Faksimile 0503 | Seite 495
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freundlich Freundlichkeit
Frēūndlich, a. (~keit, f.; –en):
1) dem Wesen eines Freundes gemäß, liebevoll, huldvoll: Danket dem Herrn, denn er ist f. [,gütig“ Zunz] und seine Güte währet ewiglich. Ps. 106, 1 etc. (so auch Mendelssohn); Der Herr ist f. Dem, der auf ihn harret. Klagel. 3, 25 etc.; Die F–keit und Leutseligkeit [,,Güte und Menschenfreundlichkeit“ Eß] Gottes. Tit. 3, 4. Außer dem theolog. Gebrauch und den Zsstzg. (s. d.) selten in diesem allgm. Sinn, s. 2.
2) von einem gefällig entgegenkommenden Benehmen, wie. es sich nam. in Mienen und Gebärden zeigt, zunächst als Zeichen innern Wohlwollens: Ein f. Wort erfreuet. Spr. 12, 25; Wenn des Königs Angesicht f. [,,leuchtend“ Zunz] ist. 16, 15; Antworte ihm f. und sanft. Sir. 4, 8; Der Feind stellet sich f. 12, 15; Ein f. Weib. 26, 16; „Mit einem einzigen guten Wort“. .. Gut heißt f., nicht bittend. Engel 12, 81; Und doch ist es in manchen Fällen nothwendig und f., lieber Nichts zu schreiben, als nicht zu schreiben. G. 15, 11; Deine Wünsche, die f–e Lebhaftigkeit, womit du sie ausdrückst. 13; Lebte aufs allerf–ste mit Undinen. Fouqué 8, 71; Er war immer f. [gegen Andre], aber nie heiter [in seinem Sinn]. Waldau N. 1, 152; Besser ein mürrischer Freund, als ein f–er Feind; Zwar f. ist dein Rath, jedoch nicht freundschaftlich [s. d.] etc. Abhäng. Verhältnisse, gw.: Gegen Einen, aber auch: mit (Gutzkow R. 2, 71), zu (Arndt E. 202; Prutz Mus. 1, 282; Tieck Acc. 1, 142) Einem f. sein, dann auch, sich 1 nähernd, mit bloßem Dat.: 2. Chr. 10, 7; So wenig f. | dem schwachen, kranken Weibe. Tieck 2, 22. Zuw. auch (s. Freund 5 f.) ironisch: Soll ich mich vielleicht noch für den | Hieb in Arm bei dir bedanken, | den du in der Schlacht bei Nürnberg | f–st mir verabreicht hast? Scheffel Tr. 288 etc. So auch: Seine ewige F–keit ist mir zuwider; Sie ist die F–keit und Liebe selbst. Tieck 16, 267; Ich dank Ihnen für Ihre F–keit [Güte, auch iron.]; Andere F–keiten [Beweise von Gunst, Zuneigung]. G. 36, 114; Einen mit F–keiten überschütten; Mit F–keiten Herz und Geist [gespeist]. V. 3, 156 etc.
3) auch von Sachen: angenehm, erfreuend (s. Freund 6): Eine hübsche, f–e Stadt, Wohnung; Helles, f–es Wetter; F–er Sonnenschein; F–e Sterne, Blumen; Ein f–er Anblick; Hier ist nicht f. zu trinken, die Fliegen umsummen die Gläser. G. 5, 10; Das Gebirg auf der linken Seiten ist etwas fründlicher. Stumpf 643a, vgl. un-f.; Bergb.: F–e Bergarten, Metallmütter etc.
4) Je länger je freundlicher, Name einer Pflanze, Iychnis diocca, s. Je 9.
Anm. Schon ahd. friuntlîh, angenehm wohlthuend. Graff 3, 785. Gedehnt: Mit freundelichem Gruß. Freilig- rath 1, 105. Mundartl.: Eine F–keit anstellen. Gotthelf U. 2, 312, einen Proceß durch Vermittler freundschaftlich vergleichen lassen, vgl.: Der [Streit] ward .. auf einer Tagleistung f. vertragen. Stumpf 643a.
Zsstzg. s. die von Freund, z. B.: Blūts-: verwandtschaftlich: B–e Schatten [die Geister der verstorbnen Brüder]. V. Ov. 2, 87. Dīēnst- etc. (veralt.): dienstergeben etc.: Als werden Ew. von Amtswegen requirieret, für die Person aber d. ersuchet. Musäus Ph. 1, 42; Ergehet an Dieselben mein und meiner Eheliebsten dienst- und ehrenfreundliches Bitten etc. Rabener 3, 44; 40 u. ö.
Gást-: gastfrei: G. und geschäftig haben sie immer Fremde bei sich aufgenommen. G. 6, 329; Zum g–en Halmendach. V. 3, 3; Un-g. etc.
Kínder-: s. Volks-f.
Lícht-: das Licht, die Aufklärung begünstigend, zur Sekte der Lichtfreunde gehörig.
Ménschen-: liebevoll gegen die Menschen, vgl. human: M., nicht ein Quarrer. V. 4, 26; M–keit. Fichte 7, 324.
Sónnen-: freundlich wie die Sonne: In s–er Gestalt | grüßt uns die weite Welt. Schwab 22.
Un-: ungefällig, mürrisch, auch (von Sachen) unangenehm, rauh: U–es Wetter etc.; seltner: Die Räuhe [Rauheit] und U–keit des Bergs. Stumpf 600b etc.
Vólks-: in der Weise eines Volksfreunds, s. auch: Einen Anstoß zur v–en Schriftstellerei gegeben, die mit der kinderfreundlichen ganz Hand in Hand ging. Gervinus Lit. 5, 350, vgl.: Die Literatur der Volks-, der Kinderfreunde (s. Freund 6).