fett
I. Fétt, a., –eſt (ſ. feiſt und den Ggſtz. mager):
1) wohlgenährt und daher viel Fett habend, von Men-
ſchen und Thieren: Sieben ſchöne f–e Kühe. 1. Moſ. 41,
2; Vieh f. machen, mäſten ꝛc.; Selber eſſen macht f. Hebel
3, 195 ꝛc. Oft durch einen Vergleich hervorgehoben:
F–er als ein f–es Schneckchen. B. 58a; So rund und ſo f.
wie ein Schneckchen. Langbein 2, 9; F. wie junge Wachteln.
Grimm M. 282; F–er als die Dächſe. Ramler F. 1, 77 ꝛc.
S.: Speck-, Spick-, Schnecken-, Schwappel-f.
Frommann 1, 232. — Nam. bibl. auch oft übertr. =
in Fülle, Wohlſtand lebend, gedeihend, kräftig, ſtark:
Darum wird der Herr .. unter ſeine F–en die Darre ſenden,
Jeſ. 10, 16; Eſſet das Gute, ſo wird eure Seele in Wolluſt
f. werden [vgl. jedoch 5]. 55, 2; Ihre F–en ſchließen feſt.
Mendelsſohn Pſ. 17, 10 ꝛc. — 2) von Speiſen, viel Fett
enthaltend, ſei es von Natur oder beſonders hinzugethan,
gefettet: F–es Fleiſch eſſen; F–e Milch, Butter; Ein f–er
Ziegenkäs. Nicolai 1, 10; F–e Speiſen, auch im Ggſtz. der
magern oder Faſtenſpeiſen; Das Gemüſe, das Kraut, den
Kohl f. machen ꝛc. Auch übertr.: Das macht die Suppe
(G. 14, 99), das Kraut (G. Lav. 33), den Kohl nicht f.,
fördert, hilft nicht Viel, iſt nicht von Belang ꝛc. (ſ.
Schütze 1, 312), vgl.: Der Schwanz iſt nicht ſo f. [meine
Anmerkungen, der Anhang fällt nicht zu reichlich aus,
gewährt keine reiche Ausbeute]. L. 13, 12 ꝛc., ſ. 4. —
3) auch ſonſt von Körpern, die viel Fett enthalten,
z. B.: Überfluß von f–em Kien. W. 20, 225; nam.: F–e
[Ggſtz. flüchtige] Ole. Karmarſch 2, 769 ꝛc. — 4) übertr.:
viel Nahrungsſtoff, viel Saft enthaltend, viel Ausbeute
gewährend, fettmachend, einträglich, reichlich, üppig
wuchernd, reich ꝛc., z. B.: a) F–er Boden, der viel
Nahrung für die Pflanzen enthält, ſo daß dieſe darauf
üppig wachſen; F–er oder Marſchboden; Ob das Land f.
oder mager ſei. 4. Moſ. 13, 21; F–es, ergiebiges Erdreich.
Forſter Anſ. 2, 16; So wird des Himmels Thau die f–en
Furchen ſegnen. Lichtwer 250; Auf den hoch-f–en Plätzen.
Tſchudi Th. 619; V. Georg. 1, 64 ꝛc. — Jur.: Sog.
f–e Ländereien, wo der Schuldner das dem Gläubiger
überlaſſene Land ſelbſt düngt und pflügt, um den Todbau ſo-
viel geſchwinder zu bewirken. MöſerPh. 2,104. —b) von
Pflanzen, üppig wachſend, ſaftig ꝛc.: Es wächſet dieſes
Holz f.,doch ..Iwimmerig. Döbel 3, 15a; F–es Gras; F–e
Weide; Die Beer’ am f–eſten | Gezweig des Ölbaums aus-
gewählt. V. Hor. 1, 307; Die Kaſtanien hatten ihre f–en
Kapſeln aufgethan. Tieck GſNov. 1, 101 ꝛc. F–e Henne
(Sedum telephium), eine beſ. ſaftreiche Pflanze. —
S. auch: Fett-gelbe Rübſenflächen. IP. 26, 55, deren
geſättigte Farbe den üppigen Wuchs kund thut. — c)
F–e [nicht rein ausgebeutelte, noch Mehl haltende]
Kleie. — d) (Gießerei): F–er Formſand, der thon-
haltiger iſt als der magre, welcher auch wohl nur
ſchlechtweg Sand heißt. Karmarſch 2, 105. — e) F–e [die
Wachsſcheiben ganz mit Honig ausfüllende] Bienen. —
f) vgl. 1. Moſ. 41, 18 ff.: Die Almanache ſind nicht alle
f., die magern Kühe treiben ihr Unweſen. HVoß JP. 96;
Wenn auch die f–en Zeiten .. nicht wiederkehrten. Prutz Muſ.
2, 37; F–e Stellen, Ämter, Pfründen, wobei der In-
haber —, f–e Proceſſe, wobei der Anwalt ſich gut ſteht;
Ein magrer Vergleich iſt beſſer als ein f–er Proceß; F–e
[reiche] Mitgift; Für den Beichtſtuhl f–e Laſten. V. 4, 123;
F–e Beute; F–er Raub. Mühlpforth Hochz. 3; Man ſahe
kein Altar von f–em [reichlichem] Weihrauch rauchen. ebd.
— g) fettmachend, ſtark: Im Durchſchnitt wenigſtens 2¹½
Elle ſtark, welches er dem f–en Biere zu danken hat. Rabner
3, 25 ꝛc. — 5) zuw. ſchwerfällig, plump: Mache mir
.. nur nicht f. auch den Witz. V. Hor. 2, 176 (ſ. feiſt);
Ein gutes Mädchen .. an Leib und Seele rund, nur .. ein
wenig zu platt und ein wenig zu f–e. W. 15, 5. — Die Stimme,
wo ſie nicht den Metallmangel durch ſtarkes Schreien erſetzen
konnte, klang f. und ſchwerfällig. Stahr (Nat.Z. 8, 43); Hack-
länder Nam. 1, 57; FSchlegel Flor. 1, 126 ꝛc., ſ. kleberig.
— 6) dick, breit ꝛc. (nam. Mal., Kupferſt.,
Buchdr.): F–er Pinſel, reichlich, dick aufgetragne
Farbe; F–e [breite] Züge, Schraffierungen; Das Durch-
einanderwerfen von f–en, plumpen Rubrikſchriften mit der
matten Textſchrift. Franke Buchdr. 3; Für kleinere Geſchäfte
ſind zwei Sorten von Linien, feine und f–e, auf Viertelpetit-
Kegel ausreichend ꝛc. 18. — 7) dem Gefühl nach dem
Fett ähnlich: Erdöl iſt f. anzufühlen. Burmeiſter Gſch. 265.
Vgl.: Der eigentliche plaſtiſche Thon iſt ſtets fettiger anzu-
fühlen. 264; Der Speckſtein fühlt ſich beſonders an den durch
Reibung geglätteten Stellen ſehr fettig an. Karmarſch 3, 336
ꝛc., wofür Manche — ohne daß der Gebrauch ſich fügt
— noch genauer „fetticht“ verlangen. — Aber auch
ſonſt findet ſich zuw. f. ſtatt „fettig“, wo es nicht ſein
ſoll, an der Oberfläche mit Fett beſchmiert und dies
fahren laſſend, fettbefleckt, vgl.: F–e (1) und fettige
Hände; Was man mit fettigen Händen anfaſſt, wird fettig;
aber: Die Wolle wurde .. zum Zeddel geſpult, fett gemacht
[gefettet] und geſtärkt. Hebel 3, 391 ꝛc. Ungew.: Der
gemäſtete Schuft mit fettigem, immer lächelndem Geſicht.
Grabbe Hann. 63. — Doch mundartl. nach Adelung: F–e
[allgm. = ſchmutzige] Wäſche, Kleider ꝛc. u. bergm.:
F–e Schlacken, von leichtflüſſigem Silber- und Bleierz,
die ſich vom Werk und von den Steinen nicht leicht ab-
heben laſſen. Campe, dagegen ſchwzr.: Fettig = weich,
linde, Ggſtz. von feſt. Stalder, vgl.: Des Leibs Luſt zu
fettigen [lindern, ſtillen]. Eppendorf 90, wenn nicht
Drckf. ſtatt ſättigen.
Anm. S. Feiſt. — Dazu: Féttlich, a.: ein bischen
fett. G. 29, 226; — Ferner: Fétte, f.; 0: das Fettſein, die
Fettheit und auch das Fett ſelbſt, das Fette: Jeſ. 10, 27;
Wenn er [der Hirſch] ſeiner F. empfindet, verbirgt er ſich.
Eppendorf 66; Vor der Mägere wegen würde den Jungen
Milch gebrechen, aber von der F. würde die Milch ungeſund.
Ryff Th. 12; Bibergeil .. ſammt der F. ſäuberlich ausgetrock-
net. 20 ꝛc. und ſo noch: Schling .. des Lebens Süße und F.
[Datteln und Rahm]. Rückert Mak. 1, 127; Kannen .., ge-
füllt mit der F. des Ölbaums. V. Ländl. 1, 229 ꝛc. — Gw.:
Féttigkeit, f.; –en: ſowohl das Fett- als das Fettigſein
und das Fett. Richt. 9, 9; Mit Speck und ſonſtigen F–en. G.
25, 259; Das mächtige Bruſtbein iſt mit nerviger F. über-
zogen, daß man es kaum merkt. Heinſe A. 2, 70; Er iſt ge-
drungen ohne F. Sturz 1, 10; An allzugroßer F. ſterben.
Tſchudi Th. 415 ꝛc.
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