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Folge .folgen
II. Fólge, f.; –n: (mundartl.) 1) eine Art Holz-
gefäß, Gelte. 2) ſ. Breite 1h. 3) Gabel am
Feuerhaken, womit er aufgehoben wird (der er alſo
gleichſam folgt). 4) (ſ. 3) Müller.: ein unter
den gehobnen Stein zu ſteckender Keil an einem Stiel.
.Fólgen, intr. (ſein u. haben, ſ. Anm.): an Vor-
angehndes ſich anreihen, anſchließen, ſich danach rich-
ten, daraus hervorgehn ꝛc.: 1) Einem Vorangehnden f.,
hinter ihm drein gehn und ihn ſo geleiten, beglei-
ten ꝛc.: Der Leiche, dem Hofe, Einem von Weitem, auf dem
Fuße f., ihm mit dem Auge f.; Mein Dromedar und der
Hengſt . . f. mir um einen Tagemarſch. Immermann M. 3,
199 ꝛc. 2) dabei kann der (das) Vorangehnde auch
ein Führer ſein, den Weg weiſen ꝛc.: Die Truppen f.
dem Führer, dem Feldherrn in die Schlacht; Der Trommel
oder dem Kalbfell, der Fahne f.; Einem Wege, Abwege f.
[nachgehn, auf dem Wege wandeln]; Dem Wege des
Laſters, dem Laſter, den Lüſten, der Tugend f.; Einem Leh-
rer, ſeinen Lehren, einem Parteiführer, einer Partei, einer
Meinung, Anſicht, philoſophiſchen Schule f., als Anhänger
ſich anſchließen ꝛc. So auch: Einem, ſeinem Rath, Be-
fehl, ſeinen Vorſchriften, einer Regel f., der Stimme des
Gewiſſens, dem Ruf der Ehre, der Pflicht, der Natur f.,
Folge leiſten, gehorchen, dem Angegebnen gemäß han-
deln, ſich darnach richten, ſo auch zuw. von unperſönl.
Ggſtdn.: Dieſe Zeitwörter f. in ihrer Abwandlung dem
Paradigma, der Regel ꝛc.; zuw. ohne Dat.: Das Kind
wollte nicht f. [gehorchen]. 3) mit Bezug auf eine
beſtimmte Reihenfolge der Zeit oder dem Range nach:
Auf, zuw.: hinter Etwas (Einem), nach Einem f.: Auf
Regen folgt [nach R. kommt] Sonnenſchein; Luſt und Weh
f. auf einander; Ein Unglück folgt auf das andre; Der Baron
folgt in ſeiner Würde unmittelbar auf den [nach dem. Ade-
lung] Grafen ꝛc. Hinter ihnen folgten die Landweibel.
Kohl A. 1, 308; Der Ruhetag folgt auf den Schmaus.
Lichtwer 151; Hinter den großen Höhen | folgt auch der
tiefe, der donnernde Fall. Sch. 491b; Auf das Unrecht, da
folgt das Übel, | wie die Thrän’ auf den herben Zwiebel;
hinter dem U. kommt gleich das W. 325a; Dies bringt Er-
ſättigung und dann folgt Überdruß. W. 12, 32 ꝛc. a) in
einzelnen Fällen (vgl. a und b) auch der Dat. (der
Perſon) ſtatt der Präpoſ., doch tritt dadurch ein innige-
rer unmittelbarer Zuſammenhang mit dem Vorangehn-
den hervor (vgl. nach-f.): Der Sohn folgte dem Vater
in der Regierung; Auf Romulus folgte nach einjährigem
Zwiſchenreich Numa. b) der unmittelbare, ununter-
brochne Zuſammenhang des Nachkommenden mit dem
Vorangehnden tritt aber auch ſonſt hervor. So bez.
z. B.: der f–de Abend, König, Vers ꝛc., ohne Zuſatz den
unmittelbar folgenden, den nächſten; Er ſprach, wie folgt;
die f–den Worte; f–de Worte; f–dermaßen ꝛc. = ſo; wie
nachſtehend; F–de Dichter, gw.: die nachſtehend benann-
ten, ſelten wie V. Ant. 1, 241 = ſpätre Dichter, wie
umgekehrt ſelten ohne Artikel: Auf f–den [den f–den,
den nächſten] Tag. Zinkgräf 1, 317, vgl.: Die vier
f–den Abende. Sch. 717b u. o. 4) Etwas folgt (gw. er-f.),
wird geliefert, zunächſt im Anſchluß an Etwas Voran-
gehndes: Die Fortſetzung, die Auflöſung folgt im nächſten
Heft; Das Geld folgt inliegend, folgt anbei zurück ꝛc. So
nam. früher: Einem Etwas f. [ab-f., verabfolgen =
reichen] laſſen. Zinkgräf 1, 115; 281; 2, 93 ꝛc.; und
zuw. tr.: Die Erbgelde ſollen Denjenigen, ſo ſie zuſtändig,
ungehindert gefolget [verabfolgt] werden. Preuß. Landordn.
(1577) 25, ſ. Friſch. 5) Aus Etwas f., in Anſchluß
daraus hervorgehen, ſich daraus entwickeln oder ent-
wickeln laſſen, als Wirkung aus einer Urſache oder als
Vernunftſchluß aus einem Satz ſich ergeben: Dieſer ma-
thematiſche Satz folgt aus dem vorigen; Wenn er Unrecht
hatte, Dies zu fordern, ſo folgt noch nicht, daß du Recht hat-
teſt, es ihm zu verweigern; Aus dieſem Jrrthum folgten viele
andre ꝛc. Vgl.: Auf ſolche Verbrechen f. harte Strafen
ꝛc. 6) mit Obj. ſ. 4 und: Herr S. geht nun ſeinen
Gang, den wir ihm nicht f. [nachgehn] mögen. G. 32, 23.
Anm. Ahd. folgên ꝛc., Abſt. unſicher. Die Verbin-
dung mit „haben“ nam. in der Bed. 2 = Folge leiſten, ge-
horchen, ſich Einem anſchließen, nach Etwas richten. 2. Petr.
l, 16; 5. Moſ. l, 36; Joſ. 14, 9; 14; Berlichingen 221;
Fiſchart B. 6b; 55a; Sie haben den Antrieben ihrer Selbſt-
ſucht gefolgt. Fichte 7, 275; Wenn ich meinem Herzen gefolgt
hätte. G. Stein 1, 12; Hätte ihm Pope gefolgt ...
Pope, der dem Shaftesbury gleichwohl ſoll gefolgt ſein.
L. 5, 31; Dieſem Exempel haben Andere .. gefolgt. 3,
253; 301; Merck’s Br. 2, 26; Stiling 4, 88; Waldau N.
2, 344; 3, 152; 284; Werner Kr. 1, 199; W. 12, 81;
21, 263 ꝛc., doch auch ſonſt: Um das 869. Jahr hat ihm
gefolget [im Amt] Johannes ꝛc. Fiſchart B. 4a, ebenſo:
Nachgefolgt haben. 4. Moſ. 32, 12; 14, 14 u. o.
Obgleich f. kein Tranſitiv iſt (vgl. jedoch veralt.: Weil ich ..
in aller Üppigkeit .. die Tage meines Lebens gefolget habc.
Wackernagel 3, 1, 814 (Simpliciſſimus) = hinter einander
verlebt), ſo findet ſich doch ſehr häufig das Partic. gefolgt
(vgl. franz. suivi) als Paſſiv: Man muß voraufgehen, wenn
man gefolgt ſein will. Möſer Ph. 4, 104, undnam.: Von
öſterreichiſchen Kriegern begleitet, gefolgt von zeitigen Autori-
täten. G. 26, 211; 2, 132; Gutzkow R. 3, 323; Hacklän-
der SoldKr. 35; Hagedorn 3, 86; Immermann M. 3, 335;
Prutz Muſ. 2, 356; Rückert BrE. 130; Nal. 17; Mak. 1,
113; Vom Jammer gefolget | ſchreitet das Unglück. Sch.
510a; Gefolgt von eindr Heeresmacht. 380a; Waldau N.
3, 283; Gewohnt, ſich von mehr als hundert | Verehrern ..
gefolgt, geſchmeichelt und bewundert | zu ſehn. W. 12, 36 ꝛc.
Vgl. ſchmeicheln, widerſprechen ꝛc. Selten: Von Scherzen
befolget. Götz 1, 11.
Zſſtzg. z. B.: Áb- [a]: Daß den Armen Korn ab-
gefolget werden möge. Bluntſchli; Mascou 1, 377; Einem
Etwas a. laſſen. G. Keſtner 175; L. (Danzel 516) ꝛc. und
noch gewöhnlicher: Ver-a.: Die Poſt verabfolgte ſie nur
gegen einen polizeilichen Erlaubnisſchein. Gutzkow 3, 320;
Hebel 3, 161 ꝛc. Án-: Gewöhnl. im Part. =
beifolgend ꝛc. (4): Das a–de Blatt. Zelter 4, 101; 1,
111; 316 ꝛc. Āūs-: 1) Einem a., ihm das Geleit
geben. Auerbach D. 1, 84, auch tr.: Als ob er gleichfalls
mit ausgefolgt würde. Kurz Weihn. 64; Mörike N. 71 ꝛc.
2) Einem Etwas a., ausantworten, verabfolgen. Lohen-
ſtein A. 1, 845; Ausfolgung. Wackernagel 3, 1, 869 Z.
12 ꝛc. Be-: tr.: gw. mit ſachl. Obj.: Geſetze, Leh-
ren, Regeln, Vorſchriften b., ihnen folgen; doch auch: Be-
fehlen iſt ein unſicheres Mittel befolgt zu werden. L. 2, 104;
Deſpoten ſind nicht immer gut befolgt, wenn ſie Abſcheulich-
keiten gebieten. Sch. 1014a ꝛc. [ſ. Anm.]. Bēī-: gw.
b–d, anbei (er-)folgend [4]; Niemand .., dem nicht ’was
von Thorheit folgte bei [beiwohnte]. Logau 2, 2, 37.
Er-: intr. (ſein): auf etwas Vorangegangnes als ſich
Anſchließendes oder als ſich ergebende Wirkung ein-
treten ꝛc.: Auf die Frage iſt noch keine Antwort erfolgt;
Es erfolgte ein unwilliges Murren; Anbei erfolgt |4] das
Geld zurück ꝛc. Veralt. tr.: durch Nachfolgen errei-
chen: Mich begnügt, wann ich den Verſtand erfolget [den
Sinn getroffen]. Fiſchart (Wackernagel 3, 1, 481 Z. 23).
Hêr-, Hin- ꝛc.: Einem nach einem Orte her, hin, ins
Thal binab-f. ꝛc. Sie .. folgete mir her. WHumboldt 3, 65.
Auch: Einem Etwas heraus-f. [ſ. aus-, verab-f.] laſſen.
Zinkgräf 1, 154 ꝛc. Mít-: mit andern Ggſtd. ꝛc.
folgen: Wir ſind ſeinem Leichenzuge mitgefolgt [mit den
Übrigen]; Die m–de Ode. Platen 7, 76; 222; Zehn der
Tage hindurch und zehn m–de Nächte. V. Ov. 2, 203.
Nāch- [1; 2; 3 und Anm.]: etwas Vorangehndem
räumlich oder zeitlich folgen; einem Vorgänger in ſei-
ner Würde folgen; einem Führer oder Muſter folgen;
Etwas zu erreichen, einzuholen ſuchen, verfolgen, nach-
jagen ꝛc.: 1. Moſ. 37, 17; 4, 32, 12; Hebr. 13, 7;
Folgeſt du der Gerechtigkeit nach, ſo wirſt du ſie kriegen. Sir.
27, 9; Ein kleines Mädchen war uns nachgefolgt. G. 7,
233; Dem Stolz folgt bittre Schmach, | die Unruh auf den
Geiz, dem Zorn die Reue nach. Lichtwer 171; Wir können
mit gleichmäßiger Geſchwindigkeit Beides weichen und n.
[fliehen und verfolgen]. Zinkgräf 1, 298; Er gab n–de
[3h] Erklärung ab. Ver-, tr.: Einen, Etwas v., zu
erreichen ſuchen: a) einen Flüchtigen v., um ihn einzuho-
len, in feindlicher Abſicht: Der Hund, der Jäger verfolgt
das Wild; Den fliehenden Feind v.; Einen mit Schmähun-
gen, mit Steinen, mit Steckbriefen v. ꝛc.; Unverfolgt ent-
wallen. Rückert Morg. 1, 240; In Verfolgungen und in Ent-
fliehung. V. Il. 5, 223 ꝛc. b) Einen v., ſich ihm mit thä-
tigem Haſſe feindlich beweiſen; ihn, wie ein gehetztes
Wild, ängſtigend nicht zur Ruhe kommen laſſen (auch von
peinigenden Dingen) ꝛc.: Unglück verfolgt die Sünder.
Spr. 13, 21; 5. Moſ. 28, 45; Mitten in die ernſteſten
Studien hinein verfolgte ihn dieſe trübe Ahnung. Auerbach
Ab. 187; Die ſcheußliche Erſcheinung gab mich nicht frei,
ſondern verfolgte mich. Chamiſſo 4, 286; Einem unglücklichen
Manne, den man aus der Chriſtenheit hinaus verfolgt
hat. L.; Die chriſtliche Religion wurde im römiſchen Reich
anfangs verfolgt, dann geduldet und endlich die herrſchende.
Die (hriſten-, die Juden-Verfolgungen ꝛc. c) andrerſeits
ohne den Begriff des Feindlichen = Einem unabläſſig
nachfolgen: Seit jenem Tag verfolgt mich ſein Vertrauen |
in gleichem Maß, als ihn das meine flieht. Sch. 335a; An-
dere banden die Binder mit ſtrohernen Seilen in Garben;
denn drei Garbenbinder verfolgeten. Stolberg Jl. 18, 555.
Nam.: Etwas durch unausgeſetztes Streben zu errei-
chen ſuchen: Einen Zweck, eine Abſicht v.; ferner: auf
einem angefangnen Wege fortgehen, etwas Begonnenes
fortführen ꝛc., vgl.: Verfolgte berghinan des Wildes Spur.
Chamiſo 4, 93; Zur Verfolgung der kirchlichen Laufbahn er-
muntert. Gutzkow Zaubr. 3, 267; So wird er .. auf man-
cherlei Spuren gerathen, aber keine v. L. 11, 457; Der fich
nicht abſchrecken ließ, wenn ihm die Wahrheit auf ſeinen Ver-
folgungen öfters entwiſchte. 10, 2; Ich bleibe alſo ſtehen,
verfolge den Faden ſeiner Gedanken zurück. 7, 170; Auf
unzuverfolgenden llmwegen. 408; Das Kind verfolgte
ſeine Melodie. G. 19, 405; Der Chor .. verfolgt die Feier-
lichkeit. 33, 39; Seinen Weg v.; Sein Recht weiter v.
(vgl. Verfolg); Und ſo verfolgt’ er die Rede. G. 5, 179
ꝛc., zuw. ohne Obj. = in der Rede fortfahren. Heinſe
Hild. 1, 339. Zurück- [4]: Das mir geliehene Buch
folgt anbei zurück ꝛc.