem Roß] aufge-
goſſen. Nicolai 6, 41, ſ. An-g. 2. 3) ſ. An-g. 5.
Āūs-: 1) tr.: a) [1a]: Etwas aus einem Behältnis
gießen: Waſſer [einen Theil des Inhalts], das Waſſer
[den ganzen Jnhalt] a.; Das Kind mit dem Bade a.; Das
unreine Waſſer a., eh man reines hat ꝛc.; (Hüttenw.) auch:
das Werk aus dem Herde in eiſerne Pfannen ſchöpfen.
Meton.: Den Eimer, Krug, die Schüſſel, Wanne a.,
gießend leeren. b) [1c] übertr.: Die Schale des Zorns
auf, über Etwas a. Offenb. 16, 1; Sch. 458b; Seinen gan-
zen Unmuth über Einen a. W. 19, 211; Reiz und Leben
(Sch. 713a), die Zauberei der Grazie (W. 3, 123), den
Geiſt der Freude (8, 188) über Etwas, über Einen (ugw.:
über meinem Bildnis. Ramler 298) a.; Goſſen umher ver-
ſchwenderiſch Leben und Licht aus. G. 5, 98 ꝛc. Die Liebe
Gottes iſt ausgegoſſen in unſer Herz. Röm. 5, 5 (vgl. Ein-
g. 2); Seinen Unwillen in die bitterſten Vorwürfe a.
[ausſtrömen laſſen]. Sch. 979b; Alle Flammen ſeiner
Seele in Geſänge a. Heine Rom. 229; Sein Herz in Je-
mandes Schoß a., ausſchütten ꝛc.; Die Ausgießung des
heiligen Geiſtes ꝛc. Vgl. 2a und Er-g. Veralt.:
Darnach goß [breitete] er aus, die Räthe wollten ihn nicht
diſputieren laſſen. Luther 1, 160b ꝛc. c) Feuer ꝛc. a.,
gießend auslöſchen. d) eine Höhlung gießend [1d]
ausfüllen: Ein Loch mit Blei, Wachs a. e) Etwas
gießend [1d] ausprägen, darſtellen, vollenden: Zu den
feinen Spatien wird weicherer Zeug genommen, um ſie a. zu
können; Die modellierten Theile a. G. 26, 68; In Gips
ausgegoſſen. 31, 329; Ausgegoßne Fußböden. Schwab 312
ꝛc. (ſ. 2b). 2) ref.: a) ſ. 1b und vgl. er-g.: Geiſt
Gottes, | du gießeſt dich aus | über die Welt. WMüller 1,
255; So goß ſich eine Kriegeswolke aus | von Völkern über
Orleans’ Gefilde. Sch. 450b ꝛc. Wenn ſeine Tugend ..
in Lobgeſänge [Accuſ.] ſich ausgoß. Geßner 1, 192 ꝛc., auch
mit in und Dat.: Nun goß ſich ſein gepeinigtes Herz in den
rührendſten Vorwürfen aus. Klinger 10, 167 = machte ſich
darin Luft, während bei in mit Accuſ. das Genannte
als das Erzeugnis des Ausguſſes erſcheint. b) [3c]
ſ. 1e: Meſſing gießt ſich weniger fein aus als Eiſen ꝛc.
3) intr. (ugw.): = ſich er-g., ausſtrömen: Sitzt eine
Quelluymphe traurig über der a–den Urne. G. 30, 474.
Be-, tr. [1b]: Pflanzen b.; Er lernte b. und düngen.
Sch. 1010a; Das Garn, die Leinwand auf der Bleiche b.;
Jemand das Kleid, ihn, ſich (Lichtenberg 4, 407) b., gießend
beflecken; Scham, die ihn mit Blut begoß. Streckſuß Rol. 1,
66, ugw., da b. auf ein von außen Herantretendes hin-
weiſt. Wie ein begoßner Hahn aus ſeinem Bad hervor-
gekrochen. W. 12, 120; Sich ſchämen, davongehn wie ein
begoßner Hund. Ruge Nov. 41; Scherr Nem. 2, 136 u. v.;
Einen mit kaltem Waſſer b. Kinkel E. 159; Noch ganz ver-
dutzt oder, wie man ſagt, begoſſen. Alexis Dor. 1, 52; Wenn
Jemand Schläge kriegen oder begoſſen werden ſollte. G. 16,
175 ꝛc. Sich die Naſe b., betrinken; Groß Geſäufte
gehalten, daß alſo die Heimführung wohl begoſſen worden.
Schweinichen 3, 288, daß ſich die Gäſte bezecht. Bēī-,
tr.: durch Gießen [1a] beifügen, zu-g. Dahêr-:
Wenn er ſeine Stimme dahergeußt. Kl. I. Dúrch-,
tr.: durch Etwas gießen [la], hindurch-g.: Etwas durch
ein Sieb, Filter, einen Trichter ꝛc. d. II. Durch-, tr.
[1c]: gießend allſeitig erfüllen, durchdringen: Die erſte
Scene iſt von einer Melancholie durchgoſſen, wie vom Balſam-
hauch der Blumen bei der erſten Frühlingsſonne. G. 33, 98;
Schon wurde Trimalcion, von Salbe durchgoſſen, mit den
feinſten Tüchern gerieben. Heinſe Petr. 1, 80. Eīn-,
tr.: 1) in Etwas gießen [1a], hinein-g.: Wein e., ins
Glas; Nun mögt ihr auch austrinken, was ihr eingegoſſen
habt. Klinger F. 93, vgl. einbrocken. Dem Pferd die
Arznei e., in den Mund ꝛc. 2) [1c] übertr., vgl.
Aus-g. 1b, einflößen: Gott hat dem Menſchen die Seele
eingegoſſen. Weish. 15, 11; Die neue Denkart .., | die
Gram, Philoſophie und Noth ihm eingegoſſen. W. 3, 8; Ihr
Athem .. goß Steinen Seelen ein. 12, 180; Kenntniſſe, die
die Muſen ihnen nicht e. konnten. HBr. 2, 255 U. v.
3) durch Gießen [1d] in Etwas befeſtigen: Eiſenklam-
mern in den Stein e. ꝛc. Er-: aus-g. (ſ. d. 1a, 1b
und 2b), nur daß nicht ſowohl der Ausgangspunkt,
als das Ziel, wohin Etwas ausſtrömend ſich verbreitet,
hervortritt: 1) tr.: Der Strom ergießt ſein Waſſer ins
Meer (ſ. 2); Perlt denn wohl im Amazonenfluſſe | ein
Tröpfchen noch des Quells, der ihn ergoß. Thümmel 7, 24;
Laut ſauſte der Weſt mit ergoſſenen Schauern. V. Od. 14,
458; Dann ergoß er die Sunde, damit ſie empor in dem
Sturmwind | ſchwöllen. Ov. 1, 4, vgl.: Dann kommt es
gefloſſen | unendlich ergoſſen [der Regen]. Uhland 366 und
übertr. [1c]: Über die niedrigſten Regionen .. ergießt er
die Glorie ſeines eigenen Gemüths. G. 33, 183; Bis endlich
Thrän’ auf Thräne fließt, | verhaltnes Lebewohl ergießt. 2,
100; Bewaffnete ergießt das Ungeheuer [das trojaniſche
Pferd]. Sch. 32b; Reigenführer des Heers flammen-e–der
Sterne. ChrStolberg ꝛc. Dieſes innige Theilnehmen und
Wieder-E. Ihres Herzens. Forſter B. 1, 384; Sie lagen ..,
in Gebet ergoſſen. Sch. 262b; Ergoß er mir ſein Herz, in
tauſend Schwüren. Schlegel Sommern. 1, 1. Minder gw.:
Geheul-ergoßne Kläger. 7a [die ſich in Geheul ergießen];
Das ſchwarze Haar ergoſſen [hingegoſſen] von der leuchten-
den Stirne über das Antlitz herab. Chamiſſo 4, 223. 2)
refl. ſehr häufig: Ein Fluß ergießt ſich in einen Strom, ins
Meer ꝛc.; Des Schwefelſtroms, der glühend ſich ergoß. Sch.
492b ꝛc.; Kein Kelch, aus dem ſich nicht in ganz geſunden
Leib | verzehrend heißes Gift ergoſſen. G. 11, 179 ꝛc. und
übertr.: Rings ergoß ſich der Verweſung Duft. Chamiſſo 4,
27; Die Wolken .. | ergoſſen jetzt ſich wogend durch den
Raum. 34; Ergoſſen ſtraßenab ſich Menſchenwogen. 41;
Ein gutes Herz, das ſich ergießet. G. 4, 22; Wo warme
Liebe ſich ergießt. 6, 13; Dankſagungen, in welche ſich Wil-
helm ergoß. 16, 280; 31, 3; Den Feind, der durch die
Pforte ſich ergoß. Sch. 34b; Unabſehbar ergießt ſich vor
meinen Blicken die Ferne. 75a; 76a; Schnell, wie der Ruf
ſich ergeußt. V. 3, 33; Freier .., die an Schach Bambo’s
Hof ſich wie Meereswogen | ergoſſen. W. 15, 7. Auch
mit in und Dat.: Jſt eine Seele reich und groß? O dann
ſuche ſie ein Weſen ihrer Art .. und ergieße ſich in ihr. Forſter
A. 1, 31; Wo Jeder von uns ſich im Lob der Damen .. er-
goß. Tieck Cymb. 1, 5 ꝛc. Jm Partic. ohne „ſich“
(ſ. d. †): Wie Jeder ſich mit ihm | allein befand und ſein
e–d Herz | die andern Zwei nicht theilten. L. Nath. 3, 7.
3) Dazu: Die Ergießung, z. B. des Stroms ins Meer,
der Galle ins Blut; Gönne meinem Herzen dieſe Ergießung. G.
9, 342; Des Herzens fröhliche Ergießung. Sch. 492a, vgl.
Erguß. Fêhl-, intr.: falſch, ſchlecht gießen [1a
und 1d]; daneben, vorbei-g. [1a]. Fórt-, tr. ꝛc.:
weg-g.; weiter gießen. Hêr- ꝛc., tr. und refl.:
Der Strom gießt ſeine Fluthen her; Da ſchien ſich um ihn
und über ſein ganzes Daſein ein Lichtglanz herzugießen. Mö-
rike N. 140. Die Lauge der Verhöhnung, die der Meiſter
über mich herabgeußt, iſt entſetzlich. Heine Verm. 1, 118;
Ihren Mohnſaft goß die braune Nacht herab. W. 20, 39.
Das ganze Volk, herumgegoſſen, hört | die Segnende [1e].
Alxinger D. 166 u. ſ. w. Hín- ꝛc.: Ihre Gluth | hat
ſolch ein neues unbekanntes | Gefühl durch meine Adern hin-
gegoſſen. G. 7, 246; Goß er den Geiſt hin. WHumboldt 3,
84 ꝛc. Nam. auch [1e]: Einſt fanden wir wie ſchlum-
mernd hingegoſſen | am Kreuz ihn. Chamiſſo 4, 142; So
lagſt du hingegoſſen. Hölderlin H. 1, 90; W. 18, 71; Als
ſie geſehn Patroklos zerfleiſcht von der Schärfe des Erzes, |
goß ſie um Jenen ſich hin. V. Il. 19, 284. Blei in das
Loch hinein-g. ꝛc. Kánne-: ſ. Kannegießer: Unge-
reimtes K. Baggeſen 5, 119. Nāch-, tr.: 1) hinter-
her, nachträglich gießen [1a]: Während die Mägde in die
Bratpfannen nachgoſſen. Immermann M. 3, 5 ꝛc. 2)
gießend [1d] nachbilden. Nêben-: fehl-g.
Nīēder-: herab-, hinunter-g. I. Über-, tr.:
1) ſo gießen [1a], daß Etwas überläuft: Übergegoſſen: Du
haſt den Becher mir zu voll gegoſſen. WhMüller Gd 1,321 ꝛc.
2) über Etwas gießen, ſo daß dies übergoſſen iſt (II1):
Das Fleiſch iſt zu trocken, du haſt nicht genug Sauce über-
gegoſſen; Jch will mir die Hände waſchen, gieß mir etwas
Waſſer über ꝛc. 3) Etwas in ein andres Gefäß gie-
ßen: Den Wein aus der Kanne in die Flaſche ü. ꝛc.
II. Über-: tr.: 1) gießend überdecken (ſ. I2): Die
Hände mit Waſſer ü. [1a]; Früchte mit Zucker ü. [1d] ꝛc.,
und übertr.: Das Land, wie es mit einem ſich wimmelnd
durchkreuzenden Ameiſenheer übergoſſen iſt. G. 19, 95; Die
Sonne übergoß mit ihren goldigſten Strahlen die Züge der
Spinnerin. Höfer V. 169; Bäume .. übergoſſen mit ihren
zarten Flocken mein Haupt. Hölderlin H. 1, 33; Übergoß
[beſchüttete] ſich mit Blättern. V. Od. 5; 487; Brennende
Lauge, womit er die Dichter übergießt. W. HB. 2, 185;
Sein Körper iſt mit rothen Flecken wie übergoſſen, vgl.
Neſſelguß. Auch unperſönl.: Da übergoß es ihn pur-
purroth. Gutzkow R. 2, 302 ꝛc. 2) übermäßig be-g.:
Die Blumen ü., ver-g. 1c. I. Úm-: 1) in ein andres
Behältnis gießen [1a]: Den Wein u. 2) gießend [1d]
umformen: Eine Glocke u., auch übertr.: Nicht umge-
goſſen, nicht umgeformt. Böttiger Sab. 59; Daß dermaleinſt
die Wahrheit, die ihn peinigt, | den umgegoßnen Geiſt durch
lange Qualen reinigt. Haller 161; Die Geſetze .. müſſen nach
den veränderten Umſtänden umgegoſſen werden. W. 13, 16;
Die 13 Kantons in eine einzige untheilbare Republik umzu-
gießen. 32, 181. So auch: Die allerletzte Ausgabe oder
vielmehr die letzte Umgießung derſelben. L. 3, 251.
3) Etwas ſo gießen, daß es ein Andres umgiebt, daß
Dies davon umgoſſen iſt (ſ. II): Dem Silber einen gold-
nen Rand um-g. 4) Etwas durch Gießen [1a] um-
ſtürzen: Die jungen Pflanzen um-g. II. Um-: Etwas
gießend mit Etwas umgeben (ſ. I3), eig.: Karmarſch 3,
150; 436 ꝛc. und übertr.: Ihr ſchwarzes Haar .. umgoß
ihre ſchönen Glieder. Chamiſſo 4, 217; Bald ſah ich mich
von Wolken wie umgoſſen. G. 1, 1; Wie .. reinre Luft
umgießet | der Berge .. Spitze. WHumboldt 1, 373; 3, 117;
Mit allem irdiſchen Reiz umgoſſen. Merck’s Br. 2, 204; Ein
lieblich Element, das Alles froh umgießt. Tieck 10, 263;
Wie, wenn mit goldenem Rand’ ein Mann das Silber um-
gießet, | .. alſo umgoß die Göttin ihm Haupt und Schulter
mit Anmuth. V. Od. 23, 159 ff. Umhêr-: tr.:
ringsum verbreiten, z. B.: Luſt und Lebensfreude u. G.
13, 169; Aus dem heiligen Salbhorn Liebreiz u. 5, 98 ꝛc.
Ver-: 1) tr.: a) verſchütten, hingießen, wo es
nicht ſein ſollte: Er hat den Wein vergoſſen, fehl- oder
über-gegoſſen, oder auch das Gefäß umgeſtoßen ꝛc.
b) ohne den Begriff der Ungehörigkeit = fließen laſſen:
Thränen, Zähren v., weinen; Sein Blut fürs Vaterland v.,
hingeben; Jemandes Blut v., ihn tödten. 1. Moſ. 9, 6
u. o.; Das Blut-V. Spr. 12, 6; Hebr. 9, 22 u. v.;
veralt. pleonaſt.: Ein ſolch Blut-V. chriſtlichs Bluts.
Franck Laſt.H. 4a. Blut-Vergießer. Hagedorn 1, 10; Die
Blutvergießerin. Heſ. 16, 38 ꝛc. c) Etwas durch Gie-
ßen [1a] verderben, ſ. Über-g. II2. d) Etwas beim
Gießen [1d] verderben: Das Modell war gut, aber das
Werk ſelbſt iſt vergoſſen. e) Etwas zum Gießen [1d]
brauchen, auch es dabei aufbrauchen: Das Zinn wird, iſt
zu Löffeln vergoſſen. So auch [1a]: Das Waſſer ’v. ꝛc.,
ſ. 2a. f) Etwas durch Gießen befeſtigen: Dann ver-
gießt man 2, 3 oder 4 Nadeln zuſammen mit einer Miſchung
aus Zinn und Blei (am Strumpfwirkſtuhl). Karmarſch 3, 432;
Als man die oberſten Stein mit Blei wollt v. Stumpf
400a ꝛc. 2) refl.: a) ſich durch Gießen [1a] er-
ſchöpfen: Beladene Wolken . .. Auch die v. ſich endlich.
EvKleiſt 2, 44. b) nicht richtig g. [1a und 1d].
Vōr-: tr.: 1) hervorgießen [1a]: Quelle . ., | die aus
jähem Geklipp vorgeußt ihr dunkles Gewäſſer. V. 2) Ei-
nem v., als Muſter [1d] ꝛc. Vorbēī-: ſ. fehl-g.
Wég-: tr.: durch Gießen [1a] wegſchaffen: Die
Erbſen abſieden, den Sud w. Rumohr Kochk. 124. Zer-:
tr.: gießend [1a und d] zerſtören, zertheilen: Die in
Knöpfe zergoßnen Silberbarren. IP. Zū-: tr.: 1) Et-
was zu etwas Andrem gießen [1a]: Waſſer z., zum
Wein; Mehr Zink z., zum Kupfer ꝛc. 2) durch Gießen
[1d] ſchließen: Das Loch mit Blei z. 3) intr.: rüſtig
gießen: Gieß zu! Zurück-: tr.: in das urſprüng-
liche Behältnis gießen [1a]. Zuſámmen-: tr.:
durch Gießen [1a und 1d] zuſammenbringen, vereini-
gen: Alle Neigen z. ꝛc. ſ. [1d]. Sch. 327b. Zwíſchen-:
Etwas zwiſchen, unter etwas Andres gießen [1a] ꝛc.