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gießen Sturmwind über-gießen Um-Gießen
Gīēßen, tr., refl., intr. (haben), goß, gösse; gegossen; gießest, (geußt), gieß(e)t, (geußt); gieß(e), (geuß):
1) tr.:
a) eig.: etwas Flüssiges durch Neigen ausfließen machen, vgl.: Schütten, das sich auf trockne, wie auf flüssige Körper bezieht (doch: Da goß er die Blumen in der Phyllis Schoß. Geßner 2, 54, und vom Mühlknecht: Wenn er just aufgießet das Korn jetzt. Platen 4, 50, st. aufschüttet; Daß ich Säuen Perlein fürgoß [vorschüttete]. Rollenhagen Fr. 54, vgl. Gosse 2 und Aufguß) und von Flüssigkeiten ein heftigeres, plötzliches Fortströmen bezeichnend: Der Gießende neigt das Gefäß allmählich mehr und mehr, das der Schüttende plötzlich in eine schiefe oder gradezu umgekehrte Lage bringt etc.; Wasser aus der Kanne auf die Blumen, Wein ins Glas, Wasser in den Wein, Öl auf die Lampe, Öl [s. d.] ins Feuer, das geschmolzne Blei in die Kugelform g. etc.; Einem Etwas in die Schuhe [s. d.] g. Arndt Erinn. 190; In deren stillen Schoß | mein junges Herz die ersten Thränen goß. W. 12, 179; Jakob goß Trankopfer darauf. 1. Mos. 35, 14; Drüber gossen wir dann für alle Todten ein Opfer. V. Od. 11, 26 etc. Auch mit partitivem Genit. st. des Obj.: Dem Erzeuger . . . | gießt Neoptolem des Weins. Sch. 53b.
b) meton. mit einem Obj., das den Ggstd. bez., worauf, worein gegossen wird: Wenn Fräulein Sophie ihre Blumen gießt [begießt]. Müllner 5, 319; Ich goß seit gestern | statt mit Wasser sie mit Wein. Scheffel Tr. 26; Steub DTräum. 3, 68; Sie durften nicht mit Blut die Thronenwege g. Gotter 1, 92 etc. Ferner: Geuß ihm den Becher, | Megära, voll! Platen 6, 38; Du hast den Becher mir zu voll gegossen. WMüller 1, 321.
c) übertr. zu a: Etwas ausströmen, in Fülle sich wohin ausbreiten lassen, z. B.: Ich will meinen Geistauf deinen Samen g. und meinen Segen auf deine Nachkommen. Jes. 44, 7; Geuß deine Ungnade auf sie! Ps. 69, 25; Was gießt wieder Wohllaut in diese feindlichen Herzen, Öl über diese stürmischen Fluthen? Gutzkow R. 8, 479; Geuß, lieber Mond, geuß deine Silberflimmer | durch dieses Buchengrün. Hölty 79; Sein Haß gießt neuen Reiz um die Geliebte. Sch. 610a; Das Alles goß tiefen Frieden in seine Seele. Stilling 4, 145 etc. S. Ausg. 1b.
d) (vgl. a u. b) Etwas durch Gießen in eine Form hervorbringen, so erzeugen: Blei zu Kugeln, in eine Kugelform, Kugeln aus Blei g.; Glocken, Kanonen, Mörser, Lettern g.; Gegoßnes [Guß-]Eisen; Gips, Gipsfiguren g.; Spiegelglas g.; Wachslichte g. etc.; Gegoßne [im Ggstz. der gehämmerten, geschmiedeten] Arbeit etc. S. Gießer, -ei. So auch übertr.: Indem es [das Gedicht] .. umgearbeitet und in eine andre Form gegossen worden. G. 20, 3; Zum Lieben ist er nicht gegossen [gebildet, geschaffen, ist nicht schön genug dazu]. Gutzkow R. 4, 320. Ferner von Kleidern: Alles saß wie gegossen [aufs genaueste anschließend, wie angegossen]. Höfer V. 85 etc. Auch: Stehn wir nicht gegen den Feind geschlossen, | recht wie zusammen geleimt und gegossen? Sch. 327b etc. (s. auch e).
e) übertr. zu a: Sie lag .. im größten Negligé auf sammtne Polster gegossen. W. 15, 91, in nachlässiger Stellung, gw.: Wie hingegossen liegen, vgl. 3b. 2) intr. oder eig. ohne Beifügung eines Objekts, z. B.: Sie kredenzte, | blickte gewendet nach mir, goß [Wein ins Glas] und verfehlte das Glas. G. 1, 235; Demnach ich nun vor. in und nach der Hochzeit sehr auf die Steine hatte gegossen. Schweinichen 3, 299, scherzh. = zechen vom unlöschbaren Durst eines Trinkers, vgl.: Auf einen heißen Stein gießen etc.; Im Garten g. [be-g.] etc. So auch (s. 1d): Jch war in der Gießerei, aber man goß heute nicht etc.; Cellini’s Geschicklichkeit, in Erz zu g. G. 29, 53. So auch: Das G., und in Zsstzg. (mit Obj.): Das Glocken-G.; Meister im Erz- G. 58 etc. (s. Gießer und Guß). Nam. aber auch unpers.: Es gießt = regnet aufs heftigste: Seit drei Tagen regnet es nicht, es gießt. Forster B. 2, 613; G. 16, 185; Fing es an zu regnen, als wenn es mit Krügen gösse. Heinse Petr. 1, 39; Goß es in Strömen vom Himmel. Kohl A. 1, 261; Dem Wetter, das .. goß wie mit Kannen. Pückler Verst. 1, 1; Wenn’s muldenweise gießt. Rückert 6, 339 etc. Ahnlich: Bären .. schütteln brummend | die g–den [triefenden] Zoten. EvKleist 1, 162 etc. 3) refl.:
a) s. nam. 1c: Das Feuer, | das .. in den Stein des Phidias sich [er-]goß. Sch. 21b; Was für ein fremder Pesthauch goß | sich in dein Ohr. Tieck Cymb. 3, 2; Ihre wohlthätige Wärme gießt sich durch alle Geschöpfe. Zachariä Tag. 9 etc.
b) (s. 1e) Goß sie sich um ihn und jammerte laut. Stolberg Jl. 19, 283; vgl.: Goß sie um Jenen sich hin. V. ebd., warf sich wie aufgelöst hin.
c) (s. Sich) Es gießt sich schlecht aus einem Topf ohne Tülle; Aus Blei lässt sich Vieles g. [formen] etc.
Anm. Goth. giutan, ahd. giozen, vgl. gr. Féα. Dazu Gießer (s. u.), Gießung (zu 1d: L. 11, 162, nam. von den Zsstzg., vgl. Guß). Veralt. Impf. Konj.: Güsse. Zinkgräf 2, 33. S. Gosse etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr.:
1) Etwas gießend [1a] von etwas Anderm trennen, fort-, weg-g.: Wasser aus dem Glas, vom Gemüse a. etc.
2) Etwas gießend [1d] abformen: Etwas in Wachs, in Gips, in eine bildsame Masse (G. 19, 26) a.; Etwas von einem Modell a. 29, 20; Einen Todten a. 15, 156, s. Todtenmaske. Án-, tr.:
1) etwas Darangehöriges an Etwas gießen [1a], hinzu-g., nam. Küchenw., übertr.: Das Kapitel .. eine dünne Brühe, die an .. das Motto angegossen worden. Waldau N. 1, 264 etc.
2) Etwas gießend [1d] an Etwas fügen, befestigen etc.: Stecknadelknöpfe a.; Wachslichte werden durch A. und Rollen hergestellt etc. Übertr.: Was ist von deinen Empfindungen das Deine? Lieb’ und Noth .. haben dir es angeformt und angegossen. H. 15, 69; nam. [1d]: Ein Rock etc. sitzt (dem Leib) wie angegossen, z. B. Auerbach Gv. 354; G. 19, 34; 5, 99 etc.
3) Pflanzen a., die gepflanzten ein wenig begießen. Mügge Ad. 26.
4) Eine Flasche, meton.: den Wein a., anbrechen, aus der vollen Flasche Etwas gießen. 5) (veralt.) Einen a., auf-g., anschwärzen, angeben; Haman, den unwahren Angießer. Matthesius Prof. 33 etc. Āūf-, tr.:
1) auf Etwas gießen [1a]: Öl auf die Lampe, Wasser auf den Thee, meton.: Thee a.; Dem Todten Balsam a. G. 2, 174; Waschwasser a. [auf die Hände]. Wiedasch Od. 1, 138 etc. Der Aufgießer, im Hammerwerk, der auf den glühenden Stab, Amboß und Hammer Wasser gießt. 2) gießend [1d] auf Etwas befestigen, übertr.: Sitzt schon ihm [dem Roß] aufgegossen. Nicolai 6, 41, s. An-g. 2. 3) s. An-g. 5. Āūs-:
1) tr.:
a) [1a]: Etwas aus einem Behältnis gießen: Wasser [einen Theil des Inhalts], das Wasser [den ganzen Jnhalt] a.; Das Kind mit dem Bade a.; Das unreine Wasser a., eh man reines hat etc.; (Hüttenw.) auch: das Werk aus dem Herde in eiserne Pfannen schöpfen. Meton.: Den Eimer, Krug, die Schüssel, Wanne a., gießend leeren.
b) [1c] übertr.: Die Schale des Zorns auf, über Etwas a. Offenb. 16, 1; Sch. 458b; Seinen ganzen Unmuth über Einen a. W. 19, 211; Reiz und Leben (Sch. 713a), die Zauberei der Grazie (W. 3, 123), den Geist der Freude (8, 188) über Etwas, über Einen (ugw.: über meinem Bildnis. Ramler 298) a.; Gossen umher verschwenderisch Leben und Licht aus. G. 5, 98 etc. Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz. Röm. 5, 5 (vgl. Eing. 2); Seinen Unwillen in die bittersten Vorwürfe a. [ausströmen lassen]. Sch. 979b; Alle Flammen seiner Seele in Gesänge a. Heine Rom. 229; Sein Herz in Jemandes Schoß a., ausschütten etc.; Die Ausgießung des heiligen Geistes etc. Vgl. 2a und Er-g. Veralt.: Darnach goß [breitete] er aus, die Räthe wollten ihn nicht disputieren lassen. Luther 1, 160b etc.
c) Feuer etc. a., gießend auslöschen.
d) eine Höhlung gießend [1d] ausfüllen: Ein Loch mit Blei, Wachs a.
e) Etwas gießend [1d] ausprägen, darstellen, vollenden: Zu den feinen Spatien wird weicherer Zeug genommen, um sie a. zu können; Die modellierten Theile a. G. 26, 68; In Gips ausgegossen. 31, 329; Ausgegoßne Fußböden. Schwab 312 etc. (s. 2b).
2) ref.:
a) s. 1b und vgl. er-g.: Geist Gottes, | du gießest dich aus | über die Welt. WMüller 1, 255; So goß sich eine Kriegeswolke aus | von Völkern über Orleans’ Gefilde. Sch. 450b etc. Wenn seine Tugend .. in Lobgesänge [Accus.] sich ausgoß. Geßner 1, 192 etc., auch mit in und Dat.: Nun goß sich sein gepeinigtes Herz in den rührendsten Vorwürfen aus. Klinger 10, 167 = machte sich darin Luft, während bei in mit Accus. das Genannte als das Erzeugnis des Ausgusses erscheint.
b) [3c] s. 1e: Messing gießt sich weniger fein aus als Eisen etc.
3) intr. (ugw.): = sich er-g., ausströmen: Sitzt eine Quelluymphe traurig über der a–den Urne. G. 30, 474. Be-, tr. [1b]: Pflanzen b.; Er lernte b. und düngen. Sch. 1010a; Das Garn, die Leinwand auf der Bleiche b.; Jemand das Kleid, ihn, sich (Lichtenberg 4, 407) b., gießend beflecken; Scham, die ihn mit Blut begoß. Strecksuß Rol. 1, 66, ugw., da b. auf ein von außen Herantretendes hinweist. Wie ein begoßner Hahn aus seinem Bad hervorgekrochen. W. 12, 120; Sich schämen, davongehn wie ein begoßner Hund. Ruge Nov. 41; Scherr Nem. 2, 136 u. v.; Einen mit kaltem Wasser b. Kinkel E. 159; Noch ganz verdutzt oder, wie man sagt, begossen. Alexis Dor. 1, 52; Wenn Jemand Schläge kriegen oder begossen werden sollte. G. 16, 175 etc. Sich die Nase b., betrinken; Groß Gesäufte gehalten, daß also die Heimführung wohl begossen worden. Schweinichen 3, 288, daß sich die Gäste bezecht. Bēī-, tr.: durch Gießen [1a] beifügen, zu-g. Dahêr-: Wenn er seine Stimme dahergeußt. Kl. I. Dúrch-, tr.: durch Etwas gießen [la], hindurch-g.: Etwas durch ein Sieb, Filter, einen Trichter etc. d. II. Durch-, tr. [1c]: gießend allseitig erfüllen, durchdringen: Die erste Scene ist von einer Melancholie durchgossen, wie vom Balsamhauch der Blumen bei der ersten Frühlingssonne. G. 33, 98; Schon wurde Trimalcion, von Salbe durchgossen, mit den feinsten Tüchern gerieben. Heinse Petr. 1, 80. Eīn-, tr.:
1) in Etwas gießen [1a], hinein-g.: Wein e., ins Glas; Nun mögt ihr auch austrinken, was ihr eingegossen habt. Klinger F. 93, vgl. einbrocken. Dem Pferd die Arznei e., in den Mund etc.
2) [1c] übertr., vgl. Aus-g. 1b, einflößen: Gott hat dem Menschen die Seele eingegossen. Weish. 15, 11; Die neue Denkart .., | die Gram, Philosophie und Noth ihm eingegossen. W. 3, 8; Ihr Athem .. goß Steinen Seelen ein. 12, 180; Kenntnisse, die die Musen ihnen nicht e. konnten. HBr. 2, 255 U. v. 3) durch Gießen [1d] in Etwas befestigen: Eisenklammern in den Stein e. etc. Er-: aus-g. (s. d. 1a, 1b und 2b), nur daß nicht sowohl der Ausgangspunkt, als das Ziel, wohin Etwas ausströmend sich verbreitet, hervortritt: 1) tr.: Der Strom ergießt sein Wasser ins Meer (s. 2); Perlt denn wohl im Amazonenflusse | ein Tröpfchen noch des Quells, der ihn ergoß. Thümmel 7, 24; Laut sauste der West mit ergossenen Schauern. V. Od. 14, 458; Dann ergoß er die Sunde, damit sie empor in dem
Sturmwind | schwöllen. Ov. 1, 4, vgl.:
Dann kommt es geflossen | unendlich ergossen [der Regen]. Uhland 366 und übertr. [1c]: Über die niedrigsten Regionen .. ergießt er die Glorie seines eigenen Gemüths. G. 33, 183; Bis endlich Thrän’ auf Thräne fließt, | verhaltnes Lebewohl ergießt. 2, 100; Bewaffnete ergießt das Ungeheuer [das trojanische Pferd]. Sch. 32b; Reigenführer des Heers flammen-e–der Sterne. ChrStolberg etc. Dieses innige Theilnehmen und Wieder-E. Ihres Herzens. Forster B. 1, 384; Sie lagen .., in Gebet ergossen. Sch. 262b; Ergoß er mir sein Herz, in tausend Schwüren. Schlegel Sommern. 1, 1. Minder gw.: Geheul-ergoßne Kläger. 7a [die sich in Geheul ergießen]; Das schwarze Haar ergossen [hingegossen] von der leuchtenden Stirne über das Antlitz herab. Chamisso 4, 223. 2) refl. sehr häufig: Ein Fluß ergießt sich in einen Strom, ins Meer etc.; Des Schwefelstroms, der glühend sich ergoß. Sch. 492b etc.; Kein Kelch, aus dem sich nicht in ganz gesunden Leib | verzehrend heißes Gift ergossen. G. 11, 179 etc. und übertr.: Rings ergoß sich der Verwesung Duft. Chamisso 4, 27; Die Wolken .. | ergossen jetzt sich wogend durch den Raum. 34; Ergossen straßenab sich Menschenwogen. 41; Ein gutes Herz, das sich ergießet. G. 4, 22; Wo warme Liebe sich ergießt. 6, 13; Danksagungen, in welche sich Wilhelm ergoß. 16, 280; 31, 3; Den Feind, der durch die Pforte sich ergoß. Sch. 34b; Unabsehbar ergießt sich vor meinen Blicken die Ferne. 75a; 76a; Schnell, wie der Ruf sich ergeußt. V. 3, 33; Freier .., die an Schach Bambo’s Hof sich wie Meereswogen | ergossen. W. 15, 7. Auch mit in und Dat.: Jst eine Seele reich und groß? O dann suche sie ein Wesen ihrer Art .. und ergieße sich in ihr. Forster A. 1, 31; Wo Jeder von uns sich im Lob der Damen .. ergoß. Tieck Cymb. 1, 5 etc. Jm Partic. ohne „sich“ (s. d. †): Wie Jeder sich mit ihm | allein befand und sein e–d Herz | die andern Zwei nicht theilten. L. Nath. 3, 7.
3) Dazu: Die Ergießung, z. B. des Stroms ins Meer, der Galle ins Blut; Gönne meinem Herzen diese Ergießung. G. 9, 342; Des Herzens fröhliche Ergießung. Sch. 492a, vgl. Erguß. Fêhl-, intr.: falsch, schlecht gießen [1a und 1d]; daneben, vorbei-g. [1a]. Fórt-, tr. etc.: weg-g.; weiter gießen. Hêr- etc., tr. und refl.: Der Strom gießt seine Fluthen her; Da schien sich um ihn und über sein ganzes Dasein ein Lichtglanz herzugießen. Mörike N. 140. Die Lauge der Verhöhnung, die der Meister über mich herabgeußt, ist entsetzlich. Heine Verm. 1, 118; Ihren Mohnsaft goß die braune Nacht herab. W. 20, 39. Das ganze Volk, herumgegossen, hört | die Segnende [1e]. Alxinger D. 166 u. s. w. Hín- etc.: Ihre Gluth | hat solch ein neues unbekanntes | Gefühl durch meine Adern hingegossen. G. 7, 246; Goß er den Geist hin. WHumboldt 3, 84 etc. Nam. auch [1e]: Einst fanden wir wie schlummernd hingegossen | am Kreuz ihn. Chamisso 4, 142; So lagst du hingegossen. Hölderlin H. 1, 90; W. 18, 71; Als sie gesehn Patroklos zerfleischt von der Schärfe des Erzes, | goß sie um Jenen sich hin. V. Il. 19, 284. Blei in das Loch hinein-g. etc. Kánne-: s. Kannegießer: Ungereimtes K. Baggesen 5, 119. Nāch-, tr.:
1) hinterher, nachträglich gießen [1a]: Während die Mägde in die Bratpfannen nachgossen. Immermann M. 3, 5 etc.
2) gießend [1d] nachbilden. Nêben-: fehl-g. Nīēder-: herab-, hinunter-g. I.
Über-, tr.:
1) so gießen [1a], daß Etwas überläuft: Übergegossen: Du hast den Becher mir zu voll gegossen. WhMüller Gd 1,321 etc.
2) über Etwas gießen, so daß dies übergossen ist (II1): Das Fleisch ist zu trocken, du hast nicht genug Sauce übergegossen; Jch will mir die Hände waschen, gieß mir etwas Wasser über etc.
3) Etwas in ein andres Gefäß gießen: Den Wein aus der Kanne in die Flasche ü. etc. II. Über-: tr.:
1) gießend überdecken (s. I2): Die Hände mit Wasser ü. [1a]; Früchte mit Zucker ü. [1d] etc., und übertr.: Das Land, wie es mit einem sich wimmelnd durchkreuzenden Ameisenheer übergossen ist. G. 19, 95; Die Sonne übergoß mit ihren goldigsten Strahlen die Züge der Spinnerin. Höfer V. 169; Bäume .. übergossen mit ihren zarten Flocken mein Haupt. Hölderlin H. 1, 33; Übergoß [beschüttete] sich mit Blättern. V. Od. 5; 487; Brennende Lauge, womit er die Dichter übergießt. W. HB. 2, 185; Sein Körper ist mit rothen Flecken wie übergossen, vgl. Nesselguß. Auch unpersönl.: Da übergoß es ihn purpurroth. Gutzkow R. 2, 302 etc.
2) übermäßig be-g.: Die Blumen ü., ver-g. 1c. I.
Úm-: 1) in ein andres Behältnis gießen [1a]:
Den Wein u. 2) gießend [1d] umformen: Eine Glocke u., auch übertr.: Nicht umgegossen, nicht umgeformt. Böttiger Sab. 59; Daß dermaleinst die Wahrheit, die ihn peinigt, | den umgegoßnen Geist durch lange Qualen reinigt. Haller 161; Die Gesetze .. müssen nach den veränderten Umständen umgegossen werden. W. 13, 16; Die 13 Kantons in eine einzige untheilbare Republik umzugießen. 32, 181. So auch: Die allerletzte Ausgabe oder vielmehr die letzte Umgießung derselben. L. 3, 251.
3) Etwas so gießen, daß es ein Andres umgiebt, daß Dies davon umgossen ist (s. II): Dem Silber einen goldnen Rand um-g.
4) Etwas durch Gießen [1a] umstürzen: Die jungen Pflanzen um-g. II. Um-: Etwas gießend mit Etwas umgeben (s. I3), eig.: Karmarsch 3, 150; 436 etc. und übertr.: Ihr schwarzes Haar .. umgoß ihre schönen Glieder. Chamisso 4, 217; Bald sah ich mich von Wolken wie umgossen. G. 1, 1; Wie .. reinre Luft umgießet | der Berge .. Spitze. WHumboldt 1, 373; 3, 117; Mit allem irdischen Reiz umgossen. Merck’s Br. 2, 204; Ein lieblich Element, das Alles froh umgießt. Tieck 10, 263; Wie, wenn mit goldenem Rand’ ein Mann das Silber umgießet, | .. also umgoß die Göttin ihm Haupt und Schulter mit Anmuth. V. Od. 23, 159 ff. Umhêr-: tr.: ringsum verbreiten, z. B.: Lust und Lebensfreude u. G. 13, 169; Aus dem heiligen Salbhorn Liebreiz u. 5, 98 etc. Ver-:
1) tr.:
a) verschütten, hingießen, wo es nicht sein sollte: Er hat den Wein vergossen, fehl- oder über-gegossen, oder auch das Gefäß umgestoßen etc.
b) ohne den Begriff der Ungehörigkeit = fließen lassen: Thränen, Zähren v., weinen; Sein Blut fürs Vaterland v., hingeben; Jemandes Blut v., ihn tödten. 1. Mos. 9, 6 u. o.; Das Blut-V. Spr. 12, 6; Hebr. 9, 22 u. v.; veralt. pleonast.: Ein solch Blut-V. christlichs Bluts. Franck Last.H. 4a. Blut-Vergießer. Hagedorn 1, 10; Die Blutvergießerin. Hes. 16, 38 etc.
c) Etwas durch Gießen [1a] verderben, s. Über-g. II2.
d) Etwas beim Gießen [1d] verderben: Das Modell war gut, aber das Werk selbst ist vergossen.
e) Etwas zum Gießen [1d] brauchen, auch es dabei aufbrauchen: Das Zinn wird, ist zu Löffeln vergossen. So auch [1a]: Das Wasser ’v. etc., s. 2a.
f) Etwas durch Gießen befestigen: Dann vergießt man 2, 3 oder 4 Nadeln zusammen mit einer Mischung aus Zinn und Blei (am Strumpfwirkstuhl). Karmarsch 3, 432; Als man die obersten Stein mit Blei wollt v. Stumpf 400a etc.
2) refl.:
a) sich durch Gießen [1a] erschöpfen: Beladene Wolken . .. Auch die v. sich endlich. EvKleist 2, 44.
b) nicht richtig g. [1a und 1d]. tr.: 1) hervorgießen [1a]: Quelle . ., | die aus jähem Geklipp vorgeußt ihr dunkles Gewässer. V. 2) Einem v., als Muster [1d] etc. s. fehl-g. tr.: durch Gießen [1a] wegschaffen: Die Erbsen absieden, den Sud w. Rumohr Kochk. 124. tr.: gießend [1a und d] zerstören, zertheilen: Die in Knöpfe zergoßnen Silberbarren. IP. tr.:
Vōr-: Vorbēī-: Wég-: Zer-: Zū-:
1) Etwas zu etwas Andrem gießen [1a]: Wasser z., zum Wein; Mehr Zink z., zum Kupfer etc.
2) durch Gießen [1d] schließen: Das Loch mit Blei z.
3) intr.: rüstig gießen: Gieß zu! Zurück-: tr.: in das ursprüngliche Behältnis gießen [1a]. Zusámmen-: tr.: durch Gießen [1a und 1d] zusammenbringen, vereinigen: Alle Neigen z. etc. s. [1d]. Sch. 327b. Zwíschen-: Etwas zwischen, unter etwas Andres gießen [1a] etc.