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Faste
Fáste, f.; –n:
das Fasten und die Zeit desselben: Auf einen starken Rausch nützet eine strenge F. Logau (L. 5, 159); Den Abend vor der F. Opitz 1, 133; Nicht Gelübd’ und F., nur That geklärter | Menschlichkeit ehrt ihn [Gott]. V. 3, 42 und so auch personificiert für die Göttin des Hungers (Fames). V. Ov. 2, 121.
Anm.
1) gew. ist nam. im kirchl. Gebrauch: Die Fasten, sowohl als Ez. wie auch als Mz., was die Enthaltung entw. aller oder doch gewisser nam. der Fleisch- Speisen in einer best. Zeit und diese Zeit selbst bez., bes. die dem Osterfest voraufgehnden 40 Tage, in denen den Katholiken der Genuß der Fleischspeisen verboten ist, z. B. als Ez.: Lasset eine F–n ausschresen. 1. Kön. 21, 9; 12; Ap. 27, 9; In der F–n Fleisch erschmackt. Fischart B. 38b; Da deutet er, was er eine rechte F–n heiße, nämlich nicht die Kinder-F–n, ja Lügen-F. etc. Luther 6, 477a; Fiel auch zugleich die alte heuchlerische F–n sammt der Faßnacht. Matthe- sius 206b und übertr.: Die Schwerter fasten ist nun aus. Tieck 2, 124 [es geht zum Kampf, wo die Schwerter Blut trinken] etc.; als Mz.: Zach. 8, 19 u. o.; Er gehört zu den Menschen, von welchen man nicht weiß, ob man sie in den F–n genießen darf [ob sie Fisch oder Fleisch sind]. Börne 2, 454; Jch halte meine 40tägigen F. G. 10, 18; 6 etc. Sehr oft aber ist die Zahl nicht erkennbar: Den [Tag] vor F., wo’s am tollsten geht, | wo man ohne Rasten sich mit Liebchen dreht. G. 6, 78 (s. Fasching und Anm.); Vielleicht schon kommende F. Platen 7, 5; Der mästete sich, Jener hielt die F. 3, 10 etc. Hierzu Zsstzg., nam. Frōhn-, Göld-, Wēīh-F. = Quatember (s. d.), personificiert bei Fischart B. 49b: Die liebe Frau Faßnacht und den Jungherren [Junker] von Frohnfasten; Mánn-, Állermanns-F., allgemeine Fasten; Mitt-F., die Mitte der Fastenzeit: Das Lied, damit unser Kinder zu Mitterfasten den Antichrist austreiben wie man etwa den Tod etc. Matthesius Luth. 168b. Daneben auch der subst. Inf.: Das Fásten, freilich auch in allgemeinerem Sinn, z. B.: Was hilft ihm sein F.? Sir. 34, 31; Jes. 58, 5 u. o.; Mir däucht wohl ganz recht, | das Beten und F. bekomme nicht schlecht. B. 66a; Der Bischof hält ein F. Schwab (Echtermeyer 109); Ließest ein F. ausschreiben. Sch. 107a etc. So auch: Wußte mich nach dem heutigen Halb-F. wieder zu erquicken. G. 20, 249.
2) Das Wort bez. urspr. wie das entsprechende lat. observantia das Festhalten und Beobachten der kirchlichen Vorschrift, wie schon goth. fastan = halten, beobachten.