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Flechte
Fléchte, f.; –n; Flechtchen, lein; –n-: 1) etwas
Geflochtnes, Geflecht, nam.: a) geflochtne Haare: Ihr
Antlitz, das aus den ſchwarzen F–n hervorglänzte. Heine Reiſ.
2, 231 ꝛc., zuw. auch eine Perſon mit F–n: Die gro-
ßen Schafpelzmützen ſteigen hinauf in die Äſte, die Haar-
F–n und Hauben (ſ. d. 1 c) raffen unten am Boden auf.
Grube Geogr. 1, 107. b) Geflecht aus Weidenruthen
ꝛc.: Eine F. von Weidenzweigen. Immermann M. 4, 117;
V. Ov. 2, 112 ꝛc. So: Käſe-F., Hürde zum
Trocknen der Käſe; Wagen-F., der Wagenkorb auf
einem Rüſtwagen ꝛc. c) Gebäck aus durcheinander-
geflochtnen Teigſtreifen ꝛc. 2) Botan.: Die Pilze,
Algen oder Waſſerfäden und die F–n [Lichen] machen den
Inhalt der blattloſen Gewächſe aus. Burmeiſter Gſch. 355.
Es giebt eine große Menge Arten, von denen einige
theils techniſch, theils mediziniſch benutzt werden, z.B.:
Ader-; Bart-, Baum-, Becher-, Birken-, Blätter-, Buchen-,
Buchſen-; Dach-; Eſchen-; Faden-, Falten-, Färber-; Haar-,
Heide-, Hirſchhorn-, Hunds-; Kalk-, Kelch-, Klippen-, Koche-
nille-, Kugel-; Landkarten-, Laub-, Leder-, Licht-, Lungen-;
Mauer-, Mehl-, Moos-; Nabel-; Oſter-; Pech-, Perlen-,
Pfeifen-; Rennthier-, Rüſſel-; Sack-, Schild-, Schlehen-,
Schnee-, Schrift-, Schuppen-, Schwämmchen-, Staub-, Stern-,
Strauch-; Tuſch; Wachholder-, Wand-, Warzen-, Wickel-,
Wind-F. ꝛc., ſ. Nemnich. 3) Arzn.: um ſich greifen-
des freſſendes Geſchwür auf der Haut, Geflecht, her-
pes, z. B. nach dem Ausſehn ꝛc.: Blaſen-, Blatter-,
Frieſel-, Glas-, Gries-, Hirſen-, Kleien-, Mehl-F. ꝛc., ferner:
Schwind-F., ſich geſchwind ausbreitend; Zitter-F.,
ſ. Zittermal ꝛc. 4) auch die als Urſache der Krank-
heit geltende Krätzmilbe.
Anm. 3 und viell. 2 von flechten in der veralt. Bed.
um ſich greifen: Daß es nit weiter ſchweif oder flechte. Ryff
Th. 6; Schäbig mit f–dem .. Grind. 31.
Zſſtzg. ſ. o.; doppeldeutig z.B.: Haar-F. [1au. 2].