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flammen über-flammen
Flámmen, 1) intr. (haben):
a) eig., in Flammen stehn, hell brennen: Wie die f–den Windmühlenflügel in Bewegung geriethen. Steffens Erl. 5, 309; Wie ein Kessel auf f–dem Feuer. V. Od. 12, 237; Dann flammen Reisig und Scheite. G. 1, 230; Durchgang .., um dessen engen Mund die ganze Hölle flammt. 11, 32 etc.
b) flammengleich leuchten, blitzen, glühn, flimmen (s. d.): Kerzen, (Platen 4, 292), Sterne (G. 18, 259; Stilling 1, 32; Ramler 145), Augen (Stahr R. 2, 289; Uhland 122) f. etc.; Aus dunkler Fluth | der Siegesschild der Sonne f–d sprang. Chamisso 4, 64; Hell in bläulicher Gluth flammte des Erlenstrauchs | .. Laub. V. 3, 11; 225 etc. Unpers.: Es hat geflammt [geblitzt] die ganze Nacht. WMüler 1, 237, s. flimmen. Auch: [Der Altar] flammt jetzo von Opfergeschenken. WHumboldt 3, 36.
c) vor Zorn etc. auflodern, glühen: Da flammte dessen Gesicht. Gotthelf G. 352.
d) Feuer der Begeistrung, der Leidenschaft etc. in sich haben; feurig sein, glühn etc.: F–d verkündigten sie die großen Thaten. G. 14, 271; Die Trompetta flammt für die innere Mission. Gutzkow R. 3, 460; Die Reden .. f. von der edelsten Begeisterung. Immermann 12, 310; M. 4, 267; Liebe flammt in meiner Brust. Sch. 590b; Wie hoch sein Dank einst f. wird. 255b; Euer f–der Kriegsmuth. Tieck N. Kr. 3, 327 etc. 2) intr. (haben und sein, s. Anm.): wie eine Flamme sich hin und her bewegen; blitzgleich schnell, zuckend, leuchtend, zündend etc. einen Raum durchfahren, zucken, schießen, fahren etc.: Für sie zu leben und zu sterben, | Das flammt [zuckt heiß] durch jede deutsche Brust. Auswahl d. Lieder 13; Verklärt selbst, | flammt’ [flog] ich, ein Seliger, schon in aller Verklärten Umarmung. Baggesen 2, 269; Ein leerer Schall wär’ es gewesen, | hätt’s nicht in dein verderb- erbtes Herz geflammt [zündend getroffen]. Beer Arr. 144; Wie sein Säbel .. in die Zöpfe einst geflammt. Freiligrath 2, 67; Da bebt sie [die Heide] spät, da bebt sie früh; | da flammt sie [bewegt sich hin und her] durchs Gehölze. Pol. 1, 7; In ziemlicher Höhe schießt aus einer Felskluft ein starker Bach f–d herunter. G. 14, 204; Dann flammt mir das ungeheure Unglück [des Brandes] wieder in die Einbildungskraft. 19, 391; F. rächerische Blitze von meinem Herzen. Heinse A. 1, 246; Daß fast ein gleicher Witz aus ihrer Brust geflammt. Mühlpforth L. 190; Woher du wehest, wohin du flammest. Rückert Mak. 2, 33 etc. 3) tr.: zuw. ohne ausgedrücktes Obj.:
a) in Brand, in Flammen setzen (s. 1a): Gänse f., sengen; So jämmerlich gefeurt, geflammt, gebäucht, geräucht. Fischart B. 121b; Seine Boten bringen f–des [verzehrendes] | Verderben auf des Armen Haupt herab. G. 13, 75; 55; Nur unmäßige Kraft wirkt | immer zerstörend, sie macht | um sich schwärzer das Dunkel | flammt das Lichte zu Brand. Knebel 1, 45; Wenn Sommergluthen f. V. 4, 56 etc. S. Ab-, Aus-f.
b) flammen lassen, sprühen, rasch und feurig Etwas von sich ausgehn lassen, verbreiten (s. 1; 2): Wie bluthroth dort die Sonne | steigt und feuerflammt [1a] im Morgen. Werner Osts. 1, 16; Die feuerflammenden Holzstöße. Sch. 13b. Die Augen f. [1b] Gunst. Scultetus (L. 8, 288); Was Silber flimmen mag und Gold mag f., | Das sind allein zerstreute Farbenblitze. Rückert 1, 172. Aus den Tiefen der Gottheit flammte [2] seine Zunge Leben und Licht. G. 14, 272; Es flamm’ Anbetung, der große, der Sabbath des Bundes, | von den Sonnen zum Thron des Richters. Kl. M. 8, 17; Daß er durch alle Welten Anbetung flamme [verbreite]. L. 6, 48 etc.
c) Etwas flammenähnlich machen: Rothgeflammte Tulpen. Daumer H. 2, 43, aber auch: Von hellrothem geflammten [gewässerten, moirierten] Atlas. Tieck NKr. 2, 359; Einen weißen, braungeflammten Hut. IP. 26, 86; In einem geflammten Strumpfe. Schlegel Sh. 2, 171; Das geflammte Ansehen dieser Hölzer. Schacht Baum 210; Säulen f., mit krausen Leisten —; Leisten f., flammieren, mit Kerben versehen.
Anm. Zu 2 gilt „sein“ als Hilfszeitw., wenn nicht sowohl die Wirkung als ein Zustand, eine Ortsveränderung bez. wird: Der Blitz ist vom Himmel geflammt [flammend niedergefahren], hat geflammt [gezündet] etc., s. flattern, Anm. etc. Im Part. als Ew. mit Steigrung: Die f–dsten [feurigsten] Wirbel. W. 35, 63.
Zsstzg. z. B.: Áb-: tr. [3]: Die Seite eines zu kalfaternden Schiffs mit Strauchwerk a.; Die alaungaren, fettgetränkten Felle a., über ein Kohlenfeuer halten etc.
An-: tr. und refl. [3]: anbrennen, anzünden, anfeuern, entflammen (s. d.): Pfähle a., damit sie in der Erde nicht faulen; Der Flug, der meine [Amor’s] Begeistrung anflammt. Baggesen 1, 127; Ein inniger Verlangen | flammt in meiner Brust sich an. Blumauer 1, 28; Ist der Brand nicht rein, wenn sie [die Natur] uns angeflammet? [spätere Lesart: selbst entflammet]. Haler 84; Der all-a–de Sonnenvater. H. 15, 160; Eine angeflammte Kerze. Mühlpforth 2, 26; Ihre Frage .. flammte so schnell mich an. Sch. (Palleske Sch. 1, 368); Sie schmiegten, einander anzuflammen [zu wärmen] ... sich zusammen. W. 15, 224; Der Zweck, der mich zu diesen Kenntnissen angeflammet. Zimmermann Eins. 93.
Āūf-:
1) intr. [2 und Anm.]: flammend auffahren, auf-, entbrennen etc.: Worauf Alban a–d entgegnete. Auerbach D. 4, 35; Die Lichterchen flammten immer nur momentan auf. Burmeister gB. 2, 18; Verhaltne Flamme .. flammt auf. Freiligrath Ven. 25; Daß der Brand von Persepolis nicht bloß aus einer rohen absurden Völlerei entglommen sei, vielmehr aus einem solchen Tischgespräch aufgeflammt. G. 4, 223; 10, 335; Die Hoffnung .. flammt immer einmal wieder in dem Menschen auf. 15, 287; Da flammten des .. Mädchens Augen auf. Gutzkow 11, 329; Seinen für Das, was ihm wahr schien a—den Eifer. R. 2, 262; Wo ein neuer Geist in den Völkern aufflammt. WHumboldt 2, 240; Geister eingeengt in Nacht oder aufgeflammt ins Licht. Rückert 2, 493; Wie von der Fackel der Zaun aufflammt. V. Ov. 1, 39 u. o.
2) tr.: aufflammen machen: Flammt jeden Trieb zu geilen Lüsten auf. Weiße. Āūs-:
1) intr.: zu Ende flammen: Du hast noch nicht ausgeflammt, | du heil’ge Religion. Körner 19b, deine Gluth dauert noch.
2) tr.: Eine Kanone a., abblasen. Be-: tr.: mit Flammen, mit Röthe, Feuer etc. versehen; befeuern: Die beflammte Sonne, Röthe etc. Brockes 1, 12; 9, 359; Also beflammte sie mehr noch den glühenden Busen mit Liebe. B. 244b; Die Fluth, | die unser Blitz beflammt. Michaelis 233; Der beflammte Blitz. Mühlpforth Geistl. 3; In goldbeflammten Haaren. Gl. 6 u. o. Durch -: tr.: flammend durchfahren: Glühendes Roth durchflammte sein Antlitz Boas (D Museum 1, 2, 732); In dem blitzdurchflammten Äther. G. 6, 306; Mehr als einmal hatten große Brände sie [die Stadt] durchflammt. Höfer Hausblätter (57) 1, 2; Mich durchflammt der Muth. Sch. 452b; 754b; Ich fühlte mich durchschauert und durchflammt. 612a; Heißes Verlangen nach ihm durchflammet das Herz mir. V. Th. 7, 56. Empōr-: intr.: aufflammen: [Ein Feuer], das bis zu den Sternen emporflammt. Freiligrath Garb. 10; Hütten, die entzündet hoch emporflammeten. Geßner 1, 149; Da flammete unser Lob empor zu dem Herrn. 84; G. 12, 43; Begeisterter emporzuflammen, | schmolz mit Freundschaft Liebe fest zusammen. WHumboldt 1, 347; Sch. 162a; V. 1, 149 etc. Ent-:
1) tr.: in Flammen setzen, an-f., doch so, daß Dies mehr auf die Oberfläche, e. mehr auf das Innre sich bezieht (vgl. An), auch refl. und intr. (sein): entflammt werden, entbrennen: Entflammet er das Holz. Alxinger D. 163; Scheur und Hof zu e. Freiligrath Pol. 2, 69; Viermal muß ihr Feu’r entflammt sein. H. 261; Wenn jene Thaten | zu Müh und Streben damals dich entflammten. G. 13, 126; Seine Augen entflammten sich. Höfer V. 240; Erfindung, die des Dichters Brust entflammt. Platen 4, 285; In der entflammten [brennenden] Stadt. Sch. 32b; Du hast ihn [den Krieg] nicht leichtsinnig selbst entflammt. 456b; Entflammterer Muth. V. Il. 5, 136; Ich brenn’ | entflammter als .. Herkules. Hor. 1, 348; Das beredte Schweigen | entflammter Sehnsucht. W. 12, 250; Zorn- (Gutzkow R. 5, 174), Muth-, Lieb-entflammt etc.; Jeder bösen Gier Entflammer. Rückert 1, 171 etc.
2) intr. (sein): flammend entstammen: Nicht dem Staub entflammet, | was diese Leere füllt. Kosegarten Po. 1, 54. Entgêgen-: flammend entgegenstrahlen: Da flammte Gottes majestätische Sonne mir entgegen. Kosegarten Rh. 2, 74; 93 etc. Er- [2 und Anm.]: intr. (sein): ungw. st. flammen, entbrennen etc.: Selige Geister, erflammten sie ganz. Baggesen 1, 182; Daß er [der Funke] ihm vom Auge leucht’, | erflamme vom Herzen. H. 15, 162. Hêr-, Hín- etc.: intr. [2 und Anm.] und tr.: Flammt herab, ihr Blitze. Sch. 539b; Wie’s von Berg zu Bergen flammt, | Entzücken flamm’ hinan! G. 10, 264; Ihre Augen flammten auf Konrad hinüber. Kinkel E. 1, 33; Kometen sieht man nicht, wenn Bettler sterben, | der Himmel selbst flammt Fürstentod herab. Schlegel Sh. 2, 57, zeigt sie uns hienieden in den flammenden Erscheinungen an. Nīēder-:
1) intr. [2 und Anm].: herab-f.
2) tr.: flammend niederschmettern etc. I. Über-: tr.:
1) flammend überziehn: Vom Abendpurpur überflammt. Geibel 211; Stadt und Meer vom Morgenroth überflammt. Sch. 162a.
2) flammend überschreiten: Die das .. Feuer, daß es den Herdkreis überflamme, hütet. Schöll (s. G. Stein 3, 3).
3) an Röthe, Gluth etc. übertreffen: Es überflammt des Trinkers Nase| den Purpurwein in seinem Glase. II.
Über-: intr. [2 und Anm.]:
flammend überfließen, über eine Grenze hingehn: [Dann] flammen Gluthen der Empfindung | über in Gesang. Meißner. Um-: tr.. flammend umgeben: Des Fluches | der mir das Haupt umflammt. Chamisso 4, 198; Umflammt vom Kerzenglanze. Grün Schutt 45; Rund umflammte das Feuer den Dreifuß. Stolberg Il. 18, 348; Matthisson 106 etc. Unter-: tr.: Etwas flammend unterhöhlen, so daß es stürzen muß etc.: Des Besitzes treu Gehäus | schwankt unterflammt und beugt sich. G. 6, 304. Ver-:
1) intr. (sein): aus-f. (1).
2) tr.: verbrennen, durch Flammen aufzehren: auch: etwas zu Flammendes [3c] verderben. Vōr- [2 und Anm.]: intr.: flammend vor- anschreiten: Da flammt ein blitzendes Verheeren | dem Pfade vor des Donnerschlags. G. 11, 14 u. á. m.