Faksimile 0445 | Seite 437
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festen
Féſten: 1) tr.: feſt machen, und refl.: feſt wer-
den; Gefeſtet oft = feſt: Da er die Wolken droben feſtete,
da er feſtigte die Brunnen der Tiefen. Sprüche 8, 28;
Gefeſteten Sand. Alexis (DMuſ. 1, 1, 588 ff., vgl. Grund-
feſte 2); Hoſ. 1, 1, XVII; Einmal gefeſtet, einmal ver-
flüchtigt. G. 3, 5; Wer bei aller dieſer Weichmüthigkeit ſich
noch für einen gefeſteten Mann hält. Heine Börne 348;
Sal. 1, 92; Den damals gemachten Bund auf immer zu f.
[vgl. Handfeſte]. H. Rel. 7, 19; Gefeſtet in ſeinen An-
ſichten. Lewald W. 4, 338; 42; 1, 305; Der darauf [auf
dem Hof] gefeſtete Mann oder der Wehrfeſter (ſ. d. und
ein-f.). Möſer Ph. 1, 149; Die gefeſtete Erde unter meinen
Füßen zu haben. Stahr It. 2, 77; Gegen die Seekrankheit
blieb ich .. gefeſtet. 84; Wo denn Sonne und Liebesſchein
dein kräftiges Herz nähre und feſte. Zelter 3, 387; Ihr
Talent .. geſtärkt und gefeſtet. 6, 27; Daß Gott dich alſo
gefeſtet und beſtätigt. Zwingli 2, 11 ꝛc. 2) zuw. intr.
(haben): ein Feſt (ſ. d. II.) feiern, ſchmauſen. Arndt
Ber. 413; Sie feſteten oft in den Hallen und ließen die
Muſcheln [Becher] der Freude herumgehen. IG Jacobi
Ir. 8, 819.
Anm. Nbnf. zu 1: Féſtnen, z. B.: Feſtne meinen
Vorſatz! H. 16, 117; Feſtnete den Wall mit Mauerwerk.
Jv Müller 1, 94; 228 ꝛc. Häufiger: Féſtigen: Wo der
Niederſchlag der Wolken die Erde immer wieder feſtigt. Alexis
(DMuſ. 1, 1, 587); Menſchenſatzungen durch ſeine Beiſtim-
mung zu ſtärken und zu f. Hoſ. 2, 3, 87; Auerbach Leb. 2,
8; SchrV. 16; Die Leine daran zu f. Gerſtäcker Hausbl.
(57) 1, 52; Die Kanzleiſprache hatte ſich unter Karl V. ge-
feſtigt. Gervinus 3, 186; 177; Sh. 1, 145; Napoleon
feſtigte die Jdeen der Revolution. Einl. 143; Schmeichelt
unſern Schwächen und feſtigt unſere Stärken. G. 13, 235;
Dieſelben, nur gefeſtigteren Züge. Gutzkow Zaubr. 2, 51;
Gotthelf G. 107; 257; Worauf er durch untergeſchobene
Steine das Rad in ſeiner ganzen Stellung feſtigte. Immermann
M. 1, 253; 4, 305; Kohl Südr. 2, 92; Immer mehr
feſtigte ſich der Entſchluß in ihm. Kompert Pfl. 2, 129; Mit
der Familie feſtigt oder lockert ſich der Staat. König Jer. 2,
110; Lohenſtein Hyac. 65 ꝛc. Mit Unrecht von Adelung
in allen Formen für „völlig veralt.“ erklärt, obgleich die
Zſſtzg. Befeſtigen im Allgm. üblicher iſt. Dazu: Feſti-
gung, f.; 0: abſtrakt, das Feſtigen: Jede F. des Rechtes.
Börne 3, 155; WHumboldt 1, 50 ꝛc. Dagegen: Féſtung,
f.; –en: ein nach der Kriegskunſt befeſtigter Platz, gw. ſtatt
des der gehobnern Sprache eignen Feſte (ſ. d. 5); Berg-F.,
auf einem Berg gelegen, ſ. Bergfeſte; Wenn er dieſe Haupt-
veſtung verließe und ſich in das Nebenwerk würfe. H. 13, 68;
Inſel-F. Körner 148b ꝛc. Veralt.: Etliche Schlöſſer und
Befeſtungen. Stumpf 605b; 2. Kor. 10, 4.
Zſſtzg. zu 1, z. B.: Án-: Angebunden an große
Pfähle und wohl angefeſtigt. Ryff Th. 204. Āūs-, tr.:
Etwas feſt ausbeſſern. intr. (haben): veralt.: feſt-
bleiben, aulsharren. Schottel 943. Be-: Von wem
auf Lebens- und Wiſſensbahnen | wardſt du genährt und be-
feſtet? G. 2, 220; Den Strick da oben b. 5, 170; Befeſtes
Schloß. Mühlpforth Hochz. 9; Mit eiſinen Mauren .. befeſtet.
Schaidenraißer 40b; Daß Fehden dieſer Art .. der Dame Re-
giment nur zu b. dienen. W. 12, 45. Nbnf.: Der
Glaub befeſtnet. Zwingli 3, 10; Wackernagel 3, 1, 268
Z. 36. Gw.: Befeſtigen: Schlöſſer, Städte b.;
Einen im Glauben b. Ap. 16, 5; Tieck NovKr. 3, 143;
Befeſtigt .. an den Pflock das Ruder mit der Schlinge. Platen
4, 297; Unſer Held iſt befeſtigt, er kann ſich nicht mehr än-
dern. Fichte Nic. 8; So war er auf ewig gegen die Vermu-
thung befeſtigt und geſichert. 26; Was in ſchwankender Er-
ſcheinung ſchwebt, | befeſtige mit dauernden Gedanken! G.
11, 17; Sich in ſeinen Grillen zu b. 22, 158; Ich muß
dieſen Scherz gleich auf dem Papier b. [firieren]. 23, 90;
Mein unbefeſtigt Herz wird .. erſchüttert. 8, 111; Der Vogt
befeſtigt ſich [ſetzt ſich feſt]. Sch. 531a ꝛc. Befeſti-
gung, f.; –en: Zu neuer B. der alten Lehre. Fichte 7, 351;
Die B. der Stadt ꝛc.; Kriegs-B. (Möſer Ph. 4, 129),
Streit-B., jur. = litis contestatio, die Einlaſſung
des Beklagten in eine Streitſache und Beantwortung
des Thatſächlichen derſelben, vgl.: Krieg Rechtens be-
feſtigen. Leibnitz (Wackernagel 3, 1, 1019). Eīn-:
feſtend einſetzen: Der Wehrfeſter ſelber führt dann im Mün-
ſterlande ſeinen Heuermann dreimal ums Feuer, um ihn ein-
zufeſten. Grube Geogr. 3, 31. Ent-: eine Feſtung
ſchleifen. Jahn M. 285. Er-: Zu der Zeit, in welcher
ſich .. der Menſch phyſiſch und ſittlich zu einem Individuum
erfeſtigt. Danzel 28, zu einem feſten Individuum wird.
Um-: Die Burg rings umfeſtigt von den gewaltigſten ...
Mauern. Hettner grR. 209. Ver-: Einen ver-f., feſt
ſetzen, ins Gefängnis bringen; veralt. auch = verban-
nen, ſ. Brem. Wörterb. 1, 358; ferner: Das in Lehrinhalt,
Lehrform und Kultus verfeſtete, unveränderliche Kirchenthum.
Dieſterweg Päd. 2, IV; Im Ausſchließungswahn verfeſtet und
verſtockt. Rückert 6, 149; Die verfeſteten Bewegungen [in
Züge übergegangene Gebärden]. Sch. 1112b; Volger EE.
421; Kühne Char. 1, 45 ꝛc. Verfeſtnen. Stalder 1,
366. An beiden Seiten ein Stück Holz angemachet und
verfeſtigt. Döbel 2, 125a; 23a; 178a; Sie verfeſtigen
mit Cederbohlen. H. Rel. 7, 62; Nicht um die Geſellſchaft
umzuſtoßen, ſondern im Gegentheil um ſie zu verfeſtigen.
Mundt Kaiſerſk. 2, 158; Kühne Char. 1, 128 ꝛc. Zu-
ſámmen-: Jene in kleinen Zügen zuſammengefeſtete Ver-
ſchloſſenheit des Antlitzes. Laube Band. 1, 72 u. ä. m.