Fugen
fügen
Fūgen, häufiger (ſ. Anm.) Fügen, tr., refl. und
intr. (haben): 1) tr.: Etwas aus in oder zu einander
paſſenden Theilen zuſammenſetzen, ſo daß ein Ganzes
entſteht, — die Theile zuſammenſetzen; Etwas als paſ-
ſenden Theil hinzubringen und mit dem Andern ver-
einigen ꝛc.: a) die Form ohne Umlaut iſt hier nur üb-
lich im eig. Sinne, wenn in einander paſſende Theile
verbunden werden, ſo daß eine Fuge entſteht: Der Tiſch-
ler fugt die Dielen an einander oder zuſammen (ſ. Zſſtzg.),
aber: Man fügt zu dem Geld die noch fehlende Summe,
zu einem Brief eine Nachſchrift (hinzu) ꝛc. und wenn auch
in ſolchen Fällen zuw. fugen vorkommt, ſo tritt eben
— was bei dem ganz gw. übertr. gebrauchten fügen
nicht der Fall iſt — die Ubertragung von dem Jnein-
anderpaſſen der Theile darin hervor, z. B.: Der Autor.
nimmt die Stücke und kantet ſie, fugt ſie dann neu zuſam-
men, das rauhe, nicht zu bewältigende Geſtein wirft er fort.
Monatbl. 1, 264b ꝛc. — Ein noch ſo fein gefugter neuer
Geſchäftsplan. Auerbach SchV. 394 [deſſen Theile genau
in einander greifen]; Ein feſt gefugtes Anweſen hat ſo viel
innere Stetigkeit. D. 4, 21; Jedes Rad, | das Gott ſo
gottesmeiſterlich | ins Gleis gefuget hat. Gleim 4, 236; Die
bleigefugten kleinen Fenſterſcheiben. Gutzkow R. 5, 385;
Zwei neue Galeren, feſtgefugt und gut. Simrock G. 276. —
Mundartl. und im Kanzleiſtil: Es wird dem Herrn Pa-
ſtor .. in ſeinem Geſuche gefuget [das Geſuch gewährt].
H. Erinn. 1, 103, ſ. 2a. Im Allgem. aber gilt ſonſt
die Form mit Umlaut (ſ. d. folg.). — b) Fügen (vgl.
a), eig.: Aus unſerm Hauſe tret’ ich, dem zierlich gefügten
[gebauten]. Chamiſſo 6, 242; Der Pfeiler, der geſpalten, |
er hebet gefüget [vereinigt, ganz] ſich. G. 10, 253; Ihrer
Sohle ſei | unmittelbar getreuer Mägde Schritt gefügt [ver-
einigt, geſellt]. 12, 223; Fenſterſcheiben, wunderſam ge-
fügt [gefaſſt]. 18, 173; Etwas in wohlklingende Worte zu
f. [faſſen]. 229; Eine Fuge [ſ. d.] oder ein gefügtes Ton-
ſtück. Z. 2, 122, vgl. fugieren; Soll man die Fähigkeit,
wodurch ſie [die Thiere] Dieſes können, | gefügter Theile
Wirkung nennen? | Wo iſt ein Uhrwerk ſo geſcheit? Hagedorn
2, 31; Cybele .. fügt die Riegel | und der Schlöſſer feſtes
Band. Sch. 56b; Baut einen rohgefügten Horſt. Tſchudi Th.
334; Schnell vergleichender, leicht f–der [verbindender, zu-
ſammenſtellender] Witz. V. Ant. 1, 165 ꝛc. — Bei Gram-
matikern ꝛc. daher auch wohl = konſtruieren. — c)
Daher: Etwas paſſend, ſo wte es ſich gehört, ordnen,
z. B.: Sie dann fügte den Rock geſchickt in Falten. V. Od.
1, 440; Das Übrige wird auf einem Kongreß in Wien ge-
fügt. Hebel 3, 388; Aus Stäubchen, ohne Sinn, gefügt von
innrer Regung, | bauſt du die ſchönſte Welt ... Der kennt
das Sandkorn nicht, das dort am Ufer liegt, | der es, wie du
die Welt, durch blinden Zufall fügt. W. 25, 15 ꝛc. — Un-
gewöhnl.: Einen Rath f. [halten]. Chamiſo 5, 108; 121;
mundartl.: Einem Etwas zu wiſſen f. [thun; die Anord-
nungen treſſen, damit er es erfahre], vgl.: Wie du es
immer fügeſt [in Ordnung, zu Stande bringſt]. Simrock
G. 1619, — um ſo häufiger von Gott, den Göttern,
überhaupt von der waltenden, die Geſchicke ordnenden
Macht, welche daher ſelbſt die Fügung (ſ. d.) heißt:
Durch Herkul’s Gunſt und Fügen. Hagedorn 1, 109; Was je
iſt ungefügt von Göttern? [Was geſchieht ohne göttliche
Anordnung, Fügung]. WHumboldt 3, 85; Ein glücklicher
Zufall ... [oder vielmehr] eine wohlthätige Schickung fügte
es, daß ꝛc. W. 5, 162 ꝛc., vgl. 2c. — 2) refl.: dem tr.
entſprechend: a) perſönlich: ſich ſo zeigen oder ſich
ſo geſtalten, daß es zu oder in Etwas paſſt: Sich
an, zu Etwas fügen, ſich paſſend daran ſchließen;
Sich in, nach Etwas, ſich ihm f., ſich ihm anpaſſen,
accomodieren, bequemen, ſich drein ſchicken, nachgeben
ꝛc., z. B.: Die Theile der Maſchine müſſen ſich genau an
einander, in einander, zuſammen f.; Es iſt ſo Mancherlei zu
ſagen, mündlich fügte ſich wohl Eins ans Andre, entwickelte
ſich wohl auch leicht Eins aus dem Andern. G. 18, 326;
Orte drängen ſich, Höfe f. ſich dazwiſchen. 26, 199; Ihr
Wahres fügt ſich zu dem anerkannten Richtigen. 39, 234;
Nach des Liedes Klange | füget ſich der Stein zum Stein.
Sch. 56b ꝛc. — Scheint ungewohnt, dem Zwange ſich zu f.
Chamiſſo 4, 132; Wie der Geiſt . ., der dieſe Formen zu
durchbrechen beſtimmt war, ſich eine Weile in ſie fügt, wie er
ſie ausdehnt, ehe er ſie ſprengt. Danzel 118; Wer der Liſt
ſich wohl noch f. will, | wird der Gewalt ſich widerſetzen. G.
10, 229; Dringſt du in mich, daß ich mich f. ſoll. 13, 21;
Dem rauhen Ausſpruch eines Mannes mich zu f. 75; Fügte
ſich nicht den engen Schranken. Gutzkow R. 9, 119; Fügt
ſich in jede Rolle. 5, 126; Er iſt nun einmal nicht gemacht,
nach Andern | geſchmeidig ſich zu f. und zu wenden. Sch.
335b; Er mußte ſelbſt ſich zur Verſtellung f. [bequemen].
Slreckfuß Ar. 8, 3; So däucht mich der Mann nicht klug, |
der, ohne Gegenliebe zu hoffen, | zu ſolchem Dienſte ſich fügte
[bequemte]. W. 15, 93; Du wirſt dich deſto leichter in die
Nothwendigkeit f. 23, 55 ꝛc. — Zuw. ohne Uml. (ſ. 1a):
Die du .. allgefällig dich fugſt in tauſendfache Gebilde. Koſe-
garten Po. 1, 60. — b) (veralt.) örtl., jetzt gw. ſich
ver-f. (ſ. d.) = ſich wohin begeben, doch mit dem
Nebenſinn, daß die Anweſenheit an dem Orte eine
paßliche, eine für recht oder nothwendig erkannte ſei:
So füg dich .. auf die hohe Platten. Theuerdank Kap. 47
u. o.; in Bezug auf Perſonen auch = ſich zu ihnen
geſellen: Trat der Kaiſer zum erſten in das Schiff, zu Dem
füget ſich Johannes. Stumpf 544a. — c) unperſ. (ſ. 1c):
Es fügt ſich = es geſtaltet ſich ſo, es macht ſich, es bie-
tet ſich als paſſend dar, — nam. auch = es begiebt,
es trifft ſich, das Waltende (die Fügung) läſſt es ge-
ſchehen, daß ꝛc.: Ehr fügt’s nicht beſſer ſich [wird, geſtal-
tet ſich nicht beſſer], als bis ꝛc. B. 161a; Du wähnſt, es
füge ſich [ginge] ſo leicht. G. 12, 65; Es fügte [traf] ſich
ſehr widrig, daß Pater Hell zu Kopenhagen verweilte. Niebuhr
Schr. 1, 40; Durch eine ſonderbare Verkettung der Dinge
mußte es ſich f., daß ꝛc. Sch. 880a; Es wollte ſich nicht recht
f. und ſchicken. Tieck N. 5, 24; Sobald es ſich fügt [die
Gelegenheit dazu iſt]. V. HorBr. 2, 107. — Vgl. (ver-
alt.): Es füget ſich nicht [iſt nicht Fug, nicht recht, nicht
gut], daß wir bei der Nacht wandern. Schaidenraißer 63a
[15, 50]. — Selten ohne Uml. (ſ. 3): Und fugt [es]
ſich, daß ſie Keiner bemerkt. V. Sh. 1, 383. — 3) intr.,
hier öfter und zwar korrekter ohne Uml., vgl.: Man
fügt Etwas, daß es fuge. V. 1, 191, der Bed. nach ent-
ſprechend dem: ſich fügen: Sie wußte freilich wohl, | wie
ſehr man oft den Kindern fugen [nachgeben] ſoll. Hagedorn
2, 300; Du haſt faſt Alles angewendet, | was deiner Liebe
fugt [paſſt, nützt]. Neukirch; Dies Exempel will nit allen
Prälaten fügen [paſſen]. Stumpf 637b; Was ganz Selt-
ſames, dem kein Beiſpiel fugt [ſich als paſſend anſchließt,
etwas Beiſpielloſes]. V. Sh. 3, 469.
Anm. S. Fug. — Der Gebrauch des Intranſ. iſt ver-
altend. — Über die umlautloſe Form ſ. 1 und 3. Allein
üblich iſt ſie in: befugen (ſ. d.), das freilich keine eigentl.
Zſſtzg. iſt, ſondern von dem Hauptw. Fug ſtammt = mit
Fug, mit der Berechtigung zu Etwas verſehen. — Veralt.
Füger(in): Mittelsperſon in der Liebe; Zuſammenfügerin
[Kupplerin]. Wurſtiſen Basl. Chr. 217. — Fügung ſ. u.
Zſſtzg. z. B.: Áb- (mit u. ohne Uml.): 1) (Gla-
ſer) das überflüſſige Glas von den Fenſterſcheiben ab-
kneipen, abkröſeln. — 2) (Tiſchler ꝛc.) zuſammenzu-
leimende Bretter mit dem Fügehobel ab-, glatt hobeln.
— Án- [1a u. b] ꝛc.: In die Treppenwände ſind Lehnen
von Marmor angefugt. Stahr Par. 1, 169 ꝛc.; Die erſten
echten Arme, wie Sie ſolche hier angefügt ſehen. G. 18, 176;
Das Ohr, beſcheiden ſeitwärts angefügt [hingeneigt].
AWSchlegel Gd. 1, 73; Der Ring hat .. dieſe Eigenſchaft, |
an jeden Finger ſtracks ſich biegſam anzufügen. W. 20, 66;
Sich Jedem anzufügen in Reden und Geplauder. Laube Kön.
1, 236; Wähle doch das Weib | ſich einen Ältern ſtets. So
fügt ſie ſich ihm an. Schlegel Sh. 2, 213; Daß ſie ſich den
großen Abſichten des Regenten a. Mendelsſohn 5, 679; H.
13, 332. — Veralt.: Die mir an- [zu-] gefügte Belei-
digung. Lohenſtein A. 2, 106. — Kanzleiſpr.: Einem Etwas
a., kund thun, zunächſt durch ein an- oder beigefügtes
Schreiben. — Āūf-: (veralt.) Wie er mir und meiner
Lehre ein unleidlich Schmach auf- [zu-] fügt. Luther 6, 7a.
— Be- [ſ. Anm.]: Einem Fug zu Etwas geben, ihn
dazu berechtigen: Der Befehl . ., der ihn befugte, ruſſiſche
Armeekorps nach ſeiner Diſpoſition zu gebrauchen. Droyſen Y.
1, 263 ꝛc. Nam. oft: Befugt (zu Etwas) = berechtigt.
G. 3, 311; Hagedorn 1, 50; L. 11, 180; In wicht’gen
Fällen bin ich es [ſ. d. = dazu, zuw. auch: Deſſen] be-
fugt. Werner Kr. 1, 163 ꝛc.; Ggſtz.: Unbefugt, und ſo:
Die (Un-)Befugtheit = (Un-)Befugnis.
Anm. Veralt.: Sehr befü gter Weis. Fiſchart B. 41a.
Bēī-: 1) hinzu-f. als Beilage ꝛc.: Indem es öfter
anderen Schriften beigefügt worden. G. 39, 91; H. 13,
226; Sie fügen ſich den ſchönſten Epigrammen . ., die wir
haben, bei [geſellen ſich ihnen zu]. 353. — Das B.
auch = das Beigefügte, Zuſatz, die Bemerkung. Fiſchart
B. 11b; IP. 26, 65. — 2) (veralt.): Einem Schaden
b. [zufügen, ſ. d.]. Schweinichen 1, 175. — Eīn- [1a
und b]: in Etwas hinein f.: Der Raum war ſo groß,
daß der Schrank ſich konnte einfugen laſſen. Gutzkow R. 9,
400; Die Fabel des Ganzen, dem ſie eingefugt ſind. B. 131;
Sie fanden in der Ecke ein halbrundes Tiſchchen an der Wand
eingefugt. Kömg Kl. 1, 273; Die dicht einfugende Pforte.
V. Od. 2, 345; 22, 128; 23, 194; Il. 7, 339; 18,
276; Ar. 3, 343 ꝛc. — Die das Allgemeine im Auge haben
und gern das Beſondere an- und einfügen möchten. G. 3,
275; 15, 18; Dem eingefügten Stücke. Immermann M. 1,
254; Verſe, die ſich dem Ohr und Herzen ſo ſchmeichelnd e.
Tieck NKr. 2, 218; [Die Gabe] ihm in die Händ’ einfügend.
V. Od. 8, 483 ꝛc. — Hêr- ꝛc.: Keinen laß ich über-
ſchweifen, | füg’ [2b] er ſich im Kreis heran. G. 12, 32 =
ſich anſchließend einreihen ꝛc., — nam.: Hinzū-:
Etwas zu dem Frühern oder Vorhandnen hinzuthun,
zuſetzen ꝛc.: Ich muß h. [zu dem Frühern noch bemer-
ken] u. o. — Selten ohne Obj. mit Dat.: Selbſt
wenn die Phantaſie dieſen Eindrücken hinzufügte [ſie mehrte,
verſtärkte]. WHumboldt 2, 237, vgl. frz. augmenter a
ꝛc. — Nāch-: nachträglich an-, hinzufügen. — Un-
ter-: darunter legen: Bald macht gleich ihn [den zu
kurzen Tiſchfuß] die Scherbe, da untergefügt ſie den Höcker |
heilet. V. Ov. 2, 102. — [2a] refl.: ſich unterordnen.
Rahel 1, 367. — Ver-: 1) tr.: von einem Befugten,
anordnen, daß Etwas geſchieht: Den Aufbruch der Trup-
pen, die Verhaftung der Verſchworenen v. ꝛc. — Ahnlich:
Über Etwas v., Anordnungen treffen, diſponieren: Ich
habe über dieſe Gelder ſchon verfügt; Jch kann nicht mehr
darüber v.; V. Sie über mich! ich ſtehe zuIhren Dienſten ꝛc.
Ungw.: 2000 Dukaten, [über] welche du v. kannſt. Böttger
Byr. 8, 310. — 2) refl. [2b]: Sich wohin v. [begeben].
— Zū-: an-f.: Er hat dem Gedicht noch eine Strophe
zugefügt ꝛc., nam. aber — wie früher auch an-, bei-f.
—: Einem etwas Unangenehmes anthun, widerfahren
laſſen: Einem Schaden, Kränkungen, Beleidigungen, Ver-
druß z.; Abbitten, was mir der flüchtige Junker Leids zuge-
fügt hat. G. 16, 3; Daß ich ihr einen unerſetzlichen Verluſt
zugefügt. 20, 69. — Zuſámmen- [1a u. b]: Baum-
ſtämme zuſammenfugen. Heine Rom. 26. — Mit . . Ge-
nauigkeit zuſammengefügt und abgeglättet. Forſter R. 1, 320;
Als die zerbrochenen Figürchen ſich von ſelbſt wieder zuſam-
menfügten. G. 20, 69 u. ä. m.
Work in progress
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