fürchten
Fürchten, tr., refl. u. intr. (haben): Furcht (ſ.
d.) haben, ſowohl v. dem ängſtigenden Gefühl vor
Drohendem, als auch von der Scheu, etwas dem (per-
ſönl.) Ggſt. der Furcht Mißfälliges zu thun. — 1) tr.:
a) Einen f., Furcht, Scheu vor ihm empfinden, auch:
aus dieſem Gefühl vermeiden, was ihm mißfällig ſein
könnte: Ich furchte [Anm.] das Volk und gehorchte ihrer
Stimme. 1. Sam. 15, 24; Die meiſten Schüler f. ihre Lehrer,
aber ſie lieben ſie nicht; Man fürchtet ein bekanntes oder un-
bekanntes mächtiges Weſen; Der Starke ſucht, es zu bekäm-
pfen, der Schwache zu vermeiden, Beide wünſchen es los zu
werden ꝛc. G. 18, 188; Es fürchte die Götter | das Men-
ſchengeſchlecht! . . . Der fürchte ſie doppelt, | den je ſie er-
heben. 13, 71; Die ich verehre, fürcht’ ich, | die Klugen;
über Narren lach’ ich nur, | die fürcht’ ich nicht. Tieck
Cymb. 4, 2; Wo er wie ein Gott verehrt und wie ein böſer
Dämon gefürchtet wird. W. 31, 435. — Bibl. ꝛc.: Gott,
den Herrn, den Namen des Herrn f. = Gottesfurcht hegen,
fromm ſein, doch ſ. z. B. Pſ. 33, 8 ꝛc. — b) Etwas f.,
Furcht, Scheu davor empfinden, vgl. a, nam. auch in
Bezug auf Künftiges: dem Eintreten Desſelben, als
etwas Drohendem mit Angſt, Beſorgnis, Furcht ent-
gegenſehn (Ggſtz.: hoffen): Daß ich die Vorſchriften der
Polizei fürchte, wenn auch nicht verehre. Börne 2, 417; Es
iſt ſonſt Nichts zu f. als die Furcht. 115; Dein mir gefürch-
tetes Reich. H. 15, 84 [= dein mir furchtbares, Furcht
erregendes Reich, vgl.: Dein von mir gefürchtetes Reich];
Bis in den Schoß der Mutter fürchtet ihr | der Argliſt
Schlingen. Sch. 492; Etwas f. und hoffen und ſorgen | muß
der Menſch für den kommenden Morgen. 497a; Etwas für
Einen f., in Bezug auf ihn, — die Beſorgnis hegen,
daß ihn etwas Drohendes, Unangenehmes treffen könne
(ſ. 2a); Demungeachtet fürchte ich Nichts für meinen Ring.
Tieck Cymb. 1, 5 ꝛc. — Seltner, wie frz. craindre,
mit unperſönl. Subj.: Je mehr die Früchte den Froſt f.
Burmeiſter gB. 2, 285 = je leichter ſie davon verletzt wer-
den, je empfindlicher ſie dagegen ſind. — c) mit ab-
häng. Satz: Er fürchtete den Verluſt des Geldes, — das
Geld zu verlieren, — daß er das Geld verlöre, — daß ich
ihn um das Geld brächte, — ich möchte ihn um das Geld
bringen ꝛc., zuw. auch mit pleonaſt. „nicht“ (ſ. d.):
Ich fürchte, daß nicht, wie die Schlange Hevam verführte . .,
alſo auch eure Sinnen verrücket werden. 2. Kor. 11, 3; Ich
fürchte euer [Genit. veralt. = für euch, ſ. 2a], daß ich
nicht vielleicht umſonſt habe an euch gearbeitet. Galater 4, 11;
Ich fürchte Nichts ſo hoch, denn daß nicht der Teufel um euch
buhle. Luther 6, 357a ꝛc., ſ. 3. — 2) intr.: Furcht ha-
ben (vgl. 1): Nur das Kind fürchtet, der Jüngling liebt,
der Mann achtet. Börne 2, 62; Über den Sauertopf da, der
uns bald f. gemacht hätte. Eichendorf Phil. 32; Habegern
von Fürchtenicht [Bez. eines furchtloſen Bettlers]. Rückert
Mak. 2, 31; Drum f. wir mit Grund. Tieck Cymb. 4,
2 ꝛc. — a) auch mit Beifügung des Ggſt.’s, um den
man beſorgt iſt: Nicht meinethalben fürchte. Platen 4,
296; Ich fürchte [1] Oranien und ich fürchte für Egmont.
G. 9, 152; Ich fürchte nicht für dich, denn vor dir f. [3]
die Furchtbaren ſich. Rückert Mak. 2, 186 ꝛc.; ugw. aber:
Man fürchtete vor eine Entzündung im Gehirn. Frau vStein,
ſ. Freſe G. 2, 137, ſt.: (be)fürchtete ſie [1]. So auch
veralt. mit ſachl. Genit.: Da furchten [Anm.] wir un-
ſers Lebens vor euch ſehr. Joh. 9, 24 (ſ. 1c); Wir f. der
Häut. Frank LaſtB. 3b; Mattheſius Pr. 162 u. m. perſönl.
reflexivem Dat. (wie goth. u. ahd.): Alsdann fürchtich mir
nit, auch, mit 300 zu ſchlagen. Schaidenraißer 57b (13, 385),
vgl. be-f. u. ſ. 3. — b) der ſubſt. Infin. für das un-
gewöhnl. Fürchtung: Da iſt das F. [die Beſorgnis], da
iſt das Hoffen [die Hoffnung]. Sch. 497a; auch: das Ge-
fürchtete: Dein F. und ſein Hoffen | beide ſind nicht einge-
troffen ꝛc. — 3) refl. (vgl. 2a): Ich fürchte mich, habe
Furcht; auch: — Etwas zu thun; — vor (veralt. für)
einer Sache, Perſon: Hat .. gefragt, wofür ſich doch die
Deutſchen am meiſten fürchteten, in Meinung, ſie würden ſa-
gen: vor ihm und ſeiner großen Gewalt. Zinkgräf 1, 285
u. v., — ſeltner (ſ. 1a): Du ſollſt dich vor deinem Gott f.
[ihn f.]. 3. Moſ. 19, 14; 2, 9, 30; Luk. 23, 40 ꝛc. —
Zuw. mit Genit. ſt. „vor“: ſich einer Sache aus
Furcht enthalten, davor hüten: Der Gebrannte fürchtet ſich
des Feuers [Sprchw.]. Schweinichen 1, 294; Wenn ihr euch
der Sünde nicht ſcheuet [ſ. d.], ſo ſolltet ihr euch der Schande
f. Hermes (ſ. Adelung) ꝛc.; ſelten, in Bezug auf Bevor-
ſtehendes, mit „auf“ (vgl. hoffen): Die Fahrt über die
Apenninnen, auf die [vor der] ich mich ſo ſehr fürchtete.
Platen 7, 148. — Mit fortbleibendem perſönl. Fw.:
Das iſt eine Schelmerei von ihnen, um mich [mich] f. zu
machen (ſ. d.). Schlegel Sommern 3, 1.
Anm. Goth. faurhtjan, ahd. forahtan ꝛc. — Veralt.,
mundartl.: Bald förcht’ ich. Geßner 2, 168 ꝛc.; Jmperf.:
Ich furchte, oft in der Bibel; Falk 137; H. 4, 49; L. 6,
378; 457; 1, 108; Ramler F. 2, 528; Stilling 2, 16;
57; Uz 2, 223 ꝛc. u. mit abſichtlich mundartl. Färbung:
Der wackre Schwabe forcht ſich nit. Uhland 379; Part.:
Geforchten. SClara EfA. 2, 679; Kurz Sonn. 279 ꝛc.
Zſſtzg., vgl. die v. ängſtigen ꝛc. z. B.: Áb-:-Das
Kind hat ſich vor dem Geſpenſt abgefürchtet, abgeängſtigt.
— Án-: Einem Etwas a., aus Furcht andichten. Linck
Schl. 18. — Āūs-: refl. u. intr.: mit der Furcht zu
Ende ſein, ſie überwunden haben. — Be-: Erwas b.,
fürchten, daß etwas Drohendes eintreten werde: Ich be-
fürchte den frühen Tod des Kinds, — daß es nicht groß wird;
Es iſt, ſteht zu b., daß ꝛc.; Was befürchtet er ſich [Dat.]
denn von uns? L. 3, 38; Welcher ſich [Acc.] ganz und gar
keines Unglücks befürchtet [verſieht]. 7, 353. Veralt.:
Ich befürchte mich [= fürchte], daß (nicht) ꝛc. — Seine
Befürchtungen ſind eingetroffen [2b]. — Ehr-: tr. u.
intr. (ſelten): Ehrfurcht haben, reſpektieren: E–d und
wartend | blieben die Welten ſtehn. Kl.; Rahel 1, 445, hat
das noch ſeltnere: Beehrfurchten ꝛc.
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