Faksimile 0450 | Seite 442
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Fiedel
Fīēdel, f; –n; –chen, ein; -: Geige, Violine,
überhaupt mit einem Bogen geſpieltes Saiteninſtru-
ment: Auf ihren Wecker [harrt] manche F. gut. Freiligrath
Garb. 101; Die F. macht das Feſt. Heine Verm. 1, 184; Die
F. hebet ſeinen Fuß. Pfeffel Po. 3, 11; Horn und F., ver-
miſcht mit Paukenſchlag. Reithard 52; Dann wandt’ er ſich
zurücke, wo ſeine F. war ꝛc. Simrock Nib. 1771 u. ö.
Auch übertr., wie Geige, der erſte Grad der Tortur,
wobei eine um das Ende des Ellbogens gelegte Schnur
hin und her gezogen wurde, und ein am Pran-
ger ſtehnden Perſonen um Hals und Hände gelegtes
hölzernes Strafwerkzeug. Zſſtzg. (vgl. Geige), z. B.:
Brett-, Knie-, Stock-F. ꝛc., nam. auch Stroh-F., das
Holz- und Stroh-Inſtrument, aus Holzſtäben, die, auf
Strohrollen befeſtigt und mit dünnen Stäben ange-
ſchlagen, verſch. Töne geben.
Anm. Davon verſch. wohl F. als Bez. eines forellen-
artigen Fiſches im Erzgebirge. S. auch Fetzer Anm.
Ahd. fidula, mhd. videle, wohl von mlat. vitula, woraus
provenz. viula, ital. viola ꝛc. (ſ. Violine) wurde, vgl. Diez
372, nam. der Volksſpr. eigen und daher oft mit dem
Nebenſinn der ſchlechten, ſchlechtgeſpielten Geige, u. als Tonw.
dazu: Fīēdeln, intr. (haben) u. tr.: 1) Saiteninſtrumente
mit dem Bogen ſpielen, (ſchlecht) geigen: Wie Mancher auf
der Geige fiedelt. G. 3, 106; So lang Fortuna fiedelt. 76;
11, 41; Etwas Ordentliches von Muſik, das nicht gedudelt
und gefiedelt iſt. Zelter 1, 207 ꝛc.; auch von der Geige ſelbſt
= gefiedelt erklingen: Alle Violinen des Lobes f. um die
Wette. Heine Lut. 1, 257. 2) Etwas wie den Fiedelbogen
hin und her bewegen, oft verſtärkt in dem nicht bloß ſchleſ.
(Weinhold 20a) Bumm-f. (vgl.: Da ging’s fiedelumpump.
Spate, Firlefanz und fumfeien): Mit dem Meſſer die Kehle
b.; auch im obſcönen Sinn wie ficken (ſ. fackeln, Anm.), und
vgl. Fetzer, Anm. u. fitzen, ferner mundartl. fieſeln ꝛc. Stalder
1, 372; Schmeller 1, 571, und fillen ꝛc. Andre Zſſtzg.
vgl. geigen und fetzen, z. B.: Áb-f.: 1) Ein Lied, ſich a. ꝛc.
2) Er wolle ihm geſchwind die Gurgel a. Hefne Reiſ. 3,
109. 3) in Schmelzh. den nicht zergangnen groben Ab-
ſtrich von dem eingeſchmolznen Werkblei mit einem Eiſen ab-
ziehn. 4) bei Spate auch: Ein abgefiedelt, zerfiedelt [ab-
gefaſertes ꝛc.] Kleid. Án-f.: 1) Einen a., vgl. anſingen ꝛc.
2) das Brot a., ungeſchickt anſchneiden. Zum Tanz
auf-f. Ein Liedlein daher-f. Daß ich mir dadurch das
Brot er-f. wollte. Günther 386. Etwas Vorgefiedeltes
nach-f. Goltz 2, 294 ꝛc. Hierzu: Gefīēdel, n., –s;
0: 1) ſchlechtes Geigenſpiel. 2) das Schneiden durch wie-
derholtes Hin- und Herbewegen. Fīēd(e)ler, m., –s;
uv.: Einer der fiedelt (1); ſchlechter Muſikant: Auf der Cither
ſollte er ſpielen ..., der verdammte F. Bodenſtedt 2, 322;
G. 4, 51; Der F. in der Schenke. JMöſer 4, 34; F., fiedelt
nicht ſo lahm! V. 3, 97. So auch: Bier- (IP. 21,
94), Krug-F. ꝛc., in Bierhäuſern und Krügen aufſpielend.