Faksimile 0533 | Seite 525
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Futter
II. Fútter, n., –s; uv.; Fütterchen, lein; -:
eine Sache, die einer andern zur Bekleidung dient: 1) von außen. Versch. Futteral (s. d.), das ein steifwandiges Behältnis bez., wohinein etwas zur Verwahrung gethan wird. Veralt. ist es daher, wenn es von einer Büchse für Nadeln heißt: Das Fütterlein, darinnen fie die verwahren. Garzoni 569a etc. Die Schachtel zur Aufbewahrung eines Huts ist ein Hutfutteral, das biegsame Zeug (Wachstuch) aber, das über die Fahne gezogen wird, heißt: Fahnenfutter, ebenso Schirm- futter (s. b); so heißt das Kugelpflaster, das nachher mit Talg beschmierte Stückchen Zeug oder Leder, womit die Kugeln zu den Büchsen umwickelt werden, Kugel- Futter, nicht -Futteral; so bei den Schustern Fütterchen das Leder über dem Spornträger u. ä. m. Freilich findet man noch hie und da F. statt Futteral, wie bei Adelung: Brillen-, Flöten-, Geigen-, Hut- (s. 2), Kamm-, Kelch-F. etc., und noch allgm.: Flaschen-F. = Flaschenkeller; Behältnis, Getränk in Flaschen auf der Reise mit sich zu führen, z. B.: Zog sein Flaschenfutter heraus und reichte Jedem ein paar kräftige Schlucke. Kosegarten Rh. 2, 62; Prutz E. 1, 35 etc., und so technisch, wo Futteral unanwendbar wäre, weil nicht blos ein Behältnis zur Aufbewahrung bezeichnet werden soll, sondern ein wesentlicher Theil eines Instruments oder Etwas, das zur Fertigung von Gegenständen dient:
a) Schriftg.: die hölzerne Schale über der eig. Gießform. Karmarsch 3, 175.
b) bei der Drehbank: die Patronen, womit die nur an einem Ende zu befestigenden Arbeitsstücke mit der Spindel verbunden werden. 1, 556; so auch: Klemm-F., z. B. der Knopfmacher zum Einspannen der gegoßnen Knöpfe, um sie kreisförmig abzudrehn. 2, 460. Ferner die Holzformen, wodurch man aus Blechplatten mittels der Drückstähle hohle Gegenstände fertigt. 1, 560 etc.
c) hierher gehört auch die Bekleidung, Einfassung oder Fütterung (s. d.) einer Offnung etc., so Fenster-, Thür-F., der viereckige Bretterkasten, der die Offnung des Fensters, der Thür inwendig bekleidet. Auf Schiffen das F., die Fütterung (s. d.) eines Spills, die Umkleidung desselben mit Latten von weichem Holz etc., bei den Uhrmachern die Bekleidung der Zapfenlöcher mit Messing und die so bekleideten Zapfenlöcher selbst etc. Im Hohofen: Schacht-F., der innre Ausbau des Schachtes, Kernschacht etc. 2) Schneider. etc.: das Zeug, womit ein andres gefüttert, das zur Verdopplung darunter gesetzt ist, die Dopplung, oft auch: Das Unter-F., wie das darüber befindliche Oberzeug in Niedersachsen auch wohlOber-F. heißt: Seidnes, wollnes, leinenes F. zum Rock, unter den Ärmel; F. im Hut, in den Stiefeln etc.; Ärmel-, Rock-, Taschen-, Hut-F. etc.; Pelz-, Fuchs-, Zobel-F. etc.; Zeug, nicht weniger das nöthige Unter-F. G. 21, 43; Dann krempelte er den Frack um, häckelte das seidene Unter-F. los. Immermann M. 3, 273; übertr. (komisch): Tugend und Andacht zum Zeuge, frommes Gemüth zum Unter-F. und dann noch mit Reue und Buße aufgeschlagen. Tieck Nov. 2, 112 und sprchw. im Munde von Frauen: Manns Mutter des Teufels Unter-F., insofern das Futter an Größe und Gestalt Dem, was damit gefuttert ist, gleich kommt.
Anm. Goth. födr, ahd. fuotar etc. = Scheide, Futteral, urspr. wohl das Umfassende, s. fassen, Anm., fangen vom Stamm fa—, vgl. it. fodero etc. Diez 148.