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Fug
Fūg, m., –es; –e: das Abſtraktum, welches an-
zeigt, daß Etwas für Einen paſſend, ihm gerecht iſt,
ihm zukommt, zuſteht, alſo: die Paßlichkeit, die Er-
laubnis, die Berechtigung zu Etwas, das Recht: Dazu
haſt du F. und Macht. G. 6, 47; Den F. und Unfug, welchen
ſie ſich .. muß gefallen laſſen. 32, 216; Was er angriff,
Das hatte F. und Schick. Höfer V. 64; Das gefühlte Be-
dürfnis giebt F. zur Bill. Jahn M. 127; Damit er das Schaf
mit gutem Fuge zerriſſen zu haben ſcheinen möge. L. 11, 103;
Uns klagſt du nicht und haſt es F. Lichtwer 35; Er hat ſolch
Foderns nicht Recht noch F–e. Luther 6, 4b; Beſtraft den
feigen Gauch nach F. [Gebühr]. Matthiſon A. 8, 132; Wo
mir faſt aller F. zu ſingen iſt benommen. Opitz 1, 9; Sie
haben nun hinfort gar keinen F. noch Macht, | zu üben das
Geſetz. 2, 49; Dich hat, Florenz, dein altes Etruskervolk |
mit wahrem F. dich blühende Stadt genannt. Platen 2, 155;
Daß, wo herriſcher Trotz dunkelte, Licht und F. | und allſeg-
nende Freiheit ſiegt. V. 3, 7; Dann rügſt du mit F., was
jetzt Alles verübt die Achaier. Od. 22, 46; Läſſt ſich mit gu-
tem F–e behaupten. W. 29, 154 ꝛc.
Anm. Von fügen, ahd. fuokan, wohl dem gr. π-
γνμμe (feſt machen, verbinden), lat. pango ꝛc. entſprechend,
kommt wie Fuge ꝛc., auch unſer F., mhd. vuoc, paſſende Zu-
ſammenfügung; Paßlichkeit ꝛc., früher in weitrer Anwendung
z. B.: Du biſt meines F–s nicht = nicht wie ich dich
verlange oder wünſche, wie es mir paſſt, ſ. L. 11, 433; paſ-
ſende Gelegenheit, Bequemlichkeit, paſſende, gute Eigenſchaft,
Artigkeit, Geſchicklichkeit, Kunſt, ſo auch gefuoc, z.B. Gudrun
51, 4 ꝛc.; Mz. ſelten, ſ. Un-F.
Zſſtzg.: Be-: (veralt.) Befugnis, ſ. d. ūn-:
Ggſtz. von Fug = Unrecht: „Hatt’ ich nicht Fug und
Macht dazu?“ | Du haſt U. zu Fug gemacht, | Das hat dich
hier um deine Macht gebracht. Rückert Morg. 1, 172 ꝛc.,
nam.: unpaſſendes, unziemendes, ungebührliches Trei-
ben: Der, nachdem er dem U. lange zugeſehen, endlich ein-
mal böſe wird. Danzel 401; Seiltänzer machten einen U.
über den andern. G. 16, 102; Vier abgefeimte Jungen, |
des U–s Vorlauf. Lichtwer 137; Daß ſie ihre Freude daran
hat, U. zu treiben. FrSchlegel Flor. 64; Welchem der U. |
widerlich war und verhaſſt die ſämmtliche Rotte der Freier.
V. Od. 21, 146; Sich eines U–s zu erfrechen. W. 11, 205;
Dergleichen U. zu erdulden. 231; Selbſt in der Synagoge
wurden U–e getrieben. Zſchokke 8, 290.
Anm. Umfug. FrMüller F. 104; gleichbed.: Unfur.
Franck LaſtH. 4b u. o.; Daß Gott ihr Unfuhr nit allweg
vertrag. Uhland V. 424; Umfuhr ꝛc., ſ. Schm. 1, 556
(von Führ = Aufführung ꝛc., vgl. Gefug, Anm. und Gugel-
fuhr), dazu: Un(ge)führ, -ig, ungeſittet; ebenſo: Ab-
führig. Veralt.: Das Wetter ſchlug | ihr Maulbeer-
bäum mit Ungefug. Waldis Pſ. 78, 20 = Mißgeſchick,
ſ. Gefüge.