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Freundschaft
Frēūndſchaft, f.; –en: 1) das Verhältnis des
Freundſeins (ſ. Freund, worauf ſich die Hinweiſe in
[] beziehn), ſo (veralt.) [1] die eheliche Pflicht. 1. Kor.
7, 3; [2] Verwandtſchaft: Soll ich mit einem Jäger in
F. kommen? Gutzkow R. 7, 151 (oft in der Volksſpr.,
vgl. 2); auch die Verbindung durch eine der Beziehun-
gen, wonach man den Verbundnen Freund nennt, ſo:
Gaſt- [4a]; Geſchäfts-, Handels-F. [4b]; Die F. zwiſchen
den beiden kriegführenden Mächten iſt wieder hergeſtellt [4c]
ꝛc., im engern und eigentlichſten Sinne: die wohl-
wollende Zuneigung gegen Jemand [3]. Von Liebe
(ſ. d.) unterſch. ſie ſich dadurch, daß jene das Ver-
langen nach Vereinigung mit etwas Anderem zur
Ergänzung des liebenden Ichs bez., F. dagegen die aus
dem Gefühl der Ubereinſtimmung und Harmonie ent-
ſpringende Neigung, die ſich in dem Streben, das Wohl
des „andern Jch“ zu befördern kundgiebt, daher: Die
Liebe des Mannes zur Frau, der Eltern zu den Kin-
dern, der Kinder zu den Eltern, eines Menſchen zu
Gott, zur Tugend ꝛc., aber die F. des Freundes zum
gleichgeſtimmten Freunde. Doch fand ſeine Liebe nur
F. zur Erwiderung. Börne 1, 3; Liebe denn, ach Liebe! | keine
F.! Alles oder Nichts. Göckingk Lieb. 289; Zur F. fehlt’s
ihr an Verſtande, | zur Liebe fehlt’s ihr am Gefühl. G. 6,
61; Einem Volk, dem zehrendes Feur die Lieb’ iſt, | Liebe die
F. Platen 2, 159; W. 5, 130 u. v. F. ſchließen, haben,
halten, hegen, mit Einem die F. brechen; Die Geſetze der F.
[perſonif.] brechen; Die Göttin der F.; Ein Opfer auf den
Altar der F. bringen ꝛc.; Etwas aus F. für Einen thun;
Wahre, falſche F.; Edle F–en ſind ohne Eigennutz; Freunde
ſterben, F. nie. Hebel 2, 145; Die F. mit dem Böſen. WKoner
298 (ſ. d. folg. Sprüche); Ich tadle .. einen bewirthen-
den Mann, der uns durch läſtige F. [läſtige Beweiſe ſeiner
Gaſtfreundſchaft] | läſtige Feindſchaft beut. V. Od. 15, 69;
Einem viele F. [Freundſchaftsdienſte] erweiſen ꝛc.; Handel-
ſchaft leidet keine F. Sprchw. (Merck Br. 2, 82), duldet
keine Rückſicht auf die Befreundung, Verwandtſchaft
u. ä. m. 2) eine Geſammtheit von Freunden, nam.
a) = Verwandtſchaft, Verwandte ꝛc. 1. Moſ. 12, 1;
24, 4; 40 u. o.; Die Verachtung der F–en [Familien,
Geſchlechter]. Hiob 31, 34, ſo auch: 1. Chr. 2, 53; 55;
4, 2; 8; 21, wobei die Bez.: Die F–en der Schreiber,
der Leineweber, auf ein Kaſtenweſen hindeuten; Du meinſt
es noch gut mit der F. Alexis H. 2, 1, 171; Wie ſeine F.
ihm räth, in fremd Land zu fahren. FIBertuch (Matthiſſon A.
9, 41; 43) ꝛc.; Grüßet meine liebe Mutter und die ganzeF.
Luther 5, 14a; Jetzt gehe Jeder ſeines Weges ſtill | zu ſeiner
F. und Genoſſame. Sch. 531b; Stilling 1, 34; V. 3, 21 v.
33 (v. Vögeln) ꝛc., ſ. freunden, Anm. b) in Weſt-
falen auch wie Gevatter, Freund ꝛc. als Anrede eines
Gleichſtehenden in den niedern Ständen. Immermann M.
3, 415 (vgl. engl. Lordship, Ladyship ꝛc.).
Zſſtzg. nam. zu 1 ſ. die von Freund, z. B.: Zwi-
ſchen Bluts-F. und andrer Liebe ... keinen Unterſchied zu
machen. Heinſe A. 1, 231; Geſchäfts-, Handels-, Jugend-,
Maul-, Schein-, Schul-, Tiſch-, Un-, Univerſitäts-, Zech-F.
ꝛc. Ungw.: Sich zur Noth-F. [nothgezwungen zur F.]
bequemen. Möſer Osn. 1, 154.