Faksimile 0497 | Seite 489
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freien
I. Frēīen, tr.: frei machen, von etwas Beſchwe-
rendem, durch Ertheilung von Freiheiten der Gleich-
heit mit den Übrigen entheben ꝛc., dafür im Allgm.
jetzt gw. be-f. (vgl. befreiheiten): Weil ich, o du blinder
Knabe, | ein gefreites [freies] Herze habe. Fleming 183;
Kein Menſch iſt des Todes gefreiet. Schaidenraißer 11b;
Sklave, dich freite nicht | die Römerſchlacht. Stolberg Gd. 24;
Daß Sankt Gallen Cell durch Kaiſer Carolum .. zu einem
Fürſtenthum gefreiet ſei. Stumpf 358a; Haben ſich die
Landleut zu Uri von dem Abt .. abkauft und alſo ihren
Stand gar gefreiet. 509a; Wo man leibeigne Leut, ſo die
Natur .. frei geboren hat . ., wiederum in die Freiung der
Natur ſtellt. 308b; Schon gefreit | wähnt ihr die Häupter,
das Gelübd vollbracht? Uhland 434; Wöllſt du, o Herr, er-
barmen dich, | von allen Sünden f. mich. Waldis Pſ. 25, 5;
122, 4 ff. So auch: Den Sohn des gefreieten [freige-
laſſenen] Vaters. V. Hor. 2, 65; 69, und ſubſtant.:
Ein Gefreiter. 171 ꝛc.; nam. aber (Milit.): ein vom
Schildwachſtehn Befreieter, der dagegen die Schild-
wachen aufführt, patrouilliert ꝛc.: Die jungen Edelleute
traten als gefreite Korporals [vgl. Fahnenjunker] in die
Regimenter. Droyſen Y. 1, 6; Ein Gefreiter mit ſieben
Mann. Sch. 327a; unkorrekt: Der Gefreiter [-e], der ihn
. auf den Poſten geführt hatte. Hebel 3, 308. Auch:
Dienſt-Gefreiete. Schlegel Sh. 6, 139; Eine gefrei(e)te Stätte.
Fouqué 8, 124; Rückert Mak. 2, 29 = Freiſtatt (ſ. d.).
Ferner: Er ſäet auch Saat zu des Landmanns Freiung.
Kl. Od. 2, 141 = Freimachung, gw. Zſſtzg.
Anm. S. Schm. 1, 607, wo die Bed.: loskaufen,
preisgeben (ſ. vogelfrei Anm.), freigeben, ſchenken; privile-
gieren. Ferner: „Freiheten“, herumziehndes Geſindel,
bei Luther, ſ. Lotterbube und Freihart.
Zſtzg. (vgl. die von II.) z. B.: Áb-: ſich von
Etwas frei, loskaufen. Grimm Weisth. 3, 712. Be-:
Einen b. in der gehobnen Spr. mit Genit., gw.
von Einem, von Etwas, aus Etwas (worin man
ſich befindet): Einen Gefangnen aus dem Gefängnis b.;
Einen von dem Gefängnis, von der Gefängnisſtrafe [die
ihn treffen ſoll] b. ꝛc.; Die Mäuſe haſt vom Bannfluch du
befreit. Chamiſſo 4, 45; Aus beklommner Bruſt zuerſt be-
freit’ ich | das ſchnelle Wort. 22; Die Lieder, die mir unter
Schmerz und Luſt | aus jugendlichem Buſen ſich befreit. 3,
3; Aller Angſt und Furcht befreit. SDach; (WhMüler Bibl. 5,
64); Die Briefe b. ſie mit einem Franko [ſ. d.]. Garzoni
281a; Wo uns Natur befreit, wie Gunſt auch binde. G. 6,
54; Vom Eiſe befreit ſind Strom und Bäche. 11, 39; Als
62
Tribut überreicht von zollbefreiten Städten. 25, 130; Daß
ich reinere Luft athme, der Sümpfe befreit. Knebel 1, 23;
Einangſtbefreites Volk. Sch. 550a; Der fluchbefreiten
Stadt. 494a; Befreite ſie dieſer frommen Angſt. Thümmel 2,
206; Dich .. zu b. jenes Augenwehs. V. Ar. 3, 304 ꝛc.
Ein befreiter Ort [Freiſtatt]. 2. Macc. 3, 33; Befreieter
[erimierter] Gerichtsſtand; Der Kaiſer . . mag [kann] kein
Haus in irgend einem Flecken b. [ſchatzfrei machen]. Möſer
Ph. 1, 238; B. = privilegieren (veralt., ſ. befreihei-
ten): Da ich den ſchönen Mund zu küſſen | mit gutem Fuge
war befreit. Fleming 498; Logau 1, 8, 26 ꝛc. So auch!
Befrei-er, -ung. Ent-: Vom Militärdienſt .. durch
einen körperlichen Fehler entfreit werden. Landwirthſch. Zeitung
(55) 544a. Mit Recht unüblich, da die Vorſilbe über-
flüſſig. Ver-: Ein Gut v., das Laudemium, Frei-
geld dafür zahlen. Schm. 1, 607 ꝛc.