Faksimile 0462 | Seite 454
Faksimile 0462 | Seite 454
Faksimile 0462 | Seite 454
Faksimile 0462 | Seite 454
flammen über-flammen
Flámmen, 1) intr. (haben): a) eig., in Flammen
ſtehn, hell brennen: Wie die f–den Windmühlenflügel in
Bewegung geriethen. Steffens Erl. 5, 309; Wie ein Keſſel
auf f–dem Feuer. V. Od. 12, 237; Dann flammen Reiſig
und Scheite. G. 1, 230; Durchgang .., um deſſen engen
Mund die ganze Hölle flammt. 11, 32 ꝛc. b) flammen-
gleich leuchten, blitzen, glühn, flimmen (ſ. d.): Kerzen,
(Platen 4, 292), Sterne (G. 18, 259; Stilling 1, 32;
Ramler 145), Augen (Stahr R. 2, 289; Uhland 122) f. ꝛc.;
Aus dunkler Fluth | der Siegesſchild der Sonne f–d ſprang.
Chamiſſo 4, 64; Hell in bläulicher Gluth flammte des Erlen-
ſtrauchs | .. Laub. V. 3, 11; 225 ꝛc. Unperſ.: Es hat
geflammt [geblitzt] die ganze Nacht. WMüler 1, 237, ſ.
flimmen. Auch: [Der Altar] flammt jetzo von Opfer-
geſchenken. WHumboldt 3, 36. c) vor Zorn ꝛc. auf-
lodern, glühen: Da flammte deſſen Geſicht. Gotthelf G.
352. d) Feuer der Begeiſtrung, der Leidenſchaft ꝛc.
in ſich haben; feurig ſein, glühn ꝛc.: F–d verkündigten
ſie die großen Thaten. G. 14, 271; Die Trompetta flammt
für die innere Miſſion. Gutzkow R. 3, 460; Die Reden ..
f. von der edelſten Begeiſterung. Immermann 12, 310; M.
4, 267; Liebe flammt in meiner Bruſt. Sch. 590b; Wie
hoch ſein Dank einſt f. wird. 255b; Euer f–der Kriegs-
muth. Tieck N. Kr. 3, 327 ꝛc. 2) intr. (haben
und ſein, ſ. Anm.): wie eine Flamme ſich hin und
her bewegen; blitzgleich ſchnell, zuckend, leuch-
tend, zündend ꝛc. einen Raum durchfahren, zucken,
ſchießen, fahren ꝛc.: Für ſie zu leben und zu ſterben, | Das
flammt [zuckt heiß] durch jede deutſche Bruſt. Auswahl d.
Lieder 13; Verklärt ſelbſt, | flammt’ [flog] ich, ein Seliger,
ſchon in aller Verklärten Umarmung. Baggeſen 2, 269; Ein
leerer Schall wär’ es geweſen, | hätt’s nicht in dein verderb-
erbtes Herz geflammt [zündend getroffen]. Beer Arr. 144;
Wie ſein Säbel .. in die Zöpfe einſt geflammt. Freiligrath 2,
67; Da bebt ſie [die Heide] ſpät, da bebt ſie früh; | da
flammt ſie [bewegt ſich hin und her] durchs Gehölze. Pol.
1, 7; In ziemlicher Höhe ſchießt aus einer Felskluft ein ſtar-
ker Bach f–d herunter. G. 14, 204; Dann flammt mir das
ungeheure Unglück [des Brandes] wieder in die Einbildungs-
kraft. 19, 391; F. rächeriſche Blitze von meinem Herzen.
Heinſe A. 1, 246; Daß faſt ein gleicher Witz aus ihrer Bruſt
geflammt. Mühlpforth L. 190; Woher du weheſt, wohin du
flammeſt. Rückert Mak. 2, 33 ꝛc. 3) tr.: zuw. ohne
ausgedrücktes Obj.: a) in Brand, in Flammen ſetzen
(ſ. 1a): Gänſe f., ſengen; So jämmerlich gefeurt, ge-
flammt, gebäucht, geräucht. Fiſchart B. 121b; Seine Boten
bringen f–des [verzehrendes] | Verderben auf des Armen
Haupt herab. G. 13, 75; 55; Nur unmäßige Kraft wirkt |
immer zerſtörend, ſie macht | um ſich ſchwärzer das Dunkel |
flammt das Lichte zu Brand. Knebel 1, 45; Wenn Sommer-
gluthen f. V. 4, 56 ꝛc. S. Ab-, Aus-f. b) flammen
laſſen, ſprühen, raſch und feurig Etwas von ſich aus-
gehn laſſen, verbreiten (ſ. 1; 2): Wie bluthroth dort die
Sonne | ſteigt und feuerflammt [1a] im Morgen. Werner
Oſtſ. 1, 16; Die feuerflammenden Holzſtöße. Sch. 13b.
Die Augen f. [1b] Gunſt. Scultetus (L. 8, 288); Was Sil-
ber flimmen mag und Gold mag f., | Das ſind allein zer-
ſtreute Farbenblitze. Rückert 1, 172. Aus den Tiefen der
Gottheit flammte [2] ſeine Zunge Leben und Licht. G. 14,
272; Es flamm’ Anbetung, der große, der Sabbath des
Bundes, | von den Sonnen zum Thron des Richters. Kl. M.
8, 17; Daß er durch alle Welten Anbetung flamme [ver-
breite]. L. 6, 48 ꝛc. c) Etwas flammenähnlich
machen: Rothgeflammte Tulpen. Daumer H. 2, 43, aber
auch: Von hellrothem geflammten [gewäſſerten, moi-
rierten] Atlas. Tieck NKr. 2, 359; Einen weißen, braun-
geflammten Hut. IP. 26, 86; In einem geflammten Strumpfe.
Schlegel Sh. 2, 171; Das geflammte Anſehen dieſer Hölzer.
Schacht Baum 210; Säulen f., mit krauſen Leiſten —;
Leiſten f., flammieren, mit Kerben verſehen.
Anm. Zu 2 gilt „ſein“ als Hilfszeitw., wenn nicht ſo-
wohl die Wirkung als ein Zuſtand, eine Ortsveränderung bez.
wird: Der Blitz iſt vom Himmel geflammt [flammend nieder-
gefahren], hat geflammt [gezündet] ꝛc., ſ. flattern, Anm. ꝛc.
Im Part. als Ew. mit Steigrung: Die f–dſten [feurigſten]
Wirbel. W. 35, 63.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: tr. [3]: Die Seite eines zu kal-
faternden Schiffs mit Strauchwerk a.; Die alaungaren, fett-
getränkten Felle a., über ein Kohlenfeuer halten ꝛc.
An-: tr. und refl. [3]: anbrennen, anzünden, an-
feuern, entflammen (ſ. d.): Pfähle a., damit ſie in der
Erde nicht faulen; Der Flug, der meine [Amor’s] Be-
geiſtrung anflammt. Baggeſen 1, 127; Ein inniger Verlan-
gen | flammt in meiner Bruſt ſich an. Blumauer 1, 28; Iſt
der Brand nicht rein, wenn ſie [die Natur] uns angeflam-
met? [ſpätere Lesart: ſelbſt entflammet]. Haler 84; Der
all-a–de Sonnenvater. H. 15, 160; Eine angeflammte Kerze.
Mühlpforth 2, 26; Ihre Frage .. flammte ſo ſchnell mich an.
Sch. (Palleske Sch. 1, 368); Sie ſchmiegten, einander anzu-
flammen [zu wärmen] ... ſich zuſammen. W. 15, 224;
Der Zweck, der mich zu dieſen Kenntniſſen angeflammet. Zim-
mermann Einſ. 93. Āūf-: 1) intr. [2 und Anm.]:
flammend auffahren, auf-, entbrennen ꝛc.: Worauf Al-
ban a–d entgegnete. Auerbach D. 4, 35; Die Lichterchen
flammten immer nur momentan auf. Burmeiſter gB. 2, 18;
Verhaltne Flamme .. flammt auf. Freiligrath Ven. 25; Daß
der Brand von Perſepolis nicht bloß aus einer rohen abſur-
den Völlerei entglommen ſei, vielmehr aus einem ſolchen
Tiſchgeſpräch aufgeflammt. G. 4, 223; 10, 335; Die Hoff-
nung .. flammt immer einmal wieder in dem Menſchen auf. 15,
287; Da flammten des .. Mädchens Augen auf. Gutzkow
11, 329; Seinen für Das, was ihm wahr ſchien a—den
Eifer. R. 2, 262; Wo ein neuer Geiſt in den Völkern auf-
flammt. WHumboldt 2, 240; Geiſter eingeengt in Nacht oder
aufgeflammt ins Licht. Rückert 2, 493; Wie von der Fackel
der Zaun aufflammt. V. Ov. 1, 39 u. o. 2) tr.: auf-
flammen machen: Flammt jeden Trieb zu geilen Lüſten auf.
Weiße. Āūs-: 1) intr.: zu Ende flammen: Du haſt
noch nicht ausgeflammt, | du heil’ge Religion. Körner 19b,
deine Gluth dauert noch. 2) tr.: Eine Kanone a.,
abblaſen. Be-: tr.: mit Flammen, mit Röthe,
Feuer ꝛc. verſehen; befeuern: Die beflammte Sonne,
Röthe ꝛc. Brockes 1, 12; 9, 359; Alſo beflammte ſie mehr
noch den glühenden Buſen mit Liebe. B. 244b; Die Fluth, |
die unſer Blitz beflammt. Michaelis 233; Der beflammte
Blitz. Mühlpforth Geiſtl. 3; In goldbeflammten Haaren.
Gl. 6 u. o. Durch -: tr.: flammend durch-
fahren: Glühendes Roth durchflammte ſein Antlitz Boas
(D Muſeum 1, 2, 732); In dem blitzdurchflammten Äther.
G. 6, 306; Mehr als einmal hatten große Brände ſie
[die Stadt] durchflammt. Höfer Hausblätter (57) 1, 2;
Mich durchflammt der Muth. Sch. 452b; 754b; Ich fühlte
mich durchſchauert und durchflammt. 612a; Heißes Verlan-
gen nach ihm durchflammet das Herz mir. V. Th. 7, 56.
Empōr-: intr.: aufflammen: [Ein Feuer], das bis zu
den Sternen emporflammt. Freiligrath Garb. 10; Hütten, die
entzündet hoch emporflammeten. Geßner 1, 149; Da flam-
mete unſer Lob empor zu dem Herrn. 84; G. 12, 43; Be-
geiſterter emporzuflammen, | ſchmolz mit Freundſchaft Liebe
feſt zuſammen. WHumboldt 1, 347; Sch. 162a; V. 1, 149 ꝛc.
Ent-: 1) tr.: in Flammen ſetzen, an-f., doch ſo, daß
Dies mehr auf die Oberfläche, e. mehr auf das Innre
ſich bezieht (vgl. An), auch refl. und intr. (ſein):
entflammt werden, entbrennen: Entflammet er das Holz.
Alxinger D. 163; Scheur und Hof zu e. Freiligrath Pol. 2,
69; Viermal muß ihr Feu’r entflammt ſein. H. 261; Wenn
jene Thaten | zu Müh und Streben damals dich entflamm-
ten. G. 13, 126; Seine Augen entflammten ſich. Höfer V.
240; Erfindung, die des Dichters Bruſt entflammt. Platen
4, 285; In der entflammten [brennenden] Stadt. Sch.
32b; Du haſt ihn [den Krieg] nicht leichtſinnig ſelbſt ent-
flammt. 456b; Entflammterer Muth. V. Il. 5, 136; Ich
brenn’ | entflammter als .. Herkules. Hor. 1, 348; Das
beredte Schweigen | entflammter Sehnſucht. W. 12, 250;
Zorn- (Gutzkow R. 5, 174), Muth-, Lieb-entflammt
ꝛc.; Jeder böſen Gier Entflammer. Rückert 1, 171 ꝛc.
2) intr. (ſein): flammend entſtammen: Nicht dem
Staub entflammet, | was dieſe Leere füllt. Koſegarten Po.
1, 54. Entgêgen-: flammend entgegenſtrahlen:
Da flammte Gottes majeſtätiſche Sonne mir entgegen. Koſe-
garten Rh. 2, 74; 93 ꝛc. Er- [2 und Anm.]: intr.
(ſein): ungw. ſt. flammen, entbrennen ꝛc.: Selige
Geiſter, erflammten ſie ganz. Baggeſen 1, 182; Daß er [der
Funke] ihm vom Auge leucht’, | erflamme vom Herzen. H.
15, 162. Hêr-, Hín- ꝛc.: intr. [2 und Anm.]
und tr.: Flammt herab, ihr Blitze. Sch. 539b; Wie’s
von Berg zu Bergen flammt, | Entzücken flamm’ hinan! G.
10, 264; Ihre Augen flammten auf Konrad hinüber.
Kinkel E. 1, 33; Kometen ſieht man nicht, wenn Bettler ſter-
ben, | der Himmel ſelbſt flammt Fürſtentod herab. Schlegel
Sh. 2, 57, zeigt ſie uns hienieden in den flammenden
Erſcheinungen an. Nīēder-: 1) intr. [2 und
Anm].: herab-f. 2) tr.: flammend niederſchmet-
tern ꝛc. I. Über-: tr.: 1) flammend überziehn:
Vom Abendpurpur überflammt. Geibel 211; Stadt und
Meer vom Morgenroth überflammt. Sch. 162a. 2) flam-
mend überſchreiten: Die das .. Feuer, daß es den Herd-
kreis überflamme, hütet. Schöll (ſ. G. Stein 3, 3). 3) an
Röthe, Gluth ꝛc. übertreffen: Es überflammt des Trin-
kers Naſe| den Purpurwein in ſeinem Glaſe. II. Über-:
intr. [2 und Anm.]: flammend überfließen, über eine
Grenze hingehn: [Dann] flammen Gluthen der Empfin-
dung | über in Geſang. Meißner. Um-: tr.. flam-
mend umgeben: Des Fluches | der mir das Haupt um-
flammt. Chamiſſo 4, 198; Umflammt vom Kerzenglanze.
Grün Schutt 45; Rund umflammte das Feuer den Dreifuß.
Stolberg Il. 18, 348; Matthiſſon 106 ꝛc. Unter-:
tr.: Etwas flammend unterhöhlen, ſo daß es ſtürzen
muß ꝛc.: Des Beſitzes treu Gehäus | ſchwankt unterflammt
und beugt ſich. G. 6, 304. Ver-: 1) intr. (ſein):
aus-f. (1). 2) tr.: verbrennen, durch Flammen
aufzehren: auch: etwas zu Flammendes [3c] verder-
ben. Vōr- [2 und Anm.]: intr.: flammend vor-
anſchreiten: Da flammt ein blitzendes Verheeren | dem
Pfade vor des Donnerſchlags. G. 11, 14 u. á. m.