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Garten
II. Gárten, m., –s; Gärten; Gärtchen, lein; -:
1) urſpr. (ſ. Anm.), jeder eingeſchloßne Raum, welche
Bed. ſich aber nur noch in einzelnen Zſſtzg. erhalten
hat. 2) ein eingefriedigtes Feld ꝛc. Stalder 1, 425,
gw. nur in Zſſtzg., z. B.: Eichel-, Gottes-, Tannen-,
Thier-G. ꝛc. 3) ein eingeſchloßnes Stück Land,
worin verſchiedne Gewächſe, mit Ausnahme jedoch von
Getreide, angebaut werden. Dabei fällt der urſpr.
Begriff der Umzäunung zuw. fort, vgl. Bruch-G.,
Feld-G.; aber vom Felde (ſ. Garten-Feld, -Recht)
und Acker unterſch. ſich G. dadurch, daß das Land
nicht wie zum Getreidebau umgepflügt, ſondern
umgegraben wird. Ohne beſtimmenden Zuſatz ver-
ſteht man unter G. gw. einen Luſt-G., nam. Blu-
men-G., und ſo gilt das Wort auch übertr. zur Bez.
des erfreuend Blühenden ꝛc.: a) eig.: Engliſche, fran-
zöſiſche Gärten. Sch. 1235; Der Herr pflanzte einen G–n
in Eden. 1. Moſ. 2, 8 ꝛc.; Des G–s Blumen, Blumen des
Gefildes. G. 6, 48; Was ich im G. leiſte, du im Park. 15,
9; Dort liegt ein rothblühender G. Heine Lied. 117 ꝛc.
Sprchw. auch: Das wird ihm im G. wachſen. vHorn
Schmj. 7, von etwas Einem ſicher Bevorſtehnden, dem
man nicht entgehn kann. b) übertr.: Das Ländchen
iſt ein wahrer G., vgl.: Das ganze Land iſt dort ſo gar-
tenhaft. Heine Reiſ. 4, 15. Wohlthun iſt ein geſeg-
neter Garte [Anm.]. Sir. 40, 17; 28; Im G. auch, wo
Dichterblumen ſproſſen. G. 6, 88; Der Staat iſt die Mauer
um den G. menſchlicher Früchte und Blumen. Hölderlin H.
1, 53; Wir zerſtörten mit Gewalt den G. unſerer Liebe. 63;
Den Himmel nannten wir den unendlichen G. des Lebens.
96 ꝛc. Da wir die Theilnehmenden durch einen labyrin-
thiſchen G. [ſ. Irr-G., das ſich vielfach verſchlin-
gende Gebiet der Geſchichte] zu führen haben. G. 39, 71ꝛc.
Anm. Veralt. Nbnf.: Der Garte (Jeſ. 1, 30 ꝛc.; H. 8,
168; 186; R. 7, 33 ff.), des Garten (2. Kön. 9, 27),
Mz.: die Garten (Luther 8, 21b; Etliche Weingarten. Ber-
lichingen 240; 137), bei Gryphius auch (nach Adelung als
Ez.) die Gärte, vgl.: Die Weingärt. Zinkgräf 1, 35, und
einſilbig: Welcher Doktor hat ſeinen Gart | für den klein-
ſten Emſen bewahrt. Rollenhagen Fr. 59, nam. in Zſſtzg.:
Baum-, Weingart (Fiſchart B. 2b; Opitz 1, 137) ꝛc., ſ.
Schm. 2, 67. Ahd. garto, gart, mhd. garte, vgl. goth.
gards, Haus; garda, Stall; engl. yard (eingeſchloßner Raum,
Hof), gr. ~ρ70ς, lat. hortus, eines Stamms mit Gurt,
Gürtel, vom goth. gairdan, umgeben, umſchließen. So heißt
mhd. z. B. auch die meerumſchloßne Erde: meregarte.
S. auch viele Eigenn., z. B. Stuttgart (eig. Stutengarten
= Fohlenhof), das urſpr. ſlaw. Stargard (vgl. Staroſt ꝛc.)
= Altſtadt, Altenburg, im Ggſtz. z. B. zu Nowgorod =
Neugart, Neuſtadt ꝛc., Belgard, Belgrad = Weißenburg
u. v. ä. Vgl. Humboldt K. 1, 387 ff.
Zſſtzg., nam. zu 3, unerſchöpflich, zumal nach den
verſch. Pflanzen darin, z.B.: Arznēī-: worin Heil-
kräuter gepflanzt ſind. Aūſter(n)-: Auſterbank.
Bāūer-: G. 23, 375. Bāūm-: Obſt-G. G. 15,
61; ſchwzr. Bommert. Stalder 1, 202. Als Bücher-
titel [3b]: Saadi’s perſianiſcher B., Roſen-G. ꝛc. Olearius.
Bēī- [2]: weidm.: der holzbewachsne eingezäunte
Raum zum Einſperren der gefangnen Sauen, „Kam-
mer“. Bérg-: auf Bergen gelegen. G. 23, 28.
Bīēnen- [2]: eingehegter Platz für Bienenſtöcke. JP.7,
109. Blēīch-: Bleichplatz. Grimm. Blūmen-:
Im Baum- und B. G. 15, 61. Brūch-: bruchiger,
ſumpfiger Feld-G., nam. zur Pflanzung von Kartof-
feln ꝛc. Chríſt-: blühende Weihnachtsbeſcherung.
B. 495a. Díchter- [3b]: häufig als Titel von
Gedichtſammlungen ꝛc. Dórf-: G. 21, 280.
E-: (mundartl.) Wieſe. Grube 3, 335, vgl. Schm. 1,
4 und Frommann 4, 40. Eīchel- [2]: Eichelkamp.
Faſānen- [2]: Faſanerie. Féld-: im Felde lie-
gend. Fénſter-: Blumenflor am Fenſter: Stille
Gelaſſe mit grünen Fenſtergärtchen. Keller gH. 2, 22.
Frǖhlings-: Einſam wandelt dein Freund im F. Mat-
thiſon 69 [wie er im Frühling blüht ꝛc., ſ. Winter-G.].
Fúchs- [1]: eingehegter Platz, in den man Füchſe
durch Luder lockt und mit Schlagbäumen fängt. Döbel
2, 148. Gemǖſe-. Góttes- [2]: Hier ver-
dient der Friedhof ſeinen alten ſchönen Namen G. Stahr
Weim. 508. Grās-: wieſenartiger Garten: An die
Haupt- und Wirthſchaftsgebäude fügten ſich Luſt-, Obſt- und
Grasgärten. G. 18, 110; in Schleſien: eingezäunter
Grasplatz bei einer Baude. Grube Geogr. 3, 126.
Hāār- [2]: ſchwzr., eingefriedigtes Flachsfeld. Stal-
der. Hänge-: hängende Gärten der Semiramis in
Babylon ꝛc. Schlegel Span. 2, 19. Hāūs-: unmit-
telbar am Hauſe gelegen, dazu gehörig. G. 25, 87.
Hēīm- [1]: (mundartl.) trauliche Zuſammenkunft
mit Freunden außerhalb des eignen Hauſes. Steub DTr.
1, 246; Schm. 2, 67; Stalder 2, 20. Hímmels-
[3b]. Humboldt K. 1, 387; vgl. Welt-G., auch Titel
von Erbauungsſchriften ꝛc., vgl. Kretſchmer V. 1, 180 ꝛc.
Hínter-: hinterm Haus ꝛc., im Ggſtz. zum Vor-
G. Gutzkow Zaubr. 1, 235. Hópfen-. Irr-:
Labyrinth; eig. ein Garten mitJrrgängen, oft übertr.:
Die erſten Schritte, die uns in den I. der Liebe bringen. G.
16, 68; 23; 124; Ein I. von nackten Felsblöcken und
Steinklötzen. Kohl A. 2, 215; Daß das Ganze nicht zu
einem Abgrunde, zu einem wüſten I. werde. Schubarth G. 2,
245 ꝛc. Kínder-: ein für Kinder beſtimmter Gar-
ten, nam. in neuerer Zeit die von Fröbel eingeführten
Beſchäftigungsanſtalten für kleine Kinder: Der rechteK.
iſt ein Spiel-G., eine Spielſchule, doch will Fröbel dieſen
Namen nicht, indem ihm der Name „Schule“ .. nicht genug
das Element der freien Entwickelung bezeichne ꝛc. Dieſterweg
Jahrb. 1, 130 ff. Klōſter-: ſ. Haus-G. Kōhl-,
Krätz-, Krāūt-, Küchen-: worin Küchengewächſe
gebaut werden. Kúnſt-: der Gartenkunſt gemäß
eingerichtet. G. 15, 29. Lánd-: Feld-G.
Līli-en-: ſ. Roſen-G. Lōgen-: ſ. Haus-G., zur
Freimaurerloge gehörig. Lȫwen- [1]: umhegter
Platz für wilde Thiere: Vor ſeinem L., | das Kampfſpiel
zu erwarten. Sch. 70a. Lúſt-: hauptſächlich zum Ver-
gnügen dienend, Ggſtz. Nutz-G. G. 18, 53; 110.
Māīen-: ſ. Frühlings-, Sommer-G. Núſs-.
Hohel, 6, 10. Nútz-: ſ. Luſt-, Putz-G. Öbſt-.
Öl-. 1. Chr. 28, 28 ꝛc.; Ole-G. Luther 8, 22b; Oli-
ven-G. ꝛc. Orángen-. Paradīēs-: Para-
dies (ſ. d.): Ein Holzapfel wird im Paradiesgärtlein ſelbſt
ewig keine Ananas. Sch. 118a; ſ. Himnmels-G.
Pflánz-: Pflanzſchule (ſ. d.). Pútz-: Zier-G.,
Ggſtz. Nutz-G.: Von dem Putz- und Schaugarten des
Reichen zu den Obſtgärten des für ſeinen Nutzen beſorgten
Bürgers. G. 20, 16. Rōſen-: Wo der R. war, | ſoll
der Lilien-G. werden. Uhland 264; Sprchw.: Im R. [Pa-
radies]ſein. Schweinichen 2, 73; 82 ꝛc.; ſcherzh. im Ggſtz. von
mißduftenden Schweinekoben: Bezogen ſie | geduckt das
Roſengärtchen. Langbein. Auch häufig. als Büchertitel.
Sálz- [1]: Flache mit Thon ausgefütterte Behälter,
worin aus dem mit der Fluth eintretenden Meerwaſſer
durch Verdunſtung des wilden Waſſers das See- oder
Baiſalz gewonnen wird. Karmarſch 1, 7; 2, 461 ꝛc.
Sāū- [1]: ſ. Fuchs-G. Döbel 2, 82. Schāū-: ſ.
Putz-G. Schlóſs-: ſ. Haus-G. G. 15, 137.
Schȫnheits-: z. B. [3b]: Edelfräulein, die im Sch. |
der Katharina blühn. Sch. 416a. Schūl-: ſ. Haus-
G., zur Schule gehörig. Sétz-: Pflanz-G.
Sómmer-: Ggſtz. Winter-G. (ſ. d.). Tán-
nen- [2]: (mundartl.) Tannenwald: In immergrünen-
den Tannengärten, | wo Balſamtropfen im Schatten ſich
härten. Welker ſ. Tſchudi Th. 103. Témpel-: ſ.
Haus-G. Platen 2, 4. Thīēr- [2]: eingehegter
Wald für Wild. Döbel 1, 125 ff., vgl. Löwen-G.
Vēnus-: (ſcherzh.) Im V. ſpazieren gehn mit Einem,
mit ihm ſich dem Liebesgenuß ergeben. Zinkgräf 1, 272.
Vōgel-: wo Vögel unter ausgeſpannten Draht-
gittern, Netzen ꝛc. gehalten werden; ſ. Thier-G.
Vōr-: vor dem Eingang eines Hauſes ꝛc. liegend.
Gutzkow R. 2, 374; 3, 411; HHerz 10. Wēīn-.
4. Moſ. 21, 22; Hohel. 1, 14 ꝛc.; übertr.: Im W. des Herrn
[Gottes] arbeiten, ſ. Matth. 21, 33 ff. Wélt- [3b, ſ.
Anm.]: vgl. Himmels-G.: Wie wir in unſern Wäldern die-
ſelbe Baumart gleichzeitig in allen Stufen des Wachsthums ſehen
. ., ſo erkennen wir auch in dem großen W. die verſchie-
denſten Stadien allmäliger Sternbildung. Humboldt K. 1, 87.
Wínter-: der im Winter grüne, blühende Ge-
wächſe enthält. Wólfs- [1]: ſ. Fuchs-G. Döbel 2,
130. Würz-: Würzgärtlein der Apotheker. Hohel. 5,
12. Zêhr- [1]: (veralt.) an Höfen die Speiſekam-
mer. Zīēr-: Ggſtz. Nutz-G. G. 15, 230; 18,
237; 332 ꝛc.; irrig ſt. Zehr-G. u. ä. m.