frieden
II. Frīēden, tr. (s. I. Frieden 1 und 2):
einhegen und so beschirmen: Daß auf seinem gefriedeten Rasen | ein fremdes Thier wagt mitzugrasen. Morg. 1, 169; Die Friedigungen (s. Anm.) an denen eingezäunten oder Binnen-Gründen. Ph. 3, 212.
Anm. Häufiger sind die Zsstzg., in denen auch die Nbnf. friedigen erscheint und eine sich an I. Frieden 2 anschließende Bed., vgl.: Gefriedigte Werkeltage [im Ggstz. der Fehdetage]. 3, 97.
Zsstzg. z. B.: Be-:
1) durch eine Umzäunung etc. schützen: 2. 1, 34; Mein Gut befriedet und verheget. 6, 313a; Den Acker friedigst du von außen ein vorm Wild, | doch unbefriedet bleibt im Innern dein Gefild. W. 1, 221. — Mit lebenden Hecken befriedigt. 3, 230; Ein Volk darf nur dann erst auf sichern Frieden rechnen, wenn sein Land befriedigt ist. M. 152; Dorngesträuch, daß befriediget würde der Fruchthain. Od. 24, 224; Ländl. 2, 409 etc. —
2) Einen, Etwas mit Frieden, mit Schutz vor Gefahr, mit Ruhe, Zufriedenheit etc. versehn:
a) Einen Krieg, Streit, Zwist b., beilegen, zum Frieden bringen; Ein Land, streitende Par- 44 teien etc. b.: Europa verherrlicht und befriedet. Ber. 391; Österrelchs befreietes, befriedetes Volk. SoldKr. IX; Als eine große Familie, befriedet und einig. Sal. 1, 4; Mit ihren klügsten Anschlägen .. ihre Königreiche befrieden. 1, 444a; Die in Kriegesgefahren | mit starkem Arm befrieden. Mak. 1, 116; Wie der [Krieg] einmal befriedet, aber durch Schmachred wieder erweckt .. ward. 745a; Serbien lässt nimmer sich befrieden [zur Ruhe bringen]. 2, 275; 273; Beschlossen wir mit unserm Stiefsohn .. uns wieder zu befrieden. Ernst 30. — Wie diese Staaten wieder zu befriedigen. 9, 210; So daß ich nach dem erklärten Frieden hoffen kann, Sie auch auf einem befriedigten, obgleich sehr zerrütteten Boden wieder zu sehen. 26, 7; Der wird kein Land befriedigend regieren. DW. 8, 119; Deßhalb auch Graf Wernher .. in einem besondern Brief sich mit vielgedachten Landleuten von Schwyz gänzlich befriediget. 722a; Diesen Krieg .. endlich befriediget. 725a. —
b) Einen (geistig), seinen Sinn, sein Herz b., mit Frieden, innrer Ruhe erfüllen: Plötzlich mildert sich die Gluth, | wie du uns befriedest. 12, 306; 1, 63b; Gott segne und befriede dich! Morg. 1, 91; Im Herzen seliglich befriedet, | wenn um sie Sturm und Wetter tost. 463; So entlässt euch selber das Entsetzliche . ., durch des Dichters Kunst | befriedet, mit dem Jammerschicksal selbst versöhnt. 111. — Alle Näh’ und alle Ferne | befriedigt nicht die tiefbewegte Brust [s. c]. 11, 15; 13, 68; Ein Stückwerk, das gefällt und anregt, aber nicht befriedigt. 15, 27; Weil Handeln und Schaffen .. hier kaum lindernd, geschweige denn befriedigend wirken wollten. 18, 269 etc. —
c) so nam. in Bezug auf Forderungen und Verlangen, sei es daß Andre sie an uns richten, sei es daß sie sich in uns selbst regen = ein Verlangen erfüllen und dadurch stillen, das Geforderte leisten, so daß der Fordernde zufrieden gestellt ist: Befriede dich mein Sinn! erwarte deine Zeit. 2, 104 etc.— In dieser heute gewöhnlichsten Bed. gewöhnlich: Befriedigen, z. B.: Die Fordrungen der Gläubiger, die Gläubiger b. [bezahlen]; Eines Andern oder die eignen Wünsche, Lüsten, Begierden, Leidenschaften, seinen Hunger, Durst, seine Neugier, Rache b.; Eine b–de Antwort, Arbeit etc.; Sucht nur die Menschen zu verwirren, | sie zu b. ist schwer. 11, 8; Wie schön befriedigt fühlt sich jeder Wunsch. 13, 166; Solang die Rache meinen Geist besaß .., doch jetzt, da ich befriedigt wiederkehre. 12; Weil wir nur immer halb befriedigt sind, wenn unsre Seele [ohne den Körper] genossen hat. 14, 254; 246; Diese Neigung, welche zu b. sie vollkommen im Stande waren. 30, 68; Sich b., ja vielleicht auch nur beschwichtigen lassen. Zelt. 4, 131; Er sieht seine Wünsche erfüllt, sein Glück begründet, seine Hoffnungen überbefriedigt [mehr als, — überreich befriedigt]. 30, 22; Unbefriedigt von irgend etwas Vorkommendem. M. 1, 397; 144; Unzubefriedigender! [Unersättlicher]. F. 74; 68; Ich befriedigt’ den Abend noch mein Reisejournal [trug das Nöthige ein]. Ph. 2, 85; Was entweder bloß den gelehrten Leser interessiren oder was bloß den nichtgelehrten b. kann. G. 1, 3; Meine Sehnsucht .. ist also endlich erfüllt. aber nicht befriedigt worden. DrBl. 2, 141; Ein un-b–der Bescheid; Doch drückte ihn die innere Unzufriedenheitund Unbefriedigung selbst. Lit. 5, 77.
Anm. Dazu:
1) Befrieder [nam. 2a]: Der Welt B. Morg. 1, 228; Unsern Frieden, Welt-B., mache neu. Gd. 2, 428; Der Volks-B. Nal. 95 etc. —
2) Befriedung: Durch Landen in einem Hafen des Besitzes und der B. [1]. 1, 1, 11 etc., häufiger: Befriedigung = Einzäunung [1] etc. 10, 267; 31, 207; 1, tit. 8 § 151; Nov. 310; Georg. 255 etc. — [2c]: Die B. der Gläubiger, eines Wunsches etc.; Die einzige der vielen B–en [Ansprüche etc.] der Mächtigen und Reichen, der sie nicht auf Kosten der Kleinen Genüge leisten. 11, 157; Sh. 2, 10 etc. So auch: Da fühlte sie eine Leere, eine Nicht-B., die sie früher nicht gekannt. 11, 247; R. 5, 184 etc.; Empfand . .. den brennenden Schmerz der Unbefriedigung. Lit. 5, 88. — Das Wohlgefühl dieser Selbst-B. 350b [des Zufriedenseins mit sich selbst]; Sie zum leidenden Werkzeug seiner Selbst-B. [der B. seiner Leidenschaft, seiner selbst] machen. 9, 357 etc. — Die Un-B., die er innerlich empfand. W. 3, 107; 2, 63 418; Luc. 163 etc. — Mich nach Wunsch-B. umzusehen. Mak. 1, 91 etc. —
3) Ferner: Wo Goethe im behaglichen Gefühl einer befriedigten Existenz das Bild der Unbefriedigtheit, seinen Faust schrieb. Lit. 5, 163; Ab. 16; 1, 1, 544 etc. das Unbefriedigtsein. — 4) Er ist so unbefriedlich. 11, 449, nicht zu befriedigen; Und unbefriedigt, unbefriedbar nun. Laienb. 132 u. ä. m. Eīn-: be-f. [1], schützend einschließen: Wo ein Weideplatz ergrünt . ., diesen friedet er ein. Morg. 1, 167 etc. Gewöhnl.: Einfriedigen. Or. 1, 51; 2, 9; 32; R. 3, 78; Kn. 1, 114; M. 2, 189; Weish. 1, 221; 1, 11; 2, 9; 194 etc. Einfriedigung. R. 9, 529. — Um-: be-f. [1], schützend umschließen: Das umfriedete und eingehegte Kleinleben. Tag. 35; Ein umfriedetes Heimwesen. 58; Ein umfriedetes und gesundes Leben. Dicht. 1, 202; Wohnst du doch immer still umfriedet, | indeß zu kreisen mich erfreut. 12, 122; Sie leben ein begrenztes und umfriedetes Familienleben. Reis. 4, 145; 1, 126; Mein Gemüth war wieder umfriedet von dem Geiste der Dichtkunst. Sal. 1, XI; Eine von weißen Mauern umfriedete Kirche. Nat. 2, 259. — Das mit einem zierlichen Gärtchen umfriedigte Häuschen. R. 1, 35. — In des Vaterhauses stille Umfriedung. W. 2, 406 etc. — Wie ich in die Umfriedigung trat. Unst. 2, 10. — Ver-: be-f. [1] u. ä. m.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.