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Geißel
II. Gēīßel, f.; –n: 1) Peitſche, und zwar auch die
aus mehrern Riemen beſtehnde, zum Antreiben von
Pferden ꝛc., zur Züchtigung: Spr. 26, 3; Sir. 38, 26;
Jer. 2, 15; Treibend ſchwang er die G. und raſch hin flogen
die Roſſe. V. Od. 3, 484; Daß du, wer Peitſche verdienſt,
nicht hauſt mit entſetzlicher G. Hor. 2, 40 u. v. 2)
übertr.: die Züchtigung, Plage (auch perſönl.): Die
G. der Zungen. Hiob 5, 21; Alsdann wird der Herr eine G.
über ihn erwecken. Jeſ. 10, 26; Attila nannte ſich die G.
Gottes; Seine G. hat der Herr geſchwungen | über den
Weltſeligen, ergriffen | hat ihn ſchmählich Leid. Chamiſſo 6,
246; Die Wiedererſcheinung dieſer ſo gefürchteten G. G. 31,
325; Ein Advokat, | die Peſt und G. ſeiner Stadt. Lichtwer
89; Wo nie ein Deſpot | die G. gezückt. Platen 6, 24.
Anm. Ahd. geisila, mhd. geisel, wird mit goth.
gaisjan, heftig erſchüttern (ſ. Gären, Anm.) zuſammengeſtellt.
Einige betrachten auch I. als hergehörig „der Geſchlagne“ (?).
Selten die Schreibw.: Geiſel. Gotthelſ G. 81, doch mit ß
334; 338, vgl.: Zergeiſchelt. Luther 8, 59b.