Faksimile 0495 | Seite 487
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Fräulein
Frǟūlein, n. (f.), –s; uv. (–s); -: 1) veralt.
Weibchen (ſ. d.), von Menſchen und Thieren: 1. Moſ.
1, 27; 5, 2; 6, 19; 7, 2 ꝛc. Zuw. = Frauchen, ſ.
Frau, Anm.; mundartl. (Kinderſpr.) = Großmutter.
Schm. 2) Titel unverheiratheter Frauenzimmer vor-
nehmern Stands: Ein Baron, ein F. Tochter. Börne 5, 262;
Wohl mir, daß ich kein F. [nicht adlig] bin. Göckingk Lieb.
42; Gnädiges [ſ. d.] F. Immermann M. 3, 290; V. 3,
92; Dem fürſtlichen F. Sch. 320; Im kurzen Übergange |
vom F. bis zur Frau. Thümmel 8, 17; Des Königs von
Spanien Tochter .. Sie war ein zartes F. Uhland G. 469 ꝛc.
S. auch Frau 5b. 3) Zoolog.: F. oder Jung-
fer, eine Art Bärenraupe und der Schmetterling dazu
Bombyx dominula.
Anm. Über das Schwanken des Titels zu verſch. Zeiten
von der Prinzeſſin herab bis auf das „fahrende F.“ [Hure],
ſ. Schm. 1, 598; Ziemann mhd. Wörtb. 592; Schilter 324b;
Friſch 1, 290 ꝛc. Jetzt gilt es nam. von Adligen und den
höhern Bürgerſtänden. Oft als fem.: Manieren einer
ſich empfindſam zierenden deutſchen F. G. 14, 202; 82;
Ihre F. Tochter. 15, 46; Gryphius Säug. 12; 15 ꝛc.;
Hackländer Skl. 1, 119; Sch. 655b; Tieck N. 3, 99; NKr.
4, 314 ꝛc., ſ. z. B.: Als ſie das gnädige F. | ſchlummernd
noch fand .. verließ ſie | ihrer F. Gemach. Zachariä 1, 281;
vgl. auch das Beziehn eines weibl. Fw. auf das ſächl. Hw.,
z. B.: Wegen ihrer Geſundheit iſt das F. hier. Gutzkow
Ottfr. 11. Oft die Mz. nach niederd. Weiſe: Arme F–s.
Alexis Dor. 1, Kap. 8; F–s alle Höflichkeit erweiſt. G. 11,
130; Er weiß, daß der Weg zu den F–s durch die Kammer-
mädchens geht. L. 1, 544; Lewald W. 1, 227; 3, 116;
Muſäus V. 3, 16 ꝛc., ſ. Gortzitza 11 (ſ. Frau, Anm.).
Nebenformen: Kleid eine Säule, | ſie ſieht wie ’ne Fräule.
G. 3, 15; Junker auch und Fräulen. 2, 281; SClara
EfA. 2, 723; Günther 470; Holtei Lammf. 1, 77; L. 2,
193; Gouvernante: Dort ſteht der Doktor und mein
Fräule. G. 7, 120; Damit die Frölein ſehen. Alexis H.
1, 1,72; Die Junker und Frölen. 2, 2, 197; Das Frölen
Komteß. Laube DW. 5, 31; Die vornehmen Frälen. Kurz
Weihn. 28 ꝛc., ſ. auch: Fräuelein. Garzoni 844a.
Von dieſer Verkl. wird eine neue gebildet: Gnädiges Fräu-
leinchen. Goltz 2, 143 ꝛc.; Zwei Schweſtern (Berl. 1853)
1, 39 ꝛc.; Ein Fräulchen von 8 bis 10 Jahren. G. 31,
98; Frölchen ꝛc. Fortbildungen: Wie fräulein-
mäßig. Rank SchM. 120; Im hellen fräuleinhaften
Stadtgewand. 121; Keller gH. 4, 340 ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von Frau, z. B.: Frei-F.; Die Hof-
fräuleins und Zofen. Klinger F. 179; Börne 1, 84; Jung-F.;
Koſt-F. Muſäus Ph. 2, 159 (die in einem Hauſe in Koſt,
in Penſion iſt); Land-F. IP. 1, 180 (Fräulein vom
Lande, vgl. Landjunker); Sie iſt ja älter als ich, war mir
eine Spiel-F. Paalzow Th. 1, 18 (Geſpielin) ꝛc.