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fegen
Fêgen, 1) tr.: Etwas rein machen, ſäubern, von
Schmutz und Unrath befrein, vgl. das engere „kehren“
(1), z. B.: a) Gold f., läutern. Zach. 13, 9: Jeſ. 1, 25;
[Queckſilber] .. verweilt im Feuer .. und wird darin zu rei-
nem Gold gefegt. Alxinger D. 200; Läuterungsfeuer .., wo-
durch ihn die ewige Liebe von ſeinen Unarten f. wolle. Stil-
ling 3, 42, ſ. Fegefeuer; Wenn er ſie [Amor die Seele]
zuvor, in einem kleinen Bade von Flammen, wohl gerei-
nigt und gefegt. W. 3, 35; Ein Buch f. und ihm eine beſ-
ſere Geſtalt geben. Luther 5, 269b; Es glühet und glinzet
noch nicht Alles, es feget ſich aber Alles. 1, 406b. b) Das
Schwert .. iſt gefeget, daß es blinken ſoll. Heſek. 21, 9 ff.;
Den Panzer f.; auch übertr.: Da der Teufel die Chriſtenheit
lange Zeit wohl gepanzerfegt und gemartert. Luther 6, 483a;
Ungewiſſe, zweifelhaftige, wankende Wort und Rede ſoll man
weidlich panzerfegen, durch die [Korn- ꝛc.] Rolle laufen
laſſen ꝛc. SW. 61, 109; Verroſten, daß ſie kein Teufel im
Fegfeuer erpanzerfegen [ſ. a = reinigen] könnt. Fiſchart
Bien. 271a; 213b ꝛc., ſ. Friſch 2, 38c; heute gw.: Einen
f., tüchtig mitnehmen, durchhecheln, ausſchelten :c.:
Alle Hagel, wie fegt er ſie! Claudius 1, 12; Andre verachten
und f. 13 ꝛc., ſ. Brem. Wörterb. 1, 365, vgl. Ausputzer
ꝛc., ſ. 2. c) Korn f. (ſ. Fege 2); Die Tenne f.
Matth. 3, 12. d) Geſchirr f. [blankſcheuern]. Gotthelf
G. 282; Sch. 198. e) Die Salzpfanne f., den Pfannen-
ſtein mit dem Fegehammerlosſchlagen, förben. f) Die
Naſe f., putzen; Den Magen f., reinigen, ſäubern durch
eine Purganz, ſ. g. g) Kloaken, Graben, Brunnen f.,
vom Koth, Unrath reinigen. h) weidm.: Der
Hirſch fegt, fegt das Gehörn, fegt den Baſt vom Gehörn ab
[ſ. o]. Döbel 1, 5; Das Gefege, der abgefegte Baſt. ebd.
Āhnlich (Landwirthſch.): Die Kuh fegt, wirft nach
dem Kalben die Nachgeburt (das „Gefege“) aus.
i) Kleider f. (mundartl.), mit der Bürſte reinigen.
k) Den Schornſtein f., mit dem Beſen ꝛc. vom Ruß rei-
nigen. l) Einem den Beutel f., leeren; in der Gau-
nerſprache: Schrendefegerin, Diebin, welche Stuben
(Schrenden) ausräumt. Kurz Sonn. 383 und 297 ꝛc.;
Proceſſe ſind rechte Fegebeutel (Sprchw.), vgl. auch Wein-
hold u. Brem. Wörterb. m) metonymiſch [ſ. o]: Einen
f., ausſeckeln, berauben: Die Unterthanen hegen und nicht
f. Weidner 61; Die Bienen f.. die Waben beſchneiden.
n) den Fußboden mit Beſen ꝛc. gründlich reinigen:
Die Stube, den Straßendamm f. ꝛc., auch ohne Obj.:
Muß kochen, f. [Alles rein halten], ſtricken. G. 11, 134ꝛc.
So auch: Der Thauwind .. fegte die Felder. B. 36a; O
hätte mich .. ein Unglücksſturm | in Felſenwüſten oder in die
Fluth des brauſenden Oceanus gefegt! 173a; Der Eisbahn
blankgefegten Marmor. V. 3, 49. o) metonym.: Den
Schmutz aus der Stube f. ꝛc.; Sie feget mit den Händen,
was da ſich Alles regt, | zu Haufen in das Tüchlein [ſcharrt,
rafft es hinein]. Chamiſo 3, 303; Jm windgefegten [vcm
Wind gejagten] Schneegeſtöber. 4, 118; Der Staub.
flog, gefegt [aufgerührt ꝛc.] von Stutenbäuchen. Freiligr|th
1, 132; Der Krieg .. fegte von der Inſel uns | maíc
ſchmucken, kühnen Mann. Garb. 166; Ihre Röcke höher e-
bunden, damit ſie nicht den Staub der Straße fegten. Gutzkow
R. 3, 234; Ein Nebenbuhler mehr wär aus dem Weg zu f.
[räumen]. Mülner 5, 311; Wie Einen der rauhe Krieges-
beſen | fegt und ſchüttelt von Ort zu Ort [umherjagt]. Sch.
321a. 2) intr. (haben und ſein): wie der Beſen,
der Wind über Etwas hinfahren, hinbürſten, ſtreifen,
jagen ꝛc. (ſ. d.): Beduine, der durch die Wüſte fegt. Alexis
H. 2, 1, 129; [Da] fegte die ganze .. Geſellſchaft wie ein
Hagelwetter .. herunter. Brentano Wehm. 104; Acht Kugeln
haben vorbei gefegt. Chamiſſo 3, 186; Der friſche Nord fegt
übern Rhein. Freiligrath 2, 193; [Der Fuchs] mit f–dem
Schwanz. V. 2, 73 ꝛc. 3) tr.: mit einem das durchs
Fegen Bewirkte bez. Obj.: Bahn auf dem Eis f.; Durch
die Feinde fegt er ſich blut’ge Bahn. Reithard 48; Wenn ſie
[die unerbittliche Natur] den Schrecken durch die Erde fegt.
KGroth. 50 ꝛc., vgl. mit bloßer Angabe der Wirkung:
Einen Beſen ſtumpf (oder ab-) f. ꝛc.
Anm. Mhd. vegen, vwrdt. mit vager, ſchön, rein,
engl. fair, altn. fagr (z. B. in dem bekannten Harald Ha(a)r-
fagr), vgl. goth. fagrs, gut, nützlich, das auf „fügen“ hin-
deutet. Fegung z. B. der Straße [1n], ſ. Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: Den Staub von den Büchern;
Die Bücher a.; A–de [1f] Mittel; Der Hirſch fegt den Baſt
vom Gehörn, das Gehörn ab [1h]; Von den Winden wer-
den die ſtaubbedeckten Flächen der Berggipfel abgefegt. Bur-
meiſter gB. 1, 34; Gott wird durch eine lange und ſchwere
Führung alle eure eitle Wünſche ſuchen abzufegen [1a]. Stil-
ling 2, 137 ꝛc.; In der europäiſchen Abfegung und Po-
lierung. Arndt Erinn. 163 ꝛc. Auch = davonfegen[2].
Án-: Schmutz a., fegend an Etwas heranbringen, an-
häufen ꝛc. Aūf-: aufwühlen, z. B.: Schnee aus
den Schluchten (Kinkel Erz. 279), Sand aus dem Abgrund
V. Ov. 2, 224 ꝛc. Aūs-: Den Dreck a. Luther 6, 361a;
Die Ställe a. V. Od. 17, 224; Den Unflath a. Luther 8,
22a; Den Leib a. ebd.; auch ohne Obj. 6, 255a, vgl.
Mark. 7, 19; Leute a., wie man Koth ausfeget. 1. Kön. 14,
10; Herkuliſche Arbeit, mit welcher der Graf eine Anzahl
Protokoll-Bände a. muste. König (Monatbl. 1, 543a); Ih-
res Liebhabers Beutel rein a. Möſer Ph. 2, 258; Tüchtig
werd’ es .. ausgefegt [1c]! Weg den Wuſt [aus dem Korn]!
Uhland 123; An jedem Frühling mir die Galle auszufegen
[1f]. W. HorBr. 2, 228 u. o. Be-: veralt. Fiſchart
B. 121a; Logau 1, 9, 42. Davón- [2]: Sie fegten
davon, wie vom Sturmwind getragen. Willkomm Pomm. 2,
144. I. Dúrch-, tr.: Alles von Anfang bis zu
Ende fegen. II. Durch-: Etwas fegend [2] durch-
ſtreifen: Das ſelber er als Sturm durchfegte, | das wild em-
pörte Meer: Paris. Freiligrath Pol. 2, 41; V. 2, 68 ꝛc.
Ent-: Was des Libyerlands Tennen entfeget ward. V. Hor.
1, 11. Fórt-: Weg-f. Hêr- ꝛc. [1 und 2]:
Warme Windſtöße fegen zwiſchen den Felſenköpfen her. Tſchudi
589; Schwänzelte und fegte [2] .. neben ihm her. Rank
SchM. 122; Zog den Degen, | fing an im Netz herumzu-
fegen. Ramler F. 3, 102 ꝛc.; Fegt hin [2], ihr feiſt genähr-
ten Städtlinge! V. Sh. 3, 38 ꝛc.; Ihr ſeid im Haus nun
Herr; | wer euch nicht folgen will, den eilt hinaus zufegen.
Müllner 5, 145; Daß ſich die Landsmannſchaft .. hinein-
huſtete, hineinfegte ꝛc. IP. 1, 87; Daß mein Manuſkript
von dem Ärmel hinuntergefegt worden wäre. Gutzkow Bl.
1, 194 ꝛc. Nāch-: etwas ſchon Gefegtes fegen ꝛc.
Pánzer- [1b]. Über- (– ⏑–⏑ u. ⏑) über
Etwas fegend hinfahren. Umhêr-: Daß der Doktor
auf dem Tanzboden Keinem nachſtand; er fegte umher. Hack-
länder Handel 1, 229; Wie wurden dieſe Männer in der
Welt umhergefegt [umgetrieben] von dem rauhen Schickſals-
beſen der Revolution. Stahr Par. 2, 18. Vorbēī-,
Vorǖber- [2]. Wég-: Den Schmutz w.; Wie durch
einen Alles w–den böſen Wetterſturm weggeblaſen. Arndt
Erinn. 338, auch = davon-f. Zer-: fegend zerſtö-
ren, Etwas auseinander fegen: Die im Gange die Spu-
ren mit langem Schwanze zerfeget. V. Georg. 3, 59.
Zū-, intr.: nach einer Richtung hin fegen tr.:
Ein Loch z., durch Hineingefegtes zumachen ꝛc. Zu-
ſámmen-: Den Schmutz auf einen Haufen z.; Wie viele
. Werke höchſter Kunſtvollendung hatte der rauhe Kriegsbeſen
hierher zuſammengefegt. Stahr Par. 1, 123 u. a. M.