Faksimile 0482 | Seite 474
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fluthen
Flūthen, 1) intr. (haben u. ſein, ſ. Anm.): durch
die Fluth (ſ. d.), zur Fluth, wie eine Fluth anſchwel-
len; ſich wie die Fluth bewegen, ſtrömen, wogen,
wallen; auch: ſich auf der Fluth bewegen, ſchwimmend
ꝛc.: Es, das Meer ebbt und fluthet; Uns hat gewogt die
Freude, wie es ebbt und fluthet | im Meer. Claudius 6, 95;
Weſer ..., fluthe ſanft! Freiligrath Garb, 36; Von f–dem
und rinnendem Waſſer umgeben. G. 20, 31; Die Bruſt, in
der es nur für dich gefluthet. KGroth 79; In dem f–den Wer-
den ihrer Formen. WHumboldt 3, 242; So will mir das
Waldgefühl nicht aus dem Sinn, es fluthet grün und kühl ..
durch meine Seele. Immermann M. 1, 440; Die ebbende und
f–de Bewegung der Quelle. Kohl A. 2, 161; Wo durch die
Luft gelinder des Südens Düfte f. Meißner Gd. 70; 72;
Indeß die Thränen fließen, f., flotten. Rückert Mak. 1, 108;
Perl’ oder rieſl’ und fluth’ es. Weish. 2, 219; Es f. Roß
und Mann | .. . lärmend durch die Felder. Sch. 39a; 76b;
83a; Das f–de Grab. 85a, Waſſergrab; F–d geregnet.
Seume Sp. 309; F–de Meere. V. 2, 479; Ein tief-f–der
See [mittiefer Fluth]. Ov. 1, 286; Du flutheſt [ſchwimmſt
auf der Fluth], mein Ich, du mein edleres. 2, 241; Näher
gefluthet | kommt allmählich der Leib. 243 ꝛc. 2) tr.:
faktitiv zu 1: Wie das Meer .. Leichen .. ans Ufer fluthet.
Geibel Jun. 385; Jene Wallung, die ihn fortgezogen, | ſie
mußt’ ihn wieder an das Ufer f. Uhland 180.
Anm. Als intr. der Bewegung mit „ſein“: Sie ſind
ins Theater geſtrömt und gefluthet ꝛc.
Zſſtzg., vgl. die von ſtrömen, wogen, fließen,
ſchwimmen ꝛc., z. B.: Thäler, in denen die Menſchheit
auf- und abfluthete. Kohl A. 2, 282; Daß die Bevölke-
rung unter fortwährendem Ab- und Zu-f. ſich in ſtetem
Wechſel befand Prutz E. 1, 244. Die an-f–de Menge
zurückweiſen; Die Anfluthung und dafür: Anfluth.
Thierſch Olymp. 2, 63. Das tobend hoch auf-f–de Meer.
Tieck N. 7, 253; und tr.: In der Hölle, da, wo die Ströme
des Feuers ewige Marter auf-f–d, die flammendſten Wirbel
vermiſchen. W. 35, 63. Plötzliche Ausfluthungen oder
Anſchwellungen. Kohl A. 3, 113. Jordan-befluthete [Ge-
filde]. Platen 3, 20. Der Strom des Fortſchritts, der
Europa durchfluthete. Kohl A. 2, 37; Sie durch-f. die
breiten Straßen. Südr. 2, 163; DMuſeum 1, 1, 513;
Rückert 1, 347 ꝛc. Einfluthungen. Burmeiſter Gſch. 621.
Der Wein fluthete [ſchwemmte, trieb] alle Sorgen
fort. Muſäus M. 1, 114 (ſ. weg-f.). Tod iſt der erſte
Gruß, ſo f. ſie heran. Sch. 34a; Herbeigefluthete Kno-
chen. Zſchokke N. 13, 202; Abendſchein, der mächtig über
dem Walde hinauffluthete. Kinkel E. 10. Nach fluthete
der Volksſtrom. Immermann Schr. 12, 54. Thränen ..
über-f. (– ⏑) mein Auge. Geibel Rod. 74; Von den
Überfluthungen [Überſchwemmungen] leiden. Kohl A. 3,
145; Während die Thäler von einem wallenden Nebelmeer
überfluthet ſind. Tſchudi Th. 22; Der Überfluthung der Mäuſe
wehren. 134 ꝛc.; Mit ihrem über-f–den Herzen (– ⏑– od.
–⏑–⏑, vgl. überfließen, Anm.) ꝛc. Wie die Woge
des Oceans das Geſtade ſeliger Inſeln, ſo um fluthete mein
ruheloſes Herz der Frieden. Hölderlin H. 1, 103; Eines
Mantels Dunkelblau | ſieht man den reinen Leib um-f.
Schwab 459; Mit Nachtglanz wie umfluthet. Tiedge 2, 124;
Auf der umflutheten Inſel. V. Od. 1, 50 ꝛc. Das Ge-
wiſſe .., | das nimmer ver-f. kann noch alten. Arndt 374;
Nun ſind der Endlichkeit Fluthen | alle verfluthet. Koſegarten.
Bereit für dich zu bluten | und das heiße Leben wegzu-
fluthen. Seume Gd. 168; Dem geſchwollenen Strome ...|
der im reißenden Sturz wegfluthet die Brücken. V. Il. 5, 88.
Die zu- f–de Menge. Zuſammen- f–d die Muſik
-. von 22 Bataillonen. Freiligrath 1, 251 ꝛc.