Fuchs
Fúchs (ſpr. Fur), m., –es (–en); Füchſe (Fuch-
ſen); Füchschen, lein; -: 1) ein zum Hundegeſchlecht
gehöriges Raubthier; die gewöhnlichſte Art, Canis
vulpes, der gemeine F., von rother Farbe, mit dickem,
zottigem Schwanz, in unterirdiſchem Bau lebend, ein
liſtiger, ſchlauverſchlagner Dieb, nam. von Geflügel:
Reineke [ſ. d.]F.; Weidm.: Der F. trabet [nicht: geht];
kriecht zu Bau; läuft vor den Hunden; friſſt den Raub; ranzt
od. rollt; wölft od. wirft; Die Standarte od. Ruthe, die
Blume [Schwanzſpitze], die Viole [ſ. d.], der Balg, das
Gebiß od. die Fänge, die Läufte od. Klauen des F–es; Den
F. hetzen, todtſchlagen, ſtreifen; Den F. prellen [ſ. d. u.
vgl. 9] ꝛc.; Die Füchſe haben Gruben. Matth. 8, 20;
Gutzkow R. 6, 83; Wenn die Füchſe bellen ſehr. Claudius
4, 88; Nachts kläfft ein F. im Buſch. Tſchudi Th. 25; Den
Mäuſen ſtellt man Fallen, Füchſen legt man Eiſen. G. 10,
50; Zehnmal die Schamloſigkeit einer Hündin mit zehnfacher
Liſt des F–es gepaart. HvKleiſt E. 1, 279 ꝛc. — Viele
Sprchw., z. B. von der Länge des Schwanzes: Meilen,
zu denen der F. ſeinen langen Schweif zugelegt hat. Goltz 1,
42, — die der F. gemeſſen hat; Heut, zur Abendfriſt, | weil
nicht der F. den Tag mehr miſſt [weil die Tage abnehmen,
kurz werden]. Gotter 3, LXXII; Alles Dinge, die den
Schwanz verlängern, über den man ſo gut als über den F.
(vgl. Hund) hinaus ſoll. G. Reinh. 77 ꝛc. — Am Ende
muß doch auch hier einmal der F. zum Loch heraus. Reinhard
G. 79; L. 12, 400 [die Sache muß ſich zeigen, ein
Ende nehmen]; Der F. weiß mehr als ein Loch [der
Liſtige weiß ſich zu helfen]; Stirbt der F., ſo gilt der
Balg, auch ein geſellſchaftl. Spiel, ſ. G. 1, 11;
Fuchschen, wehr dich, ſonſt rahmen [ſ. d.] ſie dich. Goltz 1,
321; Der Hund will den F. nicht beißen, ſ. Döbel 1, 120b,
von Einem, der den Gegner nicht herzhaft angreift;
Da liegt der F. [der Hund begraben, da ſteckts ꝛc.]. Le-
wald roth. E. 98; Den F. (Wackernagel 3, 1, 877 Z. 24)
od. Fuchsſchwanz [ſ. d.] ſtreichen (ſ. d.); Ein jeder F. ver-
wahre ſeinen Balg! [Jeder ſorge für ſich; ſuche, ſeine
Haut zu wahren]. Zinkgräf 2, 20 u. ä. m., z. B. 60;
1, 183; 3, 54 ꝛc. — Nam. wird auch dem rothen Fuchs
oft der weiße Haſe entgegengeſetzt, z. B.: Jauner, der
.F. und Has zugleich iſt [das Unvereinbare, Entgegen-
geſetzte in ſich vereint]. Kurz Sonn. 301, ſ. Schottel
1135a; Manches Schöpplein . . ., F. oder Has [Roth-
od. Weißwein]. Hebel 3, 448 (vgl.: Jch ſah den F. [4 =
Wein] ausſchlagen, der ab den Reiter warf; | doch wenn zu
ihm den Schimmel [Waſſer] man ſpannte, ruhig war.
Rückert Mak. 2, 164); Der F. braut, wenn die Wolken
an den Bergen reißen u. in einzelnen Streifen auf-
ſteigen. Weinhold 23b; wie: Der Haſe [ſ. d. 1] braut,
vgl. brauen 1 u. Haarrauch; doch auch: Wo ich .. um
die Waldecke kam, wo Fuchs und Has ſich gute Nacht ſagen.
Grimm M. 190 ꝛc. — 2) zuw. = Fuchspelz: Mit F., Füch-
ſen gefuttert. — 3) eine Art Tagfalter, nach der rothen
Farbe: Der große F., Vanessa polychloros; Der kleine F.,
V. urticae, z. B. Tſchudi Th. 48; 519 ꝛc. — Auch eine
ſeltne Art Porzellanſchnecke, Cypraea carneola. —
Ferner: rothe Feldtaube ꝛc. (ſ. 4 und 7). — 4) ein
Pferd mit rothen Haaren: Du ſpannſt unſere beiden F–en
ans Bernerwägele. Auerbach D. 4, 41; Ein F. oder Tiger
zum Freudenpferd. Muſäus M. 3, 148; Hochauf bäumt ſich
der F. V. Th. 15, 53; Pfeffel Po. 3, 165 u. o., ſ. Zſſtzg.
— 5) eine rothe Münze, ſo früher eine weſtfäliſche
Kupfermünze — Thaler, nam. aber: Goldner F.,
Gold-F. = Dukaten, Louisd’or ꝛc.: Statt der gehofften
goldnen Füchſe | fand man nur Kupfer in der Büchſe. Lang-
bein 2, 137; Die gelben Füchſe .., | in Kremnitz ausgeprägt
[Dukaten]. Pfeffel Po. 3, 44; Blanke Füchslein. Prutz Woch.
19; Sch. 321a; Waldau N. 3, 66; W. Mak. 2, 130. —
So auch vgl. 4 und 1: Des Schloßbauers Füchsle haben
Eure Schimmele überritten. Auerbach D. 1, 77, ſein Gold
hat mehr als euer Silber gewirkt. — 6) eine fuchſige
[ſ. d.] Farbe, z. B. bei den Blaufärbern das ins Röth-
liche ſpielende Blau. — 7) ein Menſch mit rothem
Haar, was oft als Zeichen eines falſchen, hinterliſtigen
Charakters gilt, vgl. 7; doch z. B. auch: Seine Gold-
F–en (ſ. 5), wie er ſeine Kinder mit röthlichbraunem Haare
nannte. Auerbach D. 4, 26. — 8) eine kluge, liſtige,
ſchlaue, — oft auch eine hinterliſtige, tückiſche, falſche
Perſon: Ein alter, ausgelernter, ſchlauer, liſtiger, feiner F.,
z. B. L. 1, 371; Merck’s B. 1, 242; Prutz E. 1, 189; Tieck
NKr. 4, 56; Acc. 2, 31; W. 9, 174 u. o.; Ein ſchlauer
F. von einem Xaver. Lichtenberg 3, 186; So ein liſtiger F.
Herodes [ſ. Luk. 13, 32]. Sch. 325b; Daß du dem Okta-
vio, | dem F., nicht ſoviel traueſt. 340b; „Der Alte iſt doch
ein F.“ — Ich habe nichts Liſtiges, nichts Habſüchtiges in
ihm .. bemerken können. — „Jch meinte auch nichts Schlim-
mes damit, er iſt eben ein Bauer und in jedem Bauer ſteckt
ein F.“ Lewald W. 2, 389, oft in ausführlicherem Bilde
zu 1, z. B.: „Läſſt ſie mich in das Haus, | beglückt ſie
meine Liebe“ — Nun ſo ſchleicht | der F. vom Taubenſchlage,
wie es tagt | und hat den Weg gelernt ꝛc. G. 8, 22, ſ. nam.
Lichtenberg Hog. 1, 6, vgl. auch Eſel — als Ggſtz. in der
Dummheit, und Löwe — in der Offenheit: Mehr F.
als Löwe. Heine Lut. 1, 1; Du kameſt nicht zur Jagd des
F–es, ſondern Leuen. Rückert Roſt. 21a ꝛc., ſ. G. 10, 54. —
9) burſchikos: vielleicht mit Bezug auf das Prellen
(ſ. 1), ein Neuling unter den Studenten, vgl. Bachant,
Pennal, Schreibe-, Schul-F., Federfuchſer ꝛc.: Den
„kraſſen F–en“ .. zu einem „forſchen Studio“ herzurichten.
Auerbach D. 1, 290; G. 12, 88; Die Füchſe der Revolu-
tion werden bemooſte Häupter. Heine Sal. 1, 25; Reiſ. 2,
136; Kohl E. 3, 46; Miller Siegw. 462 ꝛc., vgl. Vollmann
und Brand-, Gold-, Leib-, Schlepp-F. — 10): a) Wo-
bei doch manchmal zufällig etwas Treffendes und Witziges her-
auskam, was man — wie einen nicht beabſichtigten Treffer
im Billardſpiel — einen F. hätte nennen dürfen. König
Kl. 1, 198 — nach Adelung zu 9: ein Ball, wie ihn auch
ein Neuling wohl macht. — b) Kegelſp.: das Vor-
beigehn der nicht treffenden Kugel hinter dem letzten
Kegel, vgl. Loch. — 11) als Name eines Wirthshau-
ſes, vom Schilde benannt: Als er in den F. [„Gaſthof
zum F–en“ 408] kam. Gutzkow Bl. 1, 414. — 12) in
Ofen ein Kanal, wodurch die Flamme, die heiße Luft
oder der Rauch ihren Gang nehmen. Karmarſch 1, 180;
203; 2, 135; 151; 451; 511 ꝛc., vgl.: Der F. brennt,
bei Töpfern und Schmieden, wenn das Feuer aus der
Eſſeſchlägt. Weinhold 24a. — 13) Hüttenw.: ein ſich
im Hohofen bildender Klumpen, den das Feuer nicht
mehr ſchmelzen kann. — 14) ein Haufen Flößholz, das
ſich in einem Winkel ſtaut und nicht fortſchwimmt.
Schm. 1, 508. — 15) Bergb.: Den F. mitbringen, fuch-
ſen (ſ. d. 2), Erz entwenden; Den F. ſchleppen, träge
arbeiten; Einen F. machen, ſchießen, wenn das Pulver
wirkungslos zum Bohrloch herausfährt.
Anm. Goth. fauhs, ahd. fuhs ꝛc. Abſtammung unaus-
gemacht, vgl. Fähe, nach Einigen das „haarige“ Thier, ſ.
Fachs, Anm., vgl. auch: Der Schelm mit fegendem
Schwanze. V. 2, 73; fackeln, ficken, fuchſen u. Federfuchſer ꝛc.
— Die Formen auf –en ſind eigentl. oberd., doch auch bei
Schriftſt. nicht ſelten.
Zſſtzg. vielfach z. B.: Ált- [1; 8]: alter Fuchs.
G. 2, 201. — Ápfel- [4]: rothhaariges Pferd mit
hellern apfelförmigen Flecken. — Bírk- [1]: der ge-
meine Fuchs. — Bīſam- [1]: ſ. Brand-F. 1. —
Bláß- [1]: Canis pallidus, Gelb-F. — Bránd-:
1) [1]: In verſchiedenen Gegenden der Schweiz hat man für
Füchſe nach ihrer unterſchiedenen Färbung eine Anzahl eigen-
thümlicher Namen, ſo: Brand-, Gelb-, Edel-, Sonnen-, Bi-
ſam-, Kreuz-Füchſe, die als mehr nur zufällige Spielarten zu
betrachten ſind; in Deutſchland nennt man die dunkelrothen,
an der Kehle ſchwarzen und ſchwärzlichen Thiere mit weißer
Schwanzſpitze Roth- oder Brandfüchſe, und unterſcheidet ſie in
neuerer Zeit als eigene Art, Canis melanogaster, die weiß-
gelben mit ’ſchwarzen Haargängen über Kreuz und Schulter
Kreuzfüchſe. Tſchudi Th. 422. — 2) [4] ein Dunkel-F.,
deſſen Haarſpitzen wie verſengt ausſehn. — 3) [9] ein
Student im zweiten Semeſter, vgl.: Die Füchſe werden
am Anfang des zweiten Semeſters zu Brandern gebrannt, in-
dem ſie durch ein Spalier laufen müſſen, wo dann die Bur-
ſchen verſuchen, ihnen mit talgbeſchmierten langen Fidibus die
Haare anzuzünden. Vollmann 81, wohl Anſpielung auf die
Bränder, die Simſon (Richt. 15. 4) den Füchſen anhing,
um den Philiſtern zu ſchaden. — Brāūn- [1]: Spiel-
art des gemeinen Fuchſes. — Dúnkel- [4]: braun-
rothes Pferd. — Edel-: ſ. Brand-F. 1. — Ēīs-
[1]: Canis lagopus. Tſchudi Th. 425. — Féld-:
Braun-F. — Gélb-: ſ. Brand-F., Blaß-F. —
Góld- [4]: 1) Pferd mit glänzendrothem, ins Gold-
gelbe ſpielendem Haar. w. 23, 40 ꝛc. — 2) ſ. [7]. —
3) [9] ein Student, der im erſten Semeſter eine andre
Hochſchule bezieht; nach Andern ein Burſch im dritten
und vierten Semeſter. Vollmann. — Grīēs-: Canis
cinereo-argenteus. — Hálb- [1]: ſchwankende Bez.
mehrerer fuchsähnlicher Thiere. — Hāūpt- [8]: ein
ganz beſonders ſchlauer Menſch ꝛc. Steffens Malk. 1, 337.
— Hāūs-: (ſcherzh.) Eierkuchen, — weil er „Eier
friſſt“ u. ſomit die Hühnerzahl vermindert. — Héll-
[4]: Pferd mit gelblich rothem Haar; auch wohl: ein
Rothfuchs mit heller Mähne ꝛc. — Kōhl(en)- [1]:
Braun-F.; [4]: Pferd mit ſchwarzem, ins Röthliche
ſchimmerndem Haar. — Krēūz- [1]: ſ. Brand-F.,
auch eine Art Stein-F. mit ſchwarzem Kreuz über
Rücken u. Schultern. — Kúpfer- [4]: kupferrothes
Pferd. — Lêhm- [4]: Pferd mit hellrothem, ins
Graue fallendem Haar. — Lēīb- [9]: ein Neuling,
der ſich der Obhut eines alten Studenten, „Leibbur-
ſchen“, anvertraut, um von dieſem in das Burſchen-
leben eingeweiht zu werden. — Lícht- [4]: Hell-F.
— Mêêr-: Art Hai, Squalus centrina. — Polār-
[1]: Eis-F. — Récht- [4]: ein gewöhnliches rothes
Pferd, zum Unterſchied von den ſeltnern Färbungen.
— Rōth-: 1) [1] ſ. Brand-F. — 2) [4] Pferd mit
braunrothem Haar. — Schlépp- [9]: der Fuchs, der.
bei einem Studentenduell die Waffen auf den Platz zu
tragen hat. — Schrēīb(e)- [ſ. 9]: ſchimpfende Bez.
eines Mannes von der Feder, vgl. Federfuchſer: Die
feigen Schreibefüchſe ſind vor einer mangelnden Vidimation
ihrer Akten banger als vor ihrem Leben. Grabbe Herm. 102.
— Schūl-: ſ. [9] und vgl. Schreibe-F.: Pedant,
zunächſt ſchimpfliche Bezeichnung eines Schulmeiſters:
Was? ich ein Sch.? ich? ſoll ich die Knaben lehren? ꝛc. Rachel
6, 395; G. 10, 206; Ein Sch. der bloß Worte ſieht, aber
nicht fühlt. B. 132a; Ein Sch. hofft, mit dürren Gründen |
den Beifall aller Welt zu finden, | allein er wird geprellt.
Hagedorn 3, 19; Lichtenberg 2, 332; Sch. 26a; V. Ant. 2,
14; Weidner 174 ꝛc. — Schwárz- [4]: Pferd mit ro-
them, an einigen Stellen ſtärker ins Schwarz failendem
Haar und hellerer Mähne u. Schweif. — Schwēīß-
[4]: ein Dunkel-F., deſſen Haar jedoch mehr ins Gelb-
liche fällt. Sch. 131a ꝛc., ſ. Schweißhengſt. — Síl-
ber- [1]: Ein ganz weißer ſogenannter S. Tſchudi Th. 429.
— Sónnen-: ſ. Brand-F. 1. — Stēīn-: Eis-F.
— Stéppen- [1]: Canis corsac. — Stíchel-[4]:
rothes Pferd mit einzelnen weißen Haaren. — Stīē-
fel-: burſchik.: Stiefelwichſer. — Wáffen-:
Schlepp-F. u. ä. m.
Work in progress
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