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frech
Fréch, a.: in Thun und Weſen Etwas, das man
achten oder doch beachten ſollte, nicht- oder mißachtend:
1) etwas drohend Entgegenſtehndes nicht achtend; über-
müthig-kühn; mit verwegner Sicherheit mehr als recht
wagend (vgl. 2): 5. Moſ. 28, 50; Weil an der Woge,
die ſich thürmt, | ein f–es Fahrzeug hängt. IGJacobi; Bei
dem kühnen, man möchte ſagen f–en Übergange der .. Armee.
Kohl A. 2, 136; [Wir] ziehn f. durch Feindes und Freundes
Land. Sch. 322a; F. bis zur Tolldreiſtigkeit. Tſchudi 6, 114;
Sein f–er Muth. W. 11, 115. So nennt G. 6, 158
die beiden Schlegel: F–e Vögel, und von dem perſoni-
ficierten Glück heißt es: Du trauſt auf Schonung, die dich
nur zu ſehr | im f–en Laufe deines Glücks verzog. 13, 146 ꝛc.
2) in Dem, was man ſich erlaubt, die Grenzen des
Anſtands, der Ordnung, der Sitte mißachtend, nam.
auch: das Schamgefühl ohne Scheu verletzend (vgl.
ſchamlos, unverſchämt): Spr. 19, 5; Sir. 26, 14; Jer.
13, 27; G. 1, 224; Zu nah liegt eine f–e Kälte neben | der
heißeſten Empfindung unſrer Bruſt. 8, 91; Eine freie Seele
. kommt in Gefahr, f. zu werden. 3, 236; F. wie Galgen-
holz. Hackländer Stillf. 1, 172; Allzu-f. erſchien des Mohren
Fodrung. Platen 4, 276; F. witzelte das Schlangenheer der
Spötter. Sch. 21a; Es iſt f., eine Million zu veruntreuen.
162a; So ſchamlos f. verſpottete man dich. 432b; Auf
ſeiner f–en Stirn. Thümmel 5, 43; Nennt Das denn kein f.
Erkühnen. Uhland VI; Der f–ſte, der unverſchämteſte Bettler.
V. Od. 17, 449; F. wie ein Hund. H. 9, 373.
Anm. Ahd. frëh, mhd. vrëch, vgl. goth. (nur in Zſſtzg.)
friks, eines Stamms mit frank, frei; urſpr. u. noch mund-
artl.: ſtark, kräftig wirkend, lebhaft, üppig, geil, ſ. Friſch 1,
290b; Schm. 1, 600; Stalder 1, 395, und z. B.: Wiewohl
der Rocken f–er iſt [als Weizen]. Ryff Sp. 54b; Gab Zu-
buß und Verehrung f. [in reichem Maß]. Rollenhagen Fr. 150.
Zſſtzg. z. B.: ūber-: allzu frech, nam. [2]: Mit
ü–em Muth. G. 3, 132.