Faksimile 0592 | Seite 584
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Gießer
Gīēßer, m., –s; uv.:
1) s. Gieße. 2) Person, die gießt (s. d., nam. 1d), besonders deren Gewerbe das Gießen ist, z. B.: G. in Erz, Glockenspeise oder einer andern vermischten Masse. L. 11, 273; Ein Gefäß von Erzt . . Trag’ ich’s zum G. hin. W. 12, 7; Die G. bringen nun den Gießhafen etc. [zum Gießen des Spiegelglases]. Karmarsch 2, 155 etc. Zuw. Gießerin, die Frau des Gießers. 3) Dazu: Gießerēī, f.; –en:
a) die Kunst des Gießens, meist ohne Mz. Karmarsch 2, 96 ff., s. Kelle 2b.
b) die Werkstatt des Gießers; der Ort, wo gegossen wird, vgl. Gieße. Zstzg. zu 2(u. 3) theils nach dem verbrauchten Material, theils nach den gefertigten Gegenständen (vgl.außerdem die Zsstzg. von Gießen), z. B.: Āūs-: Einer, der ausgießt, nam. (Hüttenw.): ein Schmiedeknecht, der das Eisen mit Wasser abkühlt etc. Bíld-. W. HB. 2, 122. Blēī-. Eīsen-. Karmarsch 1, 680. —Erz-. Messingarbeiter. Mitscherlich 2, 2, 227. Ebenso; Roth-G. (vgl. Rothguß), im Ggstz. zu den Weiß- oder Zinn-G–n. Ein italiäni- Gist scher G., auf dem Haupte sein wohlbeladenes Brett gar kühnlich im Gleichgewichte schwenkend. G. 26, 197. WMüller 1, 393.
Gélb-: Gíps-: Glócken-: Kánne(n)-:
1) eig. Zinn-G. (zuw. wortspielend = ein Zecher; Einer, der Kannen Weins etc. herabgießt). 2) daher nach Holberg’s berühmtem Lustspiel (s. Prutz Lit. Taschenb. 2, 369) „Der politische K.“: Blumauer 1, 71; Forster B. 2, 62 u. o.: Einer, der in seiner Beschränktheit über alle politischen Ereignisse viel und zuversichtlich spricht: Der große Haufen müßiger Kannengießer. Münchhausen 46; Unsre Schoppenkannegießer [die beim Schoppen Wein politisierenden Spießbürger]. König Kl. 2, 11 und Hebel’s Räthsel: Ein Andrer wird durch Blei und Zinn | Das, was ich durch die Zeitung bin. 2, 208. Dann auch: Die theologischen K. Claudius 7, 80 etc. Dazu: Kannegīēßern, intr. (haben): spießbürgerlich politisieren. Forster B. 2, 221; 570; Wir haben gekannegießert und gegörzt [Graf Görz hatte eine geheime Mission im bairischen Erbfolgekrieg an Friedrich den Gr.]. G. Stein 1, 301; Musäus Ph. 1, 48; 2, 78 etc. So auch tr.: Die Weltbegebenheiten bekannegießert. Riemer G. 1, 372. Dazu: Politische Besprechung, die gar oft auch zur politischen Kannegießerei wurde. Kinkel E. 399; Forster B. 1, 69; Zschokke N. 3, 101 u. o. Kérzen-. Knópf-. Métall-. Rōth-: s. Gelb-G. Weish. 15. 9, vgl. Rothschmied. Schrift-: der die Buchdruckerschriften gießt. Karmarsch 3, 164 ff. Stǘck-: Gießer von Kanonen etc. (s. Stück). Wēīß-, Zinn-: s. Gelb- und Kannen-G.