Faksimile 0476 | Seite 468
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flößen
Flȫßen, tr.: fließen machen: 1) einfließen machen,
ein-f.: Einem Milch, Arznei in den Mund f.; Des Dichters
.., der uns die letzten lieblichen Gefühle | mit holden Tönen
in die Seele flößt. G. 13, 98; Wie ſcharf und ſchnell ſein
Zahn das feine Gift | mir in das Blut geflößt. 150; Ver-
traun und Sorge f. ſie zugleich in meinen Geiſt. 196 ꝛc.
2) auf dem Waſſer ſchwimmen laſſen und ſo fortſchaffen,
nam. Holz (ſ. Flöße 1), z. B. G. 26, 62. 3) das
oben Schwimmende abnehmen: Die Milch f., ab-f., ab-
rahmen, ſ. Flott II. 4) mundartl.: mit dem Flöß-
garn fiſchen. 5) mundartl.: Wäſche f., ſpülen ꝛc.
Anm. Oberd. auch intr. = fließen, ſchwimmen, vgl.
flözen; ferner: Holz fludern, mittels der Wetterbäche in
Bäche und Flüſſe, um es weiter zu flößen. Schm. 1, 586.
Zſſtzg. vgl. flözen u. die von fließen, z. B.: Áb-:
1) [2] Holz den Berg a. 2) flößend abnehmen, z. B.
[3] oder abſpülen, z. B.: Erde, Schmutz, und übertr.:
Sünden ꝛc. Án- [2]: Holz a.; das Waſſer hat hier viel
Land angeflößt, angeſchwemmt, angeſetzt. Āūf- [2]:
aufwärts, ſtromauf flößen; auch intr. (ſein): beim
Flößen ſich irgendwo auf-, ſich feſtfahren. Āūs-:
Das A. des Holzes. Gerſtäcker Miſſ. 3, 220, ſ. Hinaus-f.
Be- (Fiſch.): Ein Netz b., es mit etwas Leichtem, das
einen Theil über dem Waſſer erhält, verſehn, z. B.:
mit Kork (dann bekórken), auch ohne Uml.: Befloßen
(verderbt in: befloſſen), beflotten. Dúrch- [2]: hin-
durch-f., durch einen Ort. Eīn- [1]: Einem Milch,
Arznei [in den Mund], Muth, Wehmuth, Widerwillen, Ab-
neigung [ins Herz] e. ꝛc.; Den Trieb zu holden Künſten |
ihrem Buſen einzuflößen. G. 2, 165; Die du mir mit einem
Blick die Seele | ausſaugeſt und mit einem Kuß mir ein | ſie
flößeſt. Rückert 2, 336; Was ihm ſein Hofmeiſter .. als hei-
lige Wahrheit eingeflößt. W. 17, 160 ꝛc., ſ. einflözen und
einfließen 2. Fórt-: weg-f. Hêr-, Hín- ꝛc.
[1]: Das Holz wird die Elbe herabgeflößt: Beim Hin-
aus-f. der Stämme aus dem dichten Wald in das fließende
Waſſer. Gerſtäcker Miſſ. 3, 219 ꝛc. Über-: 1) [1]
einflößend übertr.: Jene Fähigkeit [der Lehrer] in unſer Inn-
res einzudringen und ihren Geiſt in uns überzuflößen. Fichte
6, 145. 2) [2] hinüberf. Ver-: 1) ineinander
verfließen, übergehn machen, vgl. verſchmelzen: Die
Farben ver-f.; Ewigdauerndes zu ver-f. in ſein irdiſches Tage-
werk. Fichte, auch refl.: Was mit ſeiner Natur ſich verflößet
im Gleichlaut, | nennt er das Gute. Sonnenberg ꝛc. 2)
fort-, weg-f., z. B.: Ein geheimer Reiz .. verflößet alle
Schärfe | durch Zufluß ſüßen Safts. Haller 151, nam. [2]:
Holz ver-f. Wég-: ver-f. (2). Wēīter- [2].
Zer-: zerfließen machen, zerſchmelzen: Wenn der Mai
das Eis zerflößt. JESchlegel. Zū-: nam. [2]: Den
Auswäſchern das Holz z.; Zuflößer, der damit beſchäftigte
Arbeiter oder Holzknecht u. ä. m.