Faksimile 0588 | Seite 580
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ergetzen
Ergétzen, tr., refl.: 1) (veralt.) Einen eines Dings
e., ihn desſelben durch etwas dafür Gegebnes, durch
einen Erſatz, eine Vergütung vergeſſen (ſ. d. Anm.
und vgl. Gatten, Anm.) machen, und entſprechend
refl.: ſich für Etwas entſchädigen ꝛc.: Da will ich mich
meiner Mühe und meines Herzeleids e. Jer. 8, 18; Chriſtus
wird . . ſie ihres Leids in Ewigkeit e. Luther 5, 9a; Geſät-
tiget, d. i. ihres Hungers und Durſts ergetzet werden. 355a;
Schweinichen 2, 148; Als ſie ſich des Wegs über das hohe
und grauſame Gebirg erarbeitet, wiederum wollten erholen
und e. Stumpf 675a. So ſelbſt noch W.: Damit du dei-
nes Leides in Etwas ergötzt werdeſt. Merck’s Br. 2, 198 ꝛc.
Dazu: Was er dann vor Ergetzung [Erſatz, Ver-
gütung] dieſes ſeines Schadens von den Römern empfan-
gen. Zinkgräf 1, 290; Karolina § 20 ꝛc. S. Ergetzlich d.
2) aus 1 entwickelte ſich unmittelbar die heute gw.
Bedeutung: alles Leids vergeſſen machen, erfreuen,
eine lebhaft hervortretende ſinnliche Freude verurſachen:
a) tr.: Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen, aber
deine Tröſtungen ergetzten meine Seele. Pſ. 94, 19; Züch-
tige deinen Sohn, ſo wird er dich e. [gw.: erfreuen, weil
auf Dauerndes bezüglich] und wird deiner Seele ſanft
thun. Spr. 29, 17; Sehr hat mich ergetzet dein luſtiger
Schwank, | drum ſoll dich auch wieder e. mein Dank. B. 67b;
Dieſer edle Zorn ergetzt [erfreut] mich. G. 10, 197; Wie
du .. durch Rennen und Springen ergetzt uns haſt. 11,, 50;
Euch zu ergötzen war mein letzter Zweck. 13, 110; Mich er-
getzt im Gewölk mißförmiger Rieſen Erſcheinung. V. 3, 30;
Weil ihre bunte Haut das Aug’ ergetzt. Sh. 3, 429; Der
Paladin, mit deſſen Abenteúern | wir euch zu e. (ſofern ihr
noch ergetzbar ſeid) | entſchloſſen ſind. W. 20, 8 ꝛc. Auch
ohne Obj.: Ergetzt dein Lied, ſo wird kein Kluger fragen, |
ob Ariſtoteles ihm .., ſich ſo zu e. [b] erlaubt. 15, 1;
Bunt Aneinandergereihtes ergötzt zwar, doch es ermüdet
bald, | Einfaches erquickt ewig das Auge des Geiſts. Platen 2,
273 ꝛc. b) refl.: Sich e. Pred. 2, 25 ꝛc., nam.: an
einer Sache (oder Perſon), z. B. Spr. 5, 19; 20; Su-
ſanna 32; Damit ihr euch daran ergetzt. G. 4, 4; Jch ergötze
mich am Bunten, | ich erquicke mich im Blau. 6, 174; 11,
182; Tulpen .., an deren Wuchs und Farben | und bun-
tem Glanz das Auge ſich ergetzt. W. 11, 160; 12, 47 ꝛc.
So auch: Wie ſie, ergetzt an Trauerbildern, | in Kummer-
labyrinthen irrt. Haller 178; Ihr ſollt an Jeruſalem ergetzet
werden. Jeſ. 66, 13. Dagegen ungw.: Ihr ſollt euch e.
von der Fülle ihrer Herrlichkeit. 11. Auch: Sich mit
Einem (Röm. 15, 24), mit Etwas e.: Sich .. | über das
wandernde Volk mit mancher Bemerkung ergötzend. G. 5,
5 ꝛc. c) der Infin. als ſächl. Hw.: Zu dieſes Tages
feſtlichem Ergötzen. G. 6, 28; Auch zu heiterm Ergötzen iſt
dieſer Raum beſtimmt. 18, 96; Erdichtung, Fabelei zum
Ergötzen. H. 9, 391; Amor .., der ſeinem eignen E. | der
Schönen Unſchuld und Ruhm gewohnt iſt nachzuſetzen. W. 15,
116; Der ſtatt des thieriſchen verächtlichen E.[–s] | der
Sinne uns mit Götterſpeiſe nährt. 3, 52 ꝛc. d) Er-
getzung, f.; –en: das E. und das E–de. Hebr. 11, 15;
Blumen auch, lieblich von Duft, weichhaariger Bienen Er-
götzung. V. Th. 22, 42; Er ſpielte ſeine Rolle zur Ergötzung
der Gallerie ꝛc.
Anm. Die Schreibweiſe ſchwankt, wie die Beiſp. zeigen.
Ergetzen hat die Abſtammung, ergötzen die heute gewöhn-
liche Ausſprache für ſich, ſ. Sanders Orth. 31.