Faksimile 0454 | Seite 446
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findlich Findlichkeit
Findlich, a. (~keit, f.; –en):
(veralt.) was zu finden ist. Logau (s. L. 5, 317); Einen Spiel- oder Wirkungskreis von so verschiedenen Individualitäten .. aufthun, als nur f. wären. IP. 36, 100, vgl. findbar, gw. in Zsstzg., z.B.: Áb-: was sich abfinden lässt. —Aūf-: Zur bessern A–keit. Jahn M. 170; 278. Āūs-: s. ausfindig. Be-: sich irgendwo befindend, zuw. noch mit beigefügtem „sich“, z.B. Forster Br. 1, 98; veralt. = auffindlich. Luther 6, 368b etc. Emp-: wie empfindbar (s. d.), aktiv und passiv, mit dem Ggstz.: Un-e.
1) mit Empfindung begabt, empfindend (s. empfinden 6), für Eindrücke empfänglich, davon leicht berührt und ergriffen: Ein sinnliches, ein e–es Herz gieb mir, o Gott, für deine Werke. Brockes 9, 345; Für Pracht und Ruhm e. 257; Es ist ein närrisch Ding um ein e. Blut, es pocht, wenn man auch nur halbweg was Böses thut. G. 7, 61; Wer gegen Gold und Schmeichelei | .. e. ist, ist niemals frei. Göckingk 1, 35; So e. ich auch gegen seine zärtliche Liebe bin. L. 12, 20; E. für ihre leisesten Berührungen. W. 9, 20; Eine gegen Kälte sehr e–e Pflanze etc.
a) Bei erhitztem Blut und reger E–keit. G. 37, 49; Diese E–keit gegen alles Schöne und Gute. 34, 251; Daß das Trauerspiel .. unsere sittliche E–keit vermehren könne. L. 13, 65; Eine ungemeine E–keit und, was unmittelbar damit verbunden ist, eine starke Anlage zur Zärtlichkeit [s. 2]. W. 1, 7; Hätt’ ihm die Pein .. für andres Ungemach E–keit gelassen. 11, 225 etc.
b) Un-e–er gegen den Tadel. G. 29, 219; Ein roher und un-e–er Krieger. V. Ov. 2, 307; Du böse Mutter von un-e–er Seele. Od. 23, 79; Blieb nicht lange un-e. gegen das Mitgefühl seines neuen Freundes. W. 27, 247; Er schilt sie spröd’, unzärtlich, un-e. [s. 2]. 3, 46 etc.
c) Keine stolze, stoische Un-E–keit. Forster Br. 1, 385; Dort fanden wir das Organ in der höchsten Abspannung und Empfänglichkeit, hier in der äußersten Überspannung und Un-E–keit. G. 37, 12; Die Un-E–keit gegen Verdienste der Vorgänger. 39, 117; Sie kennen seine Gleichgültigkeit gegen das Geld, hier wurde sie zur gänzlichen Un- E–keit. Sch. 744b; W. 23, 44 etc.
d) veralt. auch = empfindend, in einem best. Fall, z. B. wenn es bei Zwingli 3, 6 von Christi Leib heißt, daß er e. für uns hingegeben sei (vgl. 2 u. 3).
2) (s. 1) nam. auch zart-empfindend (vgl. empfindsam und empfindend, die als minder zweideutig gw. sind), zärtlich etc.: Zärtlinge, die den Ruhm e–er Seelen auch da zu behaupten suchen, wo andere ehrliche Leute gähnen. L. 4, 151; Ergießungen eines für ihn allein e–en Herzens. W. 5, 143; 139 etc.; In einem Ausbruch von E–keit [Empfindung] ausgesprochen. Forster Sak. X; R. 1, 254; Daß die E–keit [Liebe] ihres Volkes sich anders arte als die deutsche. Musäus M. 4, 129 etc.
3) leicht verletzt oder in einem best. Fall sich wirklich verletzt fühlend, gekränkt, gereizt, beleidigt: Daß ich nicht böse, aber wohl e. auf Sie werden kann. L. 13, 308; Da ich wohl weiß, wie e. ein Mann von Ihrem Charakter sein muß, wenn etc. Rabner 3, 66; Sie zeigte sich mehr als e., sie fühlte sich beleidiget. Tieck Nov. 4, 65 etc.; Meine aufs Äußerste getriebene E–keit noch mehr zu reizen. G. 10, 196; Die holdseligen Spiele der Liebe, die Schmeichelreden, die Besorgnisse, die E–keiten. Hölderlin H. 1, 133; Bannier’s gerechte E–keit klagte die Franzosen .. an. Sch. 992a.
4) faktitiv zu 3 = verletzend: Sie hatten mich immer zum besten | und das war mir e. [wurde von mir hoch, übel empfunden, vgl. 5], mein Stolz war beleidigt. G. 5, 22; Um so e–er ward es ihm. 19, 291 etc.
5) was empfunden, besonders was tief gefühlt wird, Einen hart trifft: Ein einziger Laut .. kann so viel ausdrücken, als die Musik nicht anders als in einer langen Folge von Tönen e. machen kann. L. 11, 153; oft: Das für ihn gewiß e–e Vergnügen. L. 13, 209; Merck’s Br. 2, 73; E–er Schmerz, Tadel; E. strafen; Wußte er ihn ingeheim desto e–er zu verwunden. Sch. 797a etc. Er-: sich erfinden lassend; Un-e–e [unbeschreibliche] Kabalen. L. 13, 477. Vor-: sich vorfindend: Die im Alpengebirge noch v–en Sitten. JvMüller 1, 386; Das nur in der beständigen Verneinung Vorhandne, immer Vorfindliche. Schelling 2, 2, 68 etc. U. ä. m.