frieden
II. Frīēden, tr. (ſ. I. Frieden 1 und 2): ein-
hegen und ſo beſchirmen: Daß auf ſeinem gefriedeten
Raſen | ein fremdes Thier wagt mitzugraſen. Rückert Morg.
1, 169; Die Friedigungen (ſ. Anm.) an denen ein-
gezäunten oder Binnen-Gründen. Möſer Ph. 3, 212.
Anm. Häufiger ſind die Zſſtzg., in denen auch die Nbnf.
friedigen erſcheint und eine ſich an I. Frieden 2 anſchlie-
ßende Bed., vgl.: Gefriedigte Werkeltage [im Ggſtz. der
Fehdetage]. IP. 3, 97.
Zſſtzg. z. B.: Be-: 1) durch eine Umzäunung ꝛc.
ſchützen: 2. Macc. 1, 34; Mein Gut befriedet und ver-
heget. Luther 6, 313a; Den Acker friedigſt du von außen ein
vorm Wild, | doch unbefriedet bleibt im Innern dein Gefild.
Rückert W. 1, 221. — Mit lebenden Hecken befriedigt.
WHumboldt 3, 230; Ein Volk darf nur dann erſt auf ſichern
Frieden rechnen, wenn ſein Land befriedigt iſt. Jahn M. 152;
Dorngeſträuch, daß befriediget würde der Fruchthain. V. Od.
24, 224; Ländl. 2, 409 ꝛc. — 2) Einen, Etwas mit
Frieden, mit Schutz vor Gefahr, mit Ruhe, Zufrie-
denheit ꝛc. verſehn: a) Einen Krieg, Streit, Zwiſt b., bei-
legen, zum Frieden bringen; Ein Land, ſtreitende Par-
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teien ꝛc. b.: Europa verherrlicht und befriedet. Arndt Ber.
391; Öſterrelchs befreietes, befriedetes Volk. Hackländer
SoldKr. IX; Als eine große Familie, befriedet und einig.
Heine Sal. 1, 4; Mit ihren klügſten Anſchlägen .. ihre
Königreiche befrieden. Luther 1, 444a; Die in Kriegesgefah-
ren | mit ſtarkem Arm befrieden. Rückert Mak. 1, 116; Wie
der [Krieg] einmal befriedet, aber durch Schmachred wieder
erweckt .. ward. Stumpf 745a; Serbien läſſt nimmer ſich be-
frieden [zur Ruhe bringen]. Talvj 2, 275; 273; Be-
ſchloſſen wir mit unſerm Stiefſohn .. uns wieder zu befrie-
den. Uhland Ernſt 30. — Wie dieſe Staaten wieder zu be-
friedigen. G. 9, 210; So daß ich nach dem erklärten Frieden
hoffen kann, Sie auch auf einem befriedigten, obgleich ſehr
zerrütteten Boden wieder zu ſehen. 26, 7; Der wird kein
Land befriedigend regieren. Laube DW. 8, 119; Deßhalb
auch Graf Wernher .. in einem beſondern Brief ſich mit
vielgedachten Landleuten von Schwyz gänzlich befriediget.
Stumpf 722a; Dieſen Krieg .. endlich befriediget. 725a. —
b) Einen (geiſtig), ſeinen Sinn, ſein Herz b., mit Frieden,
innrer Ruhe erfüllen: Plötzlich mildert ſich die Gluth, | wie
du uns befriedeſt. G. 12, 306; Luther 1, 63b; Gott ſegne
und befriede dich! Rückert Morg. 1, 91; Im Herzen ſelig-
lich befriedet, | wenn um ſie Sturm und Wetter toſt. Schwab
463; So entläſſt euch ſelber das Entſetzliche . ., durch des
Dichters Kunſt | befriedet, mit dem Jammerſchickſal ſelbſt
verſöhnt. 111. — Alle Näh’ und alle Ferne | befriedigt nicht
die tiefbewegte Bruſt [ſ. c]. G. 11, 15; 13, 68; Ein Stück-
werk, das gefällt und anregt, aber nicht befriedigt. 15, 27;
Weil Handeln und Schaffen .. hier kaum lindernd, geſchweige
denn befriedigend wirken wollten. 18, 269 ꝛc. — c) ſo
nam. in Bezug auf Forderungen und Verlangen, ſei
es daß Andre ſie an uns richten, ſei es daß ſie ſich in
uns ſelbſt regen = ein Verlangen erfüllen und dadurch
ſtillen, das Geforderte leiſten, ſo daß der Fordernde
zufrieden geſtellt iſt: Befriede dich mein Sinn! erwarte
deine Zeit. Mühlpforth 2, 104 ꝛc.— In dieſer heute gewöhn-
lichſten Bed. gewöhnlich: Befriedigen, z. B.: Die
Fordrungen der Gläubiger, die Gläubiger b. [bezahlen];
Eines Andern oder die eignen Wünſche, Lüſten, Begierden,
Leidenſchaften, ſeinen Hunger, Durſt, ſeine Neugier, Rache b.;
Eine b–de Antwort, Arbeit ꝛc.; Sucht nur die Menſchen zu
verwirren, | ſie zu b. iſt ſchwer. G. 11, 8; Wie ſchön befrie-
digt fühlt ſich jeder Wunſch. 13, 166; Solang die Rache
meinen Geiſt beſaß .., doch jetzt, da ich befriedigt wieder-
kehre. 12; Weil wir nur immer halb befriedigt ſind, wenn
unſre Seele [ohne den Körper] genoſſen hat. 14, 254; 246;
Dieſe Neigung, welche zu b. ſie vollkommen im Stande
waren. 30, 68; Sich b., ja vielleicht auch nur beſchwichtigen
laſſen. Zelt. 4, 131; Er ſieht ſeine Wünſche erfüllt, ſein
Glück begründet, ſeine Hoffnungen überbefriedigt [mehr
als, — überreich befriedigt]. 30, 22; Unbefriedigt von
irgend etwas Vorkommendem. Immermann M. 1, 397;
144; Unzubefriedigender! [Unerſättlicher]. Klinger F. 74;
68; Ich befriedigt’ den Abend noch mein Reiſejournal [trug
das Nöthige ein]. Muſäus Ph. 2, 85; Was entweder bloß
den gelehrten Leſer intereſſiren oder was bloß den nichtgelehr-
ten b. kann. Sch. G. 1, 3; Meine Sehnſucht .. iſt alſo end-
lich erfüllt. aber nicht befriedigt worden. Tieck DrBl. 2, 141;
Ein un-b–der Beſcheid; Doch drückte ihn die innere Unzu-
friedenheitund Unbefriedigung ſelbſt. Gervinus Lit. 5, 77.
Anm. Dazu: 1) Befrieder [nam. 2a]: Der Welt
B. Rückert Morg. 1, 228; Unſern Frieden, Welt-B., mache
neu. Gd. 2, 428; Der Volks-B. Nal. 95 ꝛc. — 2) Be-
friedung: Durch Landen in einem Hafen des Beſitzes und
der B. [1]. DMuſeum 1, 1, 11 ꝛc., häufiger: Befrie-
digung = Einzäunung [1] ꝛc. G. 10, 267; 31, 207;
Preuß. allgm. Landr. 1, tit. 8 § 151; Ruge Nov. 310; V.
Georg. 255 ꝛc. — [2c]: Die B. der Gläubiger, eines Wun-
ſches ꝛc.; Die einzige der vielen B–en [Anſprüche ꝛc.] der
Mächtigen und Reichen, der ſie nicht auf Koſten der Kleinen
Genüge leiſten. Klinger 11, 157; Gervinus Sh. 2, 10 ꝛc.
So auch: Da fühlte ſie eine Leere, eine Nicht-B., die ſie
früher nicht gekannt. Gutzkow 11, 247; R. 5, 184 ꝛc.;
Empfand . .. den brennenden Schmerz der Unbefrie-
digung. Gervinus Lit. 5, 88. — Das Wohlgefühl dieſer
Selbſt-B. B. 350b [des Zufriedenſeins mit ſich ſelbſt];
Sie zum leidenden Werkzeug ſeiner Selbſt-B. [der B. ſeiner
Leidenſchaft, ſeiner ſelbſt] machen. W. 9, 357 ꝛc. — Die
Un-B., die er innerlich empfand. Lewald W. 3, 107; 2,
63
418; Schlegel Luc. 163 ꝛc. — Mich nach Wunſch-B.
umzuſehen. Rückert Mak. 1, 91 ꝛc. — 3) Ferner: Wo
Goethe im behaglichen Gefühl einer befriedigten Exiſtenz das
Bild der Unbefriedigtheit, ſeinen Fauſt ſchrieb. Ger-
vinus Lit. 5, 163; Auerbach Ab. 16; DMuſ. 1, 1, 544 ꝛc.
das Unbefriedigtſein. — 4) Er iſt ſo unbefriedlich. L.
11, 449, nicht zu befriedigen; Und unbefriedigt, unbe-
friedbar nun. Schefer Laienb. 132 u. ä. m.
Eīn-: be-f. [1], ſchützend einſchließen: Wo ein
Weideplatz ergrünt . ., dieſen friedet er ein. Rückert Morg.
1, 167 ꝛc. Gewöhnl.: Einfriedigen. Fallmerayer Or. 1,
51; 2, 9; 32; Gutzkow R. 3, 78; Kn. 1, 114; Immer-
mann M. 2, 189; Rückert Weish. 1, 221; V. 1, 11; 2,
9; 194 ꝛc. Einfriedigung. Gutzkow R. 9, 529. — Um-:
be-f. [1], ſchützend umſchließen: Das umfriedete und ein-
gehegte Kleinleben. Auerbach Tag. 35; Ein umfriedetes Heim-
weſen. 58; Ein umfriedetes und geſundes Leben. Dicht. 1,
202; Wohnſt du doch immer ſtill umfriedet, | indeß zu krei-
ſen mich erfreut. G. 12, 122; Sie leben ein begrenztes und
umfriedetes Familienleben. Heine Reiſ. 4, 145; 1, 126;
Mein Gemüth war wieder umfriedet von dem Geiſte der
Dichtkunſt. Sal. 1, XI; Eine von weißen Mauern umfrie-
dete Kirche. Waldau Nat. 2, 259. — Das mit einem zier-
lichen Gärtchen umfriedigte Häuschen. Gutzkow R. 1, 35. —
In des Vaterhauſes ſtille Umfriedung. Lewald W. 2, 406 ꝛc.
— Wie ich in die Umfriedigung trat. Hartmann Unſt. 2, 10.
— Ver-: be-f. [1] u. ä. m.
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