gießen
Sturmwind
über-gießen
Um-Gießen
Gīēßen, tr., refl., intr. (haben), goß, gösse; gegossen; gießest, (geußt), gieß(e)t, (geußt); gieß(e), (geuß): Sturmwind | schwöllen. Ov. 1, 4, vgl.:
1) tr.:
a) eig.: etwas Flüssiges durch Neigen ausfließen machen, vgl.: Schütten, das sich auf trockne, wie auf flüssige Körper bezieht (doch: Da goß er die Blumen in der Phyllis Schoß. 2, 54, und vom Mühlknecht: Wenn er just aufgießet das Korn jetzt. 4, 50, st. aufschüttet; Daß ich Säuen Perlein fürgoß [vorschüttete]. Fr. 54, vgl. Gosse 2 und Aufguß) und von Flüssigkeiten ein heftigeres, plötzliches Fortströmen bezeichnend: Der Gießende neigt das Gefäß allmählich mehr und mehr, das der Schüttende plötzlich in eine schiefe oder gradezu umgekehrte Lage bringt etc.; Wasser aus der Kanne auf die Blumen, Wein ins Glas, Wasser in den Wein, Öl auf die Lampe, Öl [s. d.] ins Feuer, das geschmolzne Blei in die Kugelform g. etc.; Einem Etwas in die Schuhe [s. d.] g. Erinn. 190; In deren stillen Schoß | mein junges Herz die ersten Thränen goß. 12, 179; Jakob goß Trankopfer darauf. 1. 35, 14; Drüber gossen wir dann für alle Todten ein Opfer. Od. 11, 26 etc. Auch mit partitivem Genit. st. des Obj.: Dem Erzeuger . . . | gießt Neoptolem des Weins. 53b. —
b) meton. mit einem Obj., das den Ggstd. bez., worauf, worein gegossen wird: Wenn Fräulein Sophie ihre Blumen gießt [begießt]. 5, 319; Ich goß seit gestern | statt mit Wasser sie mit Wein. Tr. 26; DTräum. 3, 68; Sie durften nicht mit Blut die Thronenwege g. 1, 92 etc. — Ferner: Geuß ihm den Becher, | Megära, voll! 6, 38; Du hast den Becher mir zu voll gegossen. 1, 321. —
c) übertr. zu a: Etwas ausströmen, in Fülle sich wohin ausbreiten lassen, z. B.: Ich will meinen Geistauf deinen Samen g. und meinen Segen auf deine Nachkommen. 44, 7; Geuß deine Ungnade auf sie! 69, 25; Was gießt wieder Wohllaut in diese feindlichen Herzen, Öl über diese stürmischen Fluthen? R. 8, 479; Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer | durch dieses Buchengrün. 79; Sein Haß gießt neuen Reiz um die Geliebte. 610a; Das Alles goß tiefen Frieden in seine Seele. 4, 145 etc. S. Ausg. 1b. —
d) (vgl. a u. b) Etwas durch Gießen in eine Form hervorbringen, so erzeugen: Blei zu Kugeln, in eine Kugelform, — Kugeln aus Blei g.; Glocken, Kanonen, Mörser, Lettern g.; Gegoßnes [Guß-]Eisen; Gips, Gipsfiguren g.; Spiegelglas g.; Wachslichte g. etc.; Gegoßne [im Ggstz. der gehämmerten, geschmiedeten] Arbeit etc. S. Gießer, -ei. So auch übertr.: Indem es [das Gedicht] .. umgearbeitet und in eine andre Form gegossen worden. 20, 3; Zum Lieben ist er nicht gegossen [gebildet, geschaffen, ist nicht schön genug dazu]. R. 4, 320. Ferner von Kleidern: Alles saß wie gegossen [aufs genaueste anschließend, wie angegossen]. V. 85 etc. — Auch: Stehn wir nicht gegen den Feind geschlossen, | recht wie zusammen geleimt und gegossen? 327b etc. (s. auch e). —
e) übertr. zu a: Sie lag .. im größten Negligé auf sammtne Polster gegossen. 15, 91, in nachlässiger Stellung, gw.: Wie hingegossen liegen, vgl. 3b. — 2) intr. oder eig. ohne Beifügung eines Objekts, z. B.: Sie kredenzte, | blickte gewendet nach mir, goß [Wein ins Glas] und verfehlte das Glas. 1, 235; Demnach ich nun vor. in und nach der Hochzeit sehr auf die Steine hatte gegossen. 3, 299, scherzh. = zechen vom unlöschbaren Durst eines Trinkers, vgl.: Auf einen heißen Stein gießen etc.; Im Garten g. [be-g.] etc. So auch (s. 1d): Jch war in der Gießerei, aber man goß heute nicht etc.; Cellini’s Geschicklichkeit, in Erz zu g. 29, 53. So auch: Das G., und in Zsstzg. (mit Obj.): Das Glocken-G.; Meister im Erz- G. 58 etc. (s. Gießer und Guß). Nam. aber auch unpers.: Es gießt = regnet aufs heftigste: Seit drei Tagen regnet es nicht, es gießt. B. 2, 613; 16, 185; Fing es an zu regnen, als wenn es mit Krügen gösse. Petr. 1, 39; Goß es in Strömen vom Himmel. A. 1, 261; Dem Wetter, das .. goß wie mit Kannen. Verst. 1, 1; Wenn’s muldenweise gießt. 6, 339 etc. Ahnlich: Bären .. schütteln brummend | die g–den [triefenden] Zoten. 1, 162 etc. — 3) refl.:
a) s. nam. 1c: Das Feuer, | das .. in den Stein des Phidias sich [er-]goß. 21b; Was für ein fremder Pesthauch goß | sich in dein Ohr. Cymb. 3, 2; Ihre wohlthätige Wärme gießt sich durch alle Geschöpfe. Tag. 9 etc. —
b) (s. 1e) Goß sie sich um ihn und jammerte laut. Jl. 19, 283; vgl.: Goß sie um Jenen sich hin. ebd., warf sich wie aufgelöst hin. —
c) (s. † Sich) Es gießt sich schlecht aus einem Topf ohne Tülle; Aus Blei lässt sich Vieles g. [formen] etc.
Anm. Goth. giutan, ahd. giozen, vgl. gr. Féα. Dazu Gießer (s. u.), Gießung (zu 1d: 11, 162, nam. von den Zsstzg., vgl. Guß). — Veralt. Impf. Konj.: Güsse. 2, 33. — S. Gosse etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr.:
1) Etwas gießend [1a] von etwas Anderm trennen, fort-, weg-g.: Wasser aus dem Glas, vom Gemüse a. etc. —
2) Etwas gießend [1d] abformen: Etwas in Wachs, in Gips, in eine bildsame Masse 19, 26) a.; Etwas von einem Modell a. 29, 20; Einen Todten a. 15, 156, s. Todtenmaske. — Án-, tr.:
1) etwas Darangehöriges an Etwas gießen [1a], hinzu-g., nam. Küchenw., übertr.: Das Kapitel .. eine dünne Brühe, die an .. das Motto angegossen worden. N. 1, 264 etc. —
2) Etwas gießend [1d] an Etwas fügen, befestigen etc.: Stecknadelknöpfe a.; Wachslichte werden durch A. und Rollen hergestellt etc. Übertr.: Was ist von deinen Empfindungen das Deine? Lieb’ und Noth .. haben dir es angeformt und angegossen. 15, 69; nam. [1d]: Ein Rock etc. sitzt (dem Leib) wie angegossen, z. B. Gv. 354; 19, 34; 5, 99 etc. —
3) Pflanzen a., die gepflanzten ein wenig begießen. Ad. 26. —
4) Eine Flasche, meton.: den Wein a., anbrechen, aus der vollen Flasche Etwas gießen. — 5) (veralt.) Einen a., auf-g., anschwärzen, angeben; Haman, den unwahren Angießer. Prof. 33 etc. — Āūf-, tr.:
1) auf Etwas gießen [1a]: Öl auf die Lampe, Wasser auf den Thee, meton.: Thee a.; Dem Todten Balsam a. 2, 174; Waschwasser a. [auf die Hände]. Od. 1, 138 etc. Der Aufgießer, im Hammerwerk, der auf den glühenden Stab, Amboß und Hammer Wasser gießt. — 2) gießend [1d] auf Etwas befestigen, übertr.: Sitzt schon ihm [dem Roß] aufgegossen. 6, 41, s. An-g. 2. — 3) s. An-g. 5. — Āūs-:
1) tr.:
a) [1a]: Etwas aus einem Behältnis gießen: Wasser [einen Theil des Inhalts], das Wasser [den ganzen Jnhalt] a.; Das Kind mit dem Bade a.; Das unreine Wasser a., eh man reines hat etc.; (Hüttenw.) auch: das Werk aus dem Herde in eiserne Pfannen schöpfen. — Meton.: Den Eimer, Krug, die Schüssel, Wanne a., gießend leeren. —
b) [1c] übertr.: Die Schale des Zorns auf, über Etwas a. 16, 1; 458b; Seinen ganzen Unmuth über Einen a. 19, 211; Reiz und Leben 713a), die Zauberei der Grazie 3, 123), den Geist der Freude (8, 188) über Etwas, über Einen (ugw.: über meinem Bildnis. 298) a.; Gossen umher verschwenderisch Leben und Licht aus. 5, 98 etc. — Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz. 5, 5 (vgl. Eing. 2); Seinen Unwillen in die bittersten Vorwürfe a. [ausströmen lassen]. 979b; Alle Flammen seiner Seele in Gesänge a. Rom. 229; Sein Herz in Jemandes Schoß a., ausschütten etc.; Die Ausgießung des heiligen Geistes etc. Vgl. 2a und Er-g. — Veralt.: Darnach goß [breitete] er aus, die Räthe wollten ihn nicht disputieren lassen. 1, 160b etc. —
c) Feuer etc. a., gießend auslöschen. —
d) eine Höhlung gießend [1d] ausfüllen: Ein Loch mit Blei, Wachs a. —
e) Etwas gießend [1d] ausprägen, darstellen, vollenden: Zu den feinen Spatien wird weicherer Zeug genommen, um sie a. zu können; Die modellierten Theile a. 26, 68; In Gips ausgegossen. 31, 329; Ausgegoßne Fußböden. 312 etc. (s. 2b). —
2) ref.:
a) s. 1b und vgl. er-g.: Geist Gottes, | du gießest dich aus | über die Welt. 1, 255; So goß sich eine Kriegeswolke aus | von Völkern über Orleans’ Gefilde. 450b etc. — Wenn seine Tugend .. in Lobgesänge [Accus.] sich ausgoß. 1, 192 etc., auch mit in und Dat.: Nun goß sich sein gepeinigtes Herz in den rührendsten Vorwürfen aus. 10, 167 = machte sich darin Luft, während bei in mit Accus. das Genannte als das Erzeugnis des Ausgusses erscheint. —
b) [3c] s. 1e: Messing gießt sich weniger fein aus als Eisen etc. —
3) intr. (ugw.): = sich er-g., ausströmen: Sitzt eine Quelluymphe traurig über der a–den Urne. 30, 474. — Be-, tr. [1b]: Pflanzen b.; Er lernte b. und düngen. 1010a; Das Garn, die Leinwand auf der Bleiche b.; Jemand das Kleid, ihn, sich 4, 407) b., gießend beflecken; Scham, die ihn mit Blut begoß. Rol. 1, 66, ugw., da b. auf ein von außen Herantretendes hinweist. — Wie ein begoßner Hahn aus seinem Bad hervorgekrochen. 12, 120; Sich schämen, davongehn wie ein begoßner Hund. Nov. 41; Nem. 2, 136 u. v.; Einen mit kaltem Wasser b. E. 159; Noch ganz verdutzt oder, wie man sagt, begossen. Dor. 1, 52; Wenn Jemand Schläge kriegen oder begossen werden sollte. 16, 175 etc. — Sich die Nase b., betrinken; Groß Gesäufte gehalten, daß also die Heimführung wohl begossen worden. 3, 288, daß sich die Gäste bezecht. — Bēī-, tr.: durch Gießen [1a] beifügen, zu-g. — Dahêr-: Wenn er seine Stimme dahergeußt. — I. Dúrch-, tr.: durch Etwas gießen [la], hindurch-g.: Etwas durch ein Sieb, Filter, einen Trichter etc. d. — II. Durch-, tr. [1c]: gießend allseitig erfüllen, durchdringen: Die erste Scene ist von einer Melancholie durchgossen, wie vom Balsamhauch der Blumen bei der ersten Frühlingssonne. 33, 98; Schon wurde Trimalcion, von Salbe durchgossen, mit den feinsten Tüchern gerieben. Petr. 1, 80. — Eīn-, tr.:
1) in Etwas gießen [1a], hinein-g.: Wein e., ins Glas; Nun mögt ihr auch austrinken, was ihr eingegossen habt. F. 93, vgl. einbrocken. — Dem Pferd die Arznei e., in den Mund etc. —
2) [1c] übertr., vgl. Aus-g. 1b, einflößen: Gott hat dem Menschen die Seele eingegossen. 15, 11; Die neue Denkart .., | die Gram, Philosophie und Noth ihm eingegossen. 3, 8; Ihr Athem .. goß Steinen Seelen ein. 12, 180; Kenntnisse, die die Musen ihnen nicht e. konnten. HBr. 2, 255 U. v. — 3) durch Gießen [1d] in Etwas befestigen: Eisenklammern in den Stein e. etc. — Er-: aus-g. (s. d. 1a, 1b und 2b), nur daß nicht sowohl der Ausgangspunkt, als das Ziel, wohin Etwas ausströmend sich verbreitet, hervortritt: 1) tr.: Der Strom ergießt sein Wasser ins Meer (s. 2); Perlt denn wohl im Amazonenflusse | ein Tröpfchen noch des Quells, der ihn ergoß. 7, 24; Laut sauste der West mit ergossenen Schauern. Od. 14, 458; Dann ergoß er die Sunde, damit sie empor in dem
Dann kommt es geflossen | unendlich ergossen [der Regen]. 366 und übertr. [1c]: Über die niedrigsten Regionen .. ergießt er die Glorie seines eigenen Gemüths. 33, 183; Bis endlich Thrän’ auf Thräne fließt, | verhaltnes Lebewohl ergießt. 2, 100; Bewaffnete ergießt das Ungeheuer [das trojanische Pferd]. 32b; Reigenführer des Heers flammen-e–der Sterne. etc. — Dieses innige Theilnehmen und Wieder-E. Ihres Herzens. B. 1, 384; Sie lagen .., in Gebet ergossen. 262b; Ergoß er mir sein Herz, in tausend Schwüren. Sommern. 1, 1. Minder gw.: Geheul-ergoßne Kläger. 7a [die sich in Geheul ergießen]; Das schwarze Haar ergossen [hingegossen] von der leuchtenden Stirne über das Antlitz herab. 4, 223. — 2) refl. sehr häufig: Ein Fluß ergießt sich in einen Strom, ins Meer etc.; Des Schwefelstroms, der glühend sich ergoß. 492b etc.; Kein Kelch, aus dem sich nicht in ganz gesunden Leib | verzehrend heißes Gift ergossen. 11, 179 etc. und übertr.: Rings ergoß sich der Verwesung Duft. 4, 27; Die Wolken .. | ergossen jetzt sich wogend durch den Raum. 34; Ergossen straßenab sich Menschenwogen. 41; Ein gutes Herz, das sich ergießet. 4, 22; Wo warme Liebe sich ergießt. 6, 13; Danksagungen, in welche sich Wilhelm ergoß. 16, 280; 31, 3; Den Feind, der durch die Pforte sich ergoß. 34b; Unabsehbar ergießt sich vor meinen Blicken die Ferne. 75a; 76a; Schnell, wie der Ruf sich ergeußt. 3, 33; Freier .., die an Schach Bambo’s Hof sich wie Meereswogen | ergossen. 15, 7. — Auch mit in und Dat.: Jst eine Seele reich und groß? O dann suche sie ein Wesen ihrer Art .. und ergieße sich in ihr. A. 1, 31; Wo Jeder von uns sich im Lob der Damen .. ergoß. Cymb. 1, 5 etc. — Jm Partic. ohne „sich“ (s. d. †): Wie Jeder sich mit ihm | allein befand und sein e–d Herz | die andern Zwei nicht theilten. Nath. 3, 7. —
3) Dazu: Die Ergießung, z. B. des Stroms ins Meer, der Galle ins Blut; Gönne meinem Herzen diese Ergießung. 9, 342; Des Herzens fröhliche Ergießung. 492a, vgl. Erguß. — Fêhl-, intr.: falsch, schlecht gießen [1a und 1d]; daneben, vorbei-g. [1a]. — Fórt-, tr. etc.: weg-g.; weiter gießen. — Hêr- etc., tr. und refl.: Der Strom gießt seine Fluthen her; Da schien sich um ihn und über sein ganzes Dasein ein Lichtglanz herzugießen. N. 140. — Die Lauge der Verhöhnung, die der Meister über mich herabgeußt, ist entsetzlich. Verm. 1, 118; Ihren Mohnsaft goß die braune Nacht herab. 20, 39. — Das ganze Volk, herumgegossen, hört | die Segnende [1e]. D. 166 u. s. w. — Hín- etc.: Ihre Gluth | hat solch ein neues unbekanntes | Gefühl durch meine Adern hingegossen. 7, 246; Goß er den Geist hin. 3, 84 etc. Nam. auch [1e]: Einst fanden wir wie schlummernd hingegossen | am Kreuz ihn. 4, 142; So lagst du hingegossen. H. 1, 90; 18, 71; Als sie gesehn Patroklos zerfleischt von der Schärfe des Erzes, | goß sie um Jenen sich hin. Il. 19, 284. — Blei in das Loch hinein-g. etc. — Kánne-: s. Kannegießer: Ungereimtes K. 5, 119. — Nāch-, tr.:
1) hinterher, nachträglich gießen [1a]: Während die Mägde in die Bratpfannen nachgossen. M. 3, 5 etc. —
2) gießend [1d] nachbilden. — Nêben-: fehl-g. — Nīēder-: herab-, hinunter-g. — I.
Über-, tr.: 1) so gießen [1a], daß Etwas überläuft: Übergegossen: Du hast den Becher mir zu voll gegossen. Gd 1,321 etc. —
2) über Etwas gießen, so daß dies übergossen ist (II1): Das Fleisch ist zu trocken, du hast nicht genug Sauce übergegossen; Jch will mir die Hände waschen, gieß mir etwas Wasser über etc. —
3) Etwas in ein andres Gefäß gießen: Den Wein aus der Kanne in die Flasche ü. etc. — II. Über-: tr.:
1) gießend überdecken (s. I2): Die Hände mit Wasser ü. [1a]; Früchte mit Zucker ü. [1d] etc., und übertr.: Das Land, wie es mit einem sich wimmelnd durchkreuzenden Ameisenheer übergossen ist. 19, 95; Die Sonne übergoß mit ihren goldigsten Strahlen die Züge der Spinnerin. V. 169; Bäume .. übergossen mit ihren zarten Flocken mein Haupt. H. 1, 33; Übergoß [beschüttete] sich mit Blättern. Od. 5; 487; Brennende Lauge, womit er die Dichter übergießt. HB. 2, 185; Sein Körper ist mit rothen Flecken wie übergossen, vgl. Nesselguß. — Auch unpersönl.: Da übergoß es ihn purpurroth. R. 2, 302 etc. —
2) übermäßig be-g.: Die Blumen ü., ver-g. 1c. — I.
Úm-: 1) in ein andres Behältnis gießen [1a]: Den Wein u. — 2) gießend [1d] umformen: Eine Glocke u., auch übertr.: Nicht umgegossen, nicht umgeformt. Sab. 59; Daß dermaleinst die Wahrheit, die ihn peinigt, | den umgegoßnen Geist durch lange Qualen reinigt. 161; Die Gesetze .. müssen nach den veränderten Umständen umgegossen werden. 13, 16; Die 13 Kantons in eine einzige untheilbare Republik umzugießen. 32, 181. So auch: Die allerletzte Ausgabe oder vielmehr die letzte Umgießung derselben. 3, 251. —
3) Etwas so gießen, daß es ein Andres umgiebt, daß Dies davon umgossen ist (s. II): Dem Silber einen goldnen Rand um-g. —
4) Etwas durch Gießen [1a] umstürzen: Die jungen Pflanzen um-g. — II. Um-: Etwas gießend mit Etwas umgeben (s. I3), eig.: 3, 150; 436 etc. und übertr.: Ihr schwarzes Haar .. umgoß ihre schönen Glieder. 4, 217; Bald sah ich mich von Wolken wie umgossen. 1, 1; Wie .. reinre Luft umgießet | der Berge .. Spitze. 1, 373; 3, 117; Mit allem irdischen Reiz umgossen. Br. 2, 204; Ein lieblich Element, das Alles froh umgießt. 10, 263; Wie, wenn mit goldenem Rand’ ein Mann das Silber umgießet, | .. also umgoß die Göttin ihm Haupt und Schulter mit Anmuth. Od. 23, 159 ff. — Umhêr-: tr.: ringsum verbreiten, z. B.: Lust und Lebensfreude u. 13, 169; Aus dem heiligen Salbhorn Liebreiz u. 5, 98 etc. — Ver-:
1) tr.:
a) verschütten, hingießen, wo es nicht sein sollte: Er hat den Wein vergossen, fehl- oder über-gegossen, oder auch das Gefäß umgestoßen etc. —
b) ohne den Begriff der Ungehörigkeit = fließen lassen: Thränen, Zähren v., weinen; Sein Blut fürs Vaterland v., hingeben; Jemandes Blut v., ihn tödten. 1. 9, 6 u. o.; Das Blut-V. 12, 6; 9, 22 u. v.; veralt. pleonast.: Ein solch Blut-V. christlichs Bluts. Last.H. 4a. — Blut-Vergießer. 1, 10; Die Blutvergießerin. 16, 38 etc. —
c) Etwas durch Gießen [1a] verderben, s. Über-g. II2. —
d) Etwas beim Gießen [1d] verderben: Das Modell war gut, aber das Werk selbst ist vergossen. —
e) Etwas zum Gießen [1d] brauchen, auch es dabei aufbrauchen: Das Zinn wird, ist zu Löffeln vergossen. So auch [1a]: Das Wasser ’v. etc., s. 2a. —
f) Etwas durch Gießen befestigen: Dann vergießt man 2, 3 oder 4 Nadeln zusammen mit einer Mischung aus Zinn und Blei (am Strumpfwirkstuhl). 3, 432; Als man die obersten Stein mit Blei wollt v. 400a etc. —
2) refl.:
a) sich durch Gießen [1a] erschöpfen: Beladene Wolken . .. Auch die v. sich endlich. 2, 44. —
b) nicht richtig g. [1a und 1d]. — tr.: 1) hervorgießen [1a]: Quelle . ., | die aus jähem Geklipp vorgeußt ihr dunkles Gewässer. — 2) Einem v., als Muster [1d] etc. — s. fehl-g. — tr.: durch Gießen [1a] wegschaffen: Die Erbsen absieden, den Sud w. Kochk. 124. — tr.: gießend [1a und d] zerstören, zertheilen: Die in Knöpfe zergoßnen Silberbarren. — tr.:
Vōr-: Vorbēī-: Wég-: Zer-: Zū-: 1) Etwas zu etwas Andrem gießen [1a]: Wasser z., zum Wein; Mehr Zink z., zum Kupfer etc. —
2) durch Gießen [1d] schließen: Das Loch mit Blei z. —
3) intr.: rüstig gießen: Gieß zu! — Zurück-: tr.: in das ursprüngliche Behältnis gießen [1a]. — Zusámmen-: tr.: durch Gießen [1a und 1d] zusammenbringen, vereinigen: Alle Neigen z. etc. s. [1d]. 327b. — Zwíschen-: Etwas zwischen, unter etwas Andres gießen [1a] etc.
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