Faksimile 0465 | Seite 457
Flechte
Fléchte, f.; –n; Flechtchen, lein; –n-:
1) etwas Geflochtnes, Geflecht, nam.:
a) geflochtne Haare: Ihr Antlitz, das aus den schwarzen F–n hervorglänzte. Heine Reis. 2, 231 etc., zuw. auch eine Person mit F–n: Die großen Schafpelzmützen steigen hinauf in die Äste, die Haar- F–n und Hauben (s. d. 1 c) raffen unten am Boden auf. Grube Geogr. 1, 107.
b) Geflecht aus Weidenruthen etc.: Eine F. von Weidenzweigen. Immermann M. 4, 117; V. Ov. 2, 112 etc. So: Käse-F., Hürde zum Trocknen der Käse; Wagen-F., der Wagenkorb auf einem Rüstwagen etc.
c) Gebäck aus durcheinandergeflochtnen Teigstreifen etc. 2) Botan.: Die Pilze, Algen oder Wasserfäden und die F–n [Lichen] machen den Inhalt der blattlosen Gewächse aus. Burmeister Gsch. 355. Es giebt eine große Menge Arten, von denen einige theils technisch, theils medizinisch benutzt werden, z.B.: Ader-; Bart-, Baum-, Becher-, Birken-, Blätter-, Buchen-, Buchsen-; Dach-; Eschen-; Faden-, Falten-, Färber-; Haar-, Heide-, Hirschhorn-, Hunds-; Kalk-, Kelch-, Klippen-, Kochenille-, Kugel-; Landkarten-, Laub-, Leder-, Licht-, Lungen-; Mauer-, Mehl-, Moos-; Nabel-; Oster-; Pech-, Perlen-, Pfeifen-; Rennthier-, Rüssel-; Sack-, Schild-, Schlehen-, Schnee-, Schrift-, Schuppen-, Schwämmchen-, Staub-, Stern-, Strauch-; Tusch; Wachholder-, Wand-, Warzen-, Wickel-, Wind-F. etc., s. Nemnich. 3) Arzn.: um sich greifendes fressendes Geschwür auf der Haut, Geflecht, herpes, z. B. nach dem Aussehn etc.: Blasen-, Blatter-, Friesel-, Glas-, Gries-, Hirsen-, Kleien-, Mehl-F. etc., ferner: Schwind-F., sich geschwind ausbreitend; Zitter-F., s. Zittermal etc. 4) auch die als Ursache der Krankheit geltende Krätzmilbe.
Anm. 3 und viell. 2 von flechten in der veralt. Bed. um sich greifen: Daß es nit weiter schweif oder flechte. Ryff Th. 6; Schäbig mit f–dem .. Grind. 31.
Zsstzg. s. o.; doppeldeutig z.B.: Haar-F. [1au. 2].