Faksimile 0511 | Seite 503
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Frost
Fróſt, m., –es; Fröſte; -: 1) eig.: eine ſtrenge
Kälte, wobei es friert: Die Gewächſe haben vom F. ge-
litten; Das Werk der frühen Fröſte. W. 12, 144. 2)
übertr. = Winter (ſ. d.): Ein Kind .. das, wenn der
reiche Sommer glüht, | den magern F. nicht kommen ſieht.
Nicolai 1, 104; Dir vom Frühling, mir von Fröſten [Alter] |
ſind die Locken blüthenweiß. Rückert 6, 220. 3) die Em-
pfindung der Kälte, körperlich = Schauder ꝛc.: Er ließ
ſogleich einen kleinen freiwilligen F. über ſich hinſchaudern.
Engel 12, 170; Das fuhr mir in die Glieder, | daß ich den
F. gewann. G. 2, 222; Die ſchon der F. des Todes über-
flogen. Sch. 46a ꝛc. 4) übertr. auf Geiſtiges, Kälte,
Mangel an Empfindung, an Wärme des Gefühls;
auch von Dem, was den Geiſt, die Seele mit Schauder
erfüllt, ſie gleichſam erſtarren läſſt: Ein Freund wird
voller Glimpf des Freundes Fehler tragen, | nur F. und
Falſchheit nicht. Hagedorn 1, 80; O Jugend .., bereite hier
den Sitz der Fröhlichkeiten | und banne F. und Eigenſinn!
3, 150; Auch wirſt du, des pedantiſchen F–es ungeachtet,
der darin herrſcht, hin und wider Funken von Shakeſpear’ſchem
Genie finden. L. 12, 398; Streue keinen F. | der Furcht um-
her! Rückert Roſt. 62a; Geſchüttelt von des Kummers Fröſten.
Mak. 2, 177; Fühlt ewig ſtarr ſein blutend Herz und kalt
und wund, | in bittern F. und heiße Wuth ſein Selbſt ge-
theilt. FSchlegel Al. 56 ꝛc. 5) etwas Gefrornes, z. B.:
Schnell | harſcht der Bach und im See heulet gediegner F.
V. 3, 3; nam.: die gefrorne Erde: In den F. bohren;
und Froſtbeulen an Körpertheilen: F. an Händen und
Füßen haben ꝛc. S. frieren, Anm. und (veralt.): Iſt
ſo groß Gefröſte gekommen. Schweinichen 3, 192.
Zſſtzg. z. B. zu 1 nach der Zeit: Nacht-, Tag-, Früh-
lings-, Herbſt-, Winter-, Mai-Fröſte ꝛc., ferner z. B.:
Bār- [1]: der eintritt, wenn die Saat noch bar, un-
bedeckt nämlich von Schnee liegt. Fīēber-
[3]: Vom F–e ſchlottern ſeine Glieder. Chamiſſo 4, 173.
Nāch-: der nach der eig. Zeit des Froſts noch
kommt: Ein zartes Gewächs, was Nachfröſte noch nicht er-
tragen kann. Pröhle J. 226. Rāūch-, Rāūh- [1]:
Rauhreif: Rauhfroſt im Haar. Freiligrath Pol. 2, 53; Bei
Rauchfröſten. Kohl Südr. 2, 144. Schüttel-: hef-
tiger Fieber-F. Tōdes- [3]: Dieſer ſchöne warme
Leib, | von T. in eine Büſte | verwandelt. W. 12, 85 ꝛc.