Faksimile 0427 | Seite 419
Faksimile 0427 | Seite 419
Faust
Fāūst, f.; Fäuste; Fäustchen, lein; -:
1) die geballte Hand; auch die Hand überhaupt, insofern zum Zugreifen, Halten etc. die gekrümmten Finger geschlossen werden: Werden wir endlich eine F. und sind wir nicht mehr die listig vom Feinde auseinandergestückelten Fingerchen? Grabbe Herm. 63; Mit stürmender F. erobert. G. 10, 56; 6, 16; Ich hoffte auf deine F. bei dieser Unternehmung. 9, 105; Riß das schöne Band | mit ehrner F. entzwei. 13, 6; [Dazu] gehören nur ein Paar gesunde Augen und eine firme F. Immermann M. 1, 256; Die ruchlose F. in Freundes Blute baden. Lichtwer 241; Schätze, | die verschwendrisch seine F. verstreute. Platen 4, 290; Kein Recht als das der F. (s. F.-Recht). Reithard 43; Fasst mit starker F. er seinen Speer. W. 11, 113; Zinkgräf 2, 80 etc. Vielfach in stehenden Wendungen und sprchw. Redensarten, z. B.
a) im Nomin.: Das passt, reimt sich, wie die F. aufs Auge, schlecht, gar nicht, vgl.: Einem mit der F. ins Auge schlagen (f).
b) als Obj.: Die F. ballen; Einem die oder eine F. machen, drohend (zunächst mit Püffen), eine F. vor die Nase knüpfen. Stilling 1, 24; 48 offen, Ggstz.: Eine F. im Sack machen, von Einem, der drohen möchte, aber nicht den Muth hat, es offen zu thun. Ferner abhängig von Präpos. (alphab.):
c) Auf eigene F. [Hand, s. d.]. Devrient 3, 231; Kohl J. 1, 197 etc.
d) Sich so aus freier F. gerade acht Mann hoch zu stellen. Rüstow gK. 120, ohne lange Vorbereitung und Überlegung (s. g und h).
e) Besser ein Sperling in der F. als nach einem Kranich in der Luft gaffen. Luther 5, 350b etc.; Ein Pferd in die F. nehmen, es durch Handhaben des Zügels zum Gehorchen nöthigen; Das Pferd liegt schwer in der F. etc., s. g; In die F., ins Fäustchen lachen, sich heimlich boshaft über Etwas freuen. Sir. 12, 19; Forster Br. 2, 226; Ihm in die Fäuste, als ein Kind dem Vater gesehen, und es ihm lassen machen, wie er gewollt. Schweinichen 2, 151 etc.
f) Mit der F. auf den Tisch schlagen; Einen mit der F., mit Fäusten schlagen, ins Auge (s. a); Mit F. und Ferse sich vertheidigen, wehren. W. 19, 226; HB. 1, 1 etc.
g) Das Pferd geht von der F. (s. e), setzt sich auf bloßes Nachlassen des Zügels in Galopp; Die Arbeit geht Einem von der F. [rasch, flink]. HKleist Kr. 68; W. 12, 9; Frisch von der F. weg arbeiten, schreiben. L. 6, 3; 12, 54; 13, 317 (s. d: aus freier F.).
h) Die ersten, die besten Bücher abschreiben lassen, die ihm vor die F. gekommen. L. 8, 489; Vor der F. weg (s. d: aus freier F.). Niebuhr Nachgel. 133. Ferner:
i) als Maßbest., Mz. uv., nam. bei Pferden = ¹ Fuß: Die Größe 16 bis 17 F. Auerbach Gv. 151. k) in Zsstzg.: [Das Erzl, zum Werkzeug umgebildet nun, | zur Doppel-F. G. 10, 277; Nicht Helden-F., nicht Heldenstamm, Geliebte, | ... weiß ich dir zu bieten. 13, 321; Die Jupiter-F., die glühroth von Blitzen .. droht. König Kl. 1, 132; Eine schwarze Riesen-F., sie spannt sich auf, sie krallt sich zu. B. 71b; So setzest du der ewig regen, | der heilsam schaffenden Gewalt | die kalte Teufels-F. entgegen. G. 11, 57 etc. 2) Metallarb.: kleiner Amboß mit glatter Bahn, Etwas darauf auszuschlichten.
Anm. Ahd. fust, urvwdt. lat. pugnus, gr. πύξ.